Steinbockhorn: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Steinbockhorn'''.
 
'''Steinbockhorn'''.
  
Seit dem Ende des 17. Jh.s wurde in Salzburg das Horn des Steinwildes aus den eb. Gehegen - vermutl. auf Anregung von Eb. →Johann Ernst Thun - verarbeitet, vorerst zu reich reliefierten Schnitzereien an Bechern und Dosen. Seit dem ausgehenden 18. Jh. wurden auch mechanische Arbeitshilfen verwendet. Dem Horn wurde eine besondere Heilkraft und Abwehrwirkung zugeschrieben (daher z. B. Fingerringe für Gichtleidende). F. M. →Vierthaler schreibt in seiner »Salzburgischen Geographie«, 1796: »nicht nur ihr Horn ist sehr geschätzt, sondern auch ihre Augensteine, Lunge, Herz, Leber, als vortrefflich Arzneinnittel«.
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Seit dem Ende des 17. Jh.s wurde in Salzburg das Horn des Steinwildes aus den eb. Gehegen - vermutl. auf Anregung von Eb. →Johann Ernst Thun - zu kunstvoll gestalteten Gegenständen verarbeitet und damit auch das Steinwild erheblich dezimiert. Wiewohl sich die Eb. →Markus Sittikus, Guidobald, Max Gandolf und Johann Ernst bemühten die Tierart zu erhalten. Für das Zillertal gilt bereits 1706 die letzte Erwähnung eines Steinbock-Bestandes. Schuld an der Ausrottung dieser Spezies war v. a. der Glaube an die besondere Heilkraft und Abwehrwirkung, die dem Steinbockhorn zugeschrieben wurde (daher z. B. Fingerringe für Gichtleidende). F. M. →Vierthaler schreibt in seiner „Salzburgischen Geographie“,1796: „nicht nur ihr Horn ist sehr geschätzt, sondern auch ihre Augensteine, Lunge, Herz, Leber, als „vortreffliche Arzneimittel“. Die Wilderei war für die arme bäuerliche Bevölkerung, trotz höchster Strafen eine willkommene Einnahmequelle und trug ebenfalls zur Dezimierung des Tierbestandes bei. Erst 1847 kamen durch Erzherzog Ludwig wieder Steinböcke aus Savoyen nach →Hellbrunn.
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Zur Bearbeitung musste das Horn eingeweicht, bzw. gekocht werden, wodurch auch scharf reliefierte Zierformen auf den Gegenständen möglich wurden. Erst seit dem ausgehenden 18.Jh. werden auch mechanische Hilfsmittel verwendet, wie z.B. Prägestempel.
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Im 17.Jh. werden in Salzburg vorzüglich kunstvolle Trinkschalen, Trinkhörner, Pestsegen und Bestecke aus Steinbochhorn hergestellt, erst das 18.Jh. spezialisierte sich auf Dosen, Becher und Tabletts, die wiederum mit kostbaren Silber- oder Goldfassungen versehen werden. Es sind nur wenige einschlägige Künstler namentlich bekannt, da z.B. die sog. „hofbefreiten“, jene, die für den eb. Hof arbeiteten und deshalb keine Steuern zahlten, aber auch nicht signieren durften. So wird für die Frühzeit aus der Salzburger Hofwerkstatt der Name des Simon Fries (1652–1722 Sbg) genannt, ein in Salzburg ansässiger „Steinbockhornschnitzer in der Gstätten“, Lorentz Härmbler (= Hermbler, zw.1743 u.1782 gen.), der Bildhauer Leopold Ehgasser (= Egasser, Ehegasser, Inzell 1710–1771 Reichenhall) und bereits im ausgehenden 18.Jh. Joseph Glarer (1772–1833), der wohl ident ist mit J. Klarer, der zahlreiche, einander sehr ähnliche und regelmäßige Steinbockhorndosen unter Zuhilfenahme mechanischer Mittel verfertigte Die dzt bekannte größte und aufwendigste Arbeit ist eine Steinbockhorn-Prunkkanne von Martin Gitzl (= Gizl, 1707–1786, Sbg) aus dem Jahr 1758 mit einer Höhe von 32,5 cm. Und einem zugehörigen Becken von 44 x 38 cm!
  
Die Eb. →Markus Sittikus, Guidobald, Max Gandolf und Johann Ernst bemühten sich, die Tierart zu erhalten. 1706 letzte Erwähnung der Steinböcke im Zillertal. Erst 1847 kamen durch Erzherzog Ludwig wieder Steinböcke aus Savoyen nach →Hellbrunn. Seit Beginn des 18. Jh.s werden Hornschnitzer als in Salzburg ansässig erwähnt: Lorentz Härmler ist während der ersten H. des 18. Jh.s »Steinbockhornschnitzer in der Gstätten« (seit 1742 Bürger), der Bildhauer Leopold Ehegasser (1711-71) betätigte sich nachweislich zur Mitte des 18. Jh.s in Salzburg auch als Steinbockhornschnitzer, ebenso J. Klarer, der wohl ident ist mit Joseph Glarer (1772-1833). Letzterer verfertigte zahlreiche, einander sehr ähnliche und regelmäßige Steinbockhorndosen unter Zuhilfenahme mechanischer Mittel (aufgeweichtes Horn wird mit eisernen Prägestempeln bearbeitet).
 
  
Literatur:
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Lit.:
  
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* Erhard Koppensteiner: Gefäße aus Steinbockhorn – eine Salzburger Spezialität. In: Bischof.Kaiser.Jedermann Jahresschrift des Salzburg Museums Bd.58/1 u.2 Landesausstellung 200 Jahre Salzburg bei Österreich, Salzburg 2016
 
* N. v. Watteck: Geschnitztes Steinbockhorn. Ein vergessener Zweig des Salzburger Kunsthandwerks, in: AMK 1962, S. 27 ff.
 
* N. v. Watteck: Geschnitztes Steinbockhorn. Ein vergessener Zweig des Salzburger Kunsthandwerks, in: AMK 1962, S. 27 ff.
* Steinböcke, in: JahrSMCA, 1851, 41.
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* Steinböcke, in: Jahr SMCA, 1851, 41.
  
 
Ch.S.
 
Ch.S.

Version vom 13. Februar 2018, 11:31 Uhr

Steinbockhorn.

Seit dem Ende des 17. Jh.s wurde in Salzburg das Horn des Steinwildes aus den eb. Gehegen - vermutl. auf Anregung von Eb. →Johann Ernst Thun - zu kunstvoll gestalteten Gegenständen verarbeitet und damit auch das Steinwild erheblich dezimiert. Wiewohl sich die Eb. →Markus Sittikus, Guidobald, Max Gandolf und Johann Ernst bemühten die Tierart zu erhalten. Für das Zillertal gilt bereits 1706 die letzte Erwähnung eines Steinbock-Bestandes. Schuld an der Ausrottung dieser Spezies war v. a. der Glaube an die besondere Heilkraft und Abwehrwirkung, die dem Steinbockhorn zugeschrieben wurde (daher z. B. Fingerringe für Gichtleidende). F. M. →Vierthaler schreibt in seiner „Salzburgischen Geographie“,1796: „nicht nur ihr Horn ist sehr geschätzt, sondern auch ihre Augensteine, Lunge, Herz, Leber, als „vortreffliche Arzneimittel“. Die Wilderei war für die arme bäuerliche Bevölkerung, trotz höchster Strafen eine willkommene Einnahmequelle und trug ebenfalls zur Dezimierung des Tierbestandes bei. Erst 1847 kamen durch Erzherzog Ludwig wieder Steinböcke aus Savoyen nach →Hellbrunn. Zur Bearbeitung musste das Horn eingeweicht, bzw. gekocht werden, wodurch auch scharf reliefierte Zierformen auf den Gegenständen möglich wurden. Erst seit dem ausgehenden 18.Jh. werden auch mechanische Hilfsmittel verwendet, wie z.B. Prägestempel. Im 17.Jh. werden in Salzburg vorzüglich kunstvolle Trinkschalen, Trinkhörner, Pestsegen und Bestecke aus Steinbochhorn hergestellt, erst das 18.Jh. spezialisierte sich auf Dosen, Becher und Tabletts, die wiederum mit kostbaren Silber- oder Goldfassungen versehen werden. Es sind nur wenige einschlägige Künstler namentlich bekannt, da z.B. die sog. „hofbefreiten“, jene, die für den eb. Hof arbeiteten und deshalb keine Steuern zahlten, aber auch nicht signieren durften. So wird für die Frühzeit aus der Salzburger Hofwerkstatt der Name des Simon Fries (1652–1722 Sbg) genannt, ein in Salzburg ansässiger „Steinbockhornschnitzer in der Gstätten“, Lorentz Härmbler (= Hermbler, zw.1743 u.1782 gen.), der Bildhauer Leopold Ehgasser (= Egasser, Ehegasser, Inzell 1710–1771 Reichenhall) und bereits im ausgehenden 18.Jh. Joseph Glarer (1772–1833), der wohl ident ist mit J. Klarer, der zahlreiche, einander sehr ähnliche und regelmäßige Steinbockhorndosen unter Zuhilfenahme mechanischer Mittel verfertigte Die dzt bekannte größte und aufwendigste Arbeit ist eine Steinbockhorn-Prunkkanne von Martin Gitzl (= Gizl, 1707–1786, Sbg) aus dem Jahr 1758 mit einer Höhe von 32,5 cm. Und einem zugehörigen Becken von 44 x 38 cm!


Lit.:

  • Erhard Koppensteiner: Gefäße aus Steinbockhorn – eine Salzburger Spezialität. In: Bischof.Kaiser.Jedermann Jahresschrift des Salzburg Museums Bd.58/1 u.2 Landesausstellung 200 Jahre Salzburg bei Österreich, Salzburg 2016
  • N. v. Watteck: Geschnitztes Steinbockhorn. Ein vergessener Zweig des Salzburger Kunsthandwerks, in: AMK 1962, S. 27 ff.
  • Steinböcke, in: Jahr SMCA, 1851, 41.

Ch.S.