Evangelische Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Evangelische Kirche'''.
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Erstmals nach der großen Vertreibung von 1731/32 setzten die Salzburger Protestanten 1835 eine regelmäßige Seelsorge durch, die Pfarrer Johann C.L. Overbeck aus Attersee anvertraut wurde. Erste Trauungen und Taufen wurden ab 1843 gefeiert. Das Protestantenpatent von 1861 ermöglichte 1863 die Gründung der Pfarrgemeinde Salzburg. Erster Pfarrer (1863–1903) war Heinrich Aumüller, dessen Pfarrsprengel damals von Braunau bis zum Arlberg reichte.
  
Erstmals nach der Emigration von 1731/32 setzten die Salzburger Protestanten 1835 eine regelmäßige Seelsorge durch, die dem Pfarrer Overbeck von Attersee anvertraut wurde. 1843 fand in Salzburg die erste evangelische Trauung statt, 1844 die erste Taufe. Mit dem Protestantenpatent Kaiser Franz Josephs wurde 1861 die Gleichberechtigung für die Evangelischen in der gesamten Monarchie eingeführt. Der erste Pfarrer von Salzburg, Heinrich Aumüller, betreute einen Pfarrsprengel, der von Braunau bis zum Arlberg reichte. Die evangelische Pfarrgemeinde Salzburg wurde am 29. März 1863 selbständig, im gleichen Jahr wurde der Grundstein für die neue Kirche in der Schwarzstraße an der Salzach gelegt, die 1867 eingeweiht wurde (→Christuskirche); 1869 wurde die evangelische Schule eröffnet. Bis zum 2. Weltkrieg erreichte die Salzburger evangelische Gemeinde rund 6000 Mitglieder, die Zahl wurde durch die zahlreichen Heimatvertriebenen aus dem Osten und Südosten mehr als verdoppelt, heute hat sie mit über 20 000 den Stand vor der Emigration des 18. Jh. wieder erreicht. 1966 erhielt die evangelische Diözese Salzburg-Tirol einen eigenen Superintendenten (Emil Sturm, seit 1995 Luise Müller), im Bundesland Salzburg existieren vier selbständige Gemeinden (Salzburg, Hallein, Zell am See und Gastein).  
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1867 wurde die [[Christuskirche]] an der Salzach eingeweiht, 1869 auch eine Schule eröffnet. Die Zahl der Gemeindeglieder wuchs in der Folge durch mehrere Eintrittswellen stark an, so etwa durch die deutschnationale Los-von-Rom-Bewegung um 1900 und durch Übertritte während des Ständestaates in den 1930er-Jahren. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gab es rund 6.000 Evangelische in Salzburg. Die Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland brachte auch für die evangelische Kirche Salzburgs große Veränderungen. So etwa wurde im Sommer 1938 die Schule geschlossen. Zwischen 1938 und 1945 kam es in der Gemeinde zu Konfrontationen zwischen den nationalsozialistisch ausgerichteten ''Deutschen Christen'', repräsentiert durch Pfarrer Gerhard Florey, und der ''Bekennenden Kirche'', vertreten durch Pfarrer Ernst Kruse.
  
Literatur:
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Als sich zu Kriegsende evangelische Heimatvertriebene aus dem Osten und Südosten in Salzburg niederließen, verdoppelte sich die Zahl der Gemeindeglieder. 1966 wurde die Evangelische Diözese A.B. Salzburg-Tirol mit einem eigenen Superintendenten, nämlich Emil Sturm, eingerichtet. Ihm folgten Wolfgang Schmidt (1980), Luise Müller (1995) und Olivier Dantine (seit 2012). Heute beträgt die Zahl der Evangelischen im Land Salzburg rund 16.000. Es gibt neun selbstständige Gemeinden. Dazu kommen einige (nicht selbstständige) Salzburger Gemeinden, die mit den Diözesen Steiermark (z.B. Lungau) bzw. Oberösterreich verbunden sind.
  
* Reformation–Emigration. Protestanten in Salzburg, Ausstellungskat. Goldegg, Salzburg 1981.
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Lit.:
  
R.R.H.
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* F. Gottas: Zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Die Evangelische Pfarrgemeinde Salzburg. In: Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus, Bd. 4. Salzburg 2013, S. 334–361.
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* Ausstellungskat. Reformation–Emigration. Protestanten in Salzburg. Goldegg 1981.
  
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Aktuelle Version vom 16. Juli 2021, 10:57 Uhr

Erstmals nach der großen Vertreibung von 1731/32 setzten die Salzburger Protestanten 1835 eine regelmäßige Seelsorge durch, die Pfarrer Johann C.L. Overbeck aus Attersee anvertraut wurde. Erste Trauungen und Taufen wurden ab 1843 gefeiert. Das Protestantenpatent von 1861 ermöglichte 1863 die Gründung der Pfarrgemeinde Salzburg. Erster Pfarrer (1863–1903) war Heinrich Aumüller, dessen Pfarrsprengel damals von Braunau bis zum Arlberg reichte.

1867 wurde die Christuskirche an der Salzach eingeweiht, 1869 auch eine Schule eröffnet. Die Zahl der Gemeindeglieder wuchs in der Folge durch mehrere Eintrittswellen stark an, so etwa durch die deutschnationale Los-von-Rom-Bewegung um 1900 und durch Übertritte während des Ständestaates in den 1930er-Jahren. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gab es rund 6.000 Evangelische in Salzburg. Die Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland brachte auch für die evangelische Kirche Salzburgs große Veränderungen. So etwa wurde im Sommer 1938 die Schule geschlossen. Zwischen 1938 und 1945 kam es in der Gemeinde zu Konfrontationen zwischen den nationalsozialistisch ausgerichteten Deutschen Christen, repräsentiert durch Pfarrer Gerhard Florey, und der Bekennenden Kirche, vertreten durch Pfarrer Ernst Kruse.

Als sich zu Kriegsende evangelische Heimatvertriebene aus dem Osten und Südosten in Salzburg niederließen, verdoppelte sich die Zahl der Gemeindeglieder. 1966 wurde die Evangelische Diözese A.B. Salzburg-Tirol mit einem eigenen Superintendenten, nämlich Emil Sturm, eingerichtet. Ihm folgten Wolfgang Schmidt (1980), Luise Müller (1995) und Olivier Dantine (seit 2012). Heute beträgt die Zahl der Evangelischen im Land Salzburg rund 16.000. Es gibt neun selbstständige Gemeinden. Dazu kommen einige (nicht selbstständige) Salzburger Gemeinden, die mit den Diözesen Steiermark (z.B. Lungau) bzw. Oberösterreich verbunden sind.

Lit.:

  • F. Gottas: Zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Die Evangelische Pfarrgemeinde Salzburg. In: Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus, Bd. 4. Salzburg 2013, S. 334–361.
  • Ausstellungskat. Reformation–Emigration. Protestanten in Salzburg. Goldegg 1981.

R.R.H., F.G.