St. Peter

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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St. Peter - Kirche 15390.jpg

Die Benediktiner-Erzabtei St. Peter, ältestes noch bestehendes Kloster im deutschen Sprachraum, gilt als Wiege von Stadt und Land Salzburg.

Gründung

Der hl. Rupert fand bei seiner Ankunft um 696 in Salzburg bereits eine kleine geistliche Gemeinschaft vor, die er erneuerte und somit das Kloster gründete, dem er als Abt vorstand. Zudem erbaute er eine stattliche Peterskirche. 739 wurde in Salzburg förmlich ein Bistum errichtet, das von den Äbten in Personalunion geführt und 798 zum Erzbistum erhoben wurde. Die Mönche lebten zu Beginn nach einer Regula mixta mit Elementen aus der Kolumbanregel und der Benediktregel. St. Peter wurde Träger der Slawenmission, Seelsorge und hervorragender Kultur. Unter dem hl. Virgil wurde 784 das berühmte Verbrüderungsbuch von St. Peter angelegt. Es ist das älteste frühmittelalterliche Schriftdokument Österreichs und belegt unter den Mönchen einen sehr hohen Anteil von Romanen, die ihr Christentum und ihre Schriftkenntnisse bewahrt hatten.

Benediktinerregel, Wachstum

Mit Erzbischof Arn(o) setzte sich die fränkisch-römische Auffassung von Kirche und Mönchtum durch, nun ist auch eine erste Schreibschule in Salzburg nachweisbar. Die Benediktregel mit ihrer strengen Ortsgebundenheit wurde wohl erst 987 zur Norm, als St. Peter im Verlauf der großen Kloster- und Kirchenreform vom Erzbistum getrennt wurde. Das Kloster erhielt damals u.a. jenes Areal übertragen, das heute den St.-Peter-Bezirk bildet. Tito (987–1025) aus dem Reformkloster St. Emmeram in Regensburg wurde erster eigener Abt. Grundschenkungen bildeten die wirtschaftliche Basis für eine wachsende Klostergemeinschaft, sodass Mönche von St. Peter 1074 das neu gegründete Kloster Admont in der Steiermark besiedeln konnten. Nach dem Vorbild dieser Abtei wurde 1116 die Hirsauer Reform eingeführt, unter deren Einfluss St. Peter um 1130 zum Doppelkloster wurde. Das Kloster der Petersfrauen an der Stelle des heutigen Franziskanerklosters unterstand der Jurisdiktion des Abtes, besaß ein eigenes Skriptorium und bestand bis zur erzwungenen Auflösung im Jahr 1583.

Geografische Expansion

Nachdem Erzbischof Konrad I. von Abenberg der Abtei eine Heimstatt und eine solide wirtschaftliche Basis verschafft hatte, ließ Abt Balderich (1125–43) die im Kern noch bestehende Klosterkirche erbauen. Durch Schenkungen verfügte die Abtei über eine große Grundherrschaft in weiten Teilen des Erzstifts (u.a. das mittlere Lammertal mit Abtenau, 1124) und in der Stadt, weiters in Kärnten (Wieting), Wien-Dornbach, in der Steiermark, in Oberösterreich, in der Wachau u.a. Als Besitzer von Salzpfannen war St. Peter wichtiger Salzproduzent. Als technische Pionierleistung gilt der Almkanal, den das Kloster 1137–43 gemeinsam mit dem Domkapitel errichten ließ. Zeugnis einer besonderen Blüte des Klosters im 12. Jahrhundert sind prachtvolle illuminierte Handschriften, wie das berühmte Antiphonar von St. Peter (um 1160). An reicher kultureller Tätigkeit sind neben dem Skriptorium (Buchmalerei) die Petersschule und die Musikpflege sowie im sozialen Bereich die Armenpflege, das Spital, die Bestattung und das Totengedenken, aber auch die Gastlichkeit (Peterskeller seit 803, heute Stiftskulinarium) zu nennen.

Bautätigkeit, Benediktineruniversität

Ab 1431 führte die Melker Reform zu einer inneren Erneuerung des monastischen Lebens nach der Benediktregel und zu kultureller Blüte (Walsperger, Geschichtsschreibung). Abt Rupert Keutzl ließ die Margarethenkapelle neu errichten (Friedhöfe) und erwarb 1480 eine reich besetzte mitra pertiosa, die heute Prunkstück der Sammlungen ist. 1522–24 war der berühmte Prediger Johann von Staupitz, Lehrer und Freund Martin Luthers, Abt des Klosters. Eine führende Rolle spielte St. Peter im Rahmen der 1622 gegründeten Salzburger Benediktineruniversität. Das Barocktheater (Theater der Benediktineruniversität) erlebte einen Höhepunkt und rege historiografische Tätigkeit setzte ein, die trotz Auflösung der Universität 1810 mit Abt Willibald Hauthaler bis ins 20. Jahrhundert andauerte.

In der Blütezeit des Barock prägten bedeutende Äbte wie Amandus Pachler, Edmund Sinhuber und Beda Seeauer St. Peter baulich. Dem Konvent gehörten die bedeutenden Salzburger Professoren P. Franz, Joseph und Paul Mezger, P. Rupert Presinger, P. Placidus Böckhn, P. Rupert Gutrath, der Dichter P. Florian Reichssiegel und der Chronist P. Beda Hübner an.

Sammlungen

Wolfgang Amadeus Mozart und Michael Haydn, die mit Abt Dominikus Hagenauer befreundet waren, komponierten Werke für das Kloster. Unter diesem Abt unternahmen Corbinian Gärtner, Albert Nagnzaun und andere Benediktiner kostspielige Studienreisen. Die Abtei überstand die Zeit der Säkularisationen, die Mönche mussten aber zunehmend pastorale Aufgaben übernehmen, so auch 1824 den Wallfahrtsort Maria Plain.

Mit großem Sachverstand legte man in dieser Zeit kunsthistorische und naturwissenschaftliche Sammlungen an. Die Äbte von St. Peter hatten bedeutenden Anteil an der Gründung der Österreichischen Benediktinerkongregation vom hl. Joseph (Benediktiner), die von 1889–1930 bestand. 1926 wurde unter Abt Petrus Klotz das Kolleg St. Benedikt, ein Studienkolleg der Benediktiner nach Entwürfen von Peter Behrens (Fresken von Anton Faistauer, Kruzifix von Jakob Adlhart) eröffnet. Dafür wurde dem Kloster 1927 von Papst Pius XI. der Titel einer Erzabtei verliehen. In der Zwischenkriegszeit verkaufte das Kloster – wie auch andere Ordenshäuser – bedeutende Kunstschätze.

St Peter heute

Die Stiftskirche

Nach einer ökonomischen Neuorientierung gehört St. Peter heute zu den wichtigsten Wirtschaftsbetrieben der Stadt Salzburg. In der NS-Zeit wurde das Kloster zwar 1941 formell aufgehoben, der Klosterbesitz 1942 beschlagnahmt und die meisten Mitglieder des Konvents vertrieben, einige wenige konnten aber das Ordensleben bis 1945 aufrechterhalten. Unter Erzabt Franz Bachler konnte 1982 die nach der Haustradition 582 gegründete Abtei die 1.400-Jahr-Feier mit einer Landesausstellung feiern. Unter Erzabt Edmund Wagenhofer wurde im Jahr 2000 durch die Salzburger Äbtekonferenz das Institut für Benediktinische Studien errichtet. Nach einer Zeit der Krise und Administration führt der 2013 gewählte Erzabt Korbinian Birnbacher das Kloster und hat sich die aufwendige Renovierung der Stiftskirche zum Ziel gesetzt. 2014 wurde das Museum St. Peter im Rahmen des DomQuartiers eröffnet.

Die Abtei nimmt ein großes Areal am Fuß des Mönchsbergs ein; Klosterbauten um drei große Höfe, dazu noch der Petersfriedhof. Zentrum ist die Stiftskirche, die einzige erhaltene hochromanische Basilika der Stadt, 1125–43 erbaut, mit Querhaus und Krypta, im 17. Jahrhundert durch Chorhaus, Kuppel und Kapellenanbauten barockisiert, im 18. Jahrhundert unter Abt Beda Seeauer (1753–85) das heutige Aussehen mit Rocaillestuck, Deckenbildern und Marmoraltären, Altarbilder von Martin Johann Schmidt. Zahlreiche Grabsteine und Epitaphien, bedeutendes Hochgrab für Hans Werner von Raitenau vom Hofbildhauer Veit Eschay, 1593 von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau für seinen Vater gestiftet (Grabmale).

Die Fassaden der zahlreichen Klostergebäude wurden in der Barockzeit vereinheitlicht, ältere Teile (13. und 14. Jahrhundert) sind nördlich der Kirche (Teile des Kreuzganges mit Brunnenhaus, Marienkapelle, Kapitelsaal, Refektorium) erhalten. Petersfriedhof (Friedhöfe) mit barocken Gruftarkaden um das Gräberfeld (uraltes Begräbnisrecht). Viele Kapellen im Klosterbereich (Margarethenkapelle 1485–91, Katharinenkapelle 1227, Kreuzkapelle 1170 und Höhlenkirchen, die sogenannten Katakomben). Die Bibliothek der Erzabtei St. Peter ist die älteste Bibliothek Österreichs mit Schätzen der Buchmalerei. Bedeutendes Archiv und Sammlungen mit Werken der Plastik, der Malerei und des Kunstgewerbes.

Lit.:

  • Erzabtei St.P. (Hg.): Plus librorum. Beiträge von Adolf Hahnl zur Salzburger Kunstgeschichte, Salzburg 2013.
  • K.F. Hermann, A. Hahnl: Salzburg, St. Peter. In: U. Faust u. W. Krassnig (Hg.): Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol. St. Ottilien 2002, S. 263–408.
  • K. Birnbacher: Benediktiner-Erzabtei St.P. in Salzburg. Salzburg 1996.
  • S. Karwiese, A. Kaltenberger: Archäologische Entdeckungen in der Erzabtei St.P. in Salzburg. Ausstellungskat. Hl. Rupert von Salzburg 696–1996. Salzburg 1996.
  • K.F. Hermann: Geschichte der Erzabtei St.P. zu Salzburg. Bd. 1: Frühgeschichte 696–1193, Salzburg 1996.
  • H. Dopsch: Der heilige Rupert in Salzburg. In: Hl. Rupert von Salzburg, S. 73ff.
  • H. Dopsch: Klöster und Stifte. In: Geschichte Salzburgs I/2, S. 1007ff.
  • FS. St.P. zu Salzburg 582–1982. Salzburg 1982 (mit St.P.-Bibliographie).

G.H., P.F.K.