Einleitung – Medien: Unterschied zwischen den Versionen

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Begreift man Medien als einen für die Gesellschaft zentralen Faktor, gilt es – wie es sich für ein Lexikon wie dieses zunächst empfiehlt – einerseits ihren Stellenwert für die Kultur eines Landes in den Blick zu nehmen, andererseits aber auch deren Entwicklung im Wechselspiel von Politik und Wirtschaft zu begreifen. So müssen wir die historische Entwicklung der Printmedien wie auch des [[Rundfunk]]s einerseits immer auch als Ausdruck der jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen wie auch im Spiegel des jeweiligen Geists ihrer Zeit betrachten. Die Herausbildung dessen, was wir heute als ein funktionierendes Mediensystem verstehen, gestaltet sich freilich – historisch bedingt – unter zunächst schwierigen Bedingungen und bedurfte längerer Entwicklungsphasen.  
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Begreift man Medien als einen für die Gesellschaft zentralen Faktor, gilt es einerseits ihren Stellenwert für die Kultur eines Landes in den Blick zu nehmen, andererseits aber auch deren Entwicklung im Wechselspiel von Politik und Wirtschaft zu begreifen. So müssen wir die historische Entwicklung der Printmedien wie auch des [[Rundfunk]]s einerseits immer auch als Ausdruck der jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen wie auch im Spiegel des jeweiligen Geists ihrer Zeit betrachten. Die Herausbildung dessen, was wir heute als ein funktionierendes Mediensystem verstehen, gestaltet sich freilich – historisch bedingt – unter zunächst schwierigen Bedingungen und bedurfte längerer Entwicklungsphasen.  
  
 
Für Salzburg müssen wir zunächst vom Spezifikum ausgehen, dass die Stadt ihren Eintritt auf der Bühne der modernen „Medien-Publizistik“ im Vergleich zu anderen Regionen „erst relativ spät“ verzeichnete. Nach Gutenbergs Erfindung des Drucks um die Mitte des 15. Jahrhunderts sollten erst einmal 100 Jahre vergehen, bis ein Buchdrucker in der Stadt sein Gewerbe aufnahm<ref>Michael Schmolke: Das Salzburger Medienwesen. In: Heinz Dopsch und Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburgs, Band II, 3. Teil. Salzburg 1991, S. 1963.</ref>. Immerhin kann man für die spätere Zeit auf eine „für eine große Mittelstadt bemerkenswerte publizistische Vielfalt“ in der Zeitungs- und Zeitschriftenentwicklung zurückblicken<ref>Michael Schmolke: Vorwort. In: Waltraud Jakob: Salzburger Zeitungsgeschichte. Salzburg 1979, S. 13f.</ref>. Eine erwähnenswerte Rolle dürfte – in der Phase der Spätaufklärung – der Verleger Lorenz Hübner gespielt haben, der in der Zeit des Fürsterzbischofs [[Hieronymus Graf Colloredo]] mit seiner ''[[Oberdeutsche Allgemeine Litteratur-Zeitung|Oberdeutschen Allgemeinen Litteratur-Zeitung]]'' über die Grenzen des Landes hinaus publizistisch wahrgenommen wurde. Von einer wirklichen Vielfalt in der Zeitungslandschaft ist aber erst ab dem Revolutionsjahr 1848 zu sprechen, da bis dahin nur eine Zeitung – wenn auch in unterschiedlichen Titelvarianten (zunächst mit dem Titel ''Wochentliche Ordinari Post-Zeitungen'') – existierte. Einen starken Rückschlag hatte die Zeitungslandschaft abermals in der Zeit des Nationalsozialismus hinzunehmen, als zwischen 1942-1945 ebenfalls nur ein Titel (die ''Salzburger Zeitung'') – als Ergebnis einer totalitären Pressekonzentration des NS-Regimes  – erschien.  
 
Für Salzburg müssen wir zunächst vom Spezifikum ausgehen, dass die Stadt ihren Eintritt auf der Bühne der modernen „Medien-Publizistik“ im Vergleich zu anderen Regionen „erst relativ spät“ verzeichnete. Nach Gutenbergs Erfindung des Drucks um die Mitte des 15. Jahrhunderts sollten erst einmal 100 Jahre vergehen, bis ein Buchdrucker in der Stadt sein Gewerbe aufnahm<ref>Michael Schmolke: Das Salzburger Medienwesen. In: Heinz Dopsch und Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburgs, Band II, 3. Teil. Salzburg 1991, S. 1963.</ref>. Immerhin kann man für die spätere Zeit auf eine „für eine große Mittelstadt bemerkenswerte publizistische Vielfalt“ in der Zeitungs- und Zeitschriftenentwicklung zurückblicken<ref>Michael Schmolke: Vorwort. In: Waltraud Jakob: Salzburger Zeitungsgeschichte. Salzburg 1979, S. 13f.</ref>. Eine erwähnenswerte Rolle dürfte – in der Phase der Spätaufklärung – der Verleger Lorenz Hübner gespielt haben, der in der Zeit des Fürsterzbischofs [[Hieronymus Graf Colloredo]] mit seiner ''[[Oberdeutsche Allgemeine Litteratur-Zeitung|Oberdeutschen Allgemeinen Litteratur-Zeitung]]'' über die Grenzen des Landes hinaus publizistisch wahrgenommen wurde. Von einer wirklichen Vielfalt in der Zeitungslandschaft ist aber erst ab dem Revolutionsjahr 1848 zu sprechen, da bis dahin nur eine Zeitung – wenn auch in unterschiedlichen Titelvarianten (zunächst mit dem Titel ''Wochentliche Ordinari Post-Zeitungen'') – existierte. Einen starken Rückschlag hatte die Zeitungslandschaft abermals in der Zeit des Nationalsozialismus hinzunehmen, als zwischen 1942-1945 ebenfalls nur ein Titel (die ''Salzburger Zeitung'') – als Ergebnis einer totalitären Pressekonzentration des NS-Regimes  – erschien.  

Version vom 1. August 2021, 10:22 Uhr

ORF Sender Gaisberg

Begreift man Medien als einen für die Gesellschaft zentralen Faktor, gilt es einerseits ihren Stellenwert für die Kultur eines Landes in den Blick zu nehmen, andererseits aber auch deren Entwicklung im Wechselspiel von Politik und Wirtschaft zu begreifen. So müssen wir die historische Entwicklung der Printmedien wie auch des Rundfunks einerseits immer auch als Ausdruck der jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen wie auch im Spiegel des jeweiligen Geists ihrer Zeit betrachten. Die Herausbildung dessen, was wir heute als ein funktionierendes Mediensystem verstehen, gestaltet sich freilich – historisch bedingt – unter zunächst schwierigen Bedingungen und bedurfte längerer Entwicklungsphasen.

Für Salzburg müssen wir zunächst vom Spezifikum ausgehen, dass die Stadt ihren Eintritt auf der Bühne der modernen „Medien-Publizistik“ im Vergleich zu anderen Regionen „erst relativ spät“ verzeichnete. Nach Gutenbergs Erfindung des Drucks um die Mitte des 15. Jahrhunderts sollten erst einmal 100 Jahre vergehen, bis ein Buchdrucker in der Stadt sein Gewerbe aufnahm[1]. Immerhin kann man für die spätere Zeit auf eine „für eine große Mittelstadt bemerkenswerte publizistische Vielfalt“ in der Zeitungs- und Zeitschriftenentwicklung zurückblicken[2]. Eine erwähnenswerte Rolle dürfte – in der Phase der Spätaufklärung – der Verleger Lorenz Hübner gespielt haben, der in der Zeit des Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo mit seiner Oberdeutschen Allgemeinen Litteratur-Zeitung über die Grenzen des Landes hinaus publizistisch wahrgenommen wurde. Von einer wirklichen Vielfalt in der Zeitungslandschaft ist aber erst ab dem Revolutionsjahr 1848 zu sprechen, da bis dahin nur eine Zeitung – wenn auch in unterschiedlichen Titelvarianten (zunächst mit dem Titel Wochentliche Ordinari Post-Zeitungen) – existierte. Einen starken Rückschlag hatte die Zeitungslandschaft abermals in der Zeit des Nationalsozialismus hinzunehmen, als zwischen 1942-1945 ebenfalls nur ein Titel (die Salzburger Zeitung) – als Ergebnis einer totalitären Pressekonzentration des NS-Regimes – erschien.

Insgesamt könnte man – über die historischen Epochen hinweg – prägende Phasen jedenfalls mit dem Aufkommen moderner Zeitungen, darunter auch Parteizeitungen, in der Zeit um den Beginn des 20. Jahrhunderts und für die Zeit der ersten Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg festmachen[3]. Zudem ist, über den klassischen Medienbereich hinaus, auch noch auf den Beginn des Kinos in Salzburg ab 1905 bzw. 1907 zu verweisen, als mit der Entwicklung der Kinematographen-Theater die Welt der Lichtspiele in Salzburg Einzug hielt. Versteht man aber die genannten Phasen – auch vor dem Hintergrund der Entwicklung hin zu einem ausdifferenzierten Mediensystem – als tatsächlich entscheidende Innovationen, so muss man aus heutiger Sicht wohl auch noch die Liberalisierung des Mediensystems durch die Öffnung des Rundfunkmonopols und die Digitalisierung als weitere wichtige Entwicklung hinzufügen. Denn die Rundfunk-Liberalisierung sollte zunächst dazu führen, dass neben dem ORF eine Reihe weiterer privater Hörfunk- und später auch Fernseh-Stationen das Angebotsspektrum erweiterten und sich eine neue Marktsituation herausbildete. Vor allem auch seit der Etablierung des Red Bull Media House, zu dem u.a. der Fernsehsender Servus-TV gehört, kann Salzburg neben Wien heute als wichtiger Medienstandort gelten. Und ähnlich wie in anderen Bundesländern ergänzen neben dem öffentlich-rechtlichen ORF und den privaten Anbietern auch freie, nicht-kommerzielle Anbieter, wie etwa die Radiofabrik oder der Fernsehsender FS1, das Angebotsspektrum in Stadt und Land Salzburg.

Mit der Digitalisierung wurde schließlich der gesamte Medienbereich in eine neue Epoche geführt. In Salzburg war es anfänglich die Firma Sony, die mit ihrer DADC-Sparte für Impulse sorgte. Im Zusammenhang mit der (auf die Vermittlung von Herbert von Karajan zurückgehenden) Präsenz des internationalen Elektronikkonzerns in Salzburg ist auch die weltweit erste Präsentation einer Compact-Disc während der Osterfestspiele 1981 zu sehen. Aktuell zeichnet sich Salzburg als Standort für Innovationen im Bereich der digitalen Technologien durch Entwicklungen auf dem Sektor der Geo-Informatik wie auch im Feld der Mensch-Maschine-Interaktion aus. Die stärksten Impulse gehen dahingehend von Forschungseinrichtungen der Universität Salzburg (Z-GIS, interdisziplinäres Kompetenzzentrum der Geoinformatik, gegründet 1998; und HCI, Center for Human-Computer Interaction) aus, wenngleich auch in außeruniversitären Einrichtungen (Fachhochschule Salzburg, Salzburg Research oder ITG, Innovations- und Technologietransfer Salzburg GmbH) das Thema der digitalen Innovationsentwicklung in unterschiedlichen Formen eine Rolle spielt.

Thomas Steinmaurer
  1. Michael Schmolke: Das Salzburger Medienwesen. In: Heinz Dopsch und Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburgs, Band II, 3. Teil. Salzburg 1991, S. 1963.
  2. Michael Schmolke: Vorwort. In: Waltraud Jakob: Salzburger Zeitungsgeschichte. Salzburg 1979, S. 13f.
  3. Michael Schmolke 1991