Wandmalerei

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Wandmalerei

Hoher Stock, Festung

Für die Ausstattung bedeutender Kirchen war Wandmalerei im Mittelalter obligatorisch, später auch bei kleineren üblich. Aus Quellen ist die Dekoration des Doms in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in „goldstrahlender Malerei“ gesichert.

Glücklicherweise sind noch bedeutende Reste der Ausmalung des Westchores der Stiftskirche Nonnberg (um 1150) erhalten, ein entscheidender Beitrag zur europäischen Wandmalerei. In Nischen die Halbfiguren von Heiligen in strenger Frontalität und eindringlicher Würde. Deutlich erkennbar die geometrische Konstruktion der Vorzeichnung, ein Element, das der italo-byzantinischen Stilrichtung, der diese Bilder angehören, sonst durchaus fremd ist.

Weiters konnten in der Festung Hohensalzburg eine erste Burgkapelle mit vollständiger Ausmalung seit dem Ende des 11. Jahrhunderts nachgewiesen werden, ebenso sind die freigelegten Fensterarkaden des 12. Jahrhunderts im Hohen Stock bemalt.

Einige kleine Fragmente, die bei den Domgrabungen gefunden wurden (jetzt Salzburg Museum), beweisen Wandmalerei im Dom des 13. Jahrhunderts, etwas mehr ist in der Stiftskirche St. Peter erhalten (Horenbilder, Heilige mit Stifter), von großem Interesse sind die Freskenreste mit ritterlichen Szenen im Hohen Stock der Festung, Dokument der profanen Wohnkultur der Zeit.

Auch im Lande gibt es Zeugnisse romanischer Wandmalerei: im Lungau die bedeutende Ausmalung im Chorturm von Mariapfarr (u.a. Geburt Christi) und in Weißpriach (Ägydiuslegende, Jüngstes Gericht, Majestas Domini), weiters die Apsisausmalung der Georgskirche in Bischofshofen und kleinere Bilder in St. Michael im Lungau und Schwarzenbach im Pinzgau.

Filialkirche zum Hl. Nikolaus, Bad Gastein, 1517

Aus der Gotik des 14. Jahrhunderts sind besondere Beispiele erhalten: die Chorausmalung der Marienkapelle in St. Peter, ein Thron Salomonis in der Schlosskapelle Mauterndorf, die Chorfresken in Mariapfarr u.a. Die meisten erhaltenen Werke aus dem 15. Jahrhundert, hervorzuheben die Malereien Conrad Laibs in der Franziskanerkirche und das Baumeisterporträt Peter Harpergers (1433) in St. Leonhard bei Tamsweg. Von besonderer Bedeutung ist die weitgehend intakte Ausmalung der Michaelskapelle in Piesendorf von 1430 mit zahlreichen Heiligendarstellungen in besonderer Qualität, mit Parallelen zu den Wandmalereien in Schwarzenbach.

Unter vielem anderen ist das geschlossene Programm der Nikolauskirche in Bad Gastein und der Georgskapelle in Mariapfarr erwähnenswert. Die Kirche von Zell am See (um 1130 erbaut) hat Fresken der gesamten gotischen Periode vom Anfang des 14. Jahrhunderts bis 1500.

David & Goliath, Rittersaal Schloß Goldegg
Landkartengalerie, Detail mit Mitteleuropa
Landkartengalerie im Toskanatrakt

Neue Formen mit Renaissancemotiven in der Kirche von Faistenau, 1517 datiert. Ganz aus dem Geist der Renaissance zwei profane Zyklen: 1536 der Rittersaal in Schloss Goldegg mit seinem Programm aus imperialen, religiösen und ritterlichen Themen und der Fries eines Saales im Schlösschen Freisaal, 1558, Darstellung des Einrittes von Erzbischof Michael von Kuenburg, die offizielle Inbesitznahme des Erzstiftes, gemalt von Hans Bocksberger dem Älteren.

Durch eine Zeichnung im Salzburg Museum ist die Fassadenmalerei eines Hauses am Kranzlmarkt überliefert, das Hasenhaus, 1793 zerstört. Darstellung einer „Verkehrten Welt“, die Hasen triumphieren über Jäger, Hunde, Bären usw. Nach der Zeichnung weder Zuschreibung an einen Künstler noch genaue Datierung möglich (wohl 16. Jahrhundert). Auch bei der Wandmalerei für die Frühzeit ist die große Ausstrahlungskraft Salzburgs nachzuweisen, Werke wie die Fresken von Lambach (zweite Hälfte 12. Jahrhundert), Frauenwörth im Chiemsee (um 1130), aber auch Gurk (1220–30) werden dem Salzburger Kunstkreis zugerechnet.

Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau orientierte sich bei der Ausgestaltung neuer Räume in der Residenz an römischen Vorbildern; die Landkartengalerie (ca. 1606) im sogenannten Toskanatrakt ist ein singuläres Beispiel nördlich der Alpen. Die damals bekannten Länder und Städte Europas sind in einem 23,5 Meter langen und 5 Meter breitem Raum in Secco-Malerei auf den trockenen Putz gemalt worden. Fast zeitgleich entstand dort auch der Vierjahreszeitensaal, wohl nach niederländischen Stichvorlagen. Bei der Ausstattung des privaten Oratoriums (Franziskanerkirche) Wolf Dietrichs sind Szenen aus dem Alten Testament und Grotesken nebeneinander.

In der teilweise erhaltenen Ausgestaltung der Turmkapelle der Müllner Pfarrkirche sind polychrome Fresken und vergoldetes Ornament zu entdecken.

Auch Erzbischof Markus Sittikus von Hohenems ließ um 1615 Festsaal und Oktogon in Schloss Hellbrunn mit Wandgemälden ausschmücken (Architekturprospekte, Cäsarenstatuen, Allegorien etc., im Oktogon Gesellschaftsszenen) – Mascagni zugeschrieben. In der Antecamera der Fürstenzimmer ornamentale Wandmalerei um 1700 und als (Salzburger) Besonderheit bemalte chinesische Tapeten (zweites Viertel des 18. Jahrhunderts).

Im Laufe des 17./18. Jahrhunderts verliert die Wandmalerei ihre Bedeutung an die (illusionistische) Deckenmalerei (Dom, Dreifaltigkeitskirche, Kajetanerkirche). In letzterer malte Jakob Zanusi 1712 die Wände der hl. Stiege mit Öl auf Kreidegrund. An der Wende zum Klassizismus kehrte Franz Nikolaus Streicher noch einmal zur Wandmalerei als Dekoration zurück. Im Abteisaal von Michaelbeuern (1771) freskierte er gerahmte Landschaften als Bild im Bild. Ganzflächige Ausgestaltung mit Tempel, Obelisk und Wasserfall etc. im Robinighof von einem unbekannten Maler (ca. 1790).

Anton Faistauer, Fresken Stablberg Kapelle bei Maishofen (1909)

Das 19. Jahrhundert kehrte zu historistischen Formen zurück. Josef Rattensperger gestaltete nach Entwurf von Georg Pezolt die (zerstörte) Borromäuskirche (Altstadtuniversität) mit byzantinischen Dekorationen auf Goldgrund.

Nach dem Ersten Weltkrieg setzte Anton Faistauer, der sich zuvor schon in der winzigen Stablberg-Kapelle oberhalb von Maishofen in der Freskotechnik erprobt hatte, mit seinen Werken in der Pfarrkirche Morzg und im Foyer des Festspielhauses ein aufsehenerregendes Zeichen für die damals fast schon ausgestorbene Monumentalmalerei. Seinem Beispiel folgten sein Schüler Theodor Kern (Seeham, Grafenhof/St. Veit im Pongau, Hallein) und Karl Reisenbichler, dessen Sgraffitoschmuck auf Salzburger Altstadtfassaden seinerzeit sehr umstritten war. Auch Albert Urban unternahm einen Versuch, das Fresko zu beleben.

Franz von Zülow malte 1929 einen großen Freskenzyklus im Gasthof Bräu in Lofer. 1940 führt Albert Birkle als Kriegsmaler einen Freskoauftrag in der Erzherzog-Rainer-Kaserne in Elsbethen-Glasenbach aus; die beiden Pferde vom Aufbruch Barbarossas und Salzburger Schütze mit wehender Fahne unter dem Giebel sind seitdem das Areal von Red Bull erworben wurde, wieder in besserem Zustand.

Hubert Schmalix, Orpheus und Eurydike, 1995

1975 bekam Peter Pongratz den Auftrag für ein großes Fresko im Raum über dem Eingang des Bildungshauses St. Virgil in Salzburg Aigen; die Kapelle wurde von Josef Mikl mit einem Wandbild (Öl auf Leinwand, 300 m²) beeindruckend gestaltet. Johann Weyringer realisierte mehrere, teils großflächige Wandmalereien, z.B. 1984 in der Sporthalle Alpenstraße. Ebenfalls Mitte der 1980er-Jahre wurden in der neu gebauten Polizeidirektion (Alpenstraße 90) der Eingangsbereich von Hans Kruckenhauser und die Schmalseiten der Schalterhalle von Herbert Stejskal ausgemalt.

Hubert Schmalix (* Graz 1952, lebt in Los Angeles und Wien) hat drei größere Wandarbeiten im öffentlichen Raum in der Stadt Salzburg realisiert: 1994 in der Kirche St. Paul in Maxglan, 1995 Fresko im Eingang und Stiegenhaus von Kartenbüro und Archiv der Festspiele (im Schüttkasten hinter der Pferdeschwemme) und 1997 ein Fresko im Lift-Bereich der Wiener Städtischen Versicherung (Max-Ott-Platz 3).

Abschließend einige Wandmalereien (auch auf die jeweiligen Decken ausgedehnt), die im Rahmen von Kunst am Bau des Landes realisiert wurden: 2002/03 hat die in Berlin lebende Salzburgerin Eva Grubinger (* 1970) im Bezirksschulzentrum (Handelsakademie, Gymnasium) in Tamsweg mehrere malerische Interventionen am Boden und an den Wänden des Schul-Neubaus geschaffen.

Otto Zitko, Wandmalerei in der Bezirkshauptmannschaft Zell am See (2003)

Der aus Boston stammende, in Wien und teilweise in Salzburg lebende Künstler Stephen Mathewson (* 1962) hat drei Stiegenhaus-Geschoße im Altersheim in Oberndorf 2003 malerisch gestaltet und 2012 eine Deckenmalerei am Neubau der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Salzburg, Itzlinger Hauptstraße 30 (von der Bundesimmobiliengesellschaft beauftragt) ausgeführt. 2003 und 2005 hat der Wiener Maler Otto Zitko in der Bezirkshauptmannschaft Zell am See, an den Standorten Stadtplatz 1 und Saalfeldnerstraße 10, die Eingangsbereiche und das Stiegenhaus mit vernetzenden Linien gestaltet. 2009 und 2011 erhielt Gunda Gruber (* Salzburg 1971) Aufträge in der Berufsschule in Lehen, wo auch Wandmalereien von Slavi Soucek aus den 1950er-Jahren (1986 restauriert von Hermann Ober) und Fassadenmalerei von Josef Schwaiger aus den Jahren 1999–2001 zu sehen sind.

Lit.:

  • N. Mayr: Anton Faistauer und die Monumentalkunst. In: Ausstellungskat. Anton Faistauer, SMCA 2005.
  • E. Pokorny: Festzug und Allegorie – Der Freskensaal. In: Freisaal. Das Schloss im Spiegel der Geschichte (Salzburger Beiträge zur Kunst und Denkmalpflege Bd. V, hg. von R. Gobiet), Salzburg 2012, S. 97–122.
  • R. Gobiet (Hg.): Die spätgotische W. der Michaelskapelle in Piesendorf. Salzburger Beiträge zur Kunst und Denkmalpflege, Bd. I, Salzburg 2000.
  • W. Kovacsovics: Zu den Grabungen auf der Festung Hohensalzburg. In: SMuBl V/1997, S. 4f.

L.T., N.Sch., R.K., D.G.