ORF-Landesstudio Salzburg: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. März 2018, 22:38 Uhr
Das ORF-Landesstudio Salzburg ging aus dem 1945 gegründeten US-amerikanischen Rundfunksender Rot-Weiß-Rot (RWR) hervor (→Rundfunk). Das Studio Salzburg der Sendergruppe RWR bzw. ab 1954 zunächst der Öffentlichen Verwaltung und danach des Österreichischen Rundfunks war bis 1972 im Franziskanerkloster untergebracht. Die beiden Radioprogramme die das Studio Salzburg von den 1950er Jahren bis 1967 belieferte, lokal das erste und überregional das zweite, brachten Nachrichten und aktuelle Magazine (#Das Echo der Zeit#), Verlautbarungen und Belangsendungen für Parteien und Kammern, Schulfunk und Wissenschaftssendungen (#Salzburger Nachtstudio#), Konzerte und Literatur (#Du holde Kunst#), Volksmusik, Unterhaltungsmusik, Werbung und Sport, sowie Festspielübertragungen in alle Welt im Sommer.
Ab 1. August 1955 begann auch in Salzburg das Fernsehzeitalter, zunächst an drei Abenden pro Woche, produziert in Wien und ausgestrahlt von einem provisorischen Sender am Gaisberg. Bereits am 13. August brachte das „Fernsehversuchsprogramm des Österreichischen Rundfunks“ die Dokumentation #Ein Blick hinter die Kulissen der Salzburger Festspiele#, allerdings gedreht von einem Kameramann der Austria Wochenschau. Fünf Monate später, am 27. Jänner 1956, wirkte das Studio Salzburg bereits an der Livesendung des Festakts der Bundesregierung aus dem Salzburger Festspielhaus zum 200. Geburtstag Mozarts mit. Es war dies die erste Eurovisionssendung aus Österreich. Am 22. August 1956 ging der UKW- und Fernsehgroßsender auf dem Gaisberg in Betrieb. Für die Radio- und Fernsehübertragungen von den Ski-Weltmeisterschaften in Gastein (1. – 9. Februar 1958) wurde dem Österreichischen Rundfunk international ein gutes Zeugnis ausgestellt. Im selben Jahr fanden erstmals Eurovisionssendungen von den →Salzburger Festspielen statt. Der Staatsakt zur Eröffnung des Großen Festspielhauses am 26. Juli 1960 wurde von Funk und Fernsehen übertragen.
Das Rundfunkvolksbegehren 1964 und das Rundfunkgesetz 1966 führten 1967 zur Schaffung des öffentlich-rechtlichen ORF mit einem Generalintendanten (dem Salzburger G. →Bacher) und neun Landesintendanten. Paul Becker, seit 1950 Programmdirektor, wurde am 26. Juni 1967 zum Landesintendanten von Salzburg bestellt, ihm folgte von 1975 bis 1984 R. →Bayr, 1984 bis 2002 war Friedrich Urban Intendant, 2002–2006 Hubert Nowak (ab jetzt Landesdirektor), 2007–2011 Siegbert Stronegger, 2012–2016 Roland Brunhofer. Seit 2017 ist Christoph Takacs Landesdirektor.
Ein hörbares Ergebnis der Rundfunkreform waren die im Oktober 1967 neu eingeführten drei Strukturprogramme Österreich 1, Österreich Regional und Ö3 an denen die nun Landesstudio genannten Bundesländer-Filialen des ORF mitwirkten. Ein sichtbares Ergebnis der Rundfunkreform waren die zwischen 1969 und 1972 nach Plänen des Wiener Architekten Gustav Peichl errichteten Funkhäuser in den Landeshauptstädten Linz, Salzburg und Innsbruck, sowie in Dornbirn. Das Landesstudio Salzburg im Nonntal war das erste, das fertiggestellt und am 21. Juli 1972 eröffnet werden konnte. Neben der Produktion eines eigenen Hörfunkprogramms für Stadt und Land Salzburg (Radio Salzburg) sowie von Fernsehbeiträgen hatte das Landesstudio Salzburg vor allem durch die Festspiele zahlreiche überregionale Aufgaben. Dazu gehörten im Bereich der Musik die Übertragungen von Festspielaufführungen, von Veranstaltungen der →Osterfestspiele und →Pfingstkonzerte sowie der →Mozartwoche. Im Bereich der Literatur (für die Zeit 1945-54 s. E. →Schönwiese) sind zwischen 1955 und 2001 über 350 Hörspiele und über 1.000 Lyriksendungen sowie TV-Talkshows wie #Jedermann für Jedermann# mit Künstlern der Festspiele produziert worden, u. a. mit Käthe Dorsch, Helene Thimig, Ewald Balser, Oskar Werner, Klaus Maria Brandauer und Peter Simonischek. Der #Literarische Sommer# bot auch öffentliche Veranstaltungen im Funkhaus an.
Von 1956 bis 2001 produzierte die Abteilung Kultur und Wissenschaft des Landesstudios das #Salzburger Nachtstudio# (einmal pro Woche, begründet von P. Becker, fortgesetzt von Oskar Schatz und Hans Spatzenegger). Von 1965 bis 2001 veranstaltete diese Abteilung auch das #Salzburger Humanismusgespräch#, an dem u. a. mitgewirkt haben: Erich Fromm, Manès Sperber, Ernst Fischer, Ivan Illich, Helmut Gollwitzer, Karl Rahner, Herbert Marcuse, Franz König und Hans Küng. In Zusammenarbeit mit der Salzburger Ärztekammer, der Gemeinde und dem Kulturverein Schloß Goldegg finden seit 1982 die #Goldegger Dialoge# statt, die Fragen nach der Einheit von Körper, Seele und Geist und ihre Wechselwirkungen für unsere Gesundheit diskutieren. Von 1982 bis 1996 veranstaltete das Landesstudio alljährlich den Kabarett-Preis Salzburger Stier, verliehen von den deutschsprachigen öffentlich-rechtlichen Radiostationen. In den 1980er Jahren produzierte das ORF Landesstudio Salzburg gemeinsam mit der →Universität Salzburg die öffentlichen Diskussionsreihe #Zeitzeugen#, in der Persönlichkeiten der Zweiten Republik aus Politik, Kunst, Kultur und Wissenschaft aus ihrem Leben berichteten. Eine weitere Diskussionsreihe thematisierte Vorurteile und Ressentiments gegenüber anderen Ländern unter dem Titel #Feindbilder: Wie Völker miteinander umgehen#. Von 1986 bis 2012 gestaltete das Landesstudio Salzburg federführend die von Sepp Forcher präsentierte Reihe #Klingendes Österreich#, Städte- und Landschaftsportraits verbunden mit Volksmusik, die das Landesstudio seit den 1950er Jahren kompetent und konsequent pflegt. Davon zeugen mehr als 20.000 Originalaufnahmen von alpenländischer Vokal- und Instrumentalmusik im Archiv des ORF-Salzburg.
Seit dem 2. Mai 1988 produziert das Landesstudio, zunächst wochentags und seit dem 26. September 1999 täglich, in ORF 2 die lokale Fernseh-Informationssendung #Salzburg heute#. Die Idee, zunächst Salzburger, später gesamtösterreichische Wetterbilder morgens im Fernsehen als #Wetterpanorama# vom ORF koproduziert auszustrahlen, nahm 1989 im Landesstudio Salzburg seinen Ausgang. Daraus entstand im September 1997 der europaweit zu empfangende Tourismus- und Wetterkanal TW1 mit ORF-Salzburg-Landesintendant Friedrich Urban als Geschäftsführer, gemeinsam mit Sitour-Vorstand Markus Schröcksnadel. Im Oktober 2011 ging TW1 im Kultur- und Informationssender ORF III auf, mit einigen - historisch bedingten - Produktionsräumen im ORF-Landesstudio Salzburg.
Heute produziert das Landesstudio Salzburg das Regionalprogramm Radio Salzburg als Formatradio mit einem signifikanten Volksmusik-Schwerpunkt am Abend. Dazu kommen für das Radioprogramm Österreich 1 Literatursendungen, Kulturbeiträge, sowie Festspielkonzert- und Opernübertragungen. Ausserdem produziert das Landesstudio die Fernsehinformationssendung #Salzburg heute#, mehrmals im Jahr TV-Dokumentationen für die Reihe #Österreichbild# und gelegentlich umfangreichere TV-Formate (z.B. #Zauberhafte Weihnacht#), sowie die Online-Information salzburg.orf.at.
Lit.:
- F. F. Wolf: 25 Jahre ORF. 1975-2000. Salzburg 2001
- Ch. Schweinöster: Archäologie des Radios in Salzburg: vom Sprecherkabinett zum Landesstudio Salzburg (1925-1972). Diplomarbeit Salzburg 1989.
- V. Ergert: 50 Jahre Rundfunk in Österreich. Salzburg 1974-1985, 4 Bde..
H.H., H.E.