Salzburger Volksliedwerk: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 1: Zeile 1:
 
'''Volksliedwerk, Salzburger'''. 1974 als selbständiger Verein im Dachverband des Österreichischen Volksliedwerks, in Zusammenarbeit mit dem Referat Salzburger →Volkskultur, begründet.
 
'''Volksliedwerk, Salzburger'''. 1974 als selbständiger Verein im Dachverband des Österreichischen Volksliedwerks, in Zusammenarbeit mit dem Referat Salzburger →Volkskultur, begründet.
  
Zwischen 1975 und 1986 umfangreiche Feldforschungen. Danach Aufbau des Volkslied- und Volksmusikarchivs. Dieses geht auch auf die Sammlungen von W. →Keller zurück. Das digitalisierte Archiv steht der Bevölkerung zur Verfügung und ist nach den Ordnungsvorgaben des Österr. Volksliedwerks erfasst. Das V. steht, wie die anderen V. der Bundesländer, mit dem Österr. V. in engem Arbeitskontakt und war am Salzburgband des »Corpus Musicae Austriacae« beteiligt. Neben Fortbildungsveranstaltungen für Laien, Musikanten und SchülerInnen, Musizierwochen, Seminaren und dem Instrumentenbaukurs gibt das V. Publikationen heraus, darunter die Reihe »Volkslied und Volksmusik im Lande Salzburg« und die »Salzburger Volksliedblätter«. Eine CD-Serie wurde begründet. Vorstände des V. in chronologischer Reihung : C. →Bresgen, Walter Sulzberger, Franz Zaunschirm, Harald Dengg.
+
Zwischen 1975 und 1986 umfangreiche Feldforschungen. Danach Aufbau des Volkslied- und Volksmusikarchivs. Dieses geht auch auf die Sammlungen von W. →Keller zurück. Das digitalisierte Archiv steht der Bevölkerung zur Verfügung und ist nach den Ordnungsvorgaben des Österr. Volksliedwerks erfasst. Das V. steht, wie die anderen V. der Bundesländer, mit dem Österr. V. in engem Arbeitskontakt und war am Salzburgband des »Corpus Musicae Austriacae« beteiligt. Neben Fortbildungsveranstaltungen für Laien, Musikanten und SchülerInnen, Musizierwochen, Seminaren und dem Instrumentenbaukurs gibt das V. Publikationen heraus, darunter die Reihe »Volkslied und Volksmusik im Lande Salzburg« und die »Salzburger Volksliedblätter«. Eine CD-Serie wurde begründet. Vorstände des V. in chronologischer Reihung : C. →Bresgen, Walter Sulzberger, Franz Zaunschirm, Harald Dengg, Franz Zaunschirm, Roswitha Meikl.
  
Das Salzburger Volksliedwerk steht in der Tradition des Österreichischen Volksliedwerks und hatte an dessen Entwicklungsetappen Anteil: Ab 1800 begannen in Österreich, nach dem Vorbild der Napoleonischen Umfrage, Volksliedaufzeichnungen im Rahmen der Statistik. Joseph von Sonnleitner leitete 1819 im Rahmen der Gesellschaft der Musikfreunde eine große Umfrage bei Lehrern und Geistlichen aller Kronländer ein, die für Salzburg interessante Ergebnisse brachte (Österreichische Volkslieder mit ihren Singweisen. Budapest 1819). Der Vergleich dieser Sammlung mit der Sammlung von V. M. →Süß (Salzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen. Salzburg 1865), die ungeschönt und variantenreich aufgezeichnet ist, ist bedeutsam. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 machte Musik zum Pflichtfach im Schulunterricht, und damit erhielten Volkslied und Gitarre Vorrang vor Kirchenlied und Orgel. Der Reichsratsabgeordnete und Lehrer Josef Pommer begründete die systematische Volksmusikforschung in Österreich. 1884 gab er das »Liederbuch für die Deutschen in Österreich« als Volksgesangsbuch heraus, 1889 gründete er den ersten »Deutschen Volksgesangs-Verein«, der auch Frauen aufnahm, 1899 begründete er mit »Das deutsche Volkslied« das erste Fachblatt. Pommer legte der Arbeit des Volksliedunternehmens eine Produktionstheorie zugrunde, gesammelt wurden jene Lieder, »welche vom Volke … ersonnen worden sind …«. 1904 Gründung des »Unternehmens Volkslied in Österreich«, das ab 1914 als Kommission »Österreichisches Volksliedunternehmen« beim k. u. k. Ministerium für Kultus und Unterricht weitergeführt wurde. 1905 Errichtung von Arbeitsausschüssen in den Kronländern, die mit Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg wirkten. 1906 Arbeitsausschuss für das Volkslied in OÖ. und Salzburg gegründet. 1908 wurde ein Salzburger Arbeitsausschuss begründet, dem der Direktor des →Mozarteums Josef Reiter vorstand. 1912 übernahm C. →Rotter die Obmannschaft. Ab 1900 wirkte der Lehrer und Volksliedsammler O. →Eberhard an der Sammlung von Volksliedern im Pinzgau mit, ab 1918 zählte er zum Salzburger Arbeitsausschuss und betrieb mit C. Rotter die Flachgauer und Tennengauer Aufzeichnungen. Enge Kontakte zu Josef Pommer, Raimund Zoder und Franz Friedrich Kohl (Onkel R. →Wolframs). Unter der Leitung von C. Rotter erschien die achtbändige »Kleine Quellenausgabe«, in der als Band 7, 1933, »Salzburgische Bauernlieder. Im Pinzgau aus dem Volksmunde aufgezeichnet« von O. Eberhard und C. Rotter erschienen. 1938-45 Umbenennung in »Ostmärkisches Volksliedunternehmen« unter NS-Vorgaben, unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von C. Bresgen. In Salzburg zwischen 1933 und 1938 Veranstaltung von Sängertreffen und -wettbewerben mit T. →Reiser und K. →Brandauer mit Anschlusstendenzen. 1938-45 war O. Eberhard stv. Leiter des Gauausschusses im Ostmärkischen Volksliedunternehmen des Nationalsozialismus 1938-45 viele Veranstaltungen und Hackbrettkurse auch gemeinsam mit dem Volksliedpfleger des Reichsnährstandes T. Reiser. 1945 verbrannte beim Bombardement Salzburgs ein großer Teil der Archivalien, nur der Nachlass O. Eberhard blieb erhalten.
+
Das Salzburger Volksliedwerk steht in der Tradition des Österreichischen Volksliedwerks und hatte an dessen Entwicklungsetappen Anteil: Ab 1800 begannen in Österreich, nach dem Vorbild der Napoleonischen Umfrage, Volksliedaufzeichnungen im Rahmen der Statistik. Joseph von Sonnleitner (1766-1835) - einer der Mitbegründer der "Gesellschaft der Musikfreunde in Wien" - leitete 1819 im Rahmen derselben eine große Umfrage bei Lehrern und Geistlichen aller Kronländer ein. Diese wurde veröffentlicht als "Österreichische Volkslieder mit ihren Singweisen. Budapest 1819", kritisch bearbeitet von T. Hochradner (2000, 2008). Der Vergleich dieser Sammlung mit der Sammlung von V. M. →Süß (Salzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen. Salzburg 1865; kommentierter Reprint von Th. Hochradner 1995), die ungeschönt und variantenreich aufgezeichnet ist, ist bedeutsam. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 machte Musik zum Pflichtfach im Schulunterricht, und damit erhielten Volkslied und Gitarre Vorrang vor Kirchenlied und Orgel. Der Reichsratsabgeordnete und Lehrer Josef Pommer begründete die systematische Volksmusikforschung in Österreich. 1884 gab er das »Liederbuch für die Deutschen in Österreich« als Volksgesangsbuch heraus, 1889 gründete er den ersten »Deutschen Volksgesangs-Verein«, der auch Frauen aufnahm, 1899 begründete er mit »Das deutsche Volkslied« das erste Fachblatt. Pommer legte der Arbeit des Volksliedunternehmens eine Produktionstheorie zugrunde, gesammelt wurden jene Lieder, »welche vom Volke … ersonnen worden sind …«. 1904 Gründung des »Unternehmens Volkslied in Österreich«, das ab 1914 als Kommission »Österreichisches Volksliedunternehmen« beim k. u. k. Ministerium für Kultus und Unterricht weitergeführt wurde. 1905 Errichtung von Arbeitsausschüssen in den Kronländern, die mit Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg wirkten. 1906 Arbeitsausschuss für das Volkslied in OÖ. und Salzburg gegründet. 1908 wurde ein Salzburger Arbeitsausschuss begründet, dem der Direktor des →Mozarteums Josef Reiter vorstand. 1912 übernahm C. →Rotter die Obmannschaft. Ab 1900 wirkte der Lehrer und Volksliedsammler O. →Eberhard an der Sammlung von Volksliedern im Pinzgau mit, ab 1918 zählte er zum Salzburger Arbeitsausschuss und betrieb mit C. Rotter die Flachgauer und Tennengauer Aufzeichnungen. Enge Kontakte zu Josef Pommer, Raimund Zoder und Franz Friedrich Kohl (Onkel R. →Wolframs). Unter der Leitung von C. Rotter erschien die achtbändige »Kleine Quellenausgabe«, in der als Band 7, 1933, »Salzburgische Bauernlieder. Im Pinzgau aus dem Volksmunde aufgezeichnet« von O. Eberhard und C. Rotter erschienen. 1938-45 Umbenennung in »Ostmärkisches Volksliedunternehmen« unter NS-Vorgaben, unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von C. Bresgen. In Salzburg zwischen 1933 und 1938 Veranstaltung von Sängertreffen und -wettbewerben mit T. →Reiser und K. →Brandauer mit "Anschluss"-Tendenzen. 1938-45 war O. Eberhard stv. Leiter des Gauausschusses im Ostmärkischen Volksliedunternehmen des Nationalsozialismus. 1938-45 viele Veranstaltungen und Hackbrettkurse auch gemeinsam mit dem Volksliedpfleger des NS-Reichsnährstandes T. Reiser. 1945 verbrannte beim Bombardement Salzburgs ein großer Teil der Archivalien, nur der Nachlass O. Eberhard blieb erhalten.
  
 
1946 Neubegründung als »Österr. Volksliedwerk«, als Kommission beim Bundesministerium für Unterricht, mit Arbeitsausschüssen in den Bundesländern. Die Ansprüche folgten jenen der Frühzeit: Aufzeichnen, Forschen, Bilden. 1974 Umwandlung in den »Dachverband der Bundesländer«, dessen Zentralarchiv 1994 zum autonomen Teil der Österr. Nationalbibliothek wurde.  
 
1946 Neubegründung als »Österr. Volksliedwerk«, als Kommission beim Bundesministerium für Unterricht, mit Arbeitsausschüssen in den Bundesländern. Die Ansprüche folgten jenen der Frühzeit: Aufzeichnen, Forschen, Bilden. 1974 Umwandlung in den »Dachverband der Bundesländer«, dessen Zentralarchiv 1994 zum autonomen Teil der Österr. Nationalbibliothek wurde.  

Version vom 28. April 2017, 09:35 Uhr

Volksliedwerk, Salzburger. 1974 als selbständiger Verein im Dachverband des Österreichischen Volksliedwerks, in Zusammenarbeit mit dem Referat Salzburger →Volkskultur, begründet.

Zwischen 1975 und 1986 umfangreiche Feldforschungen. Danach Aufbau des Volkslied- und Volksmusikarchivs. Dieses geht auch auf die Sammlungen von W. →Keller zurück. Das digitalisierte Archiv steht der Bevölkerung zur Verfügung und ist nach den Ordnungsvorgaben des Österr. Volksliedwerks erfasst. Das V. steht, wie die anderen V. der Bundesländer, mit dem Österr. V. in engem Arbeitskontakt und war am Salzburgband des »Corpus Musicae Austriacae« beteiligt. Neben Fortbildungsveranstaltungen für Laien, Musikanten und SchülerInnen, Musizierwochen, Seminaren und dem Instrumentenbaukurs gibt das V. Publikationen heraus, darunter die Reihe »Volkslied und Volksmusik im Lande Salzburg« und die »Salzburger Volksliedblätter«. Eine CD-Serie wurde begründet. Vorstände des V. in chronologischer Reihung : C. →Bresgen, Walter Sulzberger, Franz Zaunschirm, Harald Dengg, Franz Zaunschirm, Roswitha Meikl.

Das Salzburger Volksliedwerk steht in der Tradition des Österreichischen Volksliedwerks und hatte an dessen Entwicklungsetappen Anteil: Ab 1800 begannen in Österreich, nach dem Vorbild der Napoleonischen Umfrage, Volksliedaufzeichnungen im Rahmen der Statistik. Joseph von Sonnleitner (1766-1835) - einer der Mitbegründer der "Gesellschaft der Musikfreunde in Wien" - leitete 1819 im Rahmen derselben eine große Umfrage bei Lehrern und Geistlichen aller Kronländer ein. Diese wurde veröffentlicht als "Österreichische Volkslieder mit ihren Singweisen. Budapest 1819", kritisch bearbeitet von T. Hochradner (2000, 2008). Der Vergleich dieser Sammlung mit der Sammlung von V. M. →Süß (Salzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen. Salzburg 1865; kommentierter Reprint von Th. Hochradner 1995), die ungeschönt und variantenreich aufgezeichnet ist, ist bedeutsam. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 machte Musik zum Pflichtfach im Schulunterricht, und damit erhielten Volkslied und Gitarre Vorrang vor Kirchenlied und Orgel. Der Reichsratsabgeordnete und Lehrer Josef Pommer begründete die systematische Volksmusikforschung in Österreich. 1884 gab er das »Liederbuch für die Deutschen in Österreich« als Volksgesangsbuch heraus, 1889 gründete er den ersten »Deutschen Volksgesangs-Verein«, der auch Frauen aufnahm, 1899 begründete er mit »Das deutsche Volkslied« das erste Fachblatt. Pommer legte der Arbeit des Volksliedunternehmens eine Produktionstheorie zugrunde, gesammelt wurden jene Lieder, »welche vom Volke … ersonnen worden sind …«. 1904 Gründung des »Unternehmens Volkslied in Österreich«, das ab 1914 als Kommission »Österreichisches Volksliedunternehmen« beim k. u. k. Ministerium für Kultus und Unterricht weitergeführt wurde. 1905 Errichtung von Arbeitsausschüssen in den Kronländern, die mit Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg wirkten. 1906 Arbeitsausschuss für das Volkslied in OÖ. und Salzburg gegründet. 1908 wurde ein Salzburger Arbeitsausschuss begründet, dem der Direktor des →Mozarteums Josef Reiter vorstand. 1912 übernahm C. →Rotter die Obmannschaft. Ab 1900 wirkte der Lehrer und Volksliedsammler O. →Eberhard an der Sammlung von Volksliedern im Pinzgau mit, ab 1918 zählte er zum Salzburger Arbeitsausschuss und betrieb mit C. Rotter die Flachgauer und Tennengauer Aufzeichnungen. Enge Kontakte zu Josef Pommer, Raimund Zoder und Franz Friedrich Kohl (Onkel R. →Wolframs). Unter der Leitung von C. Rotter erschien die achtbändige »Kleine Quellenausgabe«, in der als Band 7, 1933, »Salzburgische Bauernlieder. Im Pinzgau aus dem Volksmunde aufgezeichnet« von O. Eberhard und C. Rotter erschienen. 1938-45 Umbenennung in »Ostmärkisches Volksliedunternehmen« unter NS-Vorgaben, unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von C. Bresgen. In Salzburg zwischen 1933 und 1938 Veranstaltung von Sängertreffen und -wettbewerben mit T. →Reiser und K. →Brandauer mit "Anschluss"-Tendenzen. 1938-45 war O. Eberhard stv. Leiter des Gauausschusses im Ostmärkischen Volksliedunternehmen des Nationalsozialismus. 1938-45 viele Veranstaltungen und Hackbrettkurse auch gemeinsam mit dem Volksliedpfleger des NS-Reichsnährstandes T. Reiser. 1945 verbrannte beim Bombardement Salzburgs ein großer Teil der Archivalien, nur der Nachlass O. Eberhard blieb erhalten.

1946 Neubegründung als »Österr. Volksliedwerk«, als Kommission beim Bundesministerium für Unterricht, mit Arbeitsausschüssen in den Bundesländern. Die Ansprüche folgten jenen der Frühzeit: Aufzeichnen, Forschen, Bilden. 1974 Umwandlung in den »Dachverband der Bundesländer«, dessen Zentralarchiv 1994 zum autonomen Teil der Österr. Nationalbibliothek wurde.

Literatur:

  • G. Kerschbaumer: Organisiertes Heimatbrauchtum in Salzburg. In: Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, hg. von W. Haas (= SBzVK, 8), Salzburg 1996, S. 124 ff.
  • Ders.: Rekonstruktion und Dokumentation. In: ebenda, S. 278-293.

U.K.