Erich Karl Paul Valentin: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Valentin, Erich Karl Paul''', * Straßburg 27.11.1906, † Bad Aibling 16.3.1993.
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Erich Karl Paul '''Valentin''', * 27. November 1906 in Straßburg, † 16. März 1993 in Bad Aibling; Journalist, Musikwissenschaftler.
  
V. studierte an der Univ. München Musikwissenschaft (Promotion 1928) sowie Musik an der Akad. f. Tonkunst und wirkte zunächst als Musikjournalist. Zeitlebens standen zwei Komponisten im Mittelpunkt seines Schaffens, Georg Philipp Telemann und W. A. →Mozart. V. arbeitete zunächst als Dozent für Musikerziehung in Telemanns Geburtsstadt Magdeburg sowie als Korrespondent für diverse Musikzeitschriften. Im Frühjahr 1939 übernahm er in Salzburg zunächst das Amt des Bibliothekars der Bibliotheca Mozartiana der Int. Stiftung →Mozarteum und lehrte als Dozent am Konservatorium →Mozarteum, ab Juni 1939 wurde er dann Generalsekretär der gleichgeschalteten ISM. Wie E. →Schenk oder R. Haas nahm V. eine Schlüsselposition der NS-Musikwissenschaft ein und lenkte im Sinne des Führerprinzips die Geschicke nicht nur der Wiss. Abteilung der ISM, er verwaltete auch das Mozart-Museum und wurde Leiter des kurz zuvor etablierten Zentralinstituts für Mozartforschung (→Akademie für Mozart-Forschung). Seiner Nähe zum Präsidenten der ISM Albert Reitter, einem hochrangigen SS-Führer, ist es zu verdanken, dass es V. gelang, eine von der Berliner Reichskanzlei unterstützte kritische Mozart-Gesamtausgabe als eines der ehrgeizigsten NS-Musikprojekte überhaupt anzustoßen, an deren Edition zwischen 1941 und 1944 unter seiner Leitung gearbeitet wurde, ohne dass ein Band erschienen wäre. Eine unrühmliche Rolle spielte V., als er nach der Enteignung des Stifts →St. Peter 1942 die Musikbibliothek für die ISM beanspruchte und - letztlich erfolglos - Vorstöße unternahm, um Mozart-Autographe aus öffentlichen Sammlungen und aus jüdischem Besitz in den besetzten Gebieten für die Gesamtausgabe nach Salzburg bringen zu lassen. 1944 wurde V. als Funker zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Gefangenschaft. Nach der endgültigen Rückkehr nach Deutschland war V. zwischen 1946 und 1953 im Raum Detmold und zusätzlich als Redakteur mehrerer Musikzeitschriften tätig. 1953 wurde er zum Professor der Hochschule für Musik in München ernannt; 1963-72 war er Direktor dieser Musikhochschule. Als Mitbegründer der Deutschen Mozart-Gesellschaft Augsburg (1951) und als deren langjähriger Vizepräsident, später auch als Präsident (1976-92) befasste sich V. weiterhin intensiv mit W. A. Mozart; wiederum wurde er als Mitglied in das neu etablierte Zentralinstitut für Mozartforschung (→Akademie für Mozart-Forschung) aufgenommen. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen findet sich «Mozarteumsbüchlein», Regensburg 1941, aus V.s Salzburger Zeit und die späte Aufsatzsammlung «Wolfgang Amadeus Mozart», München 1991. Auch «Lübbes Mozart Lexikon», München 1983, wurde von V. verfasst und herausgegeben.
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Valtentin studierte an der Universität München Musikwissenschaft (Promotion 1928) sowie Musik an der Akademie für Tonkunst und wirkte zunächst als Musikjournalist. Zeitlebens standen zwei Komponisten im Mittelpunkt seines Schaffens, Georg Philipp Telemann und [[Mozart, Wolfgang Amadeus|Wolfgang Amadeus Mozart]]. Valentin arbeitete zunächst als Dozent für Musikerziehung in Telemanns Geburtsstadt Magdeburg sowie als Korrespondent für diverse Musikzeitschriften.
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Im Frühjahr 1939 übernahm er in Salzburg zunächst das Amt des Bibliothekars der Bibliotheca Mozartiana der [[Internationale Stiftung Mozarteum|Internationalen Stiftung Mozarteum]] (ISM) und lehrte als Dozent am Konservatorium der [[Universität Mozarteum Salzburg|Universität Mozarteum]], ab Juni 1939 wurde er dann Generalsekretär der gleichgeschalteten ISM. Wie [[Schenk, Erich|Erich Schenk]] oder Robert Haas nahm Valentin eine Schlüsselposition der NS-Musikwissenschaft ein und lenkte im Sinne des Führerprinzips die Geschicke nicht nur der Wissenschaftlichen Abteilung der ISM, er verwaltete auch das Mozart-Museum und wurde Leiter des kurz zuvor etablierten Zentralinstituts für Mozartforschung ([[Akademie für Mozart-Forschung]]).
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Seine Nähe zum Präsidenten der ISM Albert Reitter, einem hochrangigen SS-Führer, führte dazu, dass Valentin eine von der Berliner Reichskanzlei unterstützte kritische Mozart-Gesamtausgabe als eines der ehrgeizigsten NS-Musikprojekte überhaupt anstieß, an deren Edition zwischen 1941 und 1944 unter seiner Leitung gearbeitet wurde, ohne dass jedoch ein Band erschienen wäre. Eine unrühmliche Rolle spielte Valentin, als er nach der Enteignung des Stifts [[St. Peter]] 1942 die Musikbibliothek für die ISM beanspruchte und letztlich erfolglos Vorstöße unternahm, um Mozart-Autografe aus öffentlichen Sammlungen und aus jüdischem Besitz in den besetzten Gebieten für die Gesamtausgabe nach Salzburg bringen zu lassen. 1944 wurde Valentin als Funker zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Gefangenschaft.  
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Nach der endgültigen Rückkehr nach Deutschland war Valentin zwischen 1946 und 1953, im Raum Detmold ansässig, als Redakteur mehrerer Musikzeitschriften tätig. 1953 wurde er zum Professor der Hochschule für Musik in München ernannt; 1963–72 war er Direktor dieser Musikhochschule. Als Mitbegründer der Deutschen Mozart-Gesellschaft Augsburg (1951) und als deren langjähriger Vizepräsident, später auch als Präsident (1976–92) befasste sich Valentin weiterhin intensiv mit Mozart; wiederum wurde er als Mitglied in das neu etablierte Zentralinstitut für Mozartforschung (Akademie für Mozart-Forschung) aufgenommen. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen finden sich ''Mozarteumsbüchlein'' (Regensburg 1941) aus Valentins Salzburger Zeit und die späte Aufsatzsammlung ''Wolfgang Amadeus Mozart'' (München 1991). Auch ''Lübbes Mozart Lexikon'' (München 1983), wurde von Valentin verfasst und herausgegeben.
  
 
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* S. Haslinger: „Erich Karl Paul V.. Persönlichkeiten der Salzburger Musikgeschichte, hg. vom Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte an der Univ. Mozarteum. Online-Ressource: <https://www.moz.ac.at/apps/app_ck/ckuserfiles/18725/files/Valentin%2C Erich Karl Paul.pdf>
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* S. Haslinger: Erich Karl Paul V.. Persönlichkeiten der Salzburger Musikgeschichte, hg. vom Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte an der Univ. Mozarteum. Online-Ressource: <https://www.moz.ac.at/apps/app_ck/ckuserfiles/18725/files/Valentin%2C Erich Karl Paul.pdf>
* F. Brusniak: „Wege zu Mozart“. Zum 100. Geburtstag des Mozart-Forschers und Hermann-Hesse-Freundes Erich V. (1906-1993). In: Hermann-Hesse-Jb. 3, Tübingen 2006.
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* F. Brusniak: Wege zu Mozart. Zum 100. Geburtstag des Mozart-Forschers und Hermann-Hesse-Freundes Erich V. (1906–1993). In: Hermann-Hesse-Jb. 3, Tübingen 2006.
* Salzburger Mozart-Lexikon. Bad Honnef 2005.
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Aktuelle Version vom 10. Juni 2021, 15:45 Uhr

Erich Karl Paul Valentin, * 27. November 1906 in Straßburg, † 16. März 1993 in Bad Aibling; Journalist, Musikwissenschaftler.

Valtentin studierte an der Universität München Musikwissenschaft (Promotion 1928) sowie Musik an der Akademie für Tonkunst und wirkte zunächst als Musikjournalist. Zeitlebens standen zwei Komponisten im Mittelpunkt seines Schaffens, Georg Philipp Telemann und Wolfgang Amadeus Mozart. Valentin arbeitete zunächst als Dozent für Musikerziehung in Telemanns Geburtsstadt Magdeburg sowie als Korrespondent für diverse Musikzeitschriften.

Im Frühjahr 1939 übernahm er in Salzburg zunächst das Amt des Bibliothekars der Bibliotheca Mozartiana der Internationalen Stiftung Mozarteum (ISM) und lehrte als Dozent am Konservatorium der Universität Mozarteum, ab Juni 1939 wurde er dann Generalsekretär der gleichgeschalteten ISM. Wie Erich Schenk oder Robert Haas nahm Valentin eine Schlüsselposition der NS-Musikwissenschaft ein und lenkte im Sinne des Führerprinzips die Geschicke nicht nur der Wissenschaftlichen Abteilung der ISM, er verwaltete auch das Mozart-Museum und wurde Leiter des kurz zuvor etablierten Zentralinstituts für Mozartforschung (Akademie für Mozart-Forschung).

Seine Nähe zum Präsidenten der ISM Albert Reitter, einem hochrangigen SS-Führer, führte dazu, dass Valentin eine von der Berliner Reichskanzlei unterstützte kritische Mozart-Gesamtausgabe als eines der ehrgeizigsten NS-Musikprojekte überhaupt anstieß, an deren Edition zwischen 1941 und 1944 unter seiner Leitung gearbeitet wurde, ohne dass jedoch ein Band erschienen wäre. Eine unrühmliche Rolle spielte Valentin, als er nach der Enteignung des Stifts St. Peter 1942 die Musikbibliothek für die ISM beanspruchte und – letztlich erfolglos – Vorstöße unternahm, um Mozart-Autografe aus öffentlichen Sammlungen und aus jüdischem Besitz in den besetzten Gebieten für die Gesamtausgabe nach Salzburg bringen zu lassen. 1944 wurde Valentin als Funker zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Gefangenschaft.

Nach der endgültigen Rückkehr nach Deutschland war Valentin zwischen 1946 und 1953, im Raum Detmold ansässig, als Redakteur mehrerer Musikzeitschriften tätig. 1953 wurde er zum Professor der Hochschule für Musik in München ernannt; 1963–72 war er Direktor dieser Musikhochschule. Als Mitbegründer der Deutschen Mozart-Gesellschaft Augsburg (1951) und als deren langjähriger Vizepräsident, später auch als Präsident (1976–92) befasste sich Valentin weiterhin intensiv mit Mozart; wiederum wurde er als Mitglied in das neu etablierte Zentralinstitut für Mozartforschung (Akademie für Mozart-Forschung) aufgenommen. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen finden sich Mozarteumsbüchlein (Regensburg 1941) aus Valentins Salzburger Zeit und die späte Aufsatzsammlung Wolfgang Amadeus Mozart (München 1991). Auch Lübbes Mozart Lexikon (München 1983), wurde von Valentin verfasst und herausgegeben.

Lit.:

  • S. Haslinger: Erich Karl Paul V.. Persönlichkeiten der Salzburger Musikgeschichte, hg. vom Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte an der Univ. Mozarteum. Online-Ressource: <https://www.moz.ac.at/apps/app_ck/ckuserfiles/18725/files/Valentin%2C Erich Karl Paul.pdf>
  • F. Brusniak: Wege zu Mozart. Zum 100. Geburtstag des Mozart-Forschers und Hermann-Hesse-Freundes Erich V. (1906–1993). In: Hermann-Hesse-Jb. 3, Tübingen 2006.

C.G.