Krippen: Unterschied zwischen den Versionen

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Salzburg hat als Krippenland nie die Bedeutung seiner Nachbarländer Tirol und Oberösterreich erreicht. Große, vielfigurige Kirchenkrippen und Bretterkrippen gab es jedoch hier wie anderswo auch.
  
Salzburg hat als »Krippenland« nie die Bedeutung seiner Nachbarländer Tirol und OÖ. erreicht. Große, vielfigurige Kirchenkrippen und Bretterkrippen gab es jedoch hier wie anderswo auch. An der Fertigung der speziell in Salzburg verehrten Christkindln, die zu Weihnachten vor den Altar gestellt wurden, sind seit dem 17. Jh. vor allem die Frauenklöster beteiligt. In Salzburg entwickelte sich der im Spätmittelalter in Frauenklöstern weit verbreitete und schließlich verbotene Brauch des »Kindlwiegens« (Puppen wie lebendige Säuglinge in der Wiege) zu speziellen Formen der Verehrung des Christkindes (→Nonnberg). Internationale Einflüsse finden sich in den Figuren des »Bornkindl«, des »Himmlischen Bräutigams« und Trösterleins. Auch das wachsbossierte →Fatschenkindl mit Echthaar und eingesetzten Glasaugen zählt in der Folge zur Gruppe der Klosterarbeiten und Vorkrippen- Ersatzfiguren. Neben den vielen anonymen Krippenschnitzern des 18. und 19. Jh.s seien Bildhauer wie F. de Paula →Hitzl und sein Sohn Franz für Salzburg genannt. Nach dem Krippenverbot von Eb. →Hieronymus Colloredo am 22. 11. 1782 ist ein Rückgang der Kirchenkrippe und die Ausbildung der für Salzburg spezifischen Kastenkrippe als Hauskrippe in Privatbesitz zu vermerken. Eine Sonderform entwickelte sich im Wohnraum der Salzachschiffer um 1800 (Oberndorf-Laufen, Hallein): Tragstangenkrippen und -kästen sowie kleine »Nähkastenkrippen« mit Wachsfiguren. Diese wurden bei vorweihnachtlichen Umzügen und Heischegängen von den zur Winterszeit brotlosen Schiffersleuten gezeigt. Das 20. Jh. brachte in Salzburg Krippenbauer und -schnitzer hervor, die meist sogenannte Heimatkrippen fertigten; Kleidung, Hausformen und gemalte Prospekte spiegeln Salzburger Typen wider: Theodor Pfitzer (1. H. 20. Jh.), Carl Storch (1868-1955), Josef Klampfer (1892-1962), X. →Schläffer, L. →Spannring, Hanns Rabitsch (1900-86).  
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An der Fertigung der speziell in Salzburg verehrten Christkindln, die zu Weihnachten vor den Altar gestellt wurden, sind seit dem 17. Jahrhundert v.a. die Frauenklöster beteiligt. In Salzburg entwickelte sich der im Spätmittelalter in Frauenklöstern weit verbreitete und schließlich verbotene Brauch des ''Kindlwiegens'' (Puppen ebenso wie lebendige Säuglinge in der Wiege) zu speziellen Formen der Verehrung des Christkindes ([[Nonnberg]]).
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Internationale Einflüsse finden sich in den Figuren des ''Bornkindl'', des ''Himmlischen Bräutigams'' und Trösterleins. Auch das wachsbossierte [[Fatschenkindl]] mit Echthaar und eingesetzten Glasaugen zählt in der Folge zur Gruppe der Klosterarbeiten und Vorläufern der Krippen ebenso wie den Objekten privater Andacht. Neben den vielen anonymen Krippenschnitzern des 18. und 19. Jahrhunderts seien Bildhauer wie [[Hitzl|Franz de Paula Hitzl]] und sein Sohn Franz für Salzburg genannt.
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Nach dem Krippenverbot von Erzbischof [[Hieronymus Graf Colloredo]] vom 22. November 1782 ist ein Rückgang der Kirchenkrippe und die Ausbildung der für Salzburg spezifischen Kastenkrippe als Hauskrippe in Privatbesitz zu vermerken. Eine Sonderform entwickelte sich bei den Salzachschiffern um 1800 (Oberndorf-Laufen, Hallein): Tragstangenkrippen und -kästen sowie kleine ''Nähkastenkrippen'' mit Wachsfiguren. Diese wurden bei vorweihnachtlichen Umzügen und Heischegängen von den zur Winterzeit brotlosen Schiffersleuten gezeigt.
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Das 20. Jahrhundert brachte in Salzburg Krippenbauer und -schnitzer hervor, die meist sogenannte Heimatkrippen fertigten; Kleidung, Hausformen und gemalte Prospekte spiegeln Salzburger Typen wider: Theodor Pfitzer (1. Hälfte 20. Jahrhundert), Carl Storch (1868–1955), Josef Klampfer (1892–1962), [[Schläffer, Alexander|Alexander Schläffer]], [[Spannring, Luise|Luise Spannring]], Hanns Rabitsch (1900–1986).
  
 
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* Kat. Krippen in Salzburg (Arbeitstitel), Salzburg Museum, Sbg. 2018.
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* Krippen in Salzburg (Arbeitstitel). Kat. Salzburg Museum, Salzburg 2018.
* C. Svoboda: Krippen und religiöse Kleinodien. Kat. SMCA, Sbg. 1985.
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* E. Hutter: Irrseer Weihnachtskrippe: Originale Volkskunst. Die Welt des Bildhauers Hans Mairhofer-Irrsee (1914–1998). Salzburg Museum 2009.  
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* C. Svoboda: Krippen und religiöse Kleinodien. Kat. SMCA, Salzburg 1985.
 
* F. Prodinger: Die Weihnachtskrippe in Salzburg. In: Die Weihnachtskrippe aus Österreich, Innsbruck 1966.
 
* F. Prodinger: Die Weihnachtskrippe in Salzburg. In: Die Weihnachtskrippe aus Österreich, Innsbruck 1966.
  
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Aktuelle Version vom 24. Mai 2021, 17:22 Uhr

Salzburg hat als Krippenland nie die Bedeutung seiner Nachbarländer Tirol und Oberösterreich erreicht. Große, vielfigurige Kirchenkrippen und Bretterkrippen gab es jedoch hier wie anderswo auch.

An der Fertigung der speziell in Salzburg verehrten Christkindln, die zu Weihnachten vor den Altar gestellt wurden, sind seit dem 17. Jahrhundert v.a. die Frauenklöster beteiligt. In Salzburg entwickelte sich der im Spätmittelalter in Frauenklöstern weit verbreitete und schließlich verbotene Brauch des Kindlwiegens (Puppen ebenso wie lebendige Säuglinge in der Wiege) zu speziellen Formen der Verehrung des Christkindes (Nonnberg).

Internationale Einflüsse finden sich in den Figuren des Bornkindl, des Himmlischen Bräutigams und Trösterleins. Auch das wachsbossierte Fatschenkindl mit Echthaar und eingesetzten Glasaugen zählt in der Folge zur Gruppe der Klosterarbeiten und Vorläufern der Krippen ebenso wie den Objekten privater Andacht. Neben den vielen anonymen Krippenschnitzern des 18. und 19. Jahrhunderts seien Bildhauer wie Franz de Paula Hitzl und sein Sohn Franz für Salzburg genannt.

Nach dem Krippenverbot von Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo vom 22. November 1782 ist ein Rückgang der Kirchenkrippe und die Ausbildung der für Salzburg spezifischen Kastenkrippe als Hauskrippe in Privatbesitz zu vermerken. Eine Sonderform entwickelte sich bei den Salzachschiffern um 1800 (Oberndorf-Laufen, Hallein): Tragstangenkrippen und -kästen sowie kleine Nähkastenkrippen mit Wachsfiguren. Diese wurden bei vorweihnachtlichen Umzügen und Heischegängen von den zur Winterzeit brotlosen Schiffersleuten gezeigt.

Das 20. Jahrhundert brachte in Salzburg Krippenbauer und -schnitzer hervor, die meist sogenannte Heimatkrippen fertigten; Kleidung, Hausformen und gemalte Prospekte spiegeln Salzburger Typen wider: Theodor Pfitzer (1. Hälfte 20. Jahrhundert), Carl Storch (1868–1955), Josef Klampfer (1892–1962), Alexander Schläffer, Luise Spannring, Hanns Rabitsch (1900–1986).

Lit.:

  • Krippen in Salzburg (Arbeitstitel). Kat. Salzburg Museum, Salzburg 2018.
  • E. Hutter: Irrseer Weihnachtskrippe: Originale Volkskunst. Die Welt des Bildhauers Hans Mairhofer-Irrsee (1914–1998). Salzburg Museum 2009.
  • C. Svoboda: Krippen und religiöse Kleinodien. Kat. SMCA, Salzburg 1985.
  • F. Prodinger: Die Weihnachtskrippe in Salzburg. In: Die Weihnachtskrippe aus Österreich, Innsbruck 1966.

Ch.S.