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'''Schönwiese, Ernst''', * Wien 6. 1. 1905, † Wien 4. 4. 1991, Verleger, Rundfunk-Programmdirektor, Schriftsteller.
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Ernst '''Schönwiese''', * 6. Jänner 1905 in Wien, † 4. April 1991 in Wien; Verleger, Rundfunk-Programmdirektor, Schriftsteller.  
  
S. gehörte mit Hermann Broch, Albert Paris Gütersloh und Robert Musil dem Franz-Blei-Kreis an. Gründete 1935 die Literaturzeitschrift »das silberboot«, die abseits der geförderten Literatur des Ständestaats neben einem weltliterarischen Programm (Gide, Proust, Faulkner) Texte der deutschsprachigen Moderne (Kafka, Canetti, Musil, Broch, Th. →Mann) veröffentlichte. Einstellung der Zeitschrift Ende 1936. Von 1938 bis 1945 war S. freiwillig in Ungarn im Exil, 1945-54 lebte er in Salzburg und setzte hier 1946-52 die Herausgabe der Zeitschrift »das silberboot« fort: »eine weltliterarische Revue, die publizistische und literarische Seltenheiten anbot«. S. finanzierte diese neben Otto Basils »Plan« wichtigste österr. Literaturzeitschrift mit Gewinnen aus dem gleichnamigen Verlag.
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Schönwiese gründete 1935 die Literaturzeitschrift ''das silberboot'', die abseits der geförderten Literatur des Ständestaats bis zur Einstellung 1936 neben einem weltliterarischen Programm (u.a. [[James Joyce]], William Faulkner, François Mauriac) Texte der zeitgenössischen deutschsprachigen Moderne (u.a. Robert Musil, Hermann Broch, Ernst Waldinger) veröffentlichte. Er lebte 1938–45 als Korrespondent in Ungarn, 1945–54 in Salzburg, wo er 1946–52 die Herausgabe von ''das silberboot'' fortsetzte.
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1945–54 Leiter der Abteilung Dichterisches Wort und Hörspiel der Sendergruppe Rot-Weiß-Rot in Salzburg. Uraufführung von [[Hugo von Hofmannsthal]]s Fragment ''Eduard und die Mädchen'' (Weihnachten 1945) in Hörspielfassung; ebenfalls als Hörspiel österreichische Erstaufführung von Karl Kraus’ ''Die letzten Tage der Menschheit'' (1951). Das Studio Salzburg brachte ''Unsere kleine Stadt'' von Thornton Wilder, Eugene O’Neills ''Ach, Jugend'' und fast alle Stücke Christopher Frys, lange bevor sie von österreichischen Theatern aufgeführt wurden. 1954–71 Programmdirektor für Literatur und Hörspiel des ORF in Wien.
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Ab 1971 Hinwendung zum Buddhismus, Schüler des Gelehrten und Philosophen Garma C. C. Chang, von dem er einige Bücher ins Deutsche übersetzte.
  
1945-54 leitete S. die Abteilung »Dichterisches Wort und Hörspiel« der Sendergruppe Rot-Weiß-Rot in Salzburg. Auf seine Initiative lasen berühmte Dichter im Radio: Hermann Broch, Rudolf Alexander Schröder, Gottfried Benn u. a. Die Uraufführung von →Hofmannsthals Fragment »Eduard und die Mädchen« (Weihnachten 1945, Hörspielfassung von S.) ist ein interessantes Detail der österr. Literaturgeschichte ebenso wie die auch als Hörspiel inszenierte österr. Erstaufführung von Karl Kraus’ »Die letzten Tage der Menschheit« (12. 6. 1951). Daneben brachte das Studio Salzburg Thornton Wilders »Kleine Stadt«, O’Neills »Ach, Jugend« und fast alle Stücke Christopher Frys, lange bevor sie von österr. Theatern aufgeführt wurden. 1954-71 war S. Programmdirektor für Literatur und Hörspiel des Österr. Rundfunks in Wien. Er schrieb zahlreiche Werke und Übersetzungen, setzte sich intensiv mit dem Buddhismus auseinander und war 1972-78 Präsident des österr. PEN-Clubs.
 
  
 
Literatur:
 
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* J. Strelka (Hg.): E. S. Sein geistiges Profil und seine literarische Bedeutung, Bern-Frankfurt-NewYork 1986.
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* Joseph P. Strelka: Ernst Schönwiese. Werk und Leben. Frankfurt/M. 2005.
* U. Weyrer: »Das Silberboot«. Eine österr. Literaturzeitschrift. Innsbruck 1984.
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* Ursula Weyrer: das silberboot. Eine österreichische Literaturzeitschrift. Innsbruck 1984.
  
 
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Aktuelle Version vom 10. Juli 2021, 23:40 Uhr

Ernst Schönwiese, * 6. Jänner 1905 in Wien, † 4. April 1991 in Wien; Verleger, Rundfunk-Programmdirektor, Schriftsteller.

Schönwiese gründete 1935 die Literaturzeitschrift das silberboot, die abseits der geförderten Literatur des Ständestaats bis zur Einstellung 1936 neben einem weltliterarischen Programm (u.a. James Joyce, William Faulkner, François Mauriac) Texte der zeitgenössischen deutschsprachigen Moderne (u.a. Robert Musil, Hermann Broch, Ernst Waldinger) veröffentlichte. Er lebte 1938–45 als Korrespondent in Ungarn, 1945–54 in Salzburg, wo er 1946–52 die Herausgabe von das silberboot fortsetzte.

1945–54 Leiter der Abteilung Dichterisches Wort und Hörspiel der Sendergruppe Rot-Weiß-Rot in Salzburg. Uraufführung von Hugo von Hofmannsthals Fragment Eduard und die Mädchen (Weihnachten 1945) in Hörspielfassung; ebenfalls als Hörspiel österreichische Erstaufführung von Karl Kraus’ Die letzten Tage der Menschheit (1951). Das Studio Salzburg brachte Unsere kleine Stadt von Thornton Wilder, Eugene O’Neills Ach, Jugend und fast alle Stücke Christopher Frys, lange bevor sie von österreichischen Theatern aufgeführt wurden. 1954–71 Programmdirektor für Literatur und Hörspiel des ORF in Wien.

Ab 1971 Hinwendung zum Buddhismus, Schüler des Gelehrten und Philosophen Garma C. C. Chang, von dem er einige Bücher ins Deutsche übersetzte.


Literatur:

  • Joseph P. Strelka: Ernst Schönwiese. Werk und Leben. Frankfurt/M. 2005.
  • Ursula Weyrer: das silberboot. Eine österreichische Literaturzeitschrift. Innsbruck 1984.

H.H.