Hafnerkunst

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Prunkofen der Goldenen Stube (1501)

Im 16. und 17. Jahrhundert war Salzburg neben Nürnberg ein Zentrum der Hafnerkunst im deutschsprachigen Raum. Das Vorkommen guter Tonerden (Zeller und Haunsberger Erde) begünstigte die Entstehung zahlreicher Werkstätten in der Stadt Salzburg und in Hallein. Der Prunkofen der Festung Hohensalzburg von 1501 wird der künstlerisch hochstehenden Halleiner Zunft zugeschrieben.

Mitte des 16. Jahrhunderts begann unter dem Einfluss wandernder Nürnberger Hafnermeister in Salzburg ein neuerlicher Aufschwung der Hafnerkunst. Bis zum Ende des Jahrhunderts traten Thomas und Friedrich Strobl mit bunt glasierten Öfen in den Vordergrund. Schon ab 1442 lässt sich eine Namensliste der Salzburger Hafner und Gesellen zusammenstellen, wobei auffällt, dass der Großteil der Hafnergesellen aus dem Ausland, d.h. Bayern, Schwaben und den habsburgischen Erblanden, zugewandert war. Neben Ofenkacheln entstand in den Werkstätten der Steingasse – nahe der Salzach und damit dem für die Herstellung benötigten Wasser – auch Gefäßkeramik wie Plutzer (Tonkrüge), Geschirr, Tintenzeug, Weihwassergefäße etc.

Die Fliesenerzeugung der Salzburger Hafner brachte in der Zeit um 1600 Salzburg den Ruhm eines „deutschen Faenza“ ein. Hans Kapps leuchtende Fliesenverkleidungen der Gabrielskapelle im Sebastiansfriedhof (Friedhöfe), des Badezimmers im Neugebäude und im Schloss Hellbrunn belegen bedeutende Salzburger Hafnerkunst auf diesem Gebiet.

Die erste Hafnerordnung für die Stadt Salzburg entstand zwischen 1495 und 1505; Erzbischof Johann Jakob von Kuen-Belasy erließ am 23. August 1578 eine weitere Hafnerordnung, die Leben, Ausbildung und Gewerbe regelte; es folgten die Hafnerordnungen von 1619, 1655 und 1755. Schutzpatron der Hafner ist der hl. Sebastian, jährlich wurden ein Zechmeister und zwei Geschworene Meister gewählt.

Die Abgrenzung gegen Oberösterreich und speziell gegen die Konkurrenz aus dem Hausruck war streng, ein Verkauf z.B. von grünen oder schwarzen Öfen bei den beiden für Ausländer zugelassenen Jahrmärkten war verboten. Die Witwe nach einem Meister konnte noch ein Jahr den Betrieb selbstständig weiterführen; sie heiratete dann zumeist den ersten Gesellen, um Gerechtsame und Haus zu behalten. Schon 1524 bestand ein „Häfenmarkt am Rinderholz“, dem „vorspringenden Bau“ der Residenz gegen den Marktplatz. 1627–42 war im Rathaus ein Verkaufsladen für „Irdenware“ eingerichtet.

Die Grenzen in den Produktionen zwischen Hafnern und Keramikern sind stets fließend, so produzierte auch Thomas Obermillner zu Ende des 17. Jahrhunderts vermutlich Öfen. Neben den Hafnerwerkstätten der Stadt Salzburg, die im wesentlichen bis ins späte 18. Jahrhundert tätig waren, ist als Zentrum für das Land die Hafnerzeche von Hallein anzusehen, der die Zünfte von Radstadt, Mauterndorf, Tamsweg, Golling, St. Johann im Pongau, Grödig, Berchtesgaden und Laufen angehörten. Als bedeutende Werkstatt, die bis in unsere Zeit reicht, ist die in Radstadt beheimatete Hafnerei der Firma Fiala anzusehen; sie fußt auf einer jahrhundertealten Tradition.

Lit.:

  • C. Svoboda: Der Spottofen – Bibliotheca Vulcana consecrata. In: KdM, Jänner 2003.
  • Hans Hagen und Johanna Hottenroth: Die Radstädter Keramik. Eigenverlag. Scheibbs 2002. ISBN 9783950141214
  • G. Ammerer: Salzburger Hafnerchronik. Salzburg 1987.
  • C. Svoboda: Alt-Salzburger Hafnerkunst. Kat. SMCA 1981.
  • R. Franz: Der Kachelofen. Graz 1969.

Ch.S.