Iuvavum: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Iuvavum''', römische Vorgängersiedlung der Stadt Salzburg.
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[[Datei:Iuvavum - Mosaikboden Mozartplatz - InvNr ARCH 2848 22.jpg|miniatur|Mosaikboden, Fundort Mozartplatz]]
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'''Iuvavum''' ist die römische Vorgängersiedlung der Stadt Salzburg. Der Name ist vorrömischen, vermutlich keltischen Ursprungs. Bis in keltische Zeit wurden ausschließlich die Stadtberge, insbesondere der [[Rainberg]], für Siedlungszwecke genutzt, erst kurz nach der römischen Machtübernahme 15 v. Chr. legte man in der Talniederung beidseits der Salzach eine neue Siedlung an. Diese wurde bereits unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) als einer von fünf Orten der Provinz Noricum und überhaupt als erster nördlich der Alpen zum Municipium, einer Stadt mit eigenem Statut, erhoben. Der dadurch fassbare rasche Bedeutungszuwachs ist sicherlich der verkehrsgeografisch und strategisch günstigen Lage am Kreuzungspunkt mehrerer Fernstraßen (von Aquileia bzw. nach Augsburg und Wels) sowie einem wichtigen Flussübergang zu verdanken.
  
Der Name ist vorrömischen, vermutlich keltischen Ursprungs. Bis in keltische Zeit wurden ausschließlich die Stadtberge, insbesondere der →Rainberg für Siedlungszwecke genutzt, erst kurz nach der römischen Machtübernahme 15 v. Chr. legte man in der Talniederung beidseits der Salzach eine neue Siedlung an. Diese wurde bereits unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) als einer von fünf Orten der Provinz Noricum und überhaupt als erster nördlich der Alpen zum municipium, einer Stadt mit eigenem Statut erhoben. Der dadurch fassbare rasche Bedeutungszuwachs ist sicherlich der verkehrsgeographisch und strategisch günstigen Lage am Kreuzungspunkt mehrerer Fernstraßen (von Aquileia bzw. nach Augsburg und Wels) sowie dem Standort eines wichtigen Flussübergangs zu verdanken.
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Iuvavum fungierte als Verwaltungsmittelpunkt eines großen Territoriums, das (mit Ausnahme des Lungaus) das gesamte heutige Bundesland Salzburg umfasste und auch angrenzende Gebiete Bayerns und Oberösterreichs einschloss. Die Ausdehnung des römischen Municipium kann durch die Situierung der stets außerhalb der Stadtgrenzen angelegten Gräberfelder indirekt erschlossen werden und dürfte etwa deckungsgleich mit jener der mittelalterlichen und barocken Altstadt Salzburgs sein. Fundierte Annahmen gehen von einer Siedlungsfläche von rund 35 ha und geschätzten 7.000 Einwohnern aus. Die Blütezeit von Iuvavum fällt – trotz mehrfacher großflächiger Überschwemmungskatastrophen – in das 1./2. Jahrhundert n. Chr., spätestens im 3. Jahrhundert setzte der allmähliche Niedergang ein.
  
Iuvavum fungierte als Verwaltungsmittelpunkt eines großen Territoriums, das (mit Ausnahme des Lungaus) das gesamte heutige Bundesland Salzburg umfasste und auch angrenzende Gebiete Bayerns und Oberösterreichs einschloss. Die Ausdehnung des römischen municipium kann durch die Situierung der stets außerhalb der Stadtgrenzen angelegten Gräberfelder indirekt erschlossen werden und dürfte etwa deckungsgleich mit jener der mittelalterlichen und barocken Altstadt Salzburgs sein. Fundierte Annahmen gehen von einer Siedlungsfläche von rund 35 ha und geschätzten 7 000 Einwohnern aus. Die Blütezeit von I. fällt – trotz mehrfacher großflächiger Überschwemmungskatastrophen – in das 1./2. Jh. n. Chr., spätestens im 3. Jh. setzt der allmähliche Niedergang ein.
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[[Datei:Iuvavum römischer Weihealtar.jpg|miniatur|römischer Weihealtar]]
 
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In den unruhigen Zeiten der Spätantike scheint sich die Bevölkerung wieder verstärkt auf die geschützten Anhöhen des Nonn- und des Festungsberges zurückgezogen zu haben. Die Ausdehnung der Siedlungsfläche im Talgrund dürfte sich in der Spätphase verringert haben, auch die Einwohnerzahl nahm wohl ab, die Stadt wurde aber nie vollständig verlassen. Archäologische Grabungen im Zusammenhang mit Baumaßnahmen haben viele Einblicke in das Erscheinungsbild der römischen Stadt ermöglicht, zuletzt etwa am Residenzplatz (Weihealtar mit der erstmaligen inschriftlichen Nennung des Stadtgottes Iuvavus) oder in der Getreidegasse, am Alten Markt und in der Linzer Gasse. Dennoch konnten wichtige Elemente jeder römischen Stadt wie das Forum (zentraler Platz mit den wichtigsten öffentlichen und sakralen Gebäuden), Thermen (öffentliche Badeanlagen) oder Theater bislang nicht lokalisiert werden.
In den unruhigen Zeiten der Spätantike scheint sich die Bevölkerung wieder verstärkt auf die geschützten Anhöhen des Nonn- und des Festungsberges zurückgezogen zu haben. Die Ausdehnung der Siedlungsfläche im Talgrund dürfte sich in der Spätphase verringern, auch die Einwohnerzahl nimmt wohl ab, die Stadt wird aber nie vollständig verlassen. Archäologische Grabungen im Zusammenhang mit Baumaßnahmen haben viele Einblicke in das Erscheinungsbild der römischen Stadt ermöglicht, zuletzt etwa am Residenzplatz (Weihealtar mit der erstmaligen inschriftlichen Nennung des Stadtgottes Iuvavus) oder in der Getreidegasse, am Alten Markt und in der Linzer Gasse. Dennoch konnten wichtige Elemente jeder römischen Stadt wie das Forum (zentraler Platz mit den wichtigsten öffentlichen und sakralen Gebäuden), Thermen (öffentliche Badeanlagen) oder Theater bislang nicht lokalisiert werden.
 
  
 
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* G. E. Thüry: Die Stadtgeschichte des römischen Salzburg. Befunde und Funde bis 1987. BAR International Series 2600, Oxford 2014.
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* G.E. Thüry: Das römische Salzburg. Salzburg Studien, Bd. 14, 2013.
* G. E. Thüry: Das römische Salzburg. Die antike Stadt und ihre Geschichte. Salzburg Studien, Bd. 14, 2013.  
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* P. Höglinger et al.: Salzburg, Makartplatz 6. FÖMat, Sonderheft 20, 2012.
* P. Höglinger et al.: Salzburg, Makartplatz 6. Römisches Gewerbe – Stadtpalais – Bankhaus Spängler. FÖMat, Sonderheft 20, 2012.  
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* P. Höglinger et al.: Der Residenzplatz. Ausstellungskatalog. FÖMat, Sonderheft 10, 2009.
* P. Höglinger et al.: Der Residenzplatz. Fenster zu Salzburgs Geschichte. Ausstellungskatalog. FÖMat, Sonderheft 10, 2009.  
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* W.K. Kovacsovics: Iuvavum. In: M. Šašel Kos, P. Scherrer (Hg.): Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien. Situla 40. Ljubljana 2002, S. 165ff.
* W. K. Kovacsovics: Iuvavum. In: M. Šašel Kos, P. Scherrer (Hg.): Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien. Situla 40, Ljubljana 2002, S. 165 ff.  
 
 
* N. Heger: Salzburg in römischer Zeit. JSMCA 19, 1973.
 
* N. Heger: Salzburg in römischer Zeit. JSMCA 19, 1973.
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Weblink:
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* http://iuvavum.org/html/projekt.php
  
 
P.H.
 
P.H.

Aktuelle Version vom 29. April 2021, 12:43 Uhr

Mosaikboden, Fundort Mozartplatz

Iuvavum ist die römische Vorgängersiedlung der Stadt Salzburg. Der Name ist vorrömischen, vermutlich keltischen Ursprungs. Bis in keltische Zeit wurden ausschließlich die Stadtberge, insbesondere der Rainberg, für Siedlungszwecke genutzt, erst kurz nach der römischen Machtübernahme 15 v. Chr. legte man in der Talniederung beidseits der Salzach eine neue Siedlung an. Diese wurde bereits unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) als einer von fünf Orten der Provinz Noricum und überhaupt als erster nördlich der Alpen zum Municipium, einer Stadt mit eigenem Statut, erhoben. Der dadurch fassbare rasche Bedeutungszuwachs ist sicherlich der verkehrsgeografisch und strategisch günstigen Lage am Kreuzungspunkt mehrerer Fernstraßen (von Aquileia bzw. nach Augsburg und Wels) sowie einem wichtigen Flussübergang zu verdanken.

Iuvavum fungierte als Verwaltungsmittelpunkt eines großen Territoriums, das (mit Ausnahme des Lungaus) das gesamte heutige Bundesland Salzburg umfasste und auch angrenzende Gebiete Bayerns und Oberösterreichs einschloss. Die Ausdehnung des römischen Municipium kann durch die Situierung der stets außerhalb der Stadtgrenzen angelegten Gräberfelder indirekt erschlossen werden und dürfte etwa deckungsgleich mit jener der mittelalterlichen und barocken Altstadt Salzburgs sein. Fundierte Annahmen gehen von einer Siedlungsfläche von rund 35 ha und geschätzten 7.000 Einwohnern aus. Die Blütezeit von Iuvavum fällt – trotz mehrfacher großflächiger Überschwemmungskatastrophen – in das 1./2. Jahrhundert n. Chr., spätestens im 3. Jahrhundert setzte der allmähliche Niedergang ein.

römischer Weihealtar

In den unruhigen Zeiten der Spätantike scheint sich die Bevölkerung wieder verstärkt auf die geschützten Anhöhen des Nonn- und des Festungsberges zurückgezogen zu haben. Die Ausdehnung der Siedlungsfläche im Talgrund dürfte sich in der Spätphase verringert haben, auch die Einwohnerzahl nahm wohl ab, die Stadt wurde aber nie vollständig verlassen. Archäologische Grabungen im Zusammenhang mit Baumaßnahmen haben viele Einblicke in das Erscheinungsbild der römischen Stadt ermöglicht, zuletzt etwa am Residenzplatz (Weihealtar mit der erstmaligen inschriftlichen Nennung des Stadtgottes Iuvavus) oder in der Getreidegasse, am Alten Markt und in der Linzer Gasse. Dennoch konnten wichtige Elemente jeder römischen Stadt wie das Forum (zentraler Platz mit den wichtigsten öffentlichen und sakralen Gebäuden), Thermen (öffentliche Badeanlagen) oder Theater bislang nicht lokalisiert werden.

Lit.:

  • G.E. Thüry: Das römische Salzburg. Salzburg Studien, Bd. 14, 2013.
  • P. Höglinger et al.: Salzburg, Makartplatz 6. FÖMat, Sonderheft 20, 2012.
  • P. Höglinger et al.: Der Residenzplatz. Ausstellungskatalog. FÖMat, Sonderheft 10, 2009.
  • W.K. Kovacsovics: Iuvavum. In: M. Šašel Kos, P. Scherrer (Hg.): Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien. Situla 40. Ljubljana 2002, S. 165ff.
  • N. Heger: Salzburg in römischer Zeit. JSMCA 19, 1973.

Weblink:

P.H.