Protestantische Emigranten: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Emigranten, protestantische'''.
 
'''Emigranten, protestantische'''.
  
Die Reformation hatte auch im Erzstift Salzburg Anhänger gefunden. Bereits im 16. Jh. verließen einzelne Evangelische das Land. 1684 wurden über 600 Personen ohne ihre minderjährigen Kinder aus dem Defereggental vertrieben, ebenso 1686 ca. 70 Dürrnberger Knappen, deren bekanntester J. →Schaitberger war. Von ihm stammt das Lied »Ich bin ein armer Exulant«, das zum Trost- und Wanderlied der Salzburger Protestanten wurde. Unter Eb. →Leopold Anton Firmian kam es nach dem Emigrationspatent 1731 zur Auswanderung von rund 20 000 Protestanten, vornehmlich aus dem Pongau. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen gewährte ihnen durch sein Einwanderungspatent 1732 Aufnahme in Ostpreußen, wo die Salzburger mithalfen, das fast menschenleere Land zu kultivieren. Der Wegzug vieler begüterter Bauern wirkte sich auf die Finanzlage des Erzstiftes äußerst ungünstig aus; zahlreiche Höfe verfielen. Nachkommen der E. leben heute in Deutschland, in den Niederlanden und in den USA; die Salzburger Landesregierung hat für sie die Patenschaft übernommen. Gedenktafel für die E. auf dem →Dürrnberg bei Hallein (Predigtstuhl). Durch die nach dem 2. Weltkrieg nach Salzburg gekommenen evang. →Vertriebenen hat sich die Zahl der Protestanten in Salzburg wieder auf den Bestand von 1731/32 erhöht.  
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Blieb die Stadt Salzburg weitgehend katholisch, so verbreiteten sich die Krypto- oder Geheimprotestanten im Gebirgsland weit über das 16. Jahrhundert hinaus. Vor allem hinsichtlich der Notwendigkeit, den Bergbau zu stärken, wurden sie zunächst weiterhin geduldet. Im Jahr 1684 wurden mehr als 600 Personen jedoch gegen ihren Willen und ohne ihre minderjährigen Kinder aus dem Defereggental vertrieben, ebenso 1686 ca. 70 Dürrnberger Knappen, zu denen J.→ Schaitberger zählte, obwohl das Neben- und Miteinander der verschiedenen Konfessionen auf der dörflichen Ebene vermutlich problemlos funktionierte. Im Wirtshaus wurde öffentlich disputiert und die lutherischen Bücher von den Evangelischen geschickt in den Häusern versteckt. Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian (1727–1744), für den sich die ältere Salzburger Historiographie genierte, bemühte sich mit Unterstützung der Jesuiten um den rechten Glauben. Berühmt wurde das Emigrationspatent vom 31. Oktober 1731, welches den argumentativen und politischen-sozialen Höhepunkt der Verfolgungen in Salzburg bildete. Aus der Hochburg der Intoleranz emigrierten rund 20.000 sich zum Glauben bekennende Protestanten, die im heutigen Deutschland, den Niederlanden und den USA eine neue Heimat fanden. Der Wegzug auch vieler begüterter Bauern wirkte sich auf die wirtschaftliche Lage des Erzstifts sehr negativ aus. Noch heute erinnert eine Gedenktafel an die E. auf dem→ Dürrnberg bei Hallein (Predigtstuhl), eine Aussöhnung zwischen katholischer und evangelischer Kirche ist längst Realität geworden.
  
Literatur:
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Lit.:
  
* Reformation, Emigration. Protestanten in Salzburg, Ausstellungskat. Schloß Goldegg, 1981.
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* Reformation, Emigration. Protestanten in Salzburg, Ausstellungskat. Schloss Goldegg, 1981.
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* A. v. Schlachta: Die Emigration der Salzburger Kryptoprotestanten, in: R. Leeb/Martin Scheutz/D. Weikl (Hg.): Geheimprotestantismus und evangelische Kirchen in der Habsburgermonarchie und im Erzstift Salzburg (17./18. Jh.), München/Wien 2009, 63–92.
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* A. S. Weiß: Das geistige Klima in Salzburg zur Zeit des Fürsterzbischofs Leopold Anton Eleutherius Freiherrn von Firmian (1727–1744), in: CAR I 205, 2014, 553–564.
  
R.R.H.
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R.R.H./A.S.W.
  
 
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[[Kategorie:Kein GND Eintrag]]
 
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Version vom 21. Februar 2018, 17:27 Uhr

Emigranten, protestantische.

Blieb die Stadt Salzburg weitgehend katholisch, so verbreiteten sich die Krypto- oder Geheimprotestanten im Gebirgsland weit über das 16. Jahrhundert hinaus. Vor allem hinsichtlich der Notwendigkeit, den Bergbau zu stärken, wurden sie zunächst weiterhin geduldet. Im Jahr 1684 wurden mehr als 600 Personen jedoch gegen ihren Willen und ohne ihre minderjährigen Kinder aus dem Defereggental vertrieben, ebenso 1686 ca. 70 Dürrnberger Knappen, zu denen J.→ Schaitberger zählte, obwohl das Neben- und Miteinander der verschiedenen Konfessionen auf der dörflichen Ebene vermutlich problemlos funktionierte. Im Wirtshaus wurde öffentlich disputiert und die lutherischen Bücher von den Evangelischen geschickt in den Häusern versteckt. Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian (1727–1744), für den sich die ältere Salzburger Historiographie genierte, bemühte sich mit Unterstützung der Jesuiten um den rechten Glauben. Berühmt wurde das Emigrationspatent vom 31. Oktober 1731, welches den argumentativen und politischen-sozialen Höhepunkt der Verfolgungen in Salzburg bildete. Aus der Hochburg der Intoleranz emigrierten rund 20.000 sich zum Glauben bekennende Protestanten, die im heutigen Deutschland, den Niederlanden und den USA eine neue Heimat fanden. Der Wegzug auch vieler begüterter Bauern wirkte sich auf die wirtschaftliche Lage des Erzstifts sehr negativ aus. Noch heute erinnert eine Gedenktafel an die E. auf dem→ Dürrnberg bei Hallein (Predigtstuhl), eine Aussöhnung zwischen katholischer und evangelischer Kirche ist längst Realität geworden.

Lit.:

  • Reformation, Emigration. Protestanten in Salzburg, Ausstellungskat. Schloss Goldegg, 1981.
  • A. v. Schlachta: Die Emigration der Salzburger Kryptoprotestanten, in: R. Leeb/Martin Scheutz/D. Weikl (Hg.): Geheimprotestantismus und evangelische Kirchen in der Habsburgermonarchie und im Erzstift Salzburg (17./18. Jh.), München/Wien 2009, 63–92.
  • A. S. Weiß: Das geistige Klima in Salzburg zur Zeit des Fürsterzbischofs Leopold Anton Eleutherius Freiherrn von Firmian (1727–1744), in: CAR I 205, 2014, 553–564.

R.R.H./A.S.W.