Salzburger Festspiele

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Idee und Vorgeschichte

Die Musikfeste des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts bildeten die Basis für den sich langsam konkretisierenden Festspielgedanken. Signalwirkung hatte das erste Mozart-Musikfest anlässlich der Enthüllung von Ludwig Schwanthalers Mozart-Denkmal im September 1842, ebenso die festlich begangene Feier von Mozarts 100. Geburtstag im Jänner und September 1856. Die während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in lockerer Folge veranstalteten Musikfeste (1877, 1879 und 1891) nahmen zusehends Festspielcharakter an – dies v.a. unter dem Eindruck des sich in Bayreuth realisierenden Festspielgedankens Richard Wagners.

Neben dem immer reichhaltigeren Konzertprogramm gab es nun auch vereinzelt Aufführungen von Mozart-Opern, zumeist als Gastspiele der Wiener Hofoper. Regelrechte Festspiele von zweiwöchiger Dauer fanden 1906 zu Mozarts 150. Geburtstag statt. Ein Wiener Hofopern-Gastspiel mit Figaros Hochzeit unter Gustav Mahler sowie Lilli Lehmanns Don Giovanni-Produktion, daneben Konzerte, u.a. mit den Wiener Philharmonikern unter Richard Strauss, deuteten bereits programmatisch auf künftige Schwerpunktsetzungen der Festspiele hin.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrach nur vorübergehend die in Gang gekommene Entwicklung. Promotoren der Festspielidee waren während dieser Zeit v.a. der Salzburger Friedrich Gehmacher und der Wiener Musikschriftsteller Heinrich Damisch, der auch ein erstes Festspielprogramm formulierte. 1917 wurde die Salzburger Festspielhausgemeinde gegründet, zunächst in Wien, dann auch in Salzburg. Max Reinhardt, unterstützt von Hugo von Hofmannsthal, entwarf ein Exposé für die Salzburger Festspiele. Die Salzburger Festspielhausgemeinde berief im August 1918 einen Kunstrat, dem zuerst Max Reinhardt, Richard Strauss, Franz Schalk, bald auch Hugo von Hofmannsthal und Alfred Roller angehörten. Hofmannsthal veröffentlichte 1919 seinen Aufruf zum Salzburger Festspielplan und stellte in einem Programm Oper und Schauspiel ins Zentrum der Festspielidee.

Schwieriger Auftakt und erste Konsolidierung (1920–1937)

De facto begonnen haben die Salzburger Festspiele mit der denkwürdigen Aufführung von Hofmannsthals Jedermann am 22. August 1920, die Max Reinhardt genial vor dem Dom inszenierte. Nachkriegsnot, Inflation und Provinzialismus gefährdeten in den ersten Jahren die Entwicklung der Salzburger Festspiele. Nennenswerte Erfolge waren damals vorwiegend Schauspiel-Inszenierungen Reinhardts: 1922 die Uraufführung von Hofmannsthals Das Salzburger große Welttheater in der Kollegienkirche (Karl Kraus pointiert darüber: „Ehre sei Gott in der Höhe der Preise“), 1923 Molières Der eingebildete Kranke, zuerst im Schloss Leopoldskron, dann im Stadttheater (Theater). 1925 wurde das provisorisch eingerichtete Festspielhaus zum Schauplatz von Hofmannsthals Salzburger Welttheater, Karl Vollmoellers Das Mirakel und Max Mells Das Apostelspiel. Die dominierende Persönlichkeit Reinhardts, aber auch ökonomische Gegebenheiten bedingten zwar zunächst, dass das Schauspiel im Zentrum der Programmgestaltung lag, doch änderte sich dies im Verlauf der Geschichte zusehends zugunsten der Oper.

Die erzbischöflichen Hofstallungen mit Sommer- und Winterreitschule wurden von Eduard Hütter 1925 erstmals als Festspielhaus adaptiert. 1926 wurde dieses Festspielhaus von Clemens Holzmeister umgebaut, der die Winterreitschule mit einbezog; Anton Faistauer schuf Fresken für das Foyer.

Landeshauptmann Franz Rehrl unterstützte die Salzburger Festspiele in den nächsten Jahren finanziell; 1928 setzte er ein Landesgesetz über einen Fonds zur Förderung des Fremdenverkehrs durch, der zur Finanzierung der Salzburger Festspiele beitrug. Als sich die Salzburger Festspiele allmählich stabilisierten, wurden die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1929 und die politischen Einflüsse (1933 die sogenannte 1.000-Mark-Sperre; 1934 der Mord an Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und der zunehmende Einfluss Hitler-Deutschlands) spürbar. So kam 1934 Richard Strauss erst nach Widerständen an seinem 70. Geburtstag zu seiner Elektra nach Salzburg. Arturo Toscanini dirigierte 1936 Wagners Die Meistersinger von Nürnberg, die er nicht mehr in Bayreuth dirigieren wollte. Reinhardts berühmte Faust-Inszenierung wurde von 1933 bis 1937 in der Felsenreitschule (ehemals Sommerreitschule) aufgeführt. Der neuerliche Festspielhausumbau mit Drehung der Bühne durch Clemens Holzmeister war bis Sommer 1937 abgeschlossen.

Salzburger Festspiele unter der NS-Herrschaft 1938–1945

Ab 1938 herrschten andere Gesetze und das künstlerische Profil wandelte sich. Sichtbares Zeichen dieses Wandels war die sofortige Absetzung des Jedermann. 1942 wurde mit Clemens Krauss eine Generalintendanz eingerichtet, was auch die Auflösung der Salzburger Festspielhausgemeinde zur Folge hatte. 1943 und 1944 fand das Festival unter dem Namen Salzburger Theater- und Musiksommer statt. Die öffentliche Generalprobe der Oper Die Liebe der Danae von Richard Strauss war die letzte Aufführung vor Ausrufung des „totalen Krieges“.

Neubeginn 1945 und Leitlinien

Der Neubeginn der Salzburger Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg wurde wieder mit einem Stück Hofmannsthals, Der Tor und der Tod, am 14. August 1945 im Mozarteum, eingeleitet. Als Leitlinien haben sich im Verlauf der Salzburger Festspielgeschichte von Anfang an als bestimmend erwiesen: Priorität kommt dem Opernschaffen Mozarts zu, unmittelbar gefolgt von Strauss’ musikdramatischem Werk sowie den großen Opern der Musikliteratur.

Opernaufführungen 1922–2001

Karl Böhm (1961)

Erste Opernaufführungen fanden im Rahmen der dritten Salzburger Festspiele statt. Bei diesen 1922 aufgeführten vier Mozart-Opern – Don Giovanni, Così fan tutte, Le nozze di Figaro und Die Entführung aus dem Serail – unter den Dirigenten Franz Schalk und Richard Strauss handelte es sich, wie zumeist in den ersten Festspielsommern, um Gastspiele der Wiener Staatsoper. Mozarts italienische Opern gelangten dabei zunächst in deutscher Übersetzung zur Aufführung, bis Bruno Walter und Arturo Toscanini ab den 1930er-Jahren dazu übergingen, die Werke in der italienischen Originalfassung zu spielen und zum Teil mit führenden italienischen Sängern zu besetzen. Unter den drei Da-Ponte-Opern nimmt Figaro eine Spitzenstellung ein: Das Werk stand bislang unter Dirigenten wie Clemens Krauss, Karl Böhm, Wilhelm Furtwängler, Hans Knappertsbusch, Herbert von Karajan – und in Inszenierungen von Lothar Wallerstein, Walter Felsenstein, Oscar Fritz Schuh, Gustav Rudolf Sellner, Jean-Pierre Ponnelle – auf dem Programm. Besonders hervorzuheben sind die legendäre Schuh-Neher-Inszenierung von Così fan tutte der 1950er-Jahre unter Böhm im Hof der Residenz und jene von Günther Rennert bzw. Michael Hampe, die dem Werk lange einen festen Platz im Salzburger Festspielprogramm sicherten.

Stilbildende Wirkung erlangte auch Don Giovanni, in Salzburg durch bedeutende Sängerpersönlichkeiten wie Ezio Pinza, Mariano Stabile, Paul Schöffler, Hans Hotter, Tito Gobbi, Cesare Siepi, Nicolai Ghiaurov interpretiert, unter der exemplarischen musikalischen Leitung von Dirigenten wie Bruno Walter, Hans Knappertsbusch, Wilhelm Furtwängler, Dimitri Mitropoulos, Herbert von Karajan sowie in Inszenierungen von Lothar Wallerstein, Karl Heinz Martin in den Bühnenbildern Oskar Strnads sowie mit Herbert Grafs Inszenierung in der Felsenreitschule mit Clemens Holzmeisters Don Giovanni-Stadt (1953). Ähnliches gilt für Die Entführung aus dem Serail mit ihrer vielbeachteten Inszenierung durch Giorgio Strehler (1965) sowie die Aufführung im reizvollen Ambiente des Residenzhofes 1997 (musikalische Leitung: Marc Minkowski, Regie: François Abu Salem).

Spät fand Die Zauberflöte ihren Platz im Salzburger Festspiele-Programm. Nach einer umstrittenen Inszenierung Lothar Wallersteins (1928) wurde erst mit der Inszenierung von Herbert Graf (1937) und unter der musikalischen Leitung von Arturo Toscanini der Bann gebrochen. Vielbeachtete Inszenierungen der Nachkriegs-Festspiele – etwa Herbert Grafs szenische Realisierung in der Felsenreitschule 1955 in der Ausstattung Oskar Kokoschkas (Dirigent: Georg Solti) und Jean-Pierre Ponnelles Inszenierung von 1978 (Dirigent: James Levine) – sicherten dem Werk seine zentrale Position im Repertoire. Mit Achim Freyer wurde Die Zauberflöte von einem bildenden Künstler als Regisseur und Ausstatter in Personalunion gedeutet.

Eher selten gespielt wurden Idomeneo (erstmals 1951; Dirigent: Georg Solti, Inszenierung: Josef Gielen, Ausstattung: Caspar Neher) und v.a. La clemenza di Tito (erstmals 1949). Während der Präsidentschaft von Bernhard Paumgartner (1960 bis 1971) kam es zur Einbeziehung von Mozarts Jugendopern in das Programm: La finta semplice (1960), La finta giardiniera (1965), Lucio Silla (1964), Ascanio in Alba (1967), Zaide (1968), Bastien und Bastienne (1969) und Mitridate (1971).

Alfred Roller, Selbstportrait (1921)

Als erste Oper von Richard Strauss gelangte 1926 Ariadne auf Naxos bei den Salzburger Festspielen zur Aufführung (Dirigenten: Richard Strauss und Clemens Krauss). Der Rosenkavalier, der sich in Salzburg besonderer Beliebtheit erfreut, stand 1929 (Clemens Krauss, Lothar Wallerstein / Alfred Roller) erstmals auf dem Programm. 1960 wurde mit dieser Oper das Große Festspielhaus eröffnet. Dirigent dieser Gala-Aufführung war Herbert von Karajan (Inszenierung Rudolf Hartmann, Ausstattung Teo Otto / Erni Kniepert). Die 1944 für die Salzburger Festspiele geplante Uraufführung der Strauss-Oper Die Liebe der Danae, die kriegsbedingt abgesagt werden musste, wurde erst nach dem Tod des Komponisten 1952 unter Clemens Krauss realisiert. Die meisten Strauss-Opern haben Eingang in den Spielplan der Salzburger Festspiele gefunden: Die Frau ohne Schatten (ab 1932), Die ägyptische Helena (ab 1933/34), Elektra (ab 1934), Arabella (ab 1942), Capriccio (ab 1950), Die schweigsame Frau (ab 1959), Salome (ab 1977/78).

Von den Standardopern hat v.a. Ludwig van Beethovens Fidelio einen festen Platz im Festspielrepertoire. Christoph Willibald Glucks Opern Orfeo ed Euridice und Iphigenie in Aulis waren während der ersten Phase der Salzburger Festspiele häufiger im Programm zu finden. Oscar Fritz Schuhs Inszenierung von Orfeo ed Euridice 1948, unter der Stabführung von Herbert von Karajan, war zudem die erste Opernaufführung in der Felsenreitschule. Auch Carl Maria von Webers Freischütz, Euryanthe und Oberon fanden sich hauptsächlich in der Zwischenkriegszeit auf dem Programm.

Mit Ausnahme der legendären Falstaff Aufführungen der 1930er-Jahre unter Arturo Toscanini mit Mariano Stabile in der Titelpartie stammen alle Verdi-Inszenierungen der Salzburger Festspiele aus der Nachkriegszeit: Otello (1951 Furtwängler / Graf / Hlawa; 1970 Karajan / Günther Schneider-Siemssens), Don Carlo (1958 Karajan / Gründgens / Neher; ab 1975 Karajan / Schneider-Siemssen), außerdem wiederum Falstaff (ab 1957), Simone Boccanegra (1961), Il Trovatore (1962), Macbeth (1964) und Aida (1979), meist unter der musikalischen und szenischen Leitung Herbert von Karajans und in der Ausstattung Schneider-Siemssens.

Boris Godunow (1965)

In den 1930er-Jahren erlebten auch Wagners Tristan und Isolde unter Bruno Walter (1933–36) und Die Meistersinger von Nürnberg unter Toscanini (1936/37; 1938 Wilhelm Furtwängler) glanzvolle Aufführungen. Besonderen Anklang fanden aber auch Werke wie Gioachino Rossinis Il barbiere di Siviglia, Gaetano Donizettis Don Pasquale, Georges Bizets Carmen und Jacques Offenbachs Les contes d’Hoffmann, ebenso Opernraritäten wie Hugo Wolfs Corregidor (1936) und Modest Mussorgskijs Boris Godunow (1965).

Opernhistorische Kostbarkeiten im Repertoire der Salzburger Festspiele waren die über längere Dauer gespielte Kirchenoper von Emilio de Cavalieri Rappresentatione di Anima e di Corpo (1968–73), Georg Friedrich Händels Jephta und Saul, Joseph Haydns Die Welt auf dem Mond sowie das Opernwerk Claudio Monteverdis.

Dantons Tod (1949) mit Peter Klein, Julius Patzak, Trude Ballasch, Mathieu Ahlersmeyer, Gisela Thury

Die Salzburger Festspiele der Nachkriegszeit widmeten sich aber auch Werken wie Alban Bergs Wozzeck, Hans Pfitzners Palestrina, Bela Bartóks Herzog Blaubarts Burg, Benjamin Brittens Raub der Lukrezia. Bedeutsam wurde hier v.a. die Serie von sehr knapp aufeinander folgenden Opern-Welturaufführungen bis 2001: 1947 Dantons Tod von Gottfried von Einem, 1948 Der Zaubertrank von Frank Martin, 1949 Antigonae von Carl Orff, 1952 Die Liebe der Danae von Richard Strauss, 1953 Der Prozeß von Gottfried von Einem, 1954 Penelope von Rolf Liebermann, 1955 Irische Legende von Werner Egk, 1957 Die Schule der Frauen von Rolf Liebermann, 1958 Vanessa von Samuel Barber (europäische Erstaufführung), 1959 Julietta von Heimo Erbse, 1960 Mysterium von der Geburt des Herrn von Frank Martin (szenische Erstaufführung), 1961 Das Bergwerk zu Falun von Rudolf Wagner-Régeny, 1966 Die Bassariden von Hans Werner Henze, 1973 De temporum fine comoedia, Carl Orffs letztes szenisches Werk, 1981 Baal von Friedrich Cerha, 1984 Un Re in ascolto von Luciano Berio, 1986 Die schwarze Maske von Krzysztof Penderecki, 1987 Fürst von Salzburg – Wolf Dietrich von Gerhard Wimberger. Diese Uraufführungen entstanden zumeist als Koproduktionen mit der Wiener Staatsoper.

Sprechtheater

Auf dem Gebiet des Sprechtheaters der Salzburger Festspiele bereichern Uraufführungen von Dramen das gängige Repertoire, indem sie betont Neues in den Bereich der Tradition setzen. Den Anfang markierte die Uraufführung von Hofmannsthals Das Salzburger große Welttheater (1922). Es folgten zwei Uraufführungen von Fritz Hochwälder: Donnerstag (1959), Lazaretti oder der Säbeltiger (1975) und Dieter Fortes Cenodoxus nach Jakob Biedermann (1972) und Tod eines Jägers (1977) von Rolf Hochhuth.

Aufsehenerregend waren die fünf Uraufführungen von Werken von Thomas Bernhard: Der Ignorant und der Wahnsinnige (1972), Die Macht der Gewohnheit (1974), Am Ziel (1981), Der Theatermacher (1985) und Ritter, Dene, Voss (1986). Internationale Aufmerksamkeit erzielte Peter Handkes dramatisches Gedicht Über die Dörfer, das Wim Wenders 1982 in der Felsenreitschule inszenierte. Außer den Uraufführungen sind auch die deutschen Erstaufführungen internationaler Dramatiker von theatergeschichtlicher Bedeutung, auch als Beitrag der Salzburger Festspiele zum Europa-Studio: Eugene O’Neill Alle Reichtümer der Welt (1965), Fast ein Poet (1957) und Hughie (1960), Leo Lehmanns Der Ostwind (1967) und Spiel um Job (1958) von Archibald Macleish.

Tanz und Ballett

Von Anbeginn an nahmen Tanz und Ballett eine besondere Stellung im Musik- und Theaterschaffen der Salzburger Festspiele ein. In der Anfangsphase schufen, angeregt durch Max Reinhardt, v.a. Repräsentantinnen der damals neuen Ausdruckstanzbewegung (z.B. Grete Wiesenthal, Margarete Wallmann) Choreografien zu Tanzproduktionen, Schauspiel und Oper. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten internationale Ballettensembles und Choreografen spezielle Akzente (u.a. George Balanchine und das New York City Ballet, John Neumeier und das Hamburger Ballett, die Martha Graham Dance Company New York).

Konzerte

Konzerte (instrumental/vokal, geistlich/weltlich) spielten bereits bei den Musikfesten des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts eine wesentliche Rolle. Sie sind auch von Anbeginn im Repertoire der Salzburger Festspiele konzeptionell verankert. Bereits im zweiten Festspielsommer (1921) standen Orchesterkonzerte, Kammerkonzerte, Serenaden und Konzerte mit geistlicher Musik auf dem Programm. Waren die Orchesterkonzerte zunächst fast ausschließlich eine Domäne der Wiener Philharmoniker, so traten Ende der 1950er-Jahre auch bekannte ausländische Orchester, v.a. die Berliner Philharmoniker, aber auch das Concertgebouw-Orchester, die Staatskapelle Dresden hinzu. Kammer- und Solistenkonzerte bzw. Liederabende wurden bereits in der Anfangsphase der Salzburger Festspiele zu einem beliebten Forum internationaler Kammermusikvereinigungen und renommierter Instrumental- und Vokalsolisten.

Die Mozart-Serenaden, für die Bernhard Paumgartner bereits in den 1920er-Jahren reizvolle Aufführungsorte (Felsenreitschule, Residenz) erprobte, sowie die von ihm 1949 initiierten Mozart-Matineen sind die eigentlichen Konstanten des Festspielkonzertsommers. Das Mozarteumorchester sowie die von Paumgartner gegründete und von Sándor Végh weitergeführte Camerata Salzburg sind Hauptträger dieser Veranstaltungen.

Auch die Konzerte geistlicher Musik in Salzburgs Kirchen, im Mozarteum oder in der Aula Academica waren eine Domäne Salzburger Musikvereinigungen (Mozarteumorchester, Chor und Orchester der Dommusik unter Joseph Messner) mit auswärtigen und heimischen Sängern als Solisten. Das Konzertrepertoire legte den Schwerpunkt auf die Mozartpflege und die große klassische und romantische Konzertliteratur. Daneben boten die Salzburger Festspiele zunächst – wenn auch nur in vergleichsweise bescheidenem Rahmen – ein Forum für die gemäßigte Moderne, gelegentlich auch für das Experiment.

Heinrich Puthon (Präsident 1926–38 und 1945–60)

Der Rosenkavalier (1960 )

Heinrich Puthon wurde unmittelbar nach Kriegsende 1945 wieder mit diesem Amt betraut, sicherte mit den Festspielgesetzen von 1928 und 1950 die finanzielle Basis, pflegte engen Kontakt mit den Landeshauptleuten Franz Rehrl und Josef Klaus und erlebte 1960 im hohen Alter von 88 Jahren die Vollendung des Großen Festspielhauses, das mit dem Rosenkavalier von Richard Strauss unter Herbert von Karajan am 26. Juli 1960 eröffnet wurde. In Puthons Ära war Herbert von Karajan ab 1956 künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele

Bernhard Paumgartner (1960–71)

Bernhard Paumgartner hatte sich besonders der Mozart-Pflege verschrieben. 1961 gründete er den Verein der Freunde der Salzburger Festspiele, dessen großzügige finanzielle Unterstützung bis heute viele Produktionen ermöglicht. 1964 wurde Herbert von Karajan ins Direktorium berufen und verantwortete weiterhin mit großem Erfolg das künstlerische Programm des exklusiven Festivals. Ab 1961 war Ernst Haeussermann als Direktoriumsmitglied für das Schauspiel zuständig.

Josef Kaut (1971–83)

Josef Kaut initiierte die Zusammenarbeit Thomas Bernhards mit den Salzburger Festspielen; 1972–86 wurden fünf seiner Dramen dort uraufgeführt. Gerhard Wimberger und Otto Sertl setzten im Konzertprogramm auf eine stärkere Akzentuierung der zeitgenössischen Musik.

Albert Moser (1983–91) und Ende der Ära Karajan (1989)

Während der Präsidentschaft Albert Mosers und des ihm zur Seite stehenden Direktoriums wurde nicht nur die Pflege des klassischen Opernrepertoires, sondern auch die bereits zur Tradition gewordene Pflege zeitgenössischen Musiktheaters fortgesetzt. Die Zusammenarbeit mit Salzburger Institutionen umfasst Koproduktionen mit den Osterfestspielen, später den Pfingstfestspielen Salzburg, der Internationalen Stiftung Mozarteum, der Internationalen Sommerakademie des Mozarteums, dem Salzburger Landestheater (Theater) und dem Salzburger Marionettentheater.

1988 legte Herbert von Karajan seine Funktion im Festspieldirektorium zurück. Sein Tod am 16. Juli 1989, elf Tage vor Beginn der Festspielsaison, markierte das Ende einer Ära, in der die Salzburger Festspiele nicht nur auf kultureller Ebene, sondern auch im internationalen Gesellschaftsleben zum Top-Ereignis avanciert waren.

Reform und neues Direktorium

Am 20. Oktober 1989 beschloss das Kuratorium der Salzburger Festspiele eine umfassende Reform und setzte mit der Berufung von Hans Landesmann, Gerard Mortier und Heinrich Wiesmüller ein neues Direktorium ein. Als Novum gilt ein Kuratoriumsbeschluss des Jahres 1990 mit dem Votum für eine längerfristige Zusammenarbeit mit internationalen Firmen als Sponsoren. Ab Herbst 1991 nahm das neubestellte Direktorium seine Arbeit auf: Gerard Mortier wurde künstlerischer Leiter, Hans Landesmann fungierte als organisatorisch-kaufmännischer Leiter und Konzertreferent, Heinrich Wiesmüller wurde zum Präsidenten bestellt. Peter Stein übernahm die Leitung des Bereichs Schauspiel, das durch ihn eine neue Akzentuierung erfuhr.

Gerard Mortier (1992–2001)

Saint François d’Assise (1992)

Die Ära Mortier, die im Festspielsommer 1992 begann, setzte sowohl auf dem Gebiet des Sprechtheaters als auch der Oper spezielle Akzente. Peter Stein startete in diesem Jahr in der Felsenreitschule seinen Shakespeare-Römerdramenzyklus mit Julius Cäsar, Peter Sellars inszenierte Olivier Messiaens Saint François d’Assise (Dirigent: Esa Pekka Salonen), Luc Bondy inszenierte Salome von Richard Strauss (Dirigent: Christoph von Dohnányi), Claudio Abbado hatte die musikalische Leitung von Leoš Janáčeks Aus einem Totenhaus inne.

Die Oper des 20. Jahrhunderts war fortan ein wesentlicher Programmschwerpunkt der neuen Ära, wobei es gelang, das Interesse des Publikums konstant zu steigern, etwa im Jahr 1998 mit Aufführungen von Leoš Janáčeks Katja Kabanová, Kurt Weills Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny und Olivier Messiaens Saint François d’Assise an insgesamt 17 Abenden mit stetig wachsenden Zuschauerzahlen, wodurch eine zunehmende Akzeptanz der Oper des 20. Jahrhunderts registriert wurde. Hierdurch ermutigt wurde der Festspielsommer des Jahres 1999 mit einer Opernuraufführung eröffnet, mit Luciano Berios für die Felsenreitschule komponierter azione musicale Cronaca del luogo, und 2000 fand die Uraufführung der Oper L’amour de loin von Kaija Saariaho ebenfalls in der Felsenreitschule positive Aufnahme. In diesen Jahren boten u.a. Gedenkjahre Anlass zu programmatischen Schwerpunktbildungen. Das reichhaltige Mozartprogramm des Jahres 1991 (200. Todesjahr Mozarts) umfasste insgesamt sieben Mozartopern und John Neumeiers Requiem-Choreografie in der Felsenreitschule.

Im Monteverdi-Jahr 1993 kam es u.a. zu einer vielbeachteten Aufführung von L’incoronazione di Poppea (Harnoncourt/Flimm).

Auch andere spezielle Schwerpunktsetzungen boten Raum zu sinnvoller dramaturgischer Strukturierung des Repertoires: Dies gilt für die Strawinsky-Retrospektive 1994 mit u.a. The Rake’s Progress (Cambreling/Mussbach/Immenhoff), L’histoire du soldat (Die Geschichte vom Soldaten) und Oedipus Rex. Die Themensetzung Faust und Don Juan fand sich im Jahr 1999 durch Aufführungen von Don Giovanni neben Alban Bergs Lulu, Ferruccio Busonis Doktor Faust und Hector Berlioz’ La Damnation de Faust im Programm der Salzburger Festspiele.

Die Fixpunkte Mozart und Strauss blieben fester Bestandteil der Festspieldramaturgie, während gelegentlich regietheatrale Neuerungskonzepte Diskussionsstoff boten – wie besonders eklatant 2001 mit der Neuinszenierung der Operette Die Fledermaus von Johann Strauß im letzten Jahr Mortiers. Zunehmend gewann neben dem traditionellen Repertoire das aktuelle Kunstschaffen an Bedeutung. Aufführungen zeitgenössischer und experimenteller Musik wurden in Kooperation mit dem avantgardistischen Festival Zeitfluss erfolgreich realisiert, welches mit dem Leitungsduo Markus Hinterhäuser und Tomas Zierhofer-Kin eine weitreichende Resonanz in Bezug auf das sich zu neuen Ebenen öffnende Programm bewirkte.

Zu den diversen Traditionsbrüchen dieser Zeit zählt u.a. der Einsatz der Camerata Salzburg als Opernorchester (ab 1993), eine bis dahin den Wiener Philharmonikern vorbehaltene Aufgabe. Neue Einrichtungen, die die Reform-Ära im besonderen Maße kennzeichnen, sind die Förderung der Jugend (u.a. Jugendabonnements, Einführungsveranstaltungen, Verein der Jungen Freunde der Salzburger Festspiele seit 1994).

In der Leitung des Schauspiels erfolgte im Herbst 1997 die Ablöse Peter ​Steins durch Ivan Nagel, der v.a. mit der Uraufführung von Elfriede Jelineks er nicht als er (1998) und der Gründung der Reihe Dichter zu Gast neue Akzente setzte, aber nach kurzer Zeit auf eigenen Wunsch von Frank Baumbauer abgelöst wurde. Dessen Tätigkeit begann 1999 mit dem aufsehenerregenden Shakespeare-Marathon Schlachten (Tom Lanoye und Luc Perceval) und Christoph Marthalers Schauspielregie-Debüt bei den Salzburger Festspiele mit Ödön von Horváths Zur schönen Aussicht.

Während der Ära Mortier wurde zeitgenössische Musik auch im Konzertprogramm zur festen Größe. Auftragswerke für Musik und bildende Kunst erfuhren großzügige Förderung durch privates Sponsoring. Spezielle Schwerpunkte im Konzertleben wie der Kurtág und Ligeti Zyklus (1993), Pierre Boulez zu Gast (1999), das Komponisten-Porträt Wolfgang Rihm (2000) zeugten für die Konsequenz des Grundkonzepts Mortiers.

Neu im Präsidium: Helga Rabl-Stadler

1995 gab es einen personellen Wechsel im Präsidium: Helga Rabl-Stadler löste Heinrich Wiesmüller an der Spitze der Festspiele ab. Sie nimmt diese Funktion mit großem Erfolg – besonders bei der Gewinnung von Sponsoren – bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt (2021) wahr. Zu den Neuerungen der Ära Mortier zählt auch die Erschließung neuer Spielstätten: der Perner-Insel Hallein durch Reaktivierung einer alten Industriehalle, des republic im ehemaligen Stadtkino als Ort für experimentelle Produktionen sowie des in unmittelbarer Nachbarschaft der Festspielhäuser gelegenen Schüttkastens als Kommunikationszentrum (Eröffnung am 28. März 1996), in dem auch Archiv- und Ausstellungsräumlichkeiten sowie ein den aktuellen Erfordernissen entsprechendes Kartenbüro und Probenräumlichkeiten untergebracht wurden.

Ära Peter Ruzicka (2002–06)

Anna Netrebko in La Traviata (2005)

2002 bildeten Präsidentin Helga Rabl-Stadler, Peter Ruzicka als Intendant und Gerbert Schwaighofer als Kaufmännischer Leiter das Direktorium, dessen Programm Werke von Richard Strauss und österreichischer Exilkomponisten wie Alexander Zemlinsky und Franz Schreker umfasste. 2003 wurde die Oper L’Upupa von Hans Werner Henze uraufgeführt. Herausragende Opernereignisse waren 2005 Giuseppe Verdis La Traviata und Luciano Berios Vervollständigung der Oper Turandot von Giacomo Puccini sowie Anna Netrebkos Rollendebüt als Donna Anna im Don Giovanni (2002, Dirigent: Nikolaus Harnoncourt). Zu Mozarts 250. Geburtstag kamen 2006 alle Mozart-Opern auf die Bühne und wurden medial aufgezeichnet. Ein Höhepunkt des Mozartjahres war Le nozze di Figaro zur Eröffnung des Hauses für Mozart – vormals Kleines Festspielhaus – am 26. Juni 2006 (Dirigent: Nikolaus Harnoncourt, Regie: Claus Guth).

Das Konzertprogramm beinhaltete Werke von Mozart kombiniert mit Neuer Musik. Zudem kamen Werke von Helmut Lachenmann (Schwerpunkt 2002), Wolfgang Rihm, Gerhard Wimberger, Pierre Boulez (auch als Dirigent), Karlheinz Stockhausen (Helikopter-Streichquartett 2003), Aribert Reimann (Zeit-Inseln als Uraufführung 2004), Friedrich Cerha, Olga Neuwirth, Adriana Hölszky und Chaya Czernowin zur Aufführung. Die Konzertreihe Passagen präsentierte zeitgenössische Musik. 2002–04 war Jürgen Flimm für das Schauspielprogramm verantwortlich. Werke der österreichischen Autoren Peter Turrini (Da Ponte in Santa Fe als Uraufführung) und Arthur Schnitzler wurden gespielt. Nachwuchskünstler erfuhren 2002–08 Förderung durch das Young Directors Project. 2005/06 programmierte Martin Kušej das Schauspiel mit Werken von Franz Grillparzer, Ödön von Horváth, Johann Nestroy und Heinrich von Kleist, 2006 mit Molières Tartuffe. Pina Bausch war mit ihrer Tanzproduktion Nelken 2005 vertreten und 2006 kam It´s not funny mit Meg Stuart zur Uraufführung.

Intendanz Jürgen Flimm (2007–10)

Markus Hinterhäuser (2018)

Diese Jahre (Intendant war Jürgen Flimm, Schauspielchef Thomas Oberender und Konzertchef Markus Hinterhäuser) hatten jeweils ein anderes Motto. Der thematische Bogen begann mit „Die Nachtseite der Vernunft“ (2007). Das Projekt der Da-Ponte-Opern dominierte das Mozartprogramm. Mnozil Brass spielte die Oper Irmingard 2008 im republic, 2009 repräsentierte Al gran sole carico d´amore von Luigi Nono die Moderne. Die neue Konzertreihe Kontinent begann 2007 mit Giacinto Scelsis Sauser aus Italien in der Regie von Christoph Marthaler und Salvatore Sciarrinos Oper Luci mie traditrici 2008 in der Kollegienkirche. Es folgten Konzerte mit Werken von Edgar Varèse und Wolfgang Rihm (Uraufführung Dionysos am 27. Juli 2010). Klaus Maria Brandauer verkörperte die Titelrolle in Ödipus auf Kolonos von Sophokles 2011 in Peter Steins Regie. Die Uraufführung von Peter Handkes Immer noch Sturm thematisierte dessen Familiengeschichte. Die Reihe Dichter zu Gast bereicherten Namen wie Robert Gernhardt, Claudio Magris, Daniel Kehlmann und Orhan Pamuk.

Erste Intendanz Markus Hinterhäuser (2011)

Durch den vorzeitigen Weggang von Jürgen Flimm übernahmen 2011 Markus Hinterhäuser die Intendanz und Helga Rabl-Stadler die kaufmännische Leitung. Peter Stein und Riccardo Muti erarbeiteten Giuseppe Verdis Macbeth, Christian Thielemann dirigierte Die Frau ohne Schatten. Mit der Oper Die Sache Makropulos wurde die „Janáček-Tradition“ fortgesetzt. Luigi Nonos Prometeo beendete die Reihe Kontinent, womit auch 1993 das Zeitfluss-Festival eröffnet worden war. Die Kammermusikreihe Szenen war u.a. Robert Schumann, Johannes Brahms und Gustav Mahler gewidmet. Sonderprojekte bildeten die Gastspiele des West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim und des Simón Bolívar Youth Orchestra mit Gustavo Dudamel. Die Förderung der Jugend erfuhr 2008 durch die Gründung des Salzburger Festspiele und Theater Kinderchors und des Young Singers Project eine Erweiterung, ab 2010 eine Komplettierung durch den Young Conductors Award.

Intendanz Alexander Pereira (2012–14)

Cecilia Bartoli in Giulio Cesare in Egitto (2012)
Die Soldaten (2012)

Die Eröffnung der neu initiierten Ouverture spirituelle erfolgte ab 2012 mit Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung. Alexander Pereira war verantwortlich für das musikalische Programm und Sven-Eric Bechtolf für das Schauspiel. Die Felsenreitschule bot die Bühne für Die Soldaten von Bernd Alois Zimmermann. Große Opernwerke des 19. und 20. Jahrhunderts kamen zur Aufführung wie Puccinis La bohème (2012), 2013 Wagners Die Meistersinger von Nürnberg und von Verdi die Opern Don Carlo (Jonas Kaufmann, Anja Harteros, Thomas Hampson) und Il trovatore (Anna Netrebko, Plácido Dómingo). Claus Guth löste 2015 Diskussionen mit seinem Fidelio von Ludwig van Beethoven aus. Sven-Eric Bechtolf realisierte zudem 2013–16 den Da-Ponte-Opernzyklus. Neu eingeführt wurde Oper für Kinder. Das Jahr 2014 stand im Zeichen des Gedenkens an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus und Don Juan kommt aus dem Krieg von Ödön von Horváth. In der Oper Charlotte Salomon von Marc-André Dalbavie als Uraufführung 2014 wird die Flucht der jungen jüdischen Malerin Charlotte Salomon (ermordet 1943 in Auschwitz) anhand ihrer Texte und Bilder geschildert.

Sven-Eric Bechtolf (2015/16)

Künstlerische Verantwortung für das Programm 2015/16 trug Sven-Eric Bechtolf. Als Eröffnungspremiere 2015 war Die Eroberung von Mexiko von Wolfgang Rihm zu sehen. Einen filmischen Bezug stellte 2016 die Uraufführung der Oper The Exterminating Angel von Thomas Adès dar, in der die Grenzen des menschlichen Zusammenlebens ausgelotet werden. Bertolt Brechts gedachte man mit der Salzburger Fassung Mackie Messer – Eine Salzburger Dreigroschenoper. Wieder aufgeführt wurde Der Ignorant und der Wahnsinnige von Thomas Bernhard. Das Regieduo Julian Crouch und Brian Mertes verantwortete die Neuinszenierung des Jedermann (seit 2013). Ab 2012 fokussierte die Reihe Salzburg contemporary das Programm auf das 20. Jahrhundert mit Gawain von Harrison Birtwistle 2013 und Pierre Boulez (Schwerpunkt 2014). Die Reihe Über die Grenze hatte Musik von Dvořák (2012), Mahler (2013/14) und 2016 Salzburg 20.16 mit Werken Salzburger Komponisten im Programm.

Zweite Intendanz Markus Hinterhäuser (ab 2017)

La clemenza di Tito (2017)

Markus Hinterhäuser wurde 2017 zum Intendanten bestellt und Helga Rabl-Stadlers Vertrag als Präsidentin für weitere fünf Jahre verlängert. Die Kaufmännische Leitung übernahm Lukas Crepaz, Bettina Hering das Schauspiel und Florian Wiegand das Konzert. Es gab die Neuinszenierung der Mozartoper La clemenza di Tito mit Peter Sellars und Teodor Currentzis als Dirigent. Mariss Jansons dirigierte Lady Macbeth von Mzensk von Dimitri Schostakowitsch. Zusätzlich kamen Alban Bergs Wozzeck (Regie: William Kentridge) und Aribert Reimanns Lear auf die Bühne. Anna Netrebko wurde als Aida gefeiert, die Neuinszenierung des Jedermann von Michael Sturminger mit Tobias Moretti in der Hauptrolle entfachte erneut Diskussionen. Erstmals kamen Rose Bernd von Gerhart Hauptmann und Harold Pinters Die Geburtstagsfeier zur Aufführung. Die Konzertreihe Zeit mit mit Werken von Gérard Grisey und Dimitri Schostakowitsch etablierte sich eindrucksvoll.

Mit der Eröffnungspremiere Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart wurde 2018 die Mozarttradition auf experimentelle Weise weitergeführt (Dirigent: Constantinos Carydis, Regie: Lydia Steier). Salome von Richard Strauss mit Asmik Grigorian in der Titelpartie erlangte einen sehr großen Publikumszuspruch. Im Schauspiel feierte die Produktion von Aischylos’ Die Perser große Erfolge. Das Konzertprogramm spannte wieder den Bogen von alter Musik in der Ouverture über die klassischen Werke bis zur Moderne mit dem Schwerpunkt „Galina Ustwolskaja“ (u.a. mit Markus Hinterhäuser am Klavier).

Trotz einer mitunter kritischen Aufnahme innovativer Akzentuierungen stellen die Salzburger Festspiele auf vielfältige Weise ihre Attraktivität erfolgreich unter Beweis.

Literatur:

  • R. Hoffmann (Hg.): Festspiele in Salzburg. Quellen und Materialien zur Gründungsgeschichte. Band 1: 1913-1920. Unter Mitarbeit von Bernhard Judex. Wien-Köln-Weimar 2020.
  • R. Kriechbaumer: Salzburger Festspiele 1960–2011. Geschichte und Chronik in 3 Doppelbänden. Salzburg und Wien 2009–2012.
  • R. Kriechbaumer: Salzburger Festspiele 1945–1960. Geschichte. Salzburg und Wien 2007.
  • Michael P. Steinberg: Ursprung und Ideologie der Salzburger Festspiele 1890–1938. München 2000. ISBN 9783702504106
  • H. Jaklitsch: Die Salzburger Festspiele Verzeichnis der Werke und der Künstler 1920–1990. Band III. Salzburg und Wien 1991.
  • E. Fuhrich, G. Prossnitz: Die Salzburger Festspiele. Ihre Geschichte in Daten, Zeitzeugnissen und Bildern. 1920–1945 Band I. Salzburg und Wien 1990.
  • S. Gallup: Die Geschichte der Salzburger Festspiele. Wien 1989.
  • J. Kaut: Die Salzburger Festspiele 1920–1981. Salzburg und Wien 1982.
  • https://www.salzburgerfestspiele.at/​geschichte
  • https://www.salzburgerfestspiele.at/​archiv

S.D., F.L.