Rupertuskreuz: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Rupertuskreuz''',  im Besitz der Pfarrkirche [[Bischofshofen]], ist im [[Dommuseum]] ausgestellt. Das griechische Kreuz mit schaufelförmigen Armen und einem Schaft ist mit 158,8 cm Höhe und 96,6 cm Breite das größte erhaltene Metallkreuz des Frühmittelalters. Es entstand in England oder auf dem Kontinent durch angelsächsische Handwerker. Die Datierung schwankt zwischen der ersten Hälfte und dem späten 8. Jahrhundert. 2015 wurden Holz, Metallverkleidung und Materialzusammensetzung neuerlich untersucht.
  
'''Rupertuskreuz'''
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Auf der Vorderseite und den Schmalseiten ist der Pappelholzkern mit feuervergoldetem Kupferblech verkleidet. Die Vorderseite zeigt getriebene Akanthus- und Weinstockranken mit Tieren (Tierköpfe, Vierbeiner, Echsen, Stelzvögel), die sich von Blattwerk und Früchten nähren. Sie ordnen sich paarweise um 38 runde, ovale und spitzovale Fassungen, von denen nur mehr neun mit opaken Glaspasten gefüllt sind. Drei davon besitzen Wirbelmuster (laufender Hund) in Schwarz-Weiß oder am rechten Kreuzarm in Dunkel- und Hellblau. Aus dem unteren Schaftende wurde später ein Einsteckzapfen geschnitten. Mit Prägestempeln hergestellte Flechtbandmuster und Spiralen zieren die Schmalseiten. Sie sind ebenso wie die Perlstäbe der Kanten nicht vollständig erhalten.
im Besitz der Pfarrkirche Bischofshofen, ausgestellt im Dommuseum. Das griechische Kreuz mit schaufelförmigen Armen und einem Schaft ist mit 158,8 cm Höhe und 96,6 cm Breite das größte erhaltene Metallkreuz des Frühmittelalters. Es entstand in England oder auf dem Kontinent durch angelsächsische Handwerker. Die Datierung schwankt zwischen der 1. Hälfte und dem späten 8. Jh. 2015 wurden Holz, Metallverkleidung und Materialzusammensetzung neuerlich untersucht.
 
Auf der Vorderseite und den Schmalseiten ist der Pappelholzkern mit feuervergoldetem Kupferblech verkleidet. Die Vorderseite zeigt getriebene Akanthus- und Weinstockranken mit Tieren (Tierköpfe, Vierbeiner, Echsen, Stelzvögel), die sich von Blattwerk und Früchten nähren. Sie ordnen sich paarweise um 38 runde, ovale und spitzovale Fassungen, von denen nur mehr neun mit opaken Glaspasten gefüllt sind. Drei davon zeigen Wirbelmuster („laufender Hund“) in Schwarz-Weiß oder am rechten Kreuzarm in Dunkel- und Hellblau. Aus dem unteren Schaftende wurde später ein Einsteckzapfen geschnitten. Mit Prägestempeln hergestellte Flechtbandmuster und Spiralen zieren die Schmalseiten. Sie sind ebenso wie die Perlstäbe der Kanten nicht vollständig erhalten.
 
Die Schaufelform der Kreuzarme, die Tierkopfranken und die Ornamentik der Glasflussscheiben und Seitenbleche weisen in den angelsächsischen Kunstkreis. Das naturalistische Rankenornament geht auf mediterrane Vorbilder zurück. Ebenso wie beim Rupertuskreuz schwankt die Datierung wichtiger insularer Vergleichsbeispiele zum Rankenornament. Zuletzt setzte die englische Forschung das Rupertuskreuz zusammen mit der Ormside Bowl in York (Yorkshire Museum)und Steinkreuzen in Northumbria in das späte 8. Jh.
 
Die Vermutung, der aus Irland stammende Bischof →Virgil habe das Kreuz für die Ausstattung des 774 geweihten Domes bestellt und dieses sei später nach Bischofshofen gekommen, wurde durch einen Fund in Zweifel gezogen: 1998 kam bei Ausgrabungen in der Pfarrkirche Bischofshofen ein ebenfalls feuervergoldetes Kupferblechfragment zutage, das zwischen dem 11. Jh. und 1327 in den Boden gelangt war. Die Deutung des Fragments als Teil der verlorenen rückseitigen Verkleidung führt zur Annahme, dass das Kreuz von Anfang an für die von Bischof →Rupert gegründete Maximilianszelle bestimmt war (Feldinger). Nicht für das durch Awaren zerstörte erste Kloster, sondern für den stattlichen Neubau 741 bis 748 als Herzog Odilos Eigenkloster (K. Forstner, In: MGSLK, Bd. 150/2010, S. 9 ff.). Odilo (oder Virgil)stiftete möglicherweise auch das Rupertuskreuz dorthin. Agilolfinger und Langobarden pflegten traditionell enge Beziehungen. Das besonders naturnahe Weinstockornament könnte direkten Impulsen aus Italien zu verdanken sein, die ein auf dem Kontinent (Raum Salzburg?)lebender angelsächsischer Goldschmied verarbeitet hat.
 
Auf frühchristliche Vorbilder geht die Gestalt der goldenen, sich an den Balkenenden verbreiternden „Crux gemmata“ zurück. Ein solches gemmengeschmücktes Kreuz war der Überlieferung nach das konstantinische Siegeskreuz. Das Weinstockornament weist auf Christus als wahren Weinstock hin und kennzeichnet das Kreuz als Lebensbaum des neuen Paradieses.
 
  
Literatur:
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Die Schaufelform der Kreuzarme, die Tierkopfranken und die Ornamentik der Glasflussscheiben und Seitenbleche weisen in den angelsächsischen Kunstkreis. Das naturalistische Rankenornament geht auf mediterrane Vorbilder zurück. Wie beim Rupertuskreuz schwankt auch die Datierung wichtiger insularer Vergleichsbeispiele. Zuletzt setzte die englische Forschung das Rupertuskreuz zusammen mit der Ormside Bowl in York (Yorkshire Museum) und dem Steinkreuz von Bewcastle in das späte 8. Jahrhundert.
  
* V. Bierbrauer: Rupertus-Kreuz. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 25, 2003, S. 604 ff.
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Die Vermutung, der aus Irland stammende Bischof [[Virgil]] habe das Kreuz für die Ausstattung des 774 geweihten [[Dom]]s bestellt und dieses sei später nach Bischofshofen gekommen, wird durch einen Fund in Zweifel gezogen: 1998 kam bei Ausgrabungen in der Pfarrkirche Bischofshofen ein ebenfalls feuervergoldetes Kupferblechfragment zutage, das zwischen dem 11. Jahrhundert und 1327 in den Boden gelangt war. Das Fragment dürfte Teil der verlorenen rückseitigen Verkleidung und das Kreuz somit von Anfang an für die von Bischof [[Rupert]] gegründete Maximilianszelle bestimmt gewesen sein<ref>E. M. Feldinger</ref> – nicht für das durch Awaren zerstörte erste Kloster, sondern für den stattlichen Neubau (741–748) als Herzog Odilos Eigenkloster<ref>K. Forstner, in: MGSLK, Bd. 150, 2010, S. 9ff.</ref>. Odilo oder Virgil stiftete möglicherweise auch das Rupertuskreuz dorthin. Agilolfinger und Langobarden pflegten traditionell enge Beziehungen.
* E. M. Feldinger: Neues zum Rupertus-Kreuz. Ein vergoldetes Kupferblech aus der Pfarrkirche Bischofshofen. Das Kunstwerk des Monats, SMCA, Juli 2003, 16. Jg. Bl. 183
 
* L. Webster: Standing Cross (so-called Rupertus Cross). In: The Making of England. Anglo-Saxon Art and Culture AD 600-900, London 1991, S. 170 ff.  
 
  
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Auf frühchristliche Vorbilder geht die Gestalt der goldenen, sich an den Balkenenden verbreiternden Crux gemmata zurück. Ein solches gemmengeschmücktes Kreuz war der Überlieferung nach das konstantinische Siegeskreuz. Das Weinstockornament weist auf Christus als wahren Weinstock hin und kennzeichnet das Kreuz als Lebensbaum des neuen Paradieses.
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Lit.:
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* V. Bierbrauer: R. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 25. Berlin 2003. S. 604ff.
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* E.M. Feldinger: Neues zum R. KdM, Juli 2003.
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* W. Topic-Mersmann: Das R. In: Chronik Bischofshofen. Bd. 1. hg. v. F. Hörmann. Bischofshofen 2001, S. 75ff.
  
 
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Aktuelle Version vom 2. Juni 2021, 18:02 Uhr

Rupertuskreuz

Das Rupertuskreuz, im Besitz der Pfarrkirche Bischofshofen, ist im Dommuseum ausgestellt. Das griechische Kreuz mit schaufelförmigen Armen und einem Schaft ist mit 158,8 cm Höhe und 96,6 cm Breite das größte erhaltene Metallkreuz des Frühmittelalters. Es entstand in England oder auf dem Kontinent durch angelsächsische Handwerker. Die Datierung schwankt zwischen der ersten Hälfte und dem späten 8. Jahrhundert. 2015 wurden Holz, Metallverkleidung und Materialzusammensetzung neuerlich untersucht.

Auf der Vorderseite und den Schmalseiten ist der Pappelholzkern mit feuervergoldetem Kupferblech verkleidet. Die Vorderseite zeigt getriebene Akanthus- und Weinstockranken mit Tieren (Tierköpfe, Vierbeiner, Echsen, Stelzvögel), die sich von Blattwerk und Früchten nähren. Sie ordnen sich paarweise um 38 runde, ovale und spitzovale Fassungen, von denen nur mehr neun mit opaken Glaspasten gefüllt sind. Drei davon besitzen Wirbelmuster (laufender Hund) in Schwarz-Weiß oder am rechten Kreuzarm in Dunkel- und Hellblau. Aus dem unteren Schaftende wurde später ein Einsteckzapfen geschnitten. Mit Prägestempeln hergestellte Flechtbandmuster und Spiralen zieren die Schmalseiten. Sie sind ebenso wie die Perlstäbe der Kanten nicht vollständig erhalten.

Die Schaufelform der Kreuzarme, die Tierkopfranken und die Ornamentik der Glasflussscheiben und Seitenbleche weisen in den angelsächsischen Kunstkreis. Das naturalistische Rankenornament geht auf mediterrane Vorbilder zurück. Wie beim Rupertuskreuz schwankt auch die Datierung wichtiger insularer Vergleichsbeispiele. Zuletzt setzte die englische Forschung das Rupertuskreuz zusammen mit der Ormside Bowl in York (Yorkshire Museum) und dem Steinkreuz von Bewcastle in das späte 8. Jahrhundert.

Die Vermutung, der aus Irland stammende Bischof Virgil habe das Kreuz für die Ausstattung des 774 geweihten Doms bestellt und dieses sei später nach Bischofshofen gekommen, wird durch einen Fund in Zweifel gezogen: 1998 kam bei Ausgrabungen in der Pfarrkirche Bischofshofen ein ebenfalls feuervergoldetes Kupferblechfragment zutage, das zwischen dem 11. Jahrhundert und 1327 in den Boden gelangt war. Das Fragment dürfte Teil der verlorenen rückseitigen Verkleidung und das Kreuz somit von Anfang an für die von Bischof Rupert gegründete Maximilianszelle bestimmt gewesen sein[1] – nicht für das durch Awaren zerstörte erste Kloster, sondern für den stattlichen Neubau (741–748) als Herzog Odilos Eigenkloster[2]. Odilo oder Virgil stiftete möglicherweise auch das Rupertuskreuz dorthin. Agilolfinger und Langobarden pflegten traditionell enge Beziehungen.

Auf frühchristliche Vorbilder geht die Gestalt der goldenen, sich an den Balkenenden verbreiternden Crux gemmata zurück. Ein solches gemmengeschmücktes Kreuz war der Überlieferung nach das konstantinische Siegeskreuz. Das Weinstockornament weist auf Christus als wahren Weinstock hin und kennzeichnet das Kreuz als Lebensbaum des neuen Paradieses.

Lit.:

  • V. Bierbrauer: R. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 25. Berlin 2003. S. 604ff.
  • E.M. Feldinger: Neues zum R. KdM, Juli 2003.
  • W. Topic-Mersmann: Das R. In: Chronik Bischofshofen. Bd. 1. hg. v. F. Hörmann. Bischofshofen 2001, S. 75ff.
R.G.
  1. E. M. Feldinger
  2. K. Forstner, in: MGSLK, Bd. 150, 2010, S. 9ff.