Mozarteum: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit  «Mozarteum» wird in Salzburg sowohl die →Int. Stiftung M. (ISM) als auch die Musikuniversität gleichen Namens bezeichnet. Die heutige ISM ist eine private Non-Profit-Organisation, die das Erbe W. A. →Mozarts und seiner Familie durch wissenschaftliche Forschung, Museums- und einen ganzjährigen Konzertbetrieb in eigenen Räumen bewahrt. Ihre Wurzeln liegen im 1841 gegründeten →Dommusikverein und M. Die →Univ. M. ist seit 1922 eine staatliche Ausbildungsstätte für Musik, Theater und Kunst, die sich ebenfalls aus dem Dommmusikverein und M. entwickelt hat. Als Gebäude wird mit M. das 1914 eröffnete →Mozarteumsgebäude in der Schwarzstraße 26 bezeichnet, im Speziellen dessen zwei Konzertsäle.
 
Mit  «Mozarteum» wird in Salzburg sowohl die →Int. Stiftung M. (ISM) als auch die Musikuniversität gleichen Namens bezeichnet. Die heutige ISM ist eine private Non-Profit-Organisation, die das Erbe W. A. →Mozarts und seiner Familie durch wissenschaftliche Forschung, Museums- und einen ganzjährigen Konzertbetrieb in eigenen Räumen bewahrt. Ihre Wurzeln liegen im 1841 gegründeten →Dommusikverein und M. Die →Univ. M. ist seit 1922 eine staatliche Ausbildungsstätte für Musik, Theater und Kunst, die sich ebenfalls aus dem Dommmusikverein und M. entwickelt hat. Als Gebäude wird mit M. das 1914 eröffnete →Mozarteumsgebäude in der Schwarzstraße 26 bezeichnet, im Speziellen dessen zwei Konzertsäle.
  
Int. Mozart-Stiftung →(Mozarteum) (1870-1880)
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C.G.
Nach dem Tod des Initiators F. v. →Hilleprandt setzte der Beamte C. v. →Sterneck zu Ehrenstein neue Akzente. 1870 sammelte er innerhalb des Dommusikereins und M. eine Gruppe von Aktivisten, die auf eine Aufspaltung des Vereins hinarbeiteten, wozu im Hotel »Zur goldenen Krone« am 16. 10. 1870 die »Int. Mozart-Stiftung« gegründet wurde. Es sollte eine stärkere Konzentration auf Aufgaben erfolgen, an denen der auf die Realisierung von Kirchenmusik ausgerichtete Mitgliederstamm Dommusikverein weniger Interesse zeigte: Ausrichtung von Musikfesten, die Musikausbildung und den Neubau eines Mozarthauses,. Die Int. Mozart-Stiftung nahm ihre Arbeit auf und wurde das Dach für die erste Mozart-Gesamtausgabe (sogenannte Alte Mozart-Gesamtausgabe), 1875 durch Ludwig von →Köchel angeregt und von ihm wesentlich finanziert. Die Int. Mozart-Stiftung veranstaltete 1877 und 1879 weitere Musikfeste und konnte 1879 das erste Museum des Vereins im →Zauberflötenhäuschen realisieren. Im Sommer 1880 gelang es den Archivaren J. Horner und J. Ev. →Engl, zwei Räume in →Mozarts Geburtshaus anzumieten und dort ein Mozart-Museum einzurichten, wohin das zuvor im Chiemseehof befindliche und bis 1879 durch F. →Jelinek geleitete Archiv übersiedelte.
 
 
 
3. Int. Stiftung →Mozarteum (ISM, seit 1881)
 
Mit Beginn des Jahres 1881 erfolgte die rechtliche Trennung der beiden Körperschaften in Dommusikverein und Int. Stiftung M. (ISM), was eine Aufteilung des Besitzes zur Folge hatte. In die Obhut der Int. Stiftung M. kamen damals u. a. die Mozart-Memorabilien einschließlich der Musikautographe und zum Gebrauch in der Musikschule des Vereins die nicht-liturgischen Musikalien. Mit der Gründung der von →Sterneck geleiteten ISM wuchsen deren organisatorische Aufgaben. Schon 1881 konnte ein Konzertinstitut zur Organisation künftig geplanter Mozartfeste und 1888 die (internationale) Mozartgemeinde gegründet werden. Die Professionalisierung der Musikschule M. durch Bestellung des umtriebigen Komponisten J. F. →Hummel als Direktor (1880) eröffnete weitere Möglichkeiten, so dass die später von J. →Reiter, P. →Graener und F. →Ledwinka geleitete Schule 1914 den Rang eines Konservatoriums einnehmen konnte; 1914 wurden  Räume im neu erbauten →Mozarteumsgebäude in der Schwarzstraße bezogen. 1917 wurde B. →Paumgartner durch das Kuratorium der Int. Stiftung M. einstimmig zum Direktor des Konservatoriums M. der ISM gewählt. Das Institut erfuhr unter seiner Leitung einen großen Aufschwung. So bestritt die von →Paumgartner gegründete M.s-Oper bereits im Schuljahr 1920/21 85 Opernaufführungen. Nach den privaten Gesangskursen der L. →Lehmann im neuen Gebäude (von 1916 an) erfolgten nach deren Tod 1929/30 Dirigenten- und Musikkurse der ISM (Vorläufer der Intern. →Sommerakad. M.), die seit 1948 von der heutigen Univ. →M. übernommen wurden.
 
Im Zuge der Finanzkrisen nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Konservatorium M. nunmehr als staatliche Schule weitergeführt; die ISM widmet sich daher nun vermehrt wissenschaftlichen Aufgaben und dem Museumsausbau. Eine von B. →Paumgartner initiierte Auswahlausgabe der Werke Mozarts (»M.s-Ausgabe«) brachte aber nur wenige Bände heraus. Das Kuratorium der ISM organisierte 1927 und 1931 zwei große Mozart-Tagungen, auf denen die Gründung eines künftigen »Zentralinstituts für Mozartforschung« proklamiert wurde, was 1937 schließlich auch eingerichtet werden konnte (seit 2004 »Akademie für Mozart-Forschung«). Während der NS-Zeit stand der Stiftung unter den Salzburger Gauleitern Rainer und Scheel Kuratoriumsmitglied Dr. A. Reitter als Präsident vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg bereitete sich der wieder etablierte Verein Int. Stiftung M. auf das in der jungen Zweiten Republik exponiert zu feiernde Mozartjahr 1956 vor. Kurz vor dem Festereignis waren die ersten Bände einer grundsätzlich neu erarbeiteten Mozart-Gesamtausgabe (»Neue Mozart-Ausgabe«) im Bärenreiter Verlag Kassel herausgekommen. Die auf 130 Bände angelegte wissenschaftliche Ausgabe konnte wesentlich verbesserte Quellenvergleiche anstellen und »Kritische Berichte« vorlegen, die über die benutzten Quellen und ihre Bewertung im Detail Auskunft geben.
 
Das heute als Museum genutzte Gebäude in der Getreidegasse 9 (→Mozarts Geburtshaus) war im Jahre 1917 in den Besitz der ISM gelangt. Erst in den 1950er-Jahren konnte der im Krieg nicht zerstörte Gebäudeteil des Domizils der Mozart-Familie (→Mozarts Wohnhaus) nach zähen Verhandlungen von der ISM angekauft werden. Anfang der 1990er Jahre wurde das Restgrundstück erworben, und →Mozarts Wohnhaus wurde unter großen finanziellen Anstrengungen (darunter Spenden aus dem In- und Ausland) restauriert, der zerstörte Teil rekonstruiert, mit einem Tiefmagazin versehen und 1996 das ganze Gebäude als Museum eröffnet. Im Tiefmagazin (»Autographentresor«) werden heute die Originalhandschriften Mozarts und seiner Familie aufbewahrt. Glanzstück der ständig erweiterten Sammlung ist Mozarts Autograph von Fantasie und Sonate für Klavier in c-Moll KV 475/457.
 
Die Stiftung M. betreibt heute außer der jährlichen →Mozartwoche Ende Januar ein ganzjähriges, vielfältiges Konzert- und Musikprogramm in ihren zwei Konzertsälen, die sich im →Mozarteumsgebäude befinden. Seit 2004 wird vermehrt zeitgenössische Musik angeboten und mit den »Dialogen« seit 2006 ein eigenes Festival für Neue Musik. Didaktische Angebote durch ein beachtliches Kinder- und Jugendprogramm gehören seitdem ebenso zum Programm wie die ausgeweitete wissenschaftliche Arbeit im Mozart-Institut, das durch das Packard Humanities Institut (PHI), Los Altos/USA wesentlich unterstützt wird und in erster Linie die elektronische Herausgabe der Gesamtwerke Mozarts innerhalb einer MEI-basierten dynamischen Musik-Edition (»Digitale Mozart-Edition« [DME]) zur Aufgabe hat.
 
4. Universität →Mozarteum
 
(Musikschule →Mozarteum (1881-1913), Konservatorium →Mozarteum (1914-39), Staatl. Hochschule f. Musik (1939-41), Reichshochschule M. (1941-45), Musikhochschule M. (1945-53), Akademie M. (1953-71), Staatl. Hochschule f. Musik →M. (1971-98), Univ. →M. (seit 1998). Die auf B. →Paumgartners Betreiben am 1. Juli 1922 erwirkte Verstaatlichung des Konservatoriums zeigte Wirkung. Die staatliche Musikausbildungsstätte etablierte sich in den 1920er-Jahren unter ihrem bisherigen Leiter. 1938 kam es nach dem sog. »Anschluß« zur sofortigen Absetzung Paumgartners. Fortan wurde das Konservatorium zunächst von F. Sauer und E. →Preußner kommissarisch geleitet, bis dem Münchner Stardirigenten C. →Krauss von Juni 1939 an die Führung des nun von Berlin aus als gesteuerten Hauses (»Staatl. Hochschule für Musik«) übertragen wurde. Krauss, Wunschkandidat von Joseph Goebbels und umtriebiger Dirigent, unterstanden ab sofort auch die →Festspiele. Außer der Umbenennung war eine Erweiterung der Ausbildungsmöglichkeiten verbunden, eine »Musikschule für Jugend und Volk« und eine »Fachschule Mozarteum« wurden eingerichtet. Um die Musikhochschule davon abzusetzen, verlieh ihr das Reichsministerium für Erziehung als neuer Dienstgeber 1941 zum hundertsten Geburtstag von Dommusikverein und →Mozarteum den Ehrentitel »Reichshochschule für Musik«. Die Ausbildung war bis Kriegsende sehr eng verwoben mit der Arbeit diverser NS-Organisationen.
 
Am 10. 10. 1945 kam es zur Wiedereröffnung der »Musikhochschule M.« unter dem wiedereingesetzten Direktor (»Generalintendanten«) B. →Paumgartner. J. Gmachl betrieb von 1947 an ein Konzertbüro, das die ISM 1949 übernehmen sollte. Der Musikhochschule wurde 1948 durch Erlass des Bundesministeriums die Bezeichnung »Mozarteum in Salzburg« gegeben. Nachdem schon 1950 die Prüfungen denen der Wiener Akad. gleichgestellt waren, nannte man auch die Salzburger Hochschule von 1953/54 an »Akademie für Musik und darstellende Kunst«, die weiterhin von B. →Paumgartner geleitet wurde (bis zur Emeritierung 1959). Unter seiner Leitung kam im Schuljahr 1958 erstmals ein gesamter Lehrgang des Oberlin College Conservatory of Music in Ohio/USA nach Salzburg. Es folgte E. →Preussner, der 1964 im Amt verstarb. Nach Preussners Tod wurde vorübergehend H. Scholz mit der Leitung der Schule betraut, bis 1965 als neuer Präsident R. Wagner sein Amt antrat. 1971 erfolgte die Umbenennung in »Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mozarteum in Salzburg«. Der erstmals »Rektor« genannte Leiter der Salzburger Musikhochschule M. war P. →Schilhawsky, der noch vom ehemaligen Borromäum am Mirabellplatz aus sein Haus führte.
 
Im März 1979 übergab Bundesministerin Herta Firnberg ein neues Haus am Mirabellplatz  1, errichtet von Eugen Wörle, seiner Bestimmung (inzwischen abgerissen), im Oktober d. J. trat Rektor F. →Richter-Herf sein Amt an. Ihm folgten G. Bauer (1983-1991), W. Roscher (1991-1995) sowie K. Ager (1995-2000). W. Roscher führte nach Frankfurter Vorbild 1993 einen Lehrstuhl für Poetik ein, dessen erster Inhaber Isang Yun war. Es folgten u.a. Peter Härtling (1993/94), Wilhelm Killmayer (1994) und Mauricio Kagel (1998).
 
1998 erfolgte die Erhebung zur Musik-Univ. M. auf Grundlage des Kunstuniversitäten-Gesetzes. Vom Jahr 2000 an bestimmte als Rektor R. Haas das Haus, zu einer Zeit, als Lehrräume teilweise an Ersatzstandorten in Salzburg eingerichtet werden mussten. Im Herbst 2006 konnte ein weiterer Neubau auf dem Gelände des Primogenitur-Palastes der Adelsfamilie Lodron am Mirabellplatz feierlich eröffnet werden (»Neues Mozarteum«). Zur selben Zeit übernahm der Komponist R. v. Gutzeit die Leitung der Univ. M. Nach einer kurzen Phase unter dem Rektorat des Pianisten S. Mauser wird die Univ. Mozarteum derzeit (2016-2018) interimistisch geleitet.
 
Die Zahl der Lehrenden und der Studierenden erhöhte sich seit den 1980er-Jahren stark. So sind 1987 insgesamt 225 Lehrer und 1494 Studierende zu verzeichnen, während 1997 400 Lehrende 1800 Studierenden unterrichteten. Die Univ. M. verfügte zur Jahrtausendwende über 17 Abteilungen und Institute, heute sind es insgesamt 11 Institute (darunter so bedeutende wie das Orff-Institut und die Hochbegabtenförderung). Die 12 Departments in Salzburg und Innsbruck widmen sich vornehmlich der Musik und der musikpädagogischen Ausbildung, aber auch dem Theater und der Bildenden Kunst.
 
Nachdem bereits zum Mozart-Jahr 1956 ein erster Musikwettbewerb abgehalten worden war, führt die Hochschule seit 1975 Mozart-Wettbewerbe für Gesang, Klavier (inkl. Hammerklavier) und Kammermusik durch.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
  

Version vom 20. Februar 2018, 23:03 Uhr

_Mozarteum

Mit «Mozarteum» wird in Salzburg sowohl die →Int. Stiftung M. (ISM) als auch die Musikuniversität gleichen Namens bezeichnet. Die heutige ISM ist eine private Non-Profit-Organisation, die das Erbe W. A. →Mozarts und seiner Familie durch wissenschaftliche Forschung, Museums- und einen ganzjährigen Konzertbetrieb in eigenen Räumen bewahrt. Ihre Wurzeln liegen im 1841 gegründeten →Dommusikverein und M. Die →Univ. M. ist seit 1922 eine staatliche Ausbildungsstätte für Musik, Theater und Kunst, die sich ebenfalls aus dem Dommmusikverein und M. entwickelt hat. Als Gebäude wird mit M. das 1914 eröffnete →Mozarteumsgebäude in der Schwarzstraße 26 bezeichnet, im Speziellen dessen zwei Konzertsäle.

C.G.


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