Salzburger Festspiele: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Musikfeste des 19. und beginnenden 20. Jh.s bildeten die Basis für den sich langsam konkretisierenden F.-Gedanken. Signalwirkung hatte das erste Mozart-Musikfest anlässlich der Enthüllung von Ludwig Schwanthalers Mozart-Denkmal im September 1842, ebenso die festlich begangene Feier von →Mozarts 100. Geburtstag im Jänner und September 1856. Die während der 2. H. des 19. Jh.s in lockerer Folge veranstalteten Musikfeste (1877, 1879, 1891) nahmen zusehends festspielmäßige Züge an - dies vor allem unter dem Eindruck des sich in Bayreuth realisierenden F.-Gedankens R. →Wagners. Neben dem immer reichhaltigeren Konzertprogramm gab es nun auch vereinzelt Aufführungen von Mozart-Opern, zumeist als Gastspiele der Wiener Hofoper. | Die Musikfeste des 19. und beginnenden 20. Jh.s bildeten die Basis für den sich langsam konkretisierenden F.-Gedanken. Signalwirkung hatte das erste Mozart-Musikfest anlässlich der Enthüllung von Ludwig Schwanthalers Mozart-Denkmal im September 1842, ebenso die festlich begangene Feier von →Mozarts 100. Geburtstag im Jänner und September 1856. Die während der 2. H. des 19. Jh.s in lockerer Folge veranstalteten Musikfeste (1877, 1879, 1891) nahmen zusehends festspielmäßige Züge an - dies vor allem unter dem Eindruck des sich in Bayreuth realisierenden F.-Gedankens R. →Wagners. Neben dem immer reichhaltigeren Konzertprogramm gab es nun auch vereinzelt Aufführungen von Mozart-Opern, zumeist als Gastspiele der Wiener Hofoper. |
Version vom 26. Februar 2018, 12:36 Uhr
Festspiele.
Die Musikfeste des 19. und beginnenden 20. Jh.s bildeten die Basis für den sich langsam konkretisierenden F.-Gedanken. Signalwirkung hatte das erste Mozart-Musikfest anlässlich der Enthüllung von Ludwig Schwanthalers Mozart-Denkmal im September 1842, ebenso die festlich begangene Feier von →Mozarts 100. Geburtstag im Jänner und September 1856. Die während der 2. H. des 19. Jh.s in lockerer Folge veranstalteten Musikfeste (1877, 1879, 1891) nahmen zusehends festspielmäßige Züge an - dies vor allem unter dem Eindruck des sich in Bayreuth realisierenden F.-Gedankens R. →Wagners. Neben dem immer reichhaltigeren Konzertprogramm gab es nun auch vereinzelt Aufführungen von Mozart-Opern, zumeist als Gastspiele der Wiener Hofoper.
Regelrechte F. von zweiwöchiger Dauer fanden 1906 zu Mozarts 150. Geburtstag statt. Ein Wiener Hofopern- Gastspiel mit »Figaro« unter G. →Mahler sowie L. →Lehmanns »Don-Giovanni«-Produktion, daneben Konzerte, u. a. mit den →Wiener Philharmonikern unter R. →Strauss, deuteten bereits programmatisch auf künftige Schwerpunktsetzungen der F. hin. Der Ausbruch des 1. Weltkriegs unterbrach nur vorübergehend die in Gang gekommene Entwicklung. Promotoren der F.-Idee waren während dieser Zeit vor allem der Salzburger F. →Gehmacher und der Wiener Musikschriftsteller Heinrich Damisch, der auch ein erstes Festspielprogramm formulierte. 1917 wurde die Salzburger Festspielhaus- Gemeinde gegründet, zunächst in Wien, dann auch in Salzburg.
M. →Reinhardt, unterstützt von H. v. →Hofmannsthal, entwarf ein Exposé für die Salzburger F. Kaiser Karl I. gab, kurz vor Ende der Monarchie, seine Zustimmung, »österreichische, den Hoftheatern verbundene F. in Salzburg unter Reinhardts Leitung einzurichten«. Die Salzburger Festspielhaus- Gemeinde berief im August 1918 einen Kunstrat, dem zuerst M. Reinhardt, R. Strauss, Franz Schalk, bald auch H. v. Hofmannsthal und A. →Roller angehörten. Hofmannsthal veröffentlichte 1919 seinen »Aufruf zum Salzburger Festspielplan« und stellte in einem »Programm « Oper und Schauspiel ins Zentrumder Festspielidee. De facto begonnen haben die Salzburger F. mit der denkwürdigen Aufführung von H. v. Hofmannsthals »Jedermann« am 22. 8. 1920, die M. Reinhardt genial vor dem Dom inszenierte. Nachkriegsnot, Inflation und Provinzialismus gefährdeten in den ersten Jahren die Entwicklung der F. Nennenswerte Erfolge waren damals vorwiegend Schauspiel-Inszenierungen M. Reinhardts: 1922 die Uraufführung von H. v. Hofmannsthals »Salzburger Großem Welttheater« in der Kollegienkirche (Karl Kraus pointiert darüber: »Ehre sei Gott in der Höhe der Preise«), 1923Molières »Der eingebildete Kranke«, zuerst im Schloß →Leopoldskron, dann im Stadttheater. 1925 wurde das von Eduard Hütter provisorisch adaptierte →Festspielhaus zum Schauplatz von H. v. Hofmannsthals »Salzburger Welttheater«, Karl Vollmoellers »Das Mirakel« und M. →Mells »Das Apostelspiel«. Durch die dominierende Persönlichkeit M. Reinhardts und aufgrund ökonomischer Gegebenheiten lag der Schwerpunkt der Programmgestaltung zu Beginn der F. auf dem Schauspiel, verschob sich aber im Verlauf der Geschichte immer mehr auf die Oper. 1926 wurde das Festspielhaus von C. →Holzmeister umgebaut, der den Stadtsaal mit einbezog; A. →Faistauer malte seine Fresken im Foyer.
LH. F. →Rehrl half den F. in den nächsten Jahren finanziell; 1928 setzte er »ein Landesgesetz über einen Fonds zur Förderung des Fremdenverkehrs« durch, der zur Finanzierung der F. beitrug (s. dann 1936: Landesgesetz zum Schutze der Salzburger F., LGBl. Nr. 51/1936). Als sich die F. allmählich zu erholen begannen, kamen die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1929 und die politischen Einflüsse (1933 die sogenannte 1000-Mark-Sperre; 1934 der Mord an Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und der zunehmende Einfluss Hitler-Deutschlands). So kam 1934 R. Strauss erst nach Widerständen an seinem 70. Geburtstag zu seiner »Elektra« nach Salzburg. A. →Toscanini dirigierte 1936 R. Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg«, die er nicht mehr in Bayreuth dirigieren wollte. Reinhardts berühmte »Faust«-Inszenierung wurde von 1933 bis 1937 in der Felsenreitschule gespielt. Der neuerliche Festspielhaus-Umbau durch C. Holzmeister war bis Sommer 1937 fertig. Ab 1938 herrschten andere Gesetze und kamen andere Künstler. Schließlich kam es 1944 nur noch zu einer Generalprobe für die geplante Uraufführung von Strauss’ »Danae«.
Der Wiederbeginn der F. nach dem 2. Weltkrieg fand mit H. v. Hofmannsthals »Der Tor und der Tod« (14. 8. 1945 im Mozarteum) statt. Die gesamte Geschichte der F. bis 1990 kann im »Verzeichnis der Werke und der Künstler des Theaters und der Musik bei den Salzburger Festspielen 1920-1990« von Hans Jaklitsch nachgelesen werden; dort ist das Geschehen lückenlos dokumentiert und durch Register erschlossen. Hier können nur einzelne Höhepunkte der Theatergeschichte und der Musikgeschichte bei den F. hervorgehoben werden. Folgende Leitlinien haben sich im Verlauf der F.-Geschichte als bestimmend erwiesen: Priorität kommt dem Opernschaffen Mozarts zu, unmittelbar gefolgt von R. Strauss’ musikdramatischem Werk, sodann soll den großen Opern der Weltliteratur, vor allem Beethovens »Fidelio«, den Opern Glucks und →Webers ein entsprechender Rahmen geboten werden; als wichtigstes Novum der Nachkriegs-F. werden Uraufführungen zeitgenössischer Opern in das operndramaturgische Konzept aufgenommen. Erste Opernaufführungen fanden im Rahmen der dritten F. statt. Bei diesen 1922 aufgeführten vier Mozart-Opern - »Don Giovanni«, »Così fan tutte«, »Die Hochzeit des Figaro« und »Die Entführung aus dem Serail« - unter den Dirigenten F. Schalk und R. Strauss handelte es sich, wie zumeist in den ersten F.- Sommern, um Gastspiele der Wiener Staatsoper. Mozarts »italienische« Opern gelangten dabei zunächst in dt. Übersetzung zur Aufführung, bis B. →Walter ab 1934 dazu überging, die Werke in der ital. Originalfassung zu spielen und z. T. mit führenden ital. Sängern zu besetzen. Unter den drei Da-Ponte-Opern nimmt »Figaro« eine Spitzenstellung ein: Das Werk stand bislang während mehr als 40 F.- Sommern - unter Dirigenten wie →Krauss, →Böhm, →Furtwängler, Knappertsbusch, →Karajan und in Inszenierungen von Wallerstein, Felsenstein, →Schuh, Sellner, Rennert und Ponnelle - auf dem Programm. Ähnliches gilt für »Così fan tutte«; ansonsten eher unterschätzt und lange im Schatten der anderen großen Mozart-Opern stehend, rangiert dieses Werk in Salzburg - was die Aufführungszahlen betrifft - noch vor »Don Giovanni«.
Besonders hervorzuheben sind die legendäre Schuh-Neher-Inszenierung von »Così« unter K. Böhm im Hof der Residenz und jene von Günther Rennert bzw. Michael Hampe, die dem Werk jahrelang einen festen Platz im F.- Programm sicherten. »Don Giovanni«, in Salzburg durch bedeutende Sängerpersönlichkeiten wie Ezio Pinza, Mariano Stabile, Paul Schöffler, Hans Hotter, Tito Gobbi, Cesare Siepi, Nicolai Ghiaurov interpretiert, hatte unter den Dirigenten B. Walter, Hans Knappertsbusch, W. Furtwängler, Dimitri Mitropoulos, H. v. Karajan festspielmäßige musikalische und in Inszenierungen Lothar Wallersteins und Karl Heinz Martins in den Bühnenbildern Oskar Strnads sowie in H. →Grafs Inszenierung in der Felsenreitschule mit C. Holzmeisters »Don-Giovanni-Stadt« (1953) stilbildende Wirkung. Ähnliches gilt für »Die Entführung aus dem Serail«, deren vielbeachtete Inszenierung durch G. →Strehler (1965) bis heute als mustergültig anerkannt wird. Spät fand »Die Zauberflöte« ihren Platz im F.-Programm. Nach der umstrittenen Inszenierung L. Wallersteins (1928) wurde erst mit der Inszenierung Hans Wildermanns (1937) und unter der musikalischen Leitung A. Toscaninis der Bann gebrochen. Vielbeachtete Inszenierungen der Nachkriegs-F. - etwa H. Grafs szenische Realisierung in der Felsenreitschule 1955 in der Ausstattung O. →Kokoschkas und Jean-Pierre Ponnelles Inszenierung von 1978 - sichern dem Werk eine zentrale Position im Repertoire. Spät ins Programm aufgenommen und dann verhältnismäßig selten gespielt wurden »Idomeneo« (erstmals 1951; Dirigent Georg Solti, Inszenierung Josef Gielen, Ausstattung C. →Neher) und vor allem »Titus« (erstmals 1949).
Während der Präsidentschaft von B. →Paumgartner (1960 bis 1971) kam es zur Einbeziehung von Mozarts Jugendopern in das Programm: »La finta semplice« (1960), »Die Gärtnerin aus Liebe« (1963), »Lucio Silla« (1964), »Ascanio in Alba« (1967), »Zaide« (1968), »Bastien und Bastienne« (1969) und »Mitridate« (1971). Als erste Oper R. Strauss’ gelangte 1926 »Ariadne auf Naxos« bei den F. zur Aufführung (Dirigenten: R. Strauss und C. Krauss). Erst in der Nachkriegsära der F. wurde dieses Werk in Inszenierungen J. Gielens, G. Rennerts und Dieter Dorns, jeweils unter dem Dirigenten K. Böhm, zu einer speziellen F.- Attraktion. »Der Rosenkavalier«, der sich in Salzburg besonderer Beliebtheit erfreut, stand 1929 (C. Krauss/L. Wallerstein/A. Roller) auf dem Programm. 1960 wurde mit dieser Oper das neue »Große Festspielhaus« eröffnet. Dirigent dieser Gala-Aufführung war H. v. Karajan (Inszenierung Rudolf Hartmann, Ausstattung Teo Otto/Erni Kniepert).
Die 1944 für die Salzburger F. geplante Uraufführung der Strauss-Oper »Die Liebe der Danae« mußte kriegsbedingt abgesagt werden und wurde erst nach dem Tod des Komponisten 1952 unter C. Krauss realisiert. Mit wenigen Ausnahmen sind die meisten Strauss-Opern mehr oder weniger oft auf dem Spielplan zu finden: »Die Frau ohne Schatten« (ab 1932), »Die ägyptische Helena« (1933/34), »Elektra« (ab 1934), »Arabella« (ab 1942), »Capriccio« (1950, 1985/86/87), »Die schweigsame Frau« (1959), »Salome« (1977/78). Von den großen Standardopern der Weltliteratur hat vor allem Beethovens »Fidelio« einen festen Platz im F.-Repertoire und erreichte unter Dirigenten wie F. Schalk, R. Strauss, C. Krauss, A. Toscanini, H. Knappertsbusch, W. Furtwängler, H. v. Karajan und K. Böhm neben den Opern Mozarts und Strauss’ »Rosenkavalier« die höchsten Aufführungszahlen. Glucks Opern »Orpheus und Eurydike« und »Iphigenie in Aulis« waren vor allem während der ersten Phase der F. häufiger auf dem Programm zu finden.
O. F. Schuhs Inszenierung von »Orpheus und Eurydike« 1948, unter der Stabführung H. v. Karajans, war die erste Opernaufführung in der Felsenreitschule. Auch C. M. v. Webers »Freischütz «, »Euryanthe« und »Oberon« fanden sich hauptsächlich in der Zwischenkriegszeit auf dem Programm, während Giuseppe Verdis Opern vor allem in den F. der Nachkriegszeit zunehmend aufgeführt wurden. Mit Ausnahme der legendären »Falstaff«-Aufführungen der 30er Jahre unter A. Toscanini und mit M. Stabile in der Titelpartie stammen alle weiteren Verdi-Inszenierungen aus der Nachkriegszeit: »Otello« (1951 Furtwängler/Graf/ Hlawa, 1970 Karajan/Schneider-Siemssen), »Don Carlos« (1958 Karajan/Gründgens/ Neher, ab 1975 Karajan/Schneider-Siemssen), außerdem wiederum »Falstaff« (ab 1957), »Simone Boccanegra« (1961), »Troubadour« (1962), »Macbeth« (1964) und »Aida« (1979), meist unter der musikalischen und szenischen Leitung H. v. Karajans und in der Ausstattung G. →Schneider-Siemssens. In den 30er Jahren erlebten auch Wagners »Tristan« unter B. Walter (1933-36) und »Die Meistersinger von Nürnberg« unter A. Toscanini (1936/37; 1938 Furtwängler) glanzvolle Aufführungen. Im übrigen finden sich Publikumslieblinge wie Rossinis »Barbier von Sevilla«, Donizettis »Don Pasquale«, Bizets »Carmen« und Offenbachs »Hoffmanns Erzählungen« ebenso wie ausgesprochene Opernraritäten - etwa H. →Wolfs »Corregidor« und Mussorgskijs »Boris Godunow « - im Repertoire.
Opernhistorische Kostbarkeiten wie Emilio de’Cavalieris »Rappresentatione di Anima e di Corpo« (1968-73), Händels »Jephtha« und »Saul«, Joseph Haydns »Die Welt auf dem Mond« sowie das Opernwerk Monteverdis wurden in mehr oder weniger glücklichen Realisationen gezeigt. Das Opernschaffen unseres Jahrhunderts ist mit Alban Bergs »Wozzeck«, H. →Pfitzners »Palestrina«, Bela Bartóks »Herzog Blaubarts Burg«, Benjamin Brittens »Raub der Lukrezia«, vor allem aber durch die in der Nachkriegszeit einsetzende Serie von Welturaufführungen repräsentiert: 1947 »Dantons Tod« von G. v. →Einem, 1948 »Der Zaubertrank« (szenische UA) von Frank Martin, 1949 »Antigonae« von C. →Orff, 1952 »Die Liebe der Danae« von R. Strauss, 1953 »Der Prozeß« von G. v. Einem, 1954 »Penelope« von R. →Liebermann, 1955 »Irische Legende« von Werner Egk, 1957 »Die Schule der Frauen« von R. Liebermann, 1958 »Vanessa« von Samuel Barber (europ. Erstaufführung), 1959 »Julietta« von Heimo Erbse, 1960 »Mysterium von der Geburt des Herrn« von F. Martin (szenische Uraufführung), 1961 »Das Bergwerk zu Falun« von Rudolf Wagner- Régeny, 1966 »Die Bassariden« von H. W. →Henze, 1973 »De temporum fine comoedia«, Orffs letztes szenisches Werk, 1981 »Baal« von Friedrich Cerha, 1984 »Un Re in ascolto« von Luciano Berio, 1986 »Die schwarzeMaske« von Krzysztof Penderecki, 1987 »Fürst von Salzburg –Wolf Dietrich« von G. →Wimberger.
Die F.-UA der 80er Jahre entstanden zumeist als Koproduktionen mit der Wiener Staatsoper. Die musikalische Leitung durch Dirigenten von Weltruf (Mitropoulos, Karajan, Böhm, Fricsay, Dorati, v. Dohnanyi, Maazel u. a.) sowie die szenische Realisierung durch Regisseure und Bühnenbildner wie Schuh/ Neher, Sellner/Sanjust, Friedrich/Schneider- Siemssen, Schenk/ Langenfass sicherten diesenWerken ein Optimuman Attraktivität und die entsprechende festspielmäßige Rezeption. Die UA von Dramen und Opern bei den F. bereichern das bekannte Repertoire, indem sie betont Neues in den Bereich der Tradition setzen. Neben der klassischen UA von H. v. Hofmannsthals »Salzburger Großem Welttheater « (1922) und der Serie von fünf →Bernhard-Stücken zwischen 1972 und 1986 sind Autoren mit ein bis zwei Werken vertreten: Zwei UA von F. →Hochwälder: »Donnerstag «, 1959 (Regie: O. F. Schuh, den Wondrak spielte Helmut Qualtinger) und »Lazaretti oder Der Säbeltiger«, 1975 (Regie: Michael Kehlmann, Leopold Rudolf als Lazaretti). Dieter Fortes »Cenodoxus« (1972) nach Jakob Bidermann stand in der Tradition der in Salzburg gepflegten Barocklinie, brachte aber nicht den erwarteten Erfolg. »Der Tod eines Jägers« (1977) von Rolf Hochhuth (Regie: Ernst Haeusserman) brachte schauspielerischen Erfolg für Bernhard Wicki (Jäger) und Curd Jürgens (Autor). Erfolg und intern. Aufmerksamkeit erzielte P. →Handkes dramatisches Gedicht »Über die Dörfer«, das Wim Wenders 1982 in der Felsenreitschule inszenierte, es wurde in gekürzter Fassung gleich mehrmals nachgespielt. Neben den UA sind theatergeschichtlich die dt. Erstaufführungen zu beachten: z. T. als Beitrag der Salzburger F. zum Europa Studio: Eugene O’Neill: »Alle Reichtümer der Welt« (1965), »Fast ein Poet« (1957) und »Hughie« (1960); Leo Lehmann: »Der Ostwind« (1967); Archibald Macleish: »Spiel um Job« (1958). Höhepunkte des Sprechtheaters bei den F., teils aber auch aufregende Zeiten nach 1945 sind mit den Namen G. Strehler, Th. Bernhard und in anderer Weise mit O. F. Schuh verbunden.
Konzerte (instrumental/vokal; geistlich/ weltlich) spielten bereits bei den Musikfesten des 19. und beginnenden 20. Jh.s eine wesentliche Rolle. Sie sind auch von Anbeginn im Spielplan der F. konzeptionell verankert. Bereits imzweiten Festspielsommer (1921) standen Orchesterkonzerte, Kammerkonzerte, Serenaden und Konzertemit geistlicher Musik auf dem Programm. Ab 1925 kamen Liederabende, ab 1926 Solistenkonzerte hinzu. Waren die Orchesterkonzerte zunächst fast ausschließlich eine Domäne der →Wiener Philharmoniker, so traten gegen Ende der 50er Jahre auch bekannte ausländische Konzertvereinigungen, wie vor allem die Berliner Philharmoniker, daneben auch das Concertgebouw-Orchester, die Staatskapelle Dresden etc. hinzu. Kammer- und Solistenkonzerte bzw. Liederabende wurden bereits in der Anfangsphase der F. zu einem beliebten Forum intern. Kammermusikvereinigungen und renommierter Instrumental- und Vokalsolisten. Die →Mozart-Serenaden, für die B. Paumgartner bereits in den 20er Jahren reizvolle Aufführungsorte (Felsenreitschule, Residenz) erprobte, sowie die von Paumgartner 1949 initiierten →Mozart-Matineen sind die eigentlichen Spezifika des F.- Konzertsommers.
Das →Mozarteum-Orchester sowie die von Paumgartner gegründete →Camerata Academica sind Hauptträger dieser Veranstaltungen. Auch die Konzerte geistlicher Musik, in Salzburgs Kirchen, im Mozarteum oder in der Aula Academica aufgeführt, sind meist eine Domäne Salzburger Musikvereinigungen (Mozarteum-Orchester, Domchor) mit auswärtigen und heimischen Sängern als Solisten. Das Konzertrepertoire ist neben der Mozartpflege der großen klassischen und romantischen Konzertliteratur verpflichtet. Daneben bieten die F. - wenn auch in vergleichsweise bescheidenem Rahmen -* ein Forum für die gemäßigte Moderne, gelegentlich sogar für das Experiment. Im Verlauf der F.-Geschichte tritt die Dirigentenpersönlichkeit immer mehr ins Zentrum des Interesses, ein Faktum, das bereits mit der Gründung der F. vorprogrammiert zu sein scheint; gehörten doch so bedeutende Dirigentenpersönlichkeiten wie F. Schalk und R. Strauss dem Kunstrat der Gründungsjahre an. Zu ihnen traten noch in der ersten Phase der F. B. Walter, A. Toscanini, W. Furtwängler, C. Krauss, H. Knappertsbusch und Josef Krips. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die F. musikalisch geprägt von Persönlichkeiten wie K. Böhm, W. Furtwängler, H. Knappertsbusch, D. Mitropoulos, Ferenc Fricsay und schließlich H. v. Karajan, dessen eigentliche Ära in Salzburg nach Eröffnung des Großen Festspielhauses (1960) begann. Während der Präsidentschaft Albert Mosers (ab 1983) und des ihm zur Seite stehenden Direktoriums (vor allem H. v. Karajan sowie u. a. Boy Gobert, Michael Hampe, Ernst Haeusserman, Otto Schenk, Heinrich Wiesmüller, G. Wimberger) wurde nicht nur die Pflege des klassischen Opernrepertoires, insbes. basierend auf dem Schaffen Mozarts und Strauss’, sondern auch die bereits zur Tradition gewordene Pflege zeitgenössischen Musiktheaters fortgesetzt, etwa mit den Werken L. Berios, L. Nonos, K. Pendereckis sowie der Salzburger Komponisten G. Wimberger und H. →Eder. Auf dem Schauspielsektor standen neben Klassikeraufführungen auch UA vonWerken Th. Bernhards und Peter Handkes auf demProgramm. Auch internationale Ballettensembles setzten spezielle Akzente, z. B. mit John Neumeiers Matthäuspassion auf dem Domplatz sowie einem Gastspiel der Martha Graham Dance Company New York. Werke von A. Schönberg, E. Krenek und E. Canetti markierten den Spielplan des österreichischen »Bedenkjahres« 1988. Die Zusammenarbeit mit anderen Salzburger Institutionen umfaßte Koproduktionen mit den →Osterfestspielen, der Internationalen Stiftung →Mozarteum, der →Sommerakademie und dem Salzburger Landestheater.
Im Jahre 1988 legte H. v. Karajan seine Funktion im Direktorium zurück. Sein Tod am 16. 7. 1989, elf Tage vor Beginn der Festpielsaison dieses Jahres, markierte das Ende einer Ära, in der die Salzburger F. nicht nur auf kultureller Ebene, sondern auch im intern. Gesellschaftsleben zum Top-Ereignis avanciert waren. Am 20. 10. 1989 beschloss das Kuratorium der Salzburger F. eine umfassende Reform und setzte mit der Berufung von Dr. Hans Landesmann, Dr. Gérard Mortier und Dr. Heinrich Wiesmüller in das Direktorium entsprechende Akzente. Neue Weichen stellte auch ein Kuratoriumsbeschluss des Jahres 1990 mit dem Votum für eine langfristige Zusammenarbeit mit internationalen Firmen als Sponsoren. Das überaus reichhaltige Mozartprogramm des Mozartjahres 1991 (200. Todesjahr) umfasste u. a. insgesamt sieben Mozartopern und John Neumeiers Requiem-Choreographie in der Felsenreitschule. Ab Herbst 1991 nahm das neubestellte Direktorium seine Arbeit auf: Gérard Mortier wurde künstlerischer Leiter, Hans Landesmann fungierte als organisatorisch- kaufmännischer Leiter und Konzertreferent, Heinrich Wiesmüller wurde zum Präsidenten bestellt. Peter Stein übernahmdie Leitung des Bereichs Schauspiel. In den folgenden Jahren boten die Gedenkjahre für Claudio Monteverdi (1993) und Igor Strawinksy (1994) jeweils Anlaß zu programmatischen Schwerpunktbildungen.
Zunehmend gewann neben dem traditionellen Repertoire das zeitgenössische Kunstschaffen an Bedeutung. Aufführungen zeitgenössischer Musik werden seither in Kooperation mit dem Kulturverein →»Zeitfluß« erfolgreich realisiert. Auftragswerke für Musik und bildende Kunst erfahren Förderung durch privates Sponsoring. Zu den diversen Brüchen mit der Vergangenheit zählt z. B. der Einsatz der »Camerata Academica« als Opernorchester (ab 1993), eine traditionsgemäß den Wiener Philharmonikern zukommende Aufgabe. Neue Einrichtungen, die die »Reform-Ära« im besonderen Maße kennzeichnen, sind Jugendabonnements und Einführungsveranstaltungen. Die Ära Mortier begann im Festspielsommer 1992 mit programmatischen Akzentsetzungen: Peter Stein startete in der Felsenreitschule seinen Shakespeare-Römerdramenzyklus mit »Julius Cäsar«, Peter Sellars inszenierte Olivier Messiaens »Saint François d’Assise« (Dirigent Esa Pekka Salonen). Luc Bondy inszenierte und Christoph von Dohnány dirigierte »Salome« von Richard Strauss, Claudio Abado dirigierte Janá˘ceks »Aus einem Totenhaus«. Die Oper des 20. Jh.s war fortan einer der wesentlichsten Programmschwerpunkte der neuen Ära, wobei es erstaunlicherweise gelang, das Interesse des großen Publikums konstant zu steigern. So konnte etwa im Jahr 1998 mit Aufführungen von Janá˘ceks »Katja Kabanowa«, Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« und Messiaens »Saint François d´Assise« an insgesamt 17 Abenden mit stetig wachsenden Zuschauerzahlen geradezu eine Begeisterung für die Oper des 20. Jh.s registriert werden, und man konnte es sich sogar leisten, im Jahr 1999 die F. mit einer Opernuraufführung zu eröffnen, mit Luciano Berios eigens für die Felsenreitschule komponierter azione musicale »Cronaca del Luogo«; außerdem zeigte sich die zunehmende Etablierung zeitgenössischen Musiktheaters auch in der überaus positiven Aufnahme der Uraufführung von Kaija Saariahos erster Oper »L’amour de loin« (Libretto Amin Maalout) 2000 in der Felsenreitschule.
Gedenkjahre, wie etwa das Monteverdi-Jahr 1993 u. a. mit einer vielbeachteten Aufführung von »L’incoronazione di Poppea« (Harnoncourt/Flimm), wie auch spezielle Schwerpunktsetzungen, etwa 1994 mit einer Strawinsky-Retrospektive mit »The Rake’s Progress« (Cambreling/Mussbach), »Geschichte vom Soldaten« und »Oedipus Rex«, boten die Möglichkeit zu sinnvoller dramaturgischer Strukturierung. In diese Richtung wiesen auch spezielle Themensetzungen, wie »Faust« und »Don Juan« im Jahr 1999 (Aufführungen u. a. von »Don Giovanni«, Bergs »Lulu«, Busonis »Doktor Faust« und Berlioz‘ »Damnation de Faust«), oder »Troja und die Liebe« im Jahr 2000 (Berlioz‚ »Les Troyens«). Die Fixpunkte Mozart und Strauss blieben bei alledem fester Bestandteil der Festspieldramaturgie, wenngleich auch sie zumeist einemregietheatralen Neuerungskonzept unterworfen wurden, das Diskussionsstoff bot. In der Leitung des Schauspiels erfolgte im Herbst 1997 die Ablöse Peter Steins durch Ivan Nagel, der vor allem mit der UA von Elfriede Jelineks »er nichts als er« neue Akzente zu setzen schien, dennoch nach kurzer Zeit auf eigenenWunsch durch Frank Baumbauer abgelöst wurde, dessen Tätigkeit 1999 mit dem aufsehenerregenden Shakespeare-Marathon »Schlachten« (Tom Lanoye und Luk Perceval) und Christoph Marthalers Schauspielregie- Debüt bei den F. mit Horváths »Zur schönen Aussicht« begann. Während Mortiers Ära wurde zeitgenössische Musik auch imKonzertprogrammnicht nur zu einer festen, sondern geradezu zentralen Größe. Auftragswerke für Musik, aber auch bildende Kunst erfuhren großzügige Förderung durch privates Sponsoring. Spezielle Schwerpunkte im Konzertleben wie »Pierre Boulez zu Gast« (1999), das Komponisten- Porträt »Wolfgang Rihm« (2000) setzten Zeichen und zeugten für die Konsequenz des Grundkonzepts Mortiers, während dessen Ära auch personell generell Kontinuität herrschte; lediglich imJahr 1995 gab es einen personellen Wechsel an der Präsidiumsspitze: Helga Rabl- Stadler löste Heinrich Wiesmüller als Präsidentin der Festspiele ab. Zu den kreativen Neuerungen der Ära zählt auch die Erschließung neuer Spielstätten wie etwa der Perner-Insel Hallein durch Reaktivierung einer alten Industriehalle sowie des in unmittelbarer Nachbarschaft der Festspielhäuser gelegenen Schüttkastens als Kommunikationszentrum (Eröffnung am 28. März 1996), in dem auch Archiv- und Ausstellungsräumlichkeiten sowie ein den aktuellen Erfordernissen entsprechendes Kartenbüro und Probenräumlichkeiten untergebracht wurden. Trotz einer mitunter kritischen Aufnahme innovativer Akzentuierungen auf unterschiedlichsten Ebenen des kulturellen Spektrums haben die F. auf vielfältige Weise ihre Attraktivität erfolgreich unter Beweis gestellt.
Literatur:
- M. P. Steinberg: Ursprung und Ideologie der Salzburger Festspiele 1890-1938. Salzburg-München 2000.
- U. Kalchmair (Hg.): Salzburger Festpiele vor und hinter den Kulissen. Salzburg 1998.
- H. Jaklitsch: Die Salzburger Festspiele. Verzeichnis der Werke und der Künstler 1920-1990, Salzburg-Wien 1991.
- F. Willnauer (Hg.): Salzburger Festspiele 1983-1991. Bilanz. Salzburg 1991.
- E. Fuhrich, G. Prossnitz: Die Salzburger Festspiele 1920-1945. Salzburg-Wien 1990.
- H. Schmidhuber: Das Naheverhältnis von bildender und darstellender Kunst. Bühnenbilder der Salzburger Festspiele, Diss. Salzburg 1987.
- J. Kaut: Die Salzburger Festspiele. 1920-1981. 1982.
S.D.