Mozarteumsgebäude: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Mozarteum'''. 1856, anlässlich des 100. Geburtstags von W. A. →Mozart, konstituierte sich der Mozart-Bauverein, dessen Zielsetzung die Errichtung eines…“)
 
Zeile 28: Zeile 28:
  
 
M.O., E.St.
 
M.O., E.St.
 +
 +
{{Normdaten|TYP=k|GND=37019-8}}
  
 
[[Kategorie:Musik]]
 
[[Kategorie:Musik]]

Version vom 25. November 2016, 00:19 Uhr

Mozarteum.

1856, anlässlich des 100. Geburtstags von W. A. →Mozart, konstituierte sich der Mozart-Bauverein, dessen Zielsetzung die Errichtung eines eigenen Gebäudes für die seit 1841 unter dem Protektorat des →Dom- Musikvereins bestehende und im →Kapellhaus, ab 1880 im Anatomiestöckl der Alten →Univ. untergebrachte Musikschule (nebst Bibl., Archiv und Konzertsaal)war. 1901 forcierte die Mozart-Gemeinde die Baubestrebungen. 1903 erwog man, das »Imhofgebäude« (Mozartplatz 5, 6, 7) zu adaptieren, dann einen Neubau im »Nutzgarten« des →Mirabellschlosses. 1907 Erwerbung der Villa des ehem. Innenministers Josef von Lasser, Schwarzstraße 24. 1909 Ideenwettbewerb für die Erbauung eines »Mozarthauses« auf dem Lasserschen Grundstück, unter Einbeziehung der Villa, beinhaltend: Konzertsaal, Musikschule, zwei künstlerische Vereine (→Liedertafel und Schlaraffia), Mozartarchiv, Bibl., Verwaltung. Aus den 64 Einsendern aus dem In- und Ausland wurden Alois von Wurm-Arnkreuz mit dem 3. Preis, Max Fabiani mit dem 2. Preis, Richard Berndl mit dem 1. Preis ausgezeichnet. 1910-14 Ausführung nach dem Projekt von Richard Berndl, im Stil des Münchner Späthistorismus, mit teilweise sehr eleganten Details, die Motive der lokalen barocken Tradition, des Jugendstils, des Heimatlichen Bauens aufnehmen (u. a. im Großen Saal, Bibl., Pausenraum, Kassen- und Garderobenraum).

1917 wurde B. →Paumgartner durch das Kuratorium der Internationalen Stiftung M. (ISM) einstimmig zum Direktor des Konservatoriums M. gewählt. Das Institut erfuhr unter seiner Leitung einen großen Aufschwung. So bestritt die von Paumgartner gegründete Mozarteums-Oper bereits im Schuljahr 1920/21 85 Opernaufführungen. Durch Nachkriegsschwierigkeiten gezwungen, löste die ISM im Dezember 1921 sämtliche Verträge mit den Konservatoriumslehrern auf. Die Salzburger Nationalratsabgeordneten erreichten auf Betreiben Paumgartners die Verstaatlichung des Konservatoriums am 1. 7. 1922. Ab diesem Zeitpunkt sind die ISM und das Konservatorium zwei getrennte Körperschaften. Die ISM arbeitete bereits seit 1921 eng mit den Salzburger →Festspielen zusammen (Orchesterkonzerte und Konzerte geistlicher Musik).

1927 führte die ISM die 1. Intern. Mozart-Tagung in Salzburg und 1930 die 1. Dirigenten- und Musikkurse (Intern. →Sommerakad. M.) durch. Als Ergebnis der 2. musikwissenschaftlichen Tagung wurde 1931 das Zentralinst. für Mozartforschung errichtet, das die Herausgabe eines Mozart-Jahrbuches betreiben sollte. Mit 13. 3. 1938 wurde B. Paumgartner seines Amtes enthoben. Das Konservatorium wurde 1939 zur »Staatlichen Hochschule für Musik« erhoben und von C. →Krauss geleitet.

Zur 100-Jahr-Feier des Mozarteums verlieh der Reichserziehungsminister 1941 der Hochschule den Titel »Reichshochschule für Musik«. Statt des Konzertbüros der ISM wurde ein »Konzertamt des Reichsgaues« eröffnet.

Am 10. 10. 1945 kam es zur Wiedereröffnung der »Musikhochschule Mozarteum« unter dem wiedereingesetzten Direktor (»Generalintendanten«) B. Paumgartner. Julius Gmachl betrieb ab 1947 ein Konzertbüro, das die ISM 1949 übernahm. Der Schulewurde durch Erlaß des Bundesministeriums die Bezeichnung »Mozarteum in Salzburg« gegeben (1948), und nachdem schon 1950 die Prüfungen mit denen der Wiener Akad. gleichgestellt waren, wurde 1953/54 das Mozarteum »Akademie für Musik und darstellende Kunst«. Der 1. Präsident war B. Paumgartner (bis zur Emeritierung 1959). Sein Nachfolger wurde E. →Preussner (bis 1964). Unter seiner Leitung kam im Schuljahr 1958 erstmals ein gesamter Lehrgang des amerikanischen Oberlin College Conservatory of Music in Ohio nach Salzburg. Nach Preussners Tod wurde vorübergehend H. →Scholz mit der Leitung der Schule betraut, bis 1965 als neuer Präsident Robert Wagner sein Amt antrat.

1971 wurde die Akad. zur »Hochschule für Musik und darstellende Kunst »Mozarteum« in Salzburg« erhoben, zum 1. Rektor P. →Schilhawsky ernannt; 1998 erfolgte die Erhebung zur Musik-Univ.

Die Hochschule führte 1975 den 1. Mozart- Wettbewerb für Gesang und Klavier durch, 1978 den 2. (für Violine und Gesang). Bereits zum Mozart-Jahr 1956 war ein Wettbewerb abgehalten worden.

Im März 1979 übergab Bundesministerin Herta Firnberg das neue Haus, Mirabellplatz 1, seiner Bestimmung, im Oktober d. J. trat der neue Rektor F. →Richter-Herf sein Amt an. Ihm folgten G. →Bauer (1983-1991), W. →Roscher (1991-1995), K. →Ager (1995-2000) und im Herbst 2000 Roland Haas.

W. Roscher schuf, nach Frankfurter Vorbild, 1993 den Lehrstuhl für Poetik, dessen erster Inhaber Isang Yun war. Es folgten Peter Härtling (1993/94), Wilhelm Killmayer (1994), Brian Ferneyhough (1995), Yoritsune Matsudaira (1996), Luciano Berio (1997), Franco Donatoni (1997/98), Mauricio Kagel (1998) und Giya Kancheli (2000). 1985 wurde der 3. Mozartwettbewerb (Gesang, Klavier, Violine) durchgeführt, 1988 der 4. (Gesang, Klavier, Kammermusik), im Mozartjahr 1991 der 5. Mozartwettbewerb (Klavier, Gesang, Violine), 1995 der 6. (Komposition, Gesang, Klavier, Streichquartett), 1999 der 7. Internationale Mozartwettbewerb (Gesang, Klavier, Hammerklavier, Violine).

Mit 1. 1. 1987 unterrichteten 225 Lehrer 1494 Studierende, davon 857 Inländer. 1997/98 wurden ca 1800 Studierende aus aller Welt von rund 400 Hochschullehrern betreut. Die Univ. verfügt über elf Abteilungen (inkl. →Orff- Institut), weiters sechs Inst. (u. a. Richter-Herf-Inst. für musikalische Grundlagenforschung, Inst. für Spielforschung und Spielpädagogik), die 39 verschiedene Studienrichtungen anbieten. Mit ca. 300 Veranstaltungen pro Jahr ist die Universität M. einer der größten Veranstalter Salzburgs. Sie pflegt Partnerschaften mit dem Conservatorio »Benedetto Marcello« in Venedig sowie mit der Musikhochschule in München.

Literatur:

  • K. Wagner: Das M. Geschichte und Entwicklung einer kulturellen Institution. Innsbruck 1993.
  • A. Slatner: Geschichte der Entstehung des Mozarthauses in Salzburg. Diplomarbeit. Salzburg 1986.
  • Jahresberichte des Dom-Musikvereins und Mozarteums und der ISM. Jahresberichte der Hochschule.

M.O., E.St.