Karl Adrian: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche
(erweitert)
(erweitert und ergänzt)
Zeile 2: Zeile 2:
  
 
Ehrenamtlich kulturhistorisch und kulturpolitisch tätig. Prägende Persönlichkeit der Entwicklung von Salzburger Trachten und Bräuchen im Sinne des Historismus. Gründungsmitglied des restaurativen Vereins für →Heimatschutz und Denkmalpflege in Salzburg (gegr. 1908),dessen Sektion IV »Sitte, Tracht und Brauch« er leitete. Damit waren sozialökonomische und gesellschaftspolitische Anliegen verknüpft. Daraus entwickelte er den Landesausschusses beim Landtag »betreffend Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart in Tracht, Sitten und Gebräuchen« (1910/ 11-1918 und 1922-1938); gemeinsam mit dem »Touristen-Geselligkeits-Club Alpinia« (gegr. 1891)in dessen Vorstand er wirkte, regte er Dokumentationen und Neuformierungen von Trachten und Bräuchen an und veröffentlichte darüber. Vorbild für seine Aktivitäten war der 1902 von Architekten (u.a. F.→ Zell) und Künstlern begründete Münchner »Verein für Volkskunst und Volkskunde«, eine merkantile Reproduktions- und Verkaufsinitiative. Die Salzburger »Erneuerungen« wurden wesentlicher Bestandteil des »Salzburger Flair« der frühen Festspieljahre unter M. - Reinhardt. Als Ehrenkustos des →SMCA (1904-42; heute Salzburg Museum) erstellte →A. ab 1904 aus dessen Beständen eine erste volkskundliche Sammlung und richtete sie 1924 im →Monatsschlössl in Hellbrunn als »Altsalzburger Bauernmuseum« (vgl. J. →Leisching)ein. Ab 1928 korrespondierendes Mitglied der Wiener Anthropologischen Gesellschaft, ab 1937 des Bundesdenkmalamtes. Mitglied des Vereins für Volkskunde in Berlin (1903) und des Vereins für Österreichische Volkskunde in Wien (1896) sowie des Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München.  
 
Ehrenamtlich kulturhistorisch und kulturpolitisch tätig. Prägende Persönlichkeit der Entwicklung von Salzburger Trachten und Bräuchen im Sinne des Historismus. Gründungsmitglied des restaurativen Vereins für →Heimatschutz und Denkmalpflege in Salzburg (gegr. 1908),dessen Sektion IV »Sitte, Tracht und Brauch« er leitete. Damit waren sozialökonomische und gesellschaftspolitische Anliegen verknüpft. Daraus entwickelte er den Landesausschusses beim Landtag »betreffend Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart in Tracht, Sitten und Gebräuchen« (1910/ 11-1918 und 1922-1938); gemeinsam mit dem »Touristen-Geselligkeits-Club Alpinia« (gegr. 1891)in dessen Vorstand er wirkte, regte er Dokumentationen und Neuformierungen von Trachten und Bräuchen an und veröffentlichte darüber. Vorbild für seine Aktivitäten war der 1902 von Architekten (u.a. F.→ Zell) und Künstlern begründete Münchner »Verein für Volkskunst und Volkskunde«, eine merkantile Reproduktions- und Verkaufsinitiative. Die Salzburger »Erneuerungen« wurden wesentlicher Bestandteil des »Salzburger Flair« der frühen Festspieljahre unter M. - Reinhardt. Als Ehrenkustos des →SMCA (1904-42; heute Salzburg Museum) erstellte →A. ab 1904 aus dessen Beständen eine erste volkskundliche Sammlung und richtete sie 1924 im →Monatsschlössl in Hellbrunn als »Altsalzburger Bauernmuseum« (vgl. J. →Leisching)ein. Ab 1928 korrespondierendes Mitglied der Wiener Anthropologischen Gesellschaft, ab 1937 des Bundesdenkmalamtes. Mitglied des Vereins für Volkskunde in Berlin (1903) und des Vereins für Österreichische Volkskunde in Wien (1896) sowie des Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München.  
Karl Weinholds Maxime »Aufzeichnen in Wort und Bild« wurde für ihn zum Ausgangspunkt einer zukünftigen Heimatpflege. Er regte in der Landeskommission die Aufnahme aller noch bestehenden Äußerungen der Volkskultur durch Lehrerschaft und Gemeindesekretäre an und legte zusammenfassende Berichte darüber dem Landtag vor. A. entwarf die vom Land getragene Erforschung, Förderung und Pflege der später so benannten Volkskultur, die aber im Nationalsozialismus (K. →Brandauer) stark verändert und instrumentalisiert werden sollte. Stabile gesellschaftliche Ordnung und patriotische Verankerung, die Förderung der Kleingewerbetreibenden sowie die Unterstützung des Tourismus gehörten zu seinen Zielen. Die beiden Weltkriege ließen nur eine ansatzweise Verwirklichung von Adrians Ideen zu. Hg. von Schulwandkarten und Atlanten sowie volks- und heimatkundlichen Arbeiten. Begraben am Salzburger Kommunalfriedhof. In Salzburg-Lehen ist eine Straße nach ihm benannt.
+
Karl Weinholds Maxime »Aufzeichnen in Wort und Bild« wurde für ihn zum Ausgangspunkt einer zukünftigen Heimatpflege. Er regte in der Landeskommission die Aufnahme aller noch bestehenden Äußerungen der Volkskultur durch Lehrerschaft und Gemeindesekretäre an und legte zusammenfassende Berichte darüber dem Landtag vor. A. entwarf die vom Land getragene Erforschung, Förderung und Pflege der später so benannten Volkskultur, die aber im Nationalsozialismus (K. →Brandauer) stark verändert und instrumentalisiert werden sollte. Trotz Zugehörigkeit zur »Lehr- und Forschungsstelle Süd-Ost für germanisch-deutsche Volkskunde« (R. →Wolfram) keine ideologische Nähe zum NS. Stabile gesellschaftliche Ordnung und patriotische Verankerung, die Förderung der Kleingewerbetreibenden sowie die Unterstützung des Tourismus gehörten zu seinen Zielen. Die beiden Weltkriege ließen nur eine ansatzweise Verwirklichung von Adrians Ideen zu. Hg. von Schulwandkarten und Atlanten sowie volks- und heimatkundlichen Arbeiten. Begraben am Salzburger Kommunalfriedhof. Auszeichnungen: Medaille für deutsche Volkstumspflege des NS-Regimes, Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich, Bayerisches König-Ludwig-Kreuz für Heimatverdienste. In Salzburg-Lehen ist eine Straße nach ihm benannt.
  
 
Literatur:
 
Literatur:

Version vom 12. Mai 2017, 12:50 Uhr

Adrian, Karl, * Salzburg 17. 2. 1861, † Salzburg 14. 10.1949, Schulrat, Heimatforscher.

Ehrenamtlich kulturhistorisch und kulturpolitisch tätig. Prägende Persönlichkeit der Entwicklung von Salzburger Trachten und Bräuchen im Sinne des Historismus. Gründungsmitglied des restaurativen Vereins für →Heimatschutz und Denkmalpflege in Salzburg (gegr. 1908),dessen Sektion IV »Sitte, Tracht und Brauch« er leitete. Damit waren sozialökonomische und gesellschaftspolitische Anliegen verknüpft. Daraus entwickelte er den Landesausschusses beim Landtag »betreffend Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart in Tracht, Sitten und Gebräuchen« (1910/ 11-1918 und 1922-1938); gemeinsam mit dem »Touristen-Geselligkeits-Club Alpinia« (gegr. 1891)in dessen Vorstand er wirkte, regte er Dokumentationen und Neuformierungen von Trachten und Bräuchen an und veröffentlichte darüber. Vorbild für seine Aktivitäten war der 1902 von Architekten (u.a. F.→ Zell) und Künstlern begründete Münchner »Verein für Volkskunst und Volkskunde«, eine merkantile Reproduktions- und Verkaufsinitiative. Die Salzburger »Erneuerungen« wurden wesentlicher Bestandteil des »Salzburger Flair« der frühen Festspieljahre unter M. - Reinhardt. Als Ehrenkustos des →SMCA (1904-42; heute Salzburg Museum) erstellte →A. ab 1904 aus dessen Beständen eine erste volkskundliche Sammlung und richtete sie 1924 im →Monatsschlössl in Hellbrunn als »Altsalzburger Bauernmuseum« (vgl. J. →Leisching)ein. Ab 1928 korrespondierendes Mitglied der Wiener Anthropologischen Gesellschaft, ab 1937 des Bundesdenkmalamtes. Mitglied des Vereins für Volkskunde in Berlin (1903) und des Vereins für Österreichische Volkskunde in Wien (1896) sowie des Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München. Karl Weinholds Maxime »Aufzeichnen in Wort und Bild« wurde für ihn zum Ausgangspunkt einer zukünftigen Heimatpflege. Er regte in der Landeskommission die Aufnahme aller noch bestehenden Äußerungen der Volkskultur durch Lehrerschaft und Gemeindesekretäre an und legte zusammenfassende Berichte darüber dem Landtag vor. A. entwarf die vom Land getragene Erforschung, Förderung und Pflege der später so benannten Volkskultur, die aber im Nationalsozialismus (K. →Brandauer) stark verändert und instrumentalisiert werden sollte. Trotz Zugehörigkeit zur »Lehr- und Forschungsstelle Süd-Ost für germanisch-deutsche Volkskunde« (R. →Wolfram) keine ideologische Nähe zum NS. Stabile gesellschaftliche Ordnung und patriotische Verankerung, die Förderung der Kleingewerbetreibenden sowie die Unterstützung des Tourismus gehörten zu seinen Zielen. Die beiden Weltkriege ließen nur eine ansatzweise Verwirklichung von Adrians Ideen zu. Hg. von Schulwandkarten und Atlanten sowie volks- und heimatkundlichen Arbeiten. Begraben am Salzburger Kommunalfriedhof. Auszeichnungen: Medaille für deutsche Volkstumspflege des NS-Regimes, Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich, Bayerisches König-Ludwig-Kreuz für Heimatverdienste. In Salzburg-Lehen ist eine Straße nach ihm benannt.

Literatur:

  • U. Kammerhofer-Aggermann: Karl Adrian zum 150. Geburtstag am 17.2.2011, In: Salzburger Volkskultur 2011/1.
  • U. Kammerhofer-Aggermann: Die Anfänge der Salzburger Heimatwerks- und Heimatpflegeidee. In: Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, hg. von W. Haas (=SBzVK 8), 1996, S. 81-120.
  • F. Prodinger: Karl Adrian †. Nachruf. In: ÖZV 55, 1950, S. 175 ff.
  • F. Prodinger: Karl Adrian †. In: MGSLK 90, 1950, S. 174 ff.

U.K.