Hieronymus Graf Colloredo

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Hieronymus Graf Colloredo, * 31. Mai 1732 in Wien, † 20. Mai 1812 in Wien, Erzbischof von Salzburg 1772–1803 bzw. 1812. Sohn des späteren Reichsvizekanzlers Rudolf Wenzel Graf (seit 1763 Fürst) Colloredo und der Maria Franziska Gräfin Starhemberg mit engen Beziehungen zum kaiserlichen Hof, absolvierte ein Studium an der Sapienza in Rom und wurde zum Doktor des geistlichen und weltlichen Rechts promoviert (Studienende am 28. April 1755).

Nach seiner Priesterweihe 1761 übernahm er im folgenden Jahr das kleine Bistum Gurk und wurde nach dem Tod von Erzbischof Sigismund Graf Schrattenbach Mitte Dezember 1771 am 14. März 1772 im 12. Wahldurchgang zum neuen Oberhirten und Landesherrn Salzburgs gewählt. Es war ein eindeutiger Sieg der Aufklärung und der Habsburger, die ihren Kandidaten protegiert hatten, der jedoch von der Bevölkerung aufgrund seiner Distanziertheit, seiner unverstandenen Reformen und seiner Sparsamkeit durchwegs abgelehnt wurde. Wirtschaftlich war die Zeit Colloredos von einer letzten Blüte geprägt. Das im In- und Ausland angehäufte Vermögen sollte jedoch großteils durch die Wirren der Napoleonischen Kriege und den österreichischen Staatsbankrott 1811 verloren gehen.

Erzbischof Colloredo verstand es wie kaum ein Herrscher zuvor, die begabtesten Praktiker seiner Zeit nach Salzburg zu holen (Aufklärung). Die Flucht des unbeliebten und ungeliebten Landesherrn vor den Franzosen im Dezember 1800 und die Verzichtserklärung auf die weltliche Herrschaft in seinem Wiener Exil am 11. Februar 1803 wurden als Folge des Friedens von Lunéville ohne größere Aufregung zur Kenntnis genommen, doch ist es ihm und seiner Hartnäckigkeit bei Kaiser Franz I. immerhin zu verdanken, dass Salzburg weiterhin Sitz eines Erzbischofs blieb. Bei seinem Tod im Mai 1812 unter bayerischer Regierung zeigte sich Salzburg reserviert; Colloredo fand zunächst auf eigenen Wunsch seine letzte Ruhestätte im Stephansdom in Wien. Nach Exhumierung seiner Gebeine im Juli 2002 wurden diese als Zeichen der Aussöhnung mit Salzburg am 30. Mai 2003 in der Bischofsgruft des Salzburger Domes wieder beigesetzt.

Lit.:

  • E. Lobenwein u.a. (Hg.): Herrschaft in Zeiten des Umbruchs. Fe.H.G.C. (1732–1812) im mitteleuropäischen Kontext. Schriftenreihe des Archivs der Erzdiözese Salzburg Bd. 16, Salzburg 2016.
  • A.S. Weiß: Der Tod des (einst) Mächtigen – Fe.H.G.C. 1732–1812. In: Salzburg Archiv Bd. 35, 2014, S. 141-156.

R.R.H., A.S.W.