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− | '''Vereinigte''' | + | '''Vereinigte'''. 1738 als Bruderschaft für Angehörige der kleineren Zünfte, die am Land zu keiner Handwerkerinnung gehörten, vom Riemer Johann Georg Kopfmüller, vom Binder Jakob Ferner und vom Weißgerber Johann Josef Löcker in Tamsweg gegründet. Ursprünglich als Ersatz für das Zunft- und Bruderschaftsleben begründet, sollte die Vereinigung den Handwerkern in der Ständegesellschaft einen gemeinsamen Jahrtag (Dienstag nach Fronleichnam) und das gemeinsame Auftreten bei religiösen Anlässen (v.a. bei der Fronleichnamsprozession) und die Abhaltung feierlicher Begräbnisse und Gebete ermöglichen. Die Verpflichtungen der Mitglieder waren genau geregelt. In diesem Sinne ist sie die älteste Berufsvereinigung im Lungau. Die heutigen Statuten stammen von 1767 und wurden 1786 erneuert; sie stellen eine Art zünftischer Organisation, Hierarchie und Sprachgebrauch dar. |
− | Ursprünglich als Ersatz für das Zunft- und Bruderschaftsleben begründet, sollte die Vereinigung den Handwerkern in der Ständegesellschaft einen gemeinsamen Jahrtag (Dienstag nach Fronleichnam) und das gemeinsame Auftreten bei religiösen Anlässen (v.a. bei der Fronleichnamsprozession) und die Abhaltung feierlicher Begräbnisse und Gebete ermöglichen. Die Verpflichtungen der Mitglieder waren genau geregelt. In diesem Sinne ist sie die älteste Berufsvereinigung im Lungau. Die heutigen Statuten stammen von 1767 und wurden 1786 erneuert; sie stellen eine Art zünftischer Organisation, Hierarchie und Sprachgebrauch dar. Im Zuge der Reformen unter | + | |
+ | Im Zuge der Reformen unter Erzbischof [[Hieronymus Graf Colloredo]] 1786 Verlegung des Jahrtags in den Fasching (zwischen 1. Jänner und Samstag vor Aschermittwoch), später Ausdehnung der Festlichkeiten auf eine Woche, die „Vereinigten-Oktav“, mit Gottesdienst am Jahrtag, Festumzug mit der Bruderschaftslade und Festmahl. Alle drei Jahre wird ein neuer Kommissär als Vorstand gewählt; als Zeichen seiner Würde trägt der Kommissär heute einen Zylinder. In der heutigen Ausprägung als Verein sind die Vereinigten einzigartig in Österreich; sie wurden 2010 von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe Österreichs erhoben. Das Vereinsleben stellt eine Verbindung von alten Zunftbräuchen (Andingen, Kommissärswahl, Schuhbeschlagen bzw. Absatzabschlagen, Bruderschaftsmahl, Umzug mit der Bruderschaftslade, Festmahl) und ländlichen Faschingsbräuchen dar (Bärenvesper, Maskenumzug, Hausieren, mit Laternen den gestrigen Tag suchen, Geldbeutelwaschen, Janitscharenmusik, etc.). Heute gehören rund 760 Tamsweger Bürger und in Tamsweg Berufstätige, davon 160 Junggesellen, den Vereinigten an. | ||
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* Die Vereinigten zu Tamsweg 1738–1987. Berichte und Dokumente zur 250jährigen Geschichte der Vereinigten. Tamsweg 1987. | * Die Vereinigten zu Tamsweg 1738–1987. Berichte und Dokumente zur 250jährigen Geschichte der Vereinigten. Tamsweg 1987. | ||
− | * M. T. Resch: Die | + | * M. T. Resch: Die „Vereinigten“ in Tamsweg. Grundlagen und Beiträge zu Entstehung, Entwicklung und Brauchtum um die Vereinigten. Diss. Wien 1986. |
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Aktuelle Version vom 27. Mai 2021, 17:23 Uhr
Vereinigte. 1738 als Bruderschaft für Angehörige der kleineren Zünfte, die am Land zu keiner Handwerkerinnung gehörten, vom Riemer Johann Georg Kopfmüller, vom Binder Jakob Ferner und vom Weißgerber Johann Josef Löcker in Tamsweg gegründet. Ursprünglich als Ersatz für das Zunft- und Bruderschaftsleben begründet, sollte die Vereinigung den Handwerkern in der Ständegesellschaft einen gemeinsamen Jahrtag (Dienstag nach Fronleichnam) und das gemeinsame Auftreten bei religiösen Anlässen (v.a. bei der Fronleichnamsprozession) und die Abhaltung feierlicher Begräbnisse und Gebete ermöglichen. Die Verpflichtungen der Mitglieder waren genau geregelt. In diesem Sinne ist sie die älteste Berufsvereinigung im Lungau. Die heutigen Statuten stammen von 1767 und wurden 1786 erneuert; sie stellen eine Art zünftischer Organisation, Hierarchie und Sprachgebrauch dar.
Im Zuge der Reformen unter Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo 1786 Verlegung des Jahrtags in den Fasching (zwischen 1. Jänner und Samstag vor Aschermittwoch), später Ausdehnung der Festlichkeiten auf eine Woche, die „Vereinigten-Oktav“, mit Gottesdienst am Jahrtag, Festumzug mit der Bruderschaftslade und Festmahl. Alle drei Jahre wird ein neuer Kommissär als Vorstand gewählt; als Zeichen seiner Würde trägt der Kommissär heute einen Zylinder. In der heutigen Ausprägung als Verein sind die Vereinigten einzigartig in Österreich; sie wurden 2010 von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe Österreichs erhoben. Das Vereinsleben stellt eine Verbindung von alten Zunftbräuchen (Andingen, Kommissärswahl, Schuhbeschlagen bzw. Absatzabschlagen, Bruderschaftsmahl, Umzug mit der Bruderschaftslade, Festmahl) und ländlichen Faschingsbräuchen dar (Bärenvesper, Maskenumzug, Hausieren, mit Laternen den gestrigen Tag suchen, Geldbeutelwaschen, Janitscharenmusik, etc.). Heute gehören rund 760 Tamsweger Bürger und in Tamsweg Berufstätige, davon 160 Junggesellen, den Vereinigten an.
Lit.:
- Die Vereinigten zu Tamsweg 1738–1987. Berichte und Dokumente zur 250jährigen Geschichte der Vereinigten. Tamsweg 1987.
- M. T. Resch: Die „Vereinigten“ in Tamsweg. Grundlagen und Beiträge zu Entstehung, Entwicklung und Brauchtum um die Vereinigten. Diss. Wien 1986.
R.A., U.K.