Theater der Benediktineruniversität: Unterschied zwischen den Versionen

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* H. Boberski: Das Theater der Benediktiner an der alten Univ. Salzburg (1617-1778). Wien 1978.
 
* H. Boberski: Das Theater der Benediktiner an der alten Univ. Salzburg (1617-1778). Wien 1978.
* S. Dahms: Das Musiktheater des Salzburger Hochbarocks (1668- 1709). Teil 1: Das Benediktinerdrama, Salzburg 1974.
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* S. Dahms: Das Musiktheater des Salzburger Hochbarocks (1668- 1709). Teil 1: Das Benediktinerdrama. Salzburg 1974.
 
* A. Kutscher: Vom Salzburger Barocktheater zu den Salzburger Festspielen. Düsseldorf 1939.
 
* A. Kutscher: Vom Salzburger Barocktheater zu den Salzburger Festspielen. Düsseldorf 1939.
  

Version vom 26. März 2018, 22:00 Uhr

Theater der Benediktineruniversität.

Die Salzburger Benediktineruniv. war während des 17. und 18. Jh.s eine der bedeutendsten Pflegestätten barocker Theaterkultur im süddt.- österr. Raum. Erste Aufführungsbelege reichen bis in die Zeit der Gründung und Eröffnung des Akademischen Gymnasiums (1617), also noch vor Erhebung dieser Institution zur →Univ. (1622), zurück. In diesem Zeitraum (1620-1778) bildete das Th. der Salzburger Benediktineruniv. eine künstlerische Einheit, während in der dt. Literatur längst die Epochen des Rokokos und der →Aufklärung das Barock abgelöst hatten. 1776 endete das Th. d. B. durch die von Eb. →Hieronymus Colloredo erlassene Schulordnung. Neben dem Th. d. B. gab es in Salzburg noch das fe. Hoftheater (→Residenz und Hellbrunner Steintheater) (→Theater) und das Volkstheater.

Das Theater der Benediktiner war Bildungstheater, seine Hauptträger waren Professoren und Studenten der heimischen Univ., die vorherrschende Dramensprache war Latein. Trotz der Anklänge an das Jesuitendrama entstand eine eigene künstlerische Form, die auf zwei maßgebenden Faktoren beruhte: auf der geistigen Haltung des Ordens und auf dem speziellen landschaftlich-gesellschaftlichen Raum in Salzburg. Die Benediktiner waren stets weltoffenanschaulich und keinesfalls militant-gegenreformatorisch wie die Jesuiten, sie waren eher realistisch als theoretisch. Das lässt auch das Einsickern volkstümlicher Elemente in die hohe deklamatorische Barocktragödie verstehen.

Höhepunkt des Jahresspielplans war - wie überall im Bereich des Ordenstheaters - die meist aufwändig gestaltete und öffentlich zugängliche Final- oder Endkomödie. Als festlicher Abschluss des Studienjahres bot sich hier auch die Möglichkeit zur Prämienverteilung an die erfolgreichsten Studienabsolventen. Ähnlich repräsentative Aufführungen fanden auch anlässlich festlicher Ereignisse (Fürstenbesuche, Jubiläen etc.) statt. Daneben lassen sich die auf ältere Traditionen zurückgehenden Weihnachts-, Fastnachts- und Osterspiele sowie die rein pädagogischen Zwecken dienenden Klassenspiele nachweisen, die meist nur schulintern aufgeführt wurden.

Die Stücke des Th. d. B. stammten von Salzburger Autoren. Die Form hing zunächst eng mit pädagogischen Zielsetzungen zusammen: Theaterspiel gehörte zum festen Bestand des Unterrichts in den Fächern Poetik und Rhetorik. Die für diese Fächer zuständigen Prof. waren in der Regel auch die Verfasser der für schulische Zwecke, aber auch für offizielle Anlässe erforderlichen Dramen. Im Verlauf der Geschichte entwickelte das Salzburger Benediktinerdrama immer komplexere Formen. Feste Basis war das lat. Sprechstück, das gemäß der Dramaturgie des Ordenstheaters an antike Traditionen anschloss.

Bereits im 17. Jh. wurden den Aktschlüssen immer umfangreichere musikalische Szenen opernartigen Charakters - teils in lat., teils in ital. Sprache - angehängt. Auch deutschsprachige Schwankszenen finden sich hier schon gelegentlich. Im Lauf des 18. Jh.s wuchsen opern- und komödienartige Einschübe immer mehr zu selbständigen Nebenhandlungen zusammen, die parallel zur lat. Haupthandlung verliefen. In der Spätphase kam es durch Zusammenschluss von Opernhandlung und komischem Intermedium oft zu einer Einheit: den für das Salzburger Universitätstheater typischen Singspielen und Pantomimen.

Neben biblischen und kirchengeschichtlichen Stoffen bevorzugte man insbes. weltgeschichtliche Themen, was vermutlich. mit der speziellen Pflege der Geschichtswissenschaften an der Salzburger Univ. zusammenhängt. Mythologie, Allegorie, Parabel und Legende boten den Dichtern die nötigen Freiräume zu aktuellen Bezügen. Das Eindringen von Komödien- und Schwankelementen ist vermutlich. auf spezielle Publikumsinteressen zurückzuführen. Ab der Mitte des 18. Jh.s erfreuten sich Commedia-dell’arte- Szenen bes. Beliebtheit.

Hauptquelle für das Salzburger Benediktinerdrama sind sogenannte Periochen, d. h. Programmhefte mit lat.-dt. Inhaltsangabe und einem Verzeichnis aller Mitwirkenden, das meist auch den Namen des Komponisten, seltener den des Textdichters enthält. Zu den 592 nachweisbaren Dramen sind etwa die Hälfte der Periochen und weniger als ein Drittel der Textbücher (meist aus dem18. Jh.) erhalten geblieben. Am lückenhaftesten ist die musikalische Überlieferung: Partituren und Stimmenmaterial - ausschließlich aus dem 18. Jh. - sind nur in sehr geringem Umfang vorhanden.

Die Zahl der mitwirkenden Studenten und Gymnasiasten wuchs im Verlauf der Geschichte des Salzburger Universitätstheaters beträchtlich und erreichte 1773 mit 250 Darstellern in F. →Reichssiegels #Hermann# den Höhepunkt. Durchschnittlich war rund ein Fünftel der immatrikulierten Studenten in den großen öffentlichen Aufführungen beschäftigt - als Solisten (Sprech- oder Gesangspartien), im Chor, als Tänzer oder Statisten. Unter den musikalischen Mitwirkenden fanden sich überdies Hofsänger, Kapellknaben und Domchorvikare. Weibliche Darstellerinnen waren bis weit ins 18. Jh. von der Mitwirkung ausgeschlossen.

Unter den 79 nachweisbaren Autoren des Universitätstheaters finden sich neben trockenen Schulpoeten auch erstaunlich begabte Dramatiker. Aus dem 17. Jh. ist neben Thomas Weiß, Otto Guzinger, Otto Aicher (Lehrer v. →Abraham a Sancta Clara) und Wolfgang Rinswerger v.a. der aus Aigen bei Salzburg stammende S. →Rettenbacher zu nennen; aus dem 18. Jh. sind das Alanus Ritter, Coelestin Leuthner, M. Wimmer (I. →Weiser), Placidus Scharl und v.a. der aus dem Stift →St. Peter stammende F. Reichssiegel. Über das Wirken der großen Salzburger Barockkomponisten H. I. F. →Biber und G. →Muffat für das Th. d. B. sind wir nur aus Sekundärquellen (Periochen, Textbücher) informiert. Auch von dem sehr fruchtbaren S. →Biechteler v. Greiffenthal ist keine Note erhalten. Erst aus dem späteren 18. Jh. sind Kompositionen für das Universitätstheater überliefert: Werke von J. E. →Eberlin, A. C. →Adlgasser und vom Hofbassisten Joseph Meissner (1725-95).

Die originellsten Beiträge zum Benediktinertheater stammen jedoch zweifellos von M. →Haydn; genannt seien das Singspiel #Die Hochzeit auf der Alm# (1768) sowie die bizarre Pantomime #Der Traum# (1768). Auch W. A. →Mozarts erste musikdramatische Versuche, #Die Schuldigkeit des ersten Gebots# KV 35 und #Apollo und Hyacinth# KV 38 (1767), sind für das Th. d. B. entstanden. Die nachweisbaren Spielorte (→Theater-Spielorte) verfügten bereits im 17. Jh. über ausgezeichnete bühnentechnische Einrichtungen, die die für das Barocktheater typischen szenischen Effekte (Flug, Versenkung, Wind, Wellen etc.) ermöglichten. Sie sind ebenso wie die Typendekorationen des 18. Jh.s, von denen uns eine Serie von Stichen vorliegt, nicht erhalten geblieben. Anhaltspunkte für die Kostümierung finden sich in #Templum virtutis#, einem Salzburger Druck von 1707, der eine Serie allegorischer Figurinen enthält, sowie in den Kupferstichen M. →Sillers zu F. Reichssiegels #Der Schwätzer und der Leichtgläubige# (1764).

Lit.:

  • H. Boberski: Das Theater der Benediktiner an der alten Univ. Salzburg (1617-1778). Wien 1978.
  • S. Dahms: Das Musiktheater des Salzburger Hochbarocks (1668- 1709). Teil 1: Das Benediktinerdrama. Salzburg 1974.
  • A. Kutscher: Vom Salzburger Barocktheater zu den Salzburger Festspielen. Düsseldorf 1939.

A.Has.