Maibaum: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Auf dieser Grundlage deuten seit dem 19. Jahrhundert nationale und biologistische Strömungen den Maibaum als Segens- und Fruchtbarkeitssymbol. Gleichzeitig wurden auch Maibäume als Geschenk zwischen Standesgruppen (z.B. Berchtesgadener Bergknappen an die Dürrnberger, um 1793, [[Lorenz Hübner]]) oder als Bewerbung von Burschen für Mädchen wie als Ehrenzeichen für Honoratioren errichtet ([[Karl Adrian]], [[Franz Valentin Zillner]]). | |
− | + | Rund um 1800, speziell in Zusammenhang mit den Franzosenkriegen, entstanden in Bayern ganzjährige Maibäume als „Freiheitsbäume“ die mit Zunftzeichen, Dorf- und Landeswappen geschmückt wurden. Im frühen 20. Jahrhundert, im Zuge der Trachtenbegeisterung, wurden die Wappen durch Trachtenpaare ersetzt oder ergänzt, Maibäume bei Wirtshäusern errichtet und der aus der Renaissance stammende Tanz um den Maibaum von der Volkstanzbewegung verbreitet. Um den Maibaum ranken sich Bräuche der männlichen Jugend, die oft spielerische Rivalitätskämpfe zu den Nachbarorten darstellen und heute oft mit Gesetzen in Konflikt kommen. | |
− | * | + | Schon der Baum selbst sollte aus einem benachbarten Wald gestohlen und frisch geschlagen werden, der Stamm wird in Mustern entrindet, Stamm und Wipfel werden mit (Reisig-)Kränzen, Bändern, Figuren und Besten (Preisen: Würste, Brezen) geschmückt. Burschen der Nachbarschaft versuchen den Baum vor dem Aufstellen oder mancherorts in der ersten Nacht zu stehlen. Am 1. Mai wird der Baum umtanzt, Burschen erklettern ihn, um sich die Beste zu holen. Missbrauch während der NS-Zeit. |
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+ | * U. Kammerhofer-Aggermann: Staatsfeiertag, 1. Mai, Maibaum. In: dies./M.J. Greger/A.M. Kasper (Hg.): Feste, Bräuche, Feiertage der Religionen in Österreich. Salzburg 2016, S. 46–51. | ||
+ | * G. Kapfhammer: Brauchtum in den Alpenländern. Ein lexikalischer Führer durch den Jahreslauf. München 1977, S. 172–179. | ||
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Aktuelle Version vom 24. Mai 2021, 19:17 Uhr
In Bayern und Österreich wird in vielen Orten am 1. Mai ein Maibaum auf einem zentralen Platz errichtet, meist durch junge Männer in Vereinen und Organisationen. Bereits im Mittelalter ist der Maibaum als städtisches und höfisches Festzeichen nachweisbar (1230 Wien), bei welchem Maifeste und Tänze stattfanden. Gleichzeitig war er seit dem Mittelalter ein Rechtssymbol dafür, dass die Vegetation auf Feldern und Wiesen nicht gestört werden dürfe. Daher blieb er auch bis nach der Erntezeit im Herbst stehen.
Auf dieser Grundlage deuten seit dem 19. Jahrhundert nationale und biologistische Strömungen den Maibaum als Segens- und Fruchtbarkeitssymbol. Gleichzeitig wurden auch Maibäume als Geschenk zwischen Standesgruppen (z.B. Berchtesgadener Bergknappen an die Dürrnberger, um 1793, Lorenz Hübner) oder als Bewerbung von Burschen für Mädchen wie als Ehrenzeichen für Honoratioren errichtet (Karl Adrian, Franz Valentin Zillner).
Rund um 1800, speziell in Zusammenhang mit den Franzosenkriegen, entstanden in Bayern ganzjährige Maibäume als „Freiheitsbäume“ die mit Zunftzeichen, Dorf- und Landeswappen geschmückt wurden. Im frühen 20. Jahrhundert, im Zuge der Trachtenbegeisterung, wurden die Wappen durch Trachtenpaare ersetzt oder ergänzt, Maibäume bei Wirtshäusern errichtet und der aus der Renaissance stammende Tanz um den Maibaum von der Volkstanzbewegung verbreitet. Um den Maibaum ranken sich Bräuche der männlichen Jugend, die oft spielerische Rivalitätskämpfe zu den Nachbarorten darstellen und heute oft mit Gesetzen in Konflikt kommen.
Schon der Baum selbst sollte aus einem benachbarten Wald gestohlen und frisch geschlagen werden, der Stamm wird in Mustern entrindet, Stamm und Wipfel werden mit (Reisig-)Kränzen, Bändern, Figuren und Besten (Preisen: Würste, Brezen) geschmückt. Burschen der Nachbarschaft versuchen den Baum vor dem Aufstellen oder mancherorts in der ersten Nacht zu stehlen. Am 1. Mai wird der Baum umtanzt, Burschen erklettern ihn, um sich die Beste zu holen. Missbrauch während der NS-Zeit.
Lit.:
- U. Kammerhofer-Aggermann: Staatsfeiertag, 1. Mai, Maibaum. In: dies./M.J. Greger/A.M. Kasper (Hg.): Feste, Bräuche, Feiertage der Religionen in Österreich. Salzburg 2016, S. 46–51.
- G. Kapfhammer: Brauchtum in den Alpenländern. Ein lexikalischer Führer durch den Jahreslauf. München 1977, S. 172–179.
U.K.