Architekturreform: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Architekturreform''', [[Stadtentwicklung]].
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In den 1970er-Jahren riefen großflächige Baulandausweisungen im Zuge des 1970 vom Gemeinderat beschlossenen Stadtentwicklungsmodells Bürgerinitiativen auf den Plan. Die Leitbilder des Wiederaufbaus mit seinem parteiübergreifenden Bekenntnis zu Wirtschaftswachstum und unbegrenzter Wohlstandssteigerung wurden in Frage gestellt. Die aus den Bürgerinitiativen hervorgegangene Bürgerliste zog 1977 in den Salzburger Gemeinderat ein.
  
In den 70er Jahren riefen großflächige Baulandausweisungen im Zuge des 1970 vom Gemeinderat beschlossenen »Stadtentwicklungsmodells « Bürgerinitiativen auf den Plan. Die Leitbilder des Wiederaufbaus mit seinem parteienübergreifenden Bekenntnis zu Wirtschaftswachstum und unbegrenzter Wohlstandssteigerung wurden in Frage gestellt. Die aus den Bürgerinitiativen entstandene Bürgerliste zog 1977 in den Salzburger Gemeinderat ein. Zur Erhaltung der besonderen Qualität Salzburgs als Symbiose von Stadt und Landschaft (H. →Sedlmayr) entstand das sogenannte »Salzburg Projekt« als strukturelles Maßnahmenbündel: Neben der »Altstadtinitiative « als Maßnahme gegen die Zerstörung der historischen Bausubstanz und zur Wiederbelebung des historischen Zentrums sowie dem verkehrspolitischen Ziel- und Maßnahmenkonzept entstand die 1986 vom Gemeinderat »feierlich« beschlossene Grünlanddeklaration als wichtiger Schritt gegen eine weitere Zersiedelung der Salzburger Kulturlandschaft, sowie die sogen. »Architekturreform «: Ziel war die Konkretisierung des »Entwurfs einer europäischen Stadt«. Der Initiator Stadtrat Johannes Voggenhuber (Bürgerliste, 1982-87) etablierte 1983 dazu den ersten →Gestaltungsbeirat als Medium der Architekturbegutachtung. Die Strukturen der Nachkriegsjahrzehnte mit der »Zweckgemeinschaft Wohnbauträger–Architekt–Politiker « sollten zerschlagen und der Bürger zum Bauherrn seiner Stadt gemacht werden. F. →Achleitner tradierte anhand der Architektur des 20. Jhs. in Salzburg die These, daß die besten Projekte in einer Auseinandersetzung fremder Kräfte von →Scamozzi bis Holzmeister mit dem Genius loci entstanden waren. Daran wollte die A. mit der Einladung europäischer Stararchitekten anschließen, →Forellenwegsiedlung. In der Folge entstanden ab 1984 eine beachtliche Zahl bedeutender Bauwerke von ausländischen bzw. auswärtigen Architekten. Für die ansässige Architektenschaft, die keineswegs pauschal Teil der »Zweckgemeinschaft« war, konnte die neue, durchaus autoritäre Vorgangsweise die Erschütterung langer Bauherren-Architektenbeziehungen bedeuten. Eine wichtige Leistung der A. bestand darin, die Architekturdiskussion öffentlich zu machen und zu kultivieren.
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Zur Erhaltung der besonderen Qualität Salzburgs als Symbiose von Stadt und Landschaft ([[Sedlmayr, Hans|Hans Sedlmayr]]) entstand das sogenannte Salzburg-Projekt als strukturelles Maßnahmenbündel: Neben der Altstadtinitiative als Maßnahme gegen die Zerstörung der historischen Bausubstanz und zur Wiederbelebung des historischen Zentrums sowie dem verkehrspolitischen Ziel- und Maßnahmenkonzept entstand die 1986 vom Gemeinderat beschlossene Grünlanddeklaration als wichtiger Schritt gegen eine weitere Zersiedelung der Salzburger Kulturlandschaft, sowie die sogenannte Architekturreform: Ziel war die Konkretisierung des „Entwurfs einer europäischen Stadt“. Der Initiator Stadtrat Johannes Voggenhuber (Bürgerliste, 1982–87) etablierte 1983 dazu den ersten [[Gestaltungsbeirat]] als Forum der Architekturbegutachtung.
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Die Strukturen der Nachkriegsjahrzehnte mit der Zweckgemeinschaft Wohnbauträger–Architekt–Politiker sollten zerschlagen und der Bürger zum Bauherrn seiner Stadt gemacht werden. [[Achleitner, Friedrich|Friedrich Achleitner]] stellte die These auf, dass die besten Projekte in einer Auseinandersetzung fremder Kräfte von [[Scamozzi, Vincenzo|Vincenzo Scamozzi]] (1548–1616) bis [[Holzmeister, Clemens|Clemens Holzmeister]] (1886–1983) mit dem ''Genius loci'' entstanden waren. Daran wollte die Architekturreform mit der Einladung europäischer Stararchitekten anschließen.
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In der Folge entstand ab 1984 eine beachtliche Zahl bedeutender Bauwerke von ausländischen bzw. auswärtigen Architekten. Für die ansässige Architektenschaft, die keineswegs pauschal Teil der Zweckgemeinschaft war, bedeutete die neue, durchaus autoritäre Vorgangsweise die Erschütterung langer Bauherren–Architekten–Beziehungen, aber auch positive, anspornende Herausforderungen ([[Lorenz, Fritz|Fritz Lorenz]]). Das Verdienst der Architekturreform, die Architekturdiskussion zu kultivieren und öffentlich zu machen, erleidet immer wieder, besonders in der medialen Begleitung, starke Rückschläge. Siehe auch [[Stadtentwicklung]].
  
 
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* R. Höllbacher: Das Ende eines Paradigmas? Architektur von 1980 bis zur Gegenwart, in: E. Hanisch, R. Kriechbaumer: Salzburg (Geschichte der Bundesländer seit 1945), Wien–Köln–Weimar 1997.
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* J. Voggenhuber: Berichte an den Souverän. Salzburg: Der Bürger und seine Stadt, Salzburg 1988.
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* Baukunst in Salzburg seit 1980. Ein Führer zu 600 sehenswerten Beispielen in Stadt und Land. Salzburg 2010.
* D. Steiner (Hg.): Das Salzburg-Projekt. Wien 1986. – O. Kapfinger: Salzburg setzt »Grundsteine«. In: Bauwelt 1986, H. 47, S. 1786-89.
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* J. Voggenhuber: Berichte an den Souverän. Salzburg: Der Bürger und seine Stadt. Salzburg 1988.
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* D. Steiner (Hg.): Das Salzburg-Projekt. Wien 1986.
  
 
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Aktuelle Version vom 25. Mai 2021, 11:24 Uhr

In den 1970er-Jahren riefen großflächige Baulandausweisungen im Zuge des 1970 vom Gemeinderat beschlossenen Stadtentwicklungsmodells Bürgerinitiativen auf den Plan. Die Leitbilder des Wiederaufbaus mit seinem parteiübergreifenden Bekenntnis zu Wirtschaftswachstum und unbegrenzter Wohlstandssteigerung wurden in Frage gestellt. Die aus den Bürgerinitiativen hervorgegangene Bürgerliste zog 1977 in den Salzburger Gemeinderat ein.

Zur Erhaltung der besonderen Qualität Salzburgs als Symbiose von Stadt und Landschaft (Hans Sedlmayr) entstand das sogenannte Salzburg-Projekt als strukturelles Maßnahmenbündel: Neben der Altstadtinitiative als Maßnahme gegen die Zerstörung der historischen Bausubstanz und zur Wiederbelebung des historischen Zentrums sowie dem verkehrspolitischen Ziel- und Maßnahmenkonzept entstand die 1986 vom Gemeinderat beschlossene Grünlanddeklaration als wichtiger Schritt gegen eine weitere Zersiedelung der Salzburger Kulturlandschaft, sowie die sogenannte Architekturreform: Ziel war die Konkretisierung des „Entwurfs einer europäischen Stadt“. Der Initiator Stadtrat Johannes Voggenhuber (Bürgerliste, 1982–87) etablierte 1983 dazu den ersten Gestaltungsbeirat als Forum der Architekturbegutachtung.

Die Strukturen der Nachkriegsjahrzehnte mit der Zweckgemeinschaft Wohnbauträger–Architekt–Politiker sollten zerschlagen und der Bürger zum Bauherrn seiner Stadt gemacht werden. Friedrich Achleitner stellte die These auf, dass die besten Projekte in einer Auseinandersetzung fremder Kräfte von Vincenzo Scamozzi (1548–1616) bis Clemens Holzmeister (1886–1983) mit dem Genius loci entstanden waren. Daran wollte die Architekturreform mit der Einladung europäischer Stararchitekten anschließen.

In der Folge entstand ab 1984 eine beachtliche Zahl bedeutender Bauwerke von ausländischen bzw. auswärtigen Architekten. Für die ansässige Architektenschaft, die keineswegs pauschal Teil der Zweckgemeinschaft war, bedeutete die neue, durchaus autoritäre Vorgangsweise die Erschütterung langer Bauherren–Architekten–Beziehungen, aber auch positive, anspornende Herausforderungen (Fritz Lorenz). Das Verdienst der Architekturreform, die Architekturdiskussion zu kultivieren und öffentlich zu machen, erleidet immer wieder, besonders in der medialen Begleitung, starke Rückschläge. Siehe auch Stadtentwicklung.

Lit.:

  • Baukunst in Salzburg seit 1980. Ein Führer zu 600 sehenswerten Beispielen in Stadt und Land. Salzburg 2010.
  • J. Voggenhuber: Berichte an den Souverän. Salzburg: Der Bürger und seine Stadt. Salzburg 1988.
  • D. Steiner (Hg.): Das Salzburg-Projekt. Wien 1986.

N.M.