Residenz Verlag: Unterschied zwischen den Versionen

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* M. G. Hall: Die österreichische Verlagslandschaft der 70er Jahre. In: F. Aspetsberger, H. Lengauer (Hg.): Zeit ohne Manifeste? Zur Literatur der siebziger Jahre in Österreich. Wien 1987, S. 66–78.
 
* M. G. Hall: Die österreichische Verlagslandschaft der 70er Jahre. In: F. Aspetsberger, H. Lengauer (Hg.): Zeit ohne Manifeste? Zur Literatur der siebziger Jahre in Österreich. Wien 1987, S. 66–78.
  
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Version vom 26. Februar 2018, 02:53 Uhr

Residenz Verlag. Am 13.11.1956 von Wolfgang Schaffler (1919–1989) in Salzburg gegründet, veröffentlichte er zunächst v. a. Salisburgensia, Bildbände und Musikbücher; ein erster kommerzieller Erfolg war 1958 das Ski-Buch Wedeln von Clemens Hutter. 1961 wurde Walter Pichler als Buchgestalter gewonnen; seine künstlerische Handschrift sollte das Erscheinungsbild des Verlags bis 2000 prägen. Ab 1967 begann sich der R. V. mit Büchern von H. C. Artmann, Peter Handke und Andreas Okopenko als Literaturverlag zu profilieren; im gleichen Jahr erschien mit Aufforderung zum Mißtrauen (hg. v. Otto Breicha u. Gerhard Fritsch) eine wegweisende Bestandsaufnahme der österreichischen Kunst- und Kulturlandschaft nach 1945.

In der Folge konnte der Verlag zahlreiche bedeutende Autor/inn/en, darunter Debütant/inn/en wie Peter Rosei (Landstriche, 1972), Franz Innerhofer (Schöne Tage, 1974) oder Eva Schmidt (Vergleich mit dem Leben, 1985), für sich gewinnen; Thomas Bernhard, Barbara Frischmuth, Peter Handke und Gert Jonke wurden zu „Stammautoren“ (Hall 1987, S. 77) und „literarischen Aushängeschildern“ (Holl 1997, S. 715) des Verlags; Handkes Wunschloses Unglück (1972) und Bernhards autobiographische Pentalogie (1975–82) erreichten hohe Auflagezahlen. Durch Bücher wie Andreas Okopenkos Lexikon-Roman (1970), Alois Brandstetters Zu Lasten der Briefträger (1974) oder Gerhard Amanshausers Schloß mit späten Gästen (1975) festigte der R. V. im Lauf der 70er Jahre seinen Ruf als zentraler und ästhetisch avancierter Literaturverlag Österreichs; später stießen Autoren wie Erwin Einzinger (ab 1983) und Peter Henisch (ab 1986) hinzu; auch W. G. Sebalds Essaybände Die Beschreibung des Unglücks (1985) und Unheimliche Heimat (1991) wurden im R. V. veröffentlicht.

Daneben erschienen Architektur- und Kunstbände (Friedrich Achleitner, Wilhelm Holzbauer, Rudolf Hradil, Walter Pichler), Museumskataloge, Salisburgensia, Publikationen der Salzburger Festspiele, Arbeiten zur Gegenwartsliteratur (Zwischenbilanz, 1976) sowie literarische Almanache und Anthologien (Daheim ist daheim, 1973; Glückliches Österreich, 1978). In den 80er Jahren öffnete sich der R. V. für Übersetzungen internationaler Literatur, darunter Robert Creeley, Péter Esterházy, Ismail Kadare und Jan Skácel; zudem wurden aufwändige Werkausgaben von Fritz von Herzmanovsky-Orlando und George Saiko publiziert.

1983 verkaufte Schaffler den R. V. an den Österreichischen Bundesverlag, 1986 übernahm der langjährige Lektor (seit 1975) Jochen Jung die Leitung; in den 90er Jahren wurden Autor/inn/en wie Hans Eichhorn, Robert Menasse, Kathrin Röggla und Arnold Stadler für den Verlag gewonnen; 1993–99 präsentierte die Österreichische Bibliothek (betr. v. Wendelin Schmidt-Dengler) historische Texte von Abraham a Sancta Clara über Franz Grillparzer bis Walter Serner. 2000 erfolgte die Trennung von Verlagsleiter Jung, der daraufhin den Jung und Jung Verlag gründete. 2003 wurde der R. V. von der Stuttgarter Ernst Klett AG übernommen, Ende des Jahres an das Niederösterreichische Pressehaus verkauft; der Hauptsitz wechselte damit nach St. Pölten, das Salzburger Büro wurde 2010 aufgelassen; 2015 kehrte der Verlag jedoch nach Salzburg, in die „Kunstmühle“ in Gnigl, zurück. Das Programm des R. V. ist heute breit gestreut und umfasst neben Gegenwartsliteratur und Leseausgaben (u.a. Marie v. Ebner-Eschenbach) auch Biographien, Essays, historiographische Studien sowie Bücher zu den Themen Kunst, Psychologie, Sport und Natur. Das Archiv des R. V. befindet sich heute zu großen Teilen im Bestand des Literaturarchivs Salzburg.

Lit.:

  • A. Graf-Wintersberger, G. Eisenhuber (Hg.): Von Buch zu Buch. 50 Jahre Residenz Verlag. 1956–2006. St. Pölten u.a. 2006.
  • H. Holl: Literaturgeschichte Salzburgs von 1945 bis zur Gegenwart. In: E. Hanisch, R. Kriechbaumer (Hg.): Salzburg. Zwischen Globalisierung und Goldhaube. Wien u.a. 1997, S. 671–734.
  • M. G. Hall: Die österreichische Verlagslandschaft der 70er Jahre. In: F. Aspetsberger, H. Lengauer (Hg.): Zeit ohne Manifeste? Zur Literatur der siebziger Jahre in Österreich. Wien 1987, S. 66–78.

Ha.G.