Festspielhäuser: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Festspielhäuser'''.
 
'''Festspielhäuser'''.
  
1887 anlässlich der 100-Jahr-Feier der ersten Aufführung des »Don Juan« Idee zu einem Mozart-F. 1890 Projekt von Fellner & Helmer, Wien, für den Mönchsberg; monumentaler Bau in barockisierten Renaissanceformen, Fassungsraum 1500 Personen, großdimensionierte Bühne. 1899 Projekt von Siegfried Sitte, 1918 Projekt M. →Knoll für das ansteigende Gelände des →Bürglsteins mit Hauptachse zur Altstadt. 1920/21 Projekte Hans Poelzig, Berlin-Charlottenburg, situiert im Süden des Parks von →Hellbrunn auf einer natürlichen Terrasse, hochgetürmter elliptischer Kegel, der mit dem kleineren Massiv eines Kammerspieltheaters durch ein Arkadengeflecht verbunden werden sollte; außen schraubenartig nach oben führende Treppenanlage; 1922 Grundsteinlegung. 1922 Projekt →Deininger-Flesch-Knoll, Salzburg, für den Park von Hellbrunn auf einem natürlichen Plateau; Großes und Kleines Haus mit Arkadengängen verbunden; Rückwand der Bühne des Großen Hauses entfernbar, so dass die freie Natur den Hintergrund des Spieles bilden kann; die Fassade des Kleinen Hauses als Hintergrund für Freilichtaufführungen verwendbar. 1924 erhielt der Landeskonservator Eduard Hütter den Auftrag, die 1840 im Bereich des ehem. eb. Marstalles errichtete ärarische Reithalle für ein F. zu adaptieren.Mit geringsten Mitteln schuf er eine »Mysterienbühne « mit steinerner »gotischer« Bühnenöffnung, die ohne Vorhang in den Zuschauerraum überging. 1926 erhielt C. →Holzmeister von LH. F. →Rehrl den Auftrag, dieses erste F. umzubauen; Mitarbeiter waren u. a. A. →Faistauer und Anton Kolig; ehem. Winterreitschule als Pausenraum miteinbezogen. 1937 den Forderungen A. →Toscaninis nach einer »Verwandlungsbühne« gemäß neuerlicher Umbau durch Holzmeister; Drehung um 180°, neues Bühnenhaus gegen →St. Peter »als ausbrechende Bastion des Mönchsberges« behandelt, zusammen mit der neuen Mönchsbergstiege und dem neu gebildeten Toscaninihof eine »willkommene Gelegenheit, sich mit dem Felsen in ›plastischer Architektur‹ auseinanderzusetzen« (Holzmeister). J. →Adlhart gestaltete Bühnenportal und Stiegenbrüstung. 1939 erhielt der Zuschauerraum durch den Reichsbühnenbildner Benno von Arendt pseudobarocken Charakter. 1941/42 zahlreiche Projekte für einen neuen Festspielbezirk auf dem Kapuzinerberg von O. →Strohmayr und O. →Reitter. 1950 Projekt von C. Holzmeister für ein Haus der →Musik-Olympiade auf dem Mönchsberg, für ein F. auf dem Rosenhügel im Mirabellgarten. 1953 Idee von C. Holzmeister und H. →Graf zu einem Festspielbezirk. 1956-60 Bau des neuen (Großen) F. für Oper, Schauspiel und Konzert auf dem Platz des ehem. Hofmarstalltraktes, »das die historische Tiefenbühne zum ersten Mal durch ein ingeniöses System der veränderlichen Portalbreite und der Einbeziehung der Vorbühnenzone mit der mittelalterlichen Breitbühne und sogar andeutungsweise mit der antiken Rundbühne verbindet« (Achleitner). 1961 Projekt von Holzmeister für den Umbau des alten (Kleinen) F. in ein intimes Mozart-F. 1962-63 Durchführung des Umbaus durch Hans Hofmann und Erich Engels nach eigenen Plänen. Ab 1977 Projekte von Holzmeister für den Umbau des alten (Kleinen) Festspielhauses, es sollte in einen »Marktplatz verwandelt werden, der sich von der Bühne her aufbaut«: »die Verschmelzung von Wirklichkeit und Spiel-Architektur als Inszenierung der Welt« (Achleitner). Das Kuratorium der Salzburger Festspiele beschließt am 2. 4. 2001 die Ausschreibung für den Umbau des Kleinen Festspielhauses zu einem »Haus für Mozart«.  
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1887 anlässlich der 100-Jahr-Feier der ersten Aufführung des »Don Juan« Idee zu einem Mozart-F. 1890 Projekt von Fellner & Helmer, Wien, für den Mönchsberg; monumentaler Bau in barockisierten Renaissanceformen, Fassungsraum 1500 Personen, großdimensionierte Bühne. 1899 Projekt von Siegfried Sitte, 1918 Projekt M. →Knoll für das ansteigende Gelände des →Bürglsteins mit Hauptachse zur Altstadt. 1920/21 Projekte Hans Poelzig, Berlin-Charlottenburg, situiert im Süden des Parks von →Hellbrunn auf einer natürlichen Terrasse, hochgetürmter elliptischer Kegel, der mit dem kleineren Massiv eines Kammerspieltheaters durch ein Arkadengeflecht verbunden werden sollte; außen schraubenartig nach oben führende Treppenanlage; 1922 Grundsteinlegung. 1922 Projekt →Deininger-Flesch-Knoll, Salzburg, für den Park von Hellbrunn auf einem natürlichen Plateau; Großes und Kleines Haus mit Arkadengängen verbunden; Rückwand der Bühne des Großen Hauses entfernbar, so dass die freie Natur den Hintergrund des Spieles bilden kann; die Fassade des Kleinen Hauses als Hintergrund für Freilichtaufführungen verwendbar.
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1924 erhielt der Landeskonservator Eduard Hütter den Auftrag, die 1840 im Bereich des ehem. eb. Marstalles errichtete ärarische Reithalle für ein F. zu adaptieren.Mit geringsten Mitteln schuf er eine »Mysterienbühne« mit steinerner »gotischer« Bühnenöffnung, die ohne Vorhang in den Zuschauerraum überging. 1926 erhielt C. →Holzmeister von LH. F. →Rehrl den Auftrag, dieses erste F. umzubauen; Mitarbeiter waren u. a. A. →Faistauer und Anton Kolig; ehem. Winterreitschule als Pausenraum miteinbezogen. 1937 den Forderungen A. →Toscaninis nach einer »Verwandlungsbühne« gemäß neuerlicher Umbau durch Holzmeister; Drehung um 180°, neues Bühnenhaus gegen →St. Peter »als ausbrechende Bastion des Mönchsberges« behandelt, zusammen mit der neuen Mönchsbergstiege und dem neu gebildeten Toscaninihof eine »willkommene Gelegenheit, sich mit dem Felsen in ›plastischer Architektur‹ auseinanderzusetzen« (Holzmeister). J. →Adlhart gestaltete Bühnenportal und Stiegenbrüstung. 1939 erhielt der Zuschauerraum durch den Reichsbühnenbildner Benno von Arendt pseudobarocken Charakter. 1941/42 zahlreiche Projekte für einen neuen Festspielbezirk auf dem Kapuzinerberg von O. →Strohmayr und O. →Reitter. 1950 Projekt von C. Holzmeister für ein Haus der →Musik-Olympiade auf dem Mönchsberg, für ein F. auf dem Rosenhügel im Mirabellgarten. 1953 Idee von C. Holzmeister und H. →Graf zu einem Festspielbezirk. 1956-60 Bau des neuen (Großen) F. für Oper, Schauspiel und Konzert auf dem Platz des ehem. Hofmarstalltraktes, »das die historische Tiefenbühne zum ersten Mal durch ein ingeniöses System der veränderlichen Portalbreite und der Einbeziehung der Vorbühnenzone mit der mittelalterlichen Breitbühne und sogar andeutungsweise mit der antiken Rundbühne verbindet« (Achleitner). 1961 Projekt von Holzmeister für den Umbau des alten (Kleinen) F. in ein intimes Mozart-F. 1962-63 Durchführung des Umbaus durch Hans Hofmann und Erich Engels nach eigenen Plänen. Ab 1977 Projekte von Holzmeister für den Umbau des alten (Kleinen) Festspielhauses, es sollte in einen »Marktplatz verwandelt werden, der sich von der Bühne her aufbaut«: »die Verschmelzung von Wirklichkeit und Spiel-Architektur als Inszenierung der Welt« (Achleitner). Das Kuratorium der Salzburger Festspiele beschließt am 2. 4. 2001 die Ausschreibung für den Umbau des Kleinen Festspielhauses zu einem »Haus für Mozart«.  
  
 
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Version vom 20. November 2016, 17:15 Uhr

Festspielhäuser.

1887 anlässlich der 100-Jahr-Feier der ersten Aufführung des »Don Juan« Idee zu einem Mozart-F. 1890 Projekt von Fellner & Helmer, Wien, für den Mönchsberg; monumentaler Bau in barockisierten Renaissanceformen, Fassungsraum 1500 Personen, großdimensionierte Bühne. 1899 Projekt von Siegfried Sitte, 1918 Projekt M. →Knoll für das ansteigende Gelände des →Bürglsteins mit Hauptachse zur Altstadt. 1920/21 Projekte Hans Poelzig, Berlin-Charlottenburg, situiert im Süden des Parks von →Hellbrunn auf einer natürlichen Terrasse, hochgetürmter elliptischer Kegel, der mit dem kleineren Massiv eines Kammerspieltheaters durch ein Arkadengeflecht verbunden werden sollte; außen schraubenartig nach oben führende Treppenanlage; 1922 Grundsteinlegung. 1922 Projekt →Deininger-Flesch-Knoll, Salzburg, für den Park von Hellbrunn auf einem natürlichen Plateau; Großes und Kleines Haus mit Arkadengängen verbunden; Rückwand der Bühne des Großen Hauses entfernbar, so dass die freie Natur den Hintergrund des Spieles bilden kann; die Fassade des Kleinen Hauses als Hintergrund für Freilichtaufführungen verwendbar.

1924 erhielt der Landeskonservator Eduard Hütter den Auftrag, die 1840 im Bereich des ehem. eb. Marstalles errichtete ärarische Reithalle für ein F. zu adaptieren.Mit geringsten Mitteln schuf er eine »Mysterienbühne« mit steinerner »gotischer« Bühnenöffnung, die ohne Vorhang in den Zuschauerraum überging. 1926 erhielt C. →Holzmeister von LH. F. →Rehrl den Auftrag, dieses erste F. umzubauen; Mitarbeiter waren u. a. A. →Faistauer und Anton Kolig; ehem. Winterreitschule als Pausenraum miteinbezogen. 1937 den Forderungen A. →Toscaninis nach einer »Verwandlungsbühne« gemäß neuerlicher Umbau durch Holzmeister; Drehung um 180°, neues Bühnenhaus gegen →St. Peter »als ausbrechende Bastion des Mönchsberges« behandelt, zusammen mit der neuen Mönchsbergstiege und dem neu gebildeten Toscaninihof eine »willkommene Gelegenheit, sich mit dem Felsen in ›plastischer Architektur‹ auseinanderzusetzen« (Holzmeister). J. →Adlhart gestaltete Bühnenportal und Stiegenbrüstung. 1939 erhielt der Zuschauerraum durch den Reichsbühnenbildner Benno von Arendt pseudobarocken Charakter. 1941/42 zahlreiche Projekte für einen neuen Festspielbezirk auf dem Kapuzinerberg von O. →Strohmayr und O. →Reitter. 1950 Projekt von C. Holzmeister für ein Haus der →Musik-Olympiade auf dem Mönchsberg, für ein F. auf dem Rosenhügel im Mirabellgarten. 1953 Idee von C. Holzmeister und H. →Graf zu einem Festspielbezirk. 1956-60 Bau des neuen (Großen) F. für Oper, Schauspiel und Konzert auf dem Platz des ehem. Hofmarstalltraktes, »das die historische Tiefenbühne zum ersten Mal durch ein ingeniöses System der veränderlichen Portalbreite und der Einbeziehung der Vorbühnenzone mit der mittelalterlichen Breitbühne und sogar andeutungsweise mit der antiken Rundbühne verbindet« (Achleitner). 1961 Projekt von Holzmeister für den Umbau des alten (Kleinen) F. in ein intimes Mozart-F. 1962-63 Durchführung des Umbaus durch Hans Hofmann und Erich Engels nach eigenen Plänen. Ab 1977 Projekte von Holzmeister für den Umbau des alten (Kleinen) Festspielhauses, es sollte in einen »Marktplatz verwandelt werden, der sich von der Bühne her aufbaut«: »die Verschmelzung von Wirklichkeit und Spiel-Architektur als Inszenierung der Welt« (Achleitner). Das Kuratorium der Salzburger Festspiele beschließt am 2. 4. 2001 die Ausschreibung für den Umbau des Kleinen Festspielhauses zu einem »Haus für Mozart«.

Literatur:

  • N. Mayr: Ein Nazi-Obdach für Mozart. Umbau des Festspielhauses und des Theaters in Salzburg 1937-1939, in: J. Tabor (Hg.): Kunst und Diktatur, Baden 1994, S. 430- 441.
  • F. Fuhrmann: Der Salzburger Festspielbezirk, Gestalt und Baugeschichte. In: Bühne der Welt
  • Glanzvolles Salzburg, Bayreuth 1985.
  • Achleitner 1980.
  • Das Neue Festspielhaus. In: SV, 26. 7. 1960.
  • O. Kunz: Projektierte unausgeführte Monumentalbauten in Salzburg in den letzten sechzig Jahren. In: SV, Jubiläumsausgabe 1930, S. 17 ff.

M.O.