Himmelbrotschutzen: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | '''Himmelbrotschutzen''', Brauch der Salzachschiffer in Oberndorf bzw. Laufen an einer der vier Stationen der Fronleichnamsprozession. Steht in der Tradition mittelalterlicher Wasserweihen (Belege von anderen Orten für das 17. und 18. Jahrhundert) sowie Gedenken an verunglückte Schiffer und Flößer während der Fronleichnamsprozession; nach archivalischen Quellen aus dem 19. Jahrhundert erneuert. | ||
− | Die Schifferschützen tragen Uniformen aus | + | Die Schifferschützen tragen heute rekonstruierte Uniformen mit Details aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Das ''landesfürstlich privilegierte Schifferschützencorps Oberndorf'' wurde 1278 vom Erzbischof zum Schutz des Salzhandels begründet. Oberndorf als Stadtteil von Laufen (seit 1816 Bayern) war der Sitz der armen Schöffleute, während in Laufen die Handelsherren und der fürsterzbischöfliche Pfleger wohnten. In Laufen wurden die Salzfässer von kleinen Zillen auf große Plätten (Flöße) umgeladen. Da die Schöffleute nicht schwimmen lernen durften, waren Unglücksfälle häufig. |
− | + | Von vier weißgekleideten Knaben wird während des Segens beim vierten Evangelium des Umgangs von einem Boot aus ein Kranz mit vier gesegneten Hostien (Himmelbrot) in die Salzach geworfen. Während sich die Fronleichnamsprozession bei ihrer Einführung im Laufe des 14. Jahrhunderts (Fest 1264, Prozessionen ab 1311) im städtisch-höfischen Umkreis an spanischen Sakramentsgeleiten orientierte, übernahm sie im ländlichen Raum Formen frühmittelalterlicher Flur- und Elementensegnungen, die in der Gegenreformation ausgestaltet wurden ([[Prozessionen]]). | |
− | * | + | Vom Schifferschützenkorps wird in unregelmäßigen Abständen das ''Historische Schifferstechen'' veranstaltet, bei dem Burschen sich gegenseitig mit Ruderstangen von Plätten heben. Erster urkundlicher Beleg 1596. Das nachfolgende Hansel-und Gretel-Spiel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das Schifferstechen hatte bis ins 19. Jahrhundert ein Äquivalent in Hallein. |
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+ | * R. Kriechbaum: Scheller, Schleicher, Maibaumkraxler. Salzburg 2012, S.163. | ||
+ | * [[Benutzer:Ulrike Kammerhofer|Ulrike Aggermann-Bellenberg]]: Die Geschichte der Fronleichnamsprozession von der Zeit ihrer Entstehung bis zu den Reformen des aufgeklärten Absolutismus. Diss. Univ. Graz 1983. | ||
* K. Zinnburg: Salzachschiffer und Schifferschützen von Laufen-Oberndorf. Salzburg 1977. | * K. Zinnburg: Salzachschiffer und Schifferschützen von Laufen-Oberndorf. Salzburg 1977. | ||
− | * | + | * [[Karl Adrian]]: Von Salzburger Sitt’ und Brauch. Wien 1924, S. 78f., S. 135f., S. 285–289. |
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Aktuelle Version vom 24. Mai 2021, 15:38 Uhr
Himmelbrotschutzen, Brauch der Salzachschiffer in Oberndorf bzw. Laufen an einer der vier Stationen der Fronleichnamsprozession. Steht in der Tradition mittelalterlicher Wasserweihen (Belege von anderen Orten für das 17. und 18. Jahrhundert) sowie Gedenken an verunglückte Schiffer und Flößer während der Fronleichnamsprozession; nach archivalischen Quellen aus dem 19. Jahrhundert erneuert.
Die Schifferschützen tragen heute rekonstruierte Uniformen mit Details aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Das landesfürstlich privilegierte Schifferschützencorps Oberndorf wurde 1278 vom Erzbischof zum Schutz des Salzhandels begründet. Oberndorf als Stadtteil von Laufen (seit 1816 Bayern) war der Sitz der armen Schöffleute, während in Laufen die Handelsherren und der fürsterzbischöfliche Pfleger wohnten. In Laufen wurden die Salzfässer von kleinen Zillen auf große Plätten (Flöße) umgeladen. Da die Schöffleute nicht schwimmen lernen durften, waren Unglücksfälle häufig.
Von vier weißgekleideten Knaben wird während des Segens beim vierten Evangelium des Umgangs von einem Boot aus ein Kranz mit vier gesegneten Hostien (Himmelbrot) in die Salzach geworfen. Während sich die Fronleichnamsprozession bei ihrer Einführung im Laufe des 14. Jahrhunderts (Fest 1264, Prozessionen ab 1311) im städtisch-höfischen Umkreis an spanischen Sakramentsgeleiten orientierte, übernahm sie im ländlichen Raum Formen frühmittelalterlicher Flur- und Elementensegnungen, die in der Gegenreformation ausgestaltet wurden (Prozessionen).
Vom Schifferschützenkorps wird in unregelmäßigen Abständen das Historische Schifferstechen veranstaltet, bei dem Burschen sich gegenseitig mit Ruderstangen von Plätten heben. Erster urkundlicher Beleg 1596. Das nachfolgende Hansel-und Gretel-Spiel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das Schifferstechen hatte bis ins 19. Jahrhundert ein Äquivalent in Hallein.
Lit.:
- R. Kriechbaum: Scheller, Schleicher, Maibaumkraxler. Salzburg 2012, S.163.
- Ulrike Aggermann-Bellenberg: Die Geschichte der Fronleichnamsprozession von der Zeit ihrer Entstehung bis zu den Reformen des aufgeklärten Absolutismus. Diss. Univ. Graz 1983.
- K. Zinnburg: Salzachschiffer und Schifferschützen von Laufen-Oberndorf. Salzburg 1977.
- Karl Adrian: Von Salzburger Sitt’ und Brauch. Wien 1924, S. 78f., S. 135f., S. 285–289.
U.K.