Wilder Mann

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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1) Wilder Mann, Wilde Männer (und Wildfrauen) existieren in den Sagen vieler Kulturen, teils als Wesen einer noch nicht zivilisierten Natur, teils als menschenähnliche Wesen einer natürlichen Parallelwelt. Diese prüfen die Menschen, sie können hilfreich wie auch schädigend bzw. strafend sein oder die Lebensräume der Menschen vor Bedrohungen schützen. Die Wilden Frauen suchen oft die Gesellschaft der Menschen, verlieren dabei aber, etwa wenn sie sich in einen Mann verlieben, ihre Zauberkräfte.

2) Zwischen Hochmittelalter und Barock waren Darstellungen des behaarten W.M.es als Schildträger und Wappenhalter von Herrschern (u.a. Prunkwagen von Kaiser Ferdinand III., 1452, Universalmuseum Joanneum, Graz), Städten, Zünften oder Grabsteinen (z.B. Wolf Haunsperg, 1564, Stiftskirche Laufen) sowie als Münzbild (ausgehend vom Aureus des Kaiser Maximinanus I., 286-305) beliebt. Sie gehörten, im Zuge der Rezeption antiker Emblematik und Mythologie, zum allgemeinen Bildungsgut. In der Renaissance fanden diese Figuren als typisierte Allegorien Eingang in die höfischen Fest- und Faschingsaufzüge, etwa in Venedig. Eine der ältesten Nennungen ist der Stabtanz der deutschsprachigen Kaufleute in Venedig, in W.M.-Kostümen, 1517, beim Faschingsball im Dogenpalast. Von dort ausgehend wurden sie weithin rezipiert(u.a. 1616-1618 unter Erzbischof Markus Sittikus). Als Qualitäts- und Markenzeichen erscheint der W.M. mit Wappen und Krone auf der Sorte Notenpapier der Papiermühle in Lengfelden bei Salzburg zwischen 1723 und 1780; darauf wurde u.a. das "Notenbuch für Maria Anna Mozart", 1759, geschrieben. Ein satyrartiger "Forstteufel" steht als Gartenplastik im Hellbrunner Schlosspark, als Zeugnis der Vorliebe des Barock für die Groteske. Im Laufe des 18. Jh.s fanden die Typen und Masken höfischer Faschingsumzüge Eingang in die Umzüge am Lande, darunter auch W.M. in Moos-, Zapfen-, Laub- und Fellkostümen.

3) Der W.M.-Brunnen beim Furtwänglerpark in der Stadt Salzburg setzt sich zusammen aus Teilen des Brunnens von 1508-1528, aus einer Säule von 1556 und der Brunnenfigur. Diese Bronzefigur von 1610/1620 zeigt einen von nassem Fell (nicht Schuppen!) bedeckten W.M. mit Blätterschurz, Blätterkranz und Baumdürrling, der das Salzburger Stadtwappen hält. Der W.M. lässt sich mit dem Federriss für ein Fenster der Kleinbasler Zunft von H.Holbein d.J., 1528-1532, vergleichen (Britisch Museum). Der W.M.-Brunnen wurde einst beim Niederleghof am Gries erbaut (Mautstelle für Fernhändler). Von 1661 bis 1937 stand er als „Fischmarktbrunnen“ (daher Brunnensegmente mit Metalldeckeln als Fischkalter) am Gries. Seit der Sachregulierung 1864 ist dort ein Gasthof, (heute Passage bei Griesgasse 17) der seit 1884 „Zum Wilden Mann“ benannt ist. Der Sage nach soll sich der W.M. während des Mittagläutens am Karfreitag (das es bei katholischen Kirchen nicht gibt) einmal um sich selbst drehen. U.Ka.

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