Georg Jung: Unterschied zwischen den Versionen

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Jung, Georg, * Salzburg 31. 12. 1899, † Wien 5. 12. 1957, Maler, Schriftsteller.
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[[Datei:Jung, Georg, Straßenbahn außerhalb des Neutors in Salzburg, 1929, Öl auf Leinwand, 103,5 x 77,5 cm, Besitz und Foto Salzburg Museum.jpg|miniatur|''Straßenbahn außerhalb des Neutors in Salzburg'' (1929)]]
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Georg '''Jung''', * 31. Dezember 1899 in Salzburg, † 5. Dezember 1957 in Wien; Maler, Schriftsteller.  
  
Konträr zur diesseitsverklärenden Macht der Farbe, die A. →Faistauers Vorbild für die Salzburger Kunst noch lange postulierte, sah J.s intellektuell bohrendes Naturell in der Malerei vor allem ein Medium geistiger Durchleuchtung der Erscheinungswelt. Seine finanzielle Unabhängigkeit als Hotelierssohn kam seinen künstlerischen Interessen zwar entgegen, stempelte ihn aber auch zum professionellen Außenseiter, zumal er bei seiner Naturbegabung auf eine akad. Schulung fast ganz verzichten konnte. Die ersten, ab 1922 in Wien entstandenen Ölbilder waren noch im Bann des Expressionismus, in dessen visionär übersteigerte Dynamik sich bald kubistische Zersplitterung mischte, um sich unter dem Einfluss der Neuen Sachlichkeit ab 1925 in eine von lautloser Bedrohung erfüllte gläserne Starre zu wandeln. Im Zusammenhang mit der Neuausstattung des Salzburger »Grand Hotel de l’Europe«, das er 1935 übernehmen musste, beschäftigte er sich in dieser Zeit hauptsächlich mit Fresko, Sgraffito und Möbelentwürfen. Er gestaltete zwei der bekanntesten österr. Briefmarkenserien. 1939 übersiedelte er endgültig nach Wien. Jetzt trat mit der Bevorzugung allegorisierender und mythologischer Darstellungen, begleitet von farbtheoretischen Spekulationen, die Farbe allmählich aus ihrem Schattendasein, um schließlich Alleinanspruch zu behaupten. Sie wird, frei von gegenständlicher Bindung, zum Akteur spannungsvoll bewegter »psychischer« Konstellationen. Die zyklische Aneinanderreihung solcher »Farbdramen« führt J. zuletzt in seinen »Colormobilen« zu Experimenten mit bewegten Bildern, so daß er als Pionier der kinetischen Kunst gelten kann. Rückblickend ergibt sich gerade aus der Teilhabe am jeweiligen Zeitstil - seine Lieblingsmotive (Abendmahl, Leda, Karneval) hat J. immer wieder seinem jüngsten malerischen Erkenntnisstand angepasst - eine erstaunliche Schaffenskonsequenz. Erst 25 Jahre nach seinem Tod wurde er als der wichtigste Salzburger Maler neben Faistauer erkannt.
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Konträr zur diesseitsverklärenden Macht der Farbe, die [[Anton Faistauer]]s Vorbild für die Salzburger Kunst noch lange postulierte, sah Jung in der Malerei v.a. ein Medium geistiger Durchleuchtung der Erscheinungswelt. Seine finanzielle Unabhängigkeit als Hotelierssohn kam seinen künstlerischen Interessen zwar entgegen, stempelte ihn aber auch zum Außenseiter der Kunstszene, zumal er bei seiner Naturbegabung auf eine akademische Schulung fast ganz verzichten konnte; neben seinem Medizinstudium in Wien besuchte er 1918/19 ein Semester die Aktklasse von Prof. Alfred Roller an der Kunstgewerbeschule. Im Stadtteil Riedenburg in Salzburg unterhielt Jung ein bescheidenes Atelier, das ab 1922 zu einem Treffpunkt von Künstlern*innen und Intellektuellen wurde, wo auch die Maler [[Anton Machek]] und [[Carl Storch]] verkehrten.  
  
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Die ersten, ab 1922 in Wien entstandenen Ölbilder waren noch im Bann des Expressionismus, in dessen visionär übersteigerte Dynamik sich bald kubistische Zersplitterung mischte, die sich unter dem Einfluss der Neuen Sachlichkeit ab 1925 bis zur Starrheit beruhigte und glättete. 1924–38 Mitglied beim ''Hagenbund''. 1918 hatte er seine erste Ausstellung im Kunstsalon Swatschek. 1924 stellte er im Kunstsalon Mora kubistisch-futuristische Tuschezeichnungen aus. 1932 präsentierte er im [[Salzburger Kunstverein|Salzburger Künstlerhaus]] in einer Ausstellung mit [[Rudolf Dimai]] und [[Wilhelm Kaufmann]] farbintensive „Bilder aus dem Süden“, die auf einer Reise nach Dalmatien und Albanien entstanden sind.
  
* P.Weibel (Hg.): Jenseits von Kunst. Graz 1997, S. 114 f.
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Im Zusammenhang mit der Neuausstattung des Salzburger Grand Hôtel de l’Europe, das er 1935 übernehmen musste, beschäftigte er sich in dieser Zeit hauptsächlich mit Fresko, Sgraffito und Möbelentwürfen. Er gestaltete zwei der bekanntesten österreichischen Briefmarkenserien. 1939 übersiedelte er endgültig nach Wien. Nun trat mit der Bevorzugung allegorisierender und mythologischer Darstellungen, begleitet von farbtheoretischen Spekulationen, die Farbe aus ihrem Schattendasein, um schließlich Alleinanspruch zu behaupten. Sie wurde, frei von gegenständlicher Bindung, zum Akteur spannungsvoll bewegter psychischer Konstellationen. 1948 stellte er in der Wiener Secession, wo er seit 1945 Mitglied war, seinen „Altar der Freundschaft“, in dem er seine Auseinandersetzung mit Farbe veranschaulicht, aus.
* J. Fleischer: G. J. Der Altar der Freundschaft. Diplomarbeit Salzburg 1997.
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Die zyklische Aneinanderreihung solcher „Farbdramen“ führte Jung zuletzt in seinen „Colormobilen“ zu Experimenten mit bewegten Bildern, sodass er als Pionier der kinetischen Kunst gelten kann. Rückblickend ergibt sich gerade aus der Teilhabe am jeweiligen Zeitstil – gewisse Lieblingsthemen hat Jung immer wieder neu formuliert – eine erstaunliche Schaffenskonsequenz. Erst 25 Jahre nach seinem Tod wurde er als der wichtigste Salzburger Maler neben Faistauer erkannt.
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* Eva Jandl-Jörg, Georg Jung, Das Kunstwerk des Monats, Salzburg Museum, Okt. 2022.
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* AKL 78, 2013.
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* Ausstellungskat. Österreichischer Expressionismus. Musée d’Ixelles / Stadtgalerie Klagenfurt 1998/99.
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* P. Weibel (Hg.): Jenseits von Kunst. Graz 1997, S. 114f.
 
* Ausstellungskat. Neue Sachlichkeit in Österreich. Kunstforum Bank Austria, Wien 1995.
 
* Ausstellungskat. Neue Sachlichkeit in Österreich. Kunstforum Bank Austria, Wien 1995.
* Ausstellungskat. Jenseits des Realismus. ARGE Alpen- Adria, Graz 1988, S. 107 ff.
 
* T. Fischer: G. J. Diss. Salzburg 1984.
 
 
* Ausstellungskat. G. J. SMCA, Salzburg 1982.
 
* Ausstellungskat. G. J. SMCA, Salzburg 1982.
  
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Aktuelle Version vom 17. Oktober 2022, 16:10 Uhr

Straßenbahn außerhalb des Neutors in Salzburg (1929)

Georg Jung, * 31. Dezember 1899 in Salzburg, † 5. Dezember 1957 in Wien; Maler, Schriftsteller.

Konträr zur diesseitsverklärenden Macht der Farbe, die Anton Faistauers Vorbild für die Salzburger Kunst noch lange postulierte, sah Jung in der Malerei v.a. ein Medium geistiger Durchleuchtung der Erscheinungswelt. Seine finanzielle Unabhängigkeit als Hotelierssohn kam seinen künstlerischen Interessen zwar entgegen, stempelte ihn aber auch zum Außenseiter der Kunstszene, zumal er bei seiner Naturbegabung auf eine akademische Schulung fast ganz verzichten konnte; neben seinem Medizinstudium in Wien besuchte er 1918/19 ein Semester die Aktklasse von Prof. Alfred Roller an der Kunstgewerbeschule. Im Stadtteil Riedenburg in Salzburg unterhielt Jung ein bescheidenes Atelier, das ab 1922 zu einem Treffpunkt von Künstlern*innen und Intellektuellen wurde, wo auch die Maler Anton Machek und Carl Storch verkehrten.

Die ersten, ab 1922 in Wien entstandenen Ölbilder waren noch im Bann des Expressionismus, in dessen visionär übersteigerte Dynamik sich bald kubistische Zersplitterung mischte, die sich unter dem Einfluss der Neuen Sachlichkeit ab 1925 bis zur Starrheit beruhigte und glättete. 1924–38 Mitglied beim Hagenbund. 1918 hatte er seine erste Ausstellung im Kunstsalon Swatschek. 1924 stellte er im Kunstsalon Mora kubistisch-futuristische Tuschezeichnungen aus. 1932 präsentierte er im Salzburger Künstlerhaus in einer Ausstellung mit Rudolf Dimai und Wilhelm Kaufmann farbintensive „Bilder aus dem Süden“, die auf einer Reise nach Dalmatien und Albanien entstanden sind.

Im Zusammenhang mit der Neuausstattung des Salzburger Grand Hôtel de l’Europe, das er 1935 übernehmen musste, beschäftigte er sich in dieser Zeit hauptsächlich mit Fresko, Sgraffito und Möbelentwürfen. Er gestaltete zwei der bekanntesten österreichischen Briefmarkenserien. 1939 übersiedelte er endgültig nach Wien. Nun trat mit der Bevorzugung allegorisierender und mythologischer Darstellungen, begleitet von farbtheoretischen Spekulationen, die Farbe aus ihrem Schattendasein, um schließlich Alleinanspruch zu behaupten. Sie wurde, frei von gegenständlicher Bindung, zum Akteur spannungsvoll bewegter psychischer Konstellationen. 1948 stellte er in der Wiener Secession, wo er seit 1945 Mitglied war, seinen „Altar der Freundschaft“, in dem er seine Auseinandersetzung mit Farbe veranschaulicht, aus.

Die zyklische Aneinanderreihung solcher „Farbdramen“ führte Jung zuletzt in seinen „Colormobilen“ zu Experimenten mit bewegten Bildern, sodass er als Pionier der kinetischen Kunst gelten kann. Rückblickend ergibt sich gerade aus der Teilhabe am jeweiligen Zeitstil – gewisse Lieblingsthemen hat Jung immer wieder neu formuliert – eine erstaunliche Schaffenskonsequenz. Erst 25 Jahre nach seinem Tod wurde er als der wichtigste Salzburger Maler neben Faistauer erkannt.

Lit.:

  • Eva Jandl-Jörg, Georg Jung, Das Kunstwerk des Monats, Salzburg Museum, Okt. 2022.
  • AKL 78, 2013.
  • Ausstellungskat. Österreichischer Expressionismus. Musée d’Ixelles / Stadtgalerie Klagenfurt 1998/99.
  • P. Weibel (Hg.): Jenseits von Kunst. Graz 1997, S. 114f.
  • Ausstellungskat. Neue Sachlichkeit in Österreich. Kunstforum Bank Austria, Wien 1995.
  • Ausstellungskat. G. J. SMCA, Salzburg 1982.

N.​Sch.