Niederalm: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. März 2018, 12:55 Uhr
Niederalm, Gem. Anif, frühmittelalterliche Siedlung.
2009 konnten unweit des Schlosses Lasseregg im Vorfeld eines Großbauvorhabens auf einer Fläche von rund 6.000 m² Reste einer mehrphasigen Siedlung aufgedeckt werden, deren Blütezeit in das 7./8. Jh. n. Chr. zu datieren ist. Dank der günstigen Bodenbedingungen und des glücklichen Umstandes, dass die Fundstelle späterhin nicht überbaut wurde, haben sich Spuren von zahlreichen großen hölzernen Ständerbauten (ca. 10 x 6 m bis 12 x 10 m), Grubenhütten und innerörtlichen Wegstrukturen erhalten, die zu einer dicht verbauten dörflichen Ansiedlung mit einer Gesamtausdehnung von zumindest 1 ha gehörten. Diese überlagerte im Zuge ihrer Entwicklung Körperbestattungen eines älteren Friedhofes, in den Siedlungsobjekten fanden sich zudem zwei Säuglingsbeisetzungen.
Das für Fundstellen dieser Art u. Zeitstellung ungewöhnlich umfangreiche Fundspektrum umfasst u. a. auch den verzierten zoomorphen Beschlagteil eines Schwertgurtes, eine Riemenzunge eindeutig awarischer Provenienz u. weitere Schmuckgegenstände aus Buntmetall sowie einen Treibhammer u. mehrere (Steck-)Ambosse aus Eisen. Insbesondere letztere verweisen darauf, dass neben der landwirtschaftlichen Nutzung der ertragreichen Böden wohl auch die Eisengewinnung u. Metallverarbeitung weitere Erwerbszweige der Dorfgemeinschaft bildeten. Die frühmittelalterliche Siedlung von Niederalm stellt bislang im Bundesland Salzburg ein einzigartiges Beispiel für eine frühmittelalterliche Siedlung dar, muss aber auch den quantitativen wie qualitativen Vergleich mit benachbarten Regionen nicht scheuen.
Lit.:
- P. Höglinger: Frühmittelalterliche Siedlungsstrukturen am Beispiel Anif-Niederalm/Salzburg. In: Fines Transire 19, Rahden/Westf. 2010, S. 269 ff.
P.H.