Bauten des Verkehrs: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Bauten des Verkehrs'''.
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Neben zahlreichen Bodendenkmälern wie Stollen, Stollenmundlöchern, Grubenschächten und Zugangsbauten haben sich mit dem Berg- und Hüttenwesen verbundene Bauten erhalten in:
  
Bereits in prähistorischer Zeit führte das Vorkommen von Bodenschätzen zu einem Warenverkehr, dessen Wege die Anfänge der Verkehrserschließung im Land Salzburg darstellen.
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* Bad Hofgastein: im hinteren Angertal Relikte einer spätmittelalterlichen Doppelschmelzofenanlage
 
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* Böckstein bei Badgastein: als Zentrum des Goldabbaus ([[Bergbau]]), eine Bergwerkssiedlung, einheitlich nach Plänen von 1741 und 1745 angelegt, 1764 vollendet
Die →Römerstraßen, die bald nach der Besetzung Noricums aus militärischen Gründen gebaut wurden, folgten oft älteren Wegen (→Saumwege). Im MA. war die Bedeutung Salzburgs als „Passstaat“ groß, da hier seit dem 14. Jh. die einzigen Alpenübergänge lagen, die nicht in der Hand der Habsburger waren. Die Handelszentren in Oberdeutschland und Böhmen waren mit Venedig durch ein Passsystem (Tauern) über die Alpen verbunden.
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* Bundschuh, Gemeinde Thomathal im Lungau: eine Hochofenanlage mit Gebläsehaus zur Eisenverhüttung von 1839–62; die Erzgewinnung lässt sich bis ins 16 Jahrhundert zurückverfolgen; die Produktion wurde 1885 eingestellt
 
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* Hallein, Colloredo-Sudhaus: erb. 1796–99, das einzige erhaltene Sudhaus in der Halleiner Altstadt, umgebaut 1802 und bereits 1803 aufgelassen, die Salinengebäude auf der Pernerinsel, Sudpfannentrakt nach Auflassung der alten Pfannhäuser am Gries 1852–64 nach Plänen des Architekten Franz Ritter von Schwind neu erbaut; nach dem 1. Weltkrieg wurden zwei der urspr. vier Sudpfannen eingestellt und 1925 demoliert; 1955 Errichtung einer modernen Thermokompressionsanlage (Verdampferturm), welche die alten Sudpfannen ersetzte und bis zur Einstellung des Salzbergbaus 1989 in Betrieb stand
Unter Eb. Leonhard von →Keutschach wurden die Straßen ins Rauriser Tal, der Saumweg über den Radstädter Tauern und den Katschberg zu Fahrstraßen ausgebaut. Eb. →Matthäus →Lang eröffnete um 1535 die Fahrstraße durch die Klamm nach →Gastein und eine andere entlang der Mur von Tamsweg nach Ramingstein an die steirische Grenze. Besondere Verdienste um den Ausbau der Straßen, die der Erschließung der Gebirgstäler mit ihrem Gewinn bringenden →Bergbau galt, erwarb sich Eb. Johann Jakob von Kuen-Belasy. Eb. →Wolf Dietrich legte für den Transport von Eisen und Salz die Salzkammergutstraße an.
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* Hallein, Ortseil Gamp: eindrucksvolle, z.T. verfallene steingemauerte Ofenanlage der k. k. privat Portland-Cement-Fabrik, 19. Jahrhundert, Betrieb 1926 eingestellt
 
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* Hüttschlag-Wolfau im Großarltal: Knappenhäuser des Kupfer- und Schwefelkiesbergbaus
Gegen 1700 erreichte die Technik des fundamentierten Straßenbaus Salzburg; um diese Zeit waren die Hauptstraßenzüge vorhanden. Historische Wachtanlagen, Mautstellen, Einkehrhäuser sind nur noch wenige erhalten (z.B. Alte Wacht an der Straße nach Großarl, Tauernhaus im Seidlwinkeltal in Rauris). Bis zum Beginn des Eisenbahnzeitalters verbanden fünf Straßenzüge Salzburg mit anderen Wirtschaftsräumen: Linzer Straße, Waginger Straße, Tittmoninger Straße, Reichenhaller Straße, Villacher Straße.
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* Lend: Aluminiumwerk, Ofenhalle, 1898–99
 
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* Mauterndorf-Hammer: die Ruine des Hammerwerks und Drahtzugs für die Verarbeitung des Eisens aus Bundschuh, ein Kalkofen
Die bedeutendsten Straßenbauten der neueren Zeit waren in erster Linie LH. F. →Rehrl zu danken. 1929 wurde die →Gaisbergstraße eröffnet, urspr. als Rennstrecke konzipiert, 1935 die →Großglockner-Hochalpenstraße, die faszinierende Meisterleistung F. →Wallacks (seit 2015 unter Denkmalschutz, seit 2016 auf der vorläufigen Liste für die Aufnahme in das UNESCO-Welterbe), die eine seltene Symbiose von Technik und Natur erreichte, eine „vorbildliche Darstellung und Interpretation eines hochalpinen Landschaftsraumes“ (Achleitner). 1938—42 Reichsautobahn von Westen kommend bis Eugendorf und Anif fertiggestellt; 1954 Bau in Richtung Mondsee wieder aufgenommen. 1962 Fertigstellung der Gerlosstraße, 1967 Felbertauernstraße, 1975 Scheitelstrecke der Tauernautobahn.  
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* Muhr: oberhalb der Einmündung des Rotgüldenbaches die Reste der Schmelzhütte, derBrennöfen, des Giftturms für den Arsenikbergbau
 
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* Oberalm, Ortsteil Hammer: 1585 gegründeter, ehemals Messinghammer; Kauf der Anlage 1825 durch Großhandelshaus Robert; zunächst Umwandlung in eine Chem. Produktenfabrik, ab 1856 Beginn der Verarbeitung von heimischem Marmor, zunächst von Steinbrüchen in Adnet, am Untersberg und von Konglomerat aus Torren
Nicht minder wichtig als Verkehrsweg war die Salzach, die von Hallein bis zur Mündung in den Inn saisonal schiffbar war. Der Transport des Salzes vom →Dürrnberg erfolgte bis in die Mitte des 19. Jh.s ausschließlich auf dem Wasserweg. Anlegeplätze der Schiffe, genannt Lände, lagen zumeist an der strömungsabgewandten Seite einer Flussschlinge mit flachen Schotterbänken („am Gries“). Seit 1854 Versuche, eine Dampfschifffahrt einzurichten (1857 Dampfboot #Prinz Otto#). 1891 für wenige Wochen Dampferverkehr des Unternehmers Anton Petzer auf der Strecke Hellbrunn—Salzburg—Muntigl. Seit 1873 Wolfgangseeschifffahrt mit Schaufelraddampfer #Kaiser Franz Josef I#, 1888–1923 mit den Dampfschiffen #Kaiserin Elisabeth# und #Austria#.
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* Obertauern: Berghaus der Silber- und Kupfergewerkschaft Seekar, 2. Hälfte 19. Jahrhundert, Einstellung des im 17. Jahrhundert nachweisbaren Bergbaus 1918; bereits 1923 erster Versuch zur Errichtung eines Sporthotels, heute Nutzung der ehemaligen Knappenhütte am Seekar als Hotel
 
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* Ramingstein-Kendlbruck: Hochofenanlage zur Eisenverhüttung, Mitte 18. Jahrhundert
Bis ins 19. Jh. waren die Stadtbrücken in Hallein und Salzburg die einzigen Brückenverbindungen über die Salzach, seither entstanden, begünstigt durch die Salzachbegradigung, z. T. beachtenswerte Brücken. Zu den wichtigsten gehören: Ludwig-Viktor-Brücke (1901—02, Planung: Joseph Melan; Neubau der Lehener Brücke 1965—66), Länderbrücke Oberndorf-Laufen (Ausführung: Fa. Redlich & Berger 1902—03), Mozartsteg (1903), Makartsteg (1905, Neubau HALLE 1, 2001), Eisenbeton-Bogenbrücke St. Johann i. P. (1914—15, Karl Haberkalt), Wilhelm-Kaufmann-Steg (HALLE 1). Weitere Brückenbauten: 1975 Autobahnbrücke Urstein, 1976—79 Knoten Gigerach, 2008 Zinkenbachbrücke (Pock/Urban/Halm Kaschnig Architekten).
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* Rauris: als Verwaltungszentrum des Goldbergbaus im Spät-MA. sowie im 18. Jahrhundert, Gewerkenhäuser
 
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* Kolm-Saigurn/Rauris: am „Neubau“ in ca. 2.100 m Höhe Anlagen des Goldabbaus, [[Bergbau]]
1860 wurde die Teilstrecke der die Kaiserin-Elisabeth-Bahn (→Westbahn) Linz—Salzburg eingeweiht, Tage später auch der Anschluss nach München (Salzburger Bahnhofsgebäude  von R. →Bayer, 1907—09 Umbau durch Johann Granichstaedten, Heinrich Kathrein und Franz Schönthaler jun., 2009—14 Sanierung und Umbau zum Durchgangsbahnhof mit neuem Empfangsgebäude in Schallmoos, kadawittfeldarchitektur); 1866 Strecke Salzburg—Bad Reichenhall (1888 bis Berchtesgaden), 1871 Salzburg—Hallein sowie Bischofshofen—Rottenmann (Vorarbeiten durch C. →Schwarz), 1875 Gebirgsstrecke Hallein—Wörgl und Bischofshofen—Selzthal. 1905—09 Errichtung der →Tauernbahn als Nord-Süd-Verbindung. Zu den wichtigsten Remisenbauten gehören: 1905 Lokschuppen und Remise in Salzburg Gnigl sowie Bischofshofen. Neu auf den Strecken: 2009 Eisenbahnbrücke über die Salzach und S-Bahnstationen von HALLE 1.
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* St. Michael im Lungau: Betriebsgebäude der Glashütte, gegr. 1823, Stilllegung 1868
 
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* Thalgau: ehem. Zinnoxidwerk, 1887 Beginn der Produktion (damals das größte derartige Werk in Europa)
Diverse Bahnen wie die →Ischlerbahn. (1890 bzw. 1893), die Schmalspurstrecke Murtalbahn (1894) und die Pinzgauer Lokalbahn (1898) entstanden noch Ende des 19. Jhs. Weiters die Lokalbahnlinien der Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Gesellschaft (SETG), die „Rote Elektrische“ ab 1886, nach Grödig, 1909 Verlängerung nach Berchtesgaden/Königssee; sowie deren Zweigtrasse ab 1893 nach Parsch zur Talstation der →Gaisberg-Zahnradbahn); Trasse Salzburg—Lamprechtshausen (ab 1896), Neubauten der Strecke: 1996 Lokalbahnhof Salzburg Hbf (Joachim Schürmann & Partner), 2012 Lokalbahnhof Lamprechtshausen (udo heinrich architekten); 1908—40 „Gelbe Elektrische“ (Hauptbahnhof—Rainerstraße—Platzl—Alter Markt, ab 1915 weiter bis Karajanplatz, ab 1916 bis Riedenburg). Seit 1940 Oberleitungsbusse in Salzburg.
 
 
 
Bahnen für vornehmlich touristische Zwecke sind die Festungsbahn (1892), die Zahnradbahnen auf den Schafberg (1893) und den Gaisberg (1887—1928). 1926 erster Seilbahnbau Salzburgs auf die →Schmittenhöhe (→Rehrl, →Spindler). Ab der 2. H. des 20 Jhs. zahlreiche Seilbahnen und Liftanlagen: 1958—61 Untersbergbahn, 1966 Kitzsteinhorn (bis 2017 weltweit höchste Seilbahnstütze), 1971 Sportgastein, 1972 Stubnerkogelbahn (beide G. →Garstenauer), 1984 Bergstation Sonnkogelbahn (→Cziharz + Meixner). Seit 1890 Mönchsbergaufzug (ab 1948 innen).
 
 
 
Seit 1926 planmäßiger Flugverkehr in Salzburg-Maxglan. Neubau Hangar 7 (2003) und 8 (2004) durch Volkmar Burgstaller und Flugüberwachungsturm (2013) durch HALLE 1.
 
 
 
1850 Nutzbarmachung der Telegraphenleitung für amtliche und private Nachrichtenübermittlung; Salzburg wurde zum Netz-Knotenpunkt (Linz, Wien, Triest, Innsbruck, Verona, Mailand). 1992 erreichte das Internet Salzburg.
 
 
 
→Baudenkmäler der Technik und Industrie.
 
  
 
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* J. Hörl/D. Schöndorfer (Hg.): Die Großglockner-Hochalpenstraße. Erbe und Auftrag. Wien 2015.
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* W. Günther (Hg.): Salzburgs Bergbau und Hüttenwesen im Wandel der Zeit. Leogang 2007.
* R. Gobiet (Hg.): Der neue Salzburger Hauptbahnhof. Stationen seiner Geschichte von 1860 bis 2014. Salzburg 2012.
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* G. Feitzinger, W. Günther, A. Brunner: Bergbau- und Hüttenstandorte im Bundesland Salzburg. Salzburg 1998.
* T. Weidenholzer/G. Müller: Salzburgs alte und neue Brücken über die Salzach. Salzburg 2001.
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* M. Fischer u.a.: Historische Wirtschaftsarchitektur in Salzburg. Salzburg 1997.
* F. Koller: Die Salzachschiffahrt bis zum 16. Jh. In: MGSLK 123, 1983, S. 1ff.
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* G. Ammerer: Bauwerke im Salzburger Raurisertal als Zeugen einer Goldenen Vergangenheit. In: ÖZKD 37, 1983, S. 31ff.
* H. Harrer: Salzburger Lokalbahnen. Wien 1980.
 
* A. Wagner: Salzburger Straßennetz. Schriftenreihe des Landespressebüros Nr. 43. Salzburg 1979.
 
 
 
M.O., J.B.
 
  
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M.O., R.H.
  
 
[[Kategorie:Architektur]]
 
[[Kategorie:Architektur]]

Version vom 6. Juni 2020, 23:51 Uhr

Neben zahlreichen Bodendenkmälern wie Stollen, Stollenmundlöchern, Grubenschächten und Zugangsbauten haben sich mit dem Berg- und Hüttenwesen verbundene Bauten erhalten in:

  • Bad Hofgastein: im hinteren Angertal Relikte einer spätmittelalterlichen Doppelschmelzofenanlage
  • Böckstein bei Badgastein: als Zentrum des Goldabbaus (Bergbau), eine Bergwerkssiedlung, einheitlich nach Plänen von 1741 und 1745 angelegt, 1764 vollendet
  • Bundschuh, Gemeinde Thomathal im Lungau: eine Hochofenanlage mit Gebläsehaus zur Eisenverhüttung von 1839–62; die Erzgewinnung lässt sich bis ins 16 Jahrhundert zurückverfolgen; die Produktion wurde 1885 eingestellt
  • Hallein, Colloredo-Sudhaus: erb. 1796–99, das einzige erhaltene Sudhaus in der Halleiner Altstadt, umgebaut 1802 und bereits 1803 aufgelassen, die Salinengebäude auf der Pernerinsel, Sudpfannentrakt nach Auflassung der alten Pfannhäuser am Gries 1852–64 nach Plänen des Architekten Franz Ritter von Schwind neu erbaut; nach dem 1. Weltkrieg wurden zwei der urspr. vier Sudpfannen eingestellt und 1925 demoliert; 1955 Errichtung einer modernen Thermokompressionsanlage (Verdampferturm), welche die alten Sudpfannen ersetzte und bis zur Einstellung des Salzbergbaus 1989 in Betrieb stand
  • Hallein, Ortseil Gamp: eindrucksvolle, z.T. verfallene steingemauerte Ofenanlage der k. k. privat Portland-Cement-Fabrik, 19. Jahrhundert, Betrieb 1926 eingestellt
  • Hüttschlag-Wolfau im Großarltal: Knappenhäuser des Kupfer- und Schwefelkiesbergbaus
  • Lend: Aluminiumwerk, Ofenhalle, 1898–99
  • Mauterndorf-Hammer: die Ruine des Hammerwerks und Drahtzugs für die Verarbeitung des Eisens aus Bundschuh, ein Kalkofen
  • Muhr: oberhalb der Einmündung des Rotgüldenbaches die Reste der Schmelzhütte, derBrennöfen, des Giftturms für den Arsenikbergbau
  • Oberalm, Ortsteil Hammer: 1585 gegründeter, ehemals Messinghammer; Kauf der Anlage 1825 durch Großhandelshaus Robert; zunächst Umwandlung in eine Chem. Produktenfabrik, ab 1856 Beginn der Verarbeitung von heimischem Marmor, zunächst von Steinbrüchen in Adnet, am Untersberg und von Konglomerat aus Torren
  • Obertauern: Berghaus der Silber- und Kupfergewerkschaft Seekar, 2. Hälfte 19. Jahrhundert, Einstellung des im 17. Jahrhundert nachweisbaren Bergbaus 1918; bereits 1923 erster Versuch zur Errichtung eines Sporthotels, heute Nutzung der ehemaligen Knappenhütte am Seekar als Hotel
  • Ramingstein-Kendlbruck: Hochofenanlage zur Eisenverhüttung, Mitte 18. Jahrhundert
  • Rauris: als Verwaltungszentrum des Goldbergbaus im Spät-MA. sowie im 18. Jahrhundert, Gewerkenhäuser
  • Kolm-Saigurn/Rauris: am „Neubau“ in ca. 2.100 m Höhe Anlagen des Goldabbaus, Bergbau
  • St. Michael im Lungau: Betriebsgebäude der Glashütte, gegr. 1823, Stilllegung 1868
  • Thalgau: ehem. Zinnoxidwerk, 1887 Beginn der Produktion (damals das größte derartige Werk in Europa)

Lit.:

  • W. Günther (Hg.): Salzburgs Bergbau und Hüttenwesen im Wandel der Zeit. Leogang 2007.
  • G. Feitzinger, W. Günther, A. Brunner: Bergbau- und Hüttenstandorte im Bundesland Salzburg. Salzburg 1998.
  • M. Fischer u.a.: Historische Wirtschaftsarchitektur in Salzburg. Salzburg 1997.
  • G. Ammerer: Bauwerke im Salzburger Raurisertal als Zeugen einer Goldenen Vergangenheit. In: ÖZKD 37, 1983, S. 31ff.

M.O., R.H.