Mozarteumorchester Salzburg

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Mozarteumorchester, 2012

Mozarteumorchester Salzburg, 1841 Gründung von Dom-Musikverein und Mozarteum. 1842 Festkonzerte zur Enthüllung des Mozart-Denkmals unter Mitwirkung von Franz Xaver Wolfgang Mozart. Alois Taux wird zum ersten Direktor des Vereins bestellt, damit auch zum Leiter des bis 1939 aus Lehrenden, Studierenden und Amateuren bestehenden Vereinsorchesters. Von Beginn an gibt es Verbindungen zum Theaterorchester. Auf Taux folgt 1861 der Dirigent und Musikwissenschaftler Hans Schläger und 1868 der Wiener Otto Bach. 1880 trennt sich die Internationale Mozart-Stiftung, welche zunächst auch die Musikschule Mozarteum betreibt, vom Dom-Musikverein. Letzterer stellt jedoch weiterhin einen Großteil der Musiker und trägt auch deren Kosten.

Joseph Friedrich Hummel übernimmt die Direktion von Stiftung und Orchester. 1908 kommt es zur endgültigen rechtlichen Trennung von Mozarteum und Dommusik; personelle Verbindungen bestehen bis heute. Der Braunauer Komponist Josef Reiter wird zum Nachfolger Hummels gewählt. Seit damals setzt sich die Bezeichnung Mozarteumorchester durch. Der deutsche Komponist Paul Graener wird 1911 für nur zwei Saisonen Mozarteums-Direktor. Franz Ledwinka, vielseitiger Musiker und Lehrer aus Wien, übernimmt 1913 zunächst nur die Leitung des Orchesters, erst 1915 die des Mozarteums, welches nun im neuen Haus in der Schwarzstraße situiert ist. Im Jahr 1917 wird der Wiener Dirigent und Komponist Bernhard Paumgartner zum Direktor des Mozarteums berufen. Ledwinka bleibt Konzertleiter, doch Paumgartner übernimmt immer mehr die Agenden eines Musikdirektors.

1938 kommt es zur Gründung eines Vereins Mozarteum-Orchester. 1939 folgt die Professionalisierung und Neugründung des Orchesters durch die NS-Kulturpolitik. Erster Chefdirigent des Orchesters ist der Niederländer Willem van Hoogstraten, der auch die Leitung der Musikschule übernimmt. 1944/45 wirkt Günter Wand als kurzfristiger Chefdirigent. Der aus dem italienischen Exil zurückgekehrte Paumgartner kehrt 1945 an die Spitze der Akademie Mozarteum zurück, Chef des Orchesters wird jedoch Robert Wagner. Auf Wagner folgt 1947 Meinhard von Zallinger, auf diesen schon 1949 Paul Walter. 1951 retten Stadt und Land Salzburg das konkursreife Orchester und unterstützen es seit damals. Der gebürtige Oberndorfer Ernst Märzendorfer tritt 1953 als erster Salzburger an die Spitze des Orchesters.

Seit 1959 ist das Mozarteumorchester das offizielle Symphonieorchester von Stadt und Land Salzburg. Nach einer interimistischen Leitung 1959 durch Zallinger wird 1960 der Kroate Mladen Bašić Chefdirigent. 1969 übernimmt Leopold Hager das Orchester, das er bis 1981 leiten und dem er neben seiner vielfältigen internationalen Tätigkeit bis heute als Gast verpflichtet bleiben wird. Die Aufnahme sämtlicher „Jugendopern“ von Wolfgang Amadeus Mozart mit den besten Sängerinnen und Sängern der Zeit war in seiner Ära eine Pioniertat.

Auf Hager folgt 1981 für drei Jahre Ralf Weikert, 1984 wird der Oberösterreicher Hans Graf, bislang der letzte Österreicher an der Spitze des Orchesters, zum Chefdirigenten gekürt. Wie seine Vorgänger seit 1945 war er auch Musikdirektor des Landestheaters (Theater) und brachte große Opern wie Wagners kompletten Ring zu viel beachteten Aufführungen. Wie Hager gehört er bis heute zu den geschätzten Gastdirigenten. Graf zählt wie Hager und Weikert zu den prominentesten Orchesterleitern der Gegenwart und war von 2001 bis 2013 Music Director des Houston Symphony Orchestra. 2013 bis 2015 wirkte er als Professor für Dirigieren an der Universität Mozarteum.

Der Niederländer Hubert Soudant (geboren 1946) wird 1994 als Chefdirigent berufen und übernimmt als bislang letzter zunächst noch die musikalische Leitung des Landestheaters. Im Jahr 2004 wechselt Soudant, ein perfekter Orchestertrainer, als Chef zum Tokyo Symphony Orchestra und der Engländer Ivor Bolton (geboren 1958), mit dem Orchester seit seinem Debüt bei den Salzburger Festspielen 2000 bereits innig verbunden, wird zum Chefdirigenten des Salzburger Orchesters gewählt. Bolton, in Konzert und Oper eine internationale Kapazität, gestaltet eine besondere Ära und nimmt mit dem Orchester nicht nur Musik der Klassik, sondern auch die neun Symphonien Anton Bruckners auf. 2016 wird das Orchester, seit langer Zeit ein wesentlicher Mitgestalter der Mozartwoche und der Mozart-Matineen bei den Salzburger Festspielen, mit der Goldenen Mozart-Medaille der Internationalen Stiftung Mozarteum ausgezeichnet.

Ivor Bolton, nun Musikdirektor der Madrider Oper und Chef des Sinfonieorchesters Basel, wird zum Ehrendirigenten des Salzburger Orchesters ernannt. Seit 2017 ist der Italiener Riccardo Minasi (geboren 1978) Chefdirigent des Mozarteumorchesters Salzburg. Minasi ist auch Geiger, kommt aus der Szene der Alten Musik und erobert sich derzeit mit großem Erfolg das Repertoire bis zur Gegenwart. Erster Gastdirigent ist, als Nachfolger von Trevor Pinnock, der Originalklangspezialist Giovanni Antonini.

Das Mozarteumorchester zählt zu den bedeutendsten philharmonischen Klangkörpern Österreichs und ist international mit vielen Tourneen erfolgreich. Mozart und die Wiener Klassik stehen im Zentrum der Tätigkeit, doch spielt das Orchester in den beiden eigenen Konzertzyklen im Großen Saal des Mozarteums (Donnerstagskonzerte) und im Großen Festspielhaus (Sonntagsmatineen) sowie in den Zyklen der Salzburger Kulturvereinigung ebenso das symphonische Repertoire von der Romantik bis zur Moderne. Im Salzburger Landestheater ist es im gesamten Bereich des Musiktheaters tätig, dazu kommen auch Opern und Konzerte bei den Salzburger Festspielen. Die Liste der prominenten Gastdirigenten reicht vom jungen Herbert von Karajan über Clemens Krauss oder Karl Böhm bis zu Mark Minkowski. Derzeit arbeitet das Orchester auch kontinuierlich mit dem charismatischen griechischen Dirigenten Constantinos Carydis und der jungen Litauerin Mirga Gražinytė-Tyla (2015 bis 2017 Musikdirektorin des Salzburger Landestheaters, seit 2016 Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra) zusammen.

Eine ganze Reihe von Kammermusik-Vereinigungen bestehen aus Musiker*innen des Mozarteumorchesters. Das Mozarteum Quartett Salzburg geht als Streichquartett führender Mitglieder des Orchesters bis ins späte 19. Jahrhundert zurück und wird seit 1998 vom Ersten Konzertmeister Markus Tomasi geleitet. Die Palette der Ensembles, die oft auch Musiker*innen der Camerata Salzburg und anderer Salzburger Institutionen mit solchen des Mozarteumorchesters verbinden, reicht vom 2005 von Andreas Steiner gegründeten Kammerorchester Salzburg Orchester Solisten, den Mozart Solisten und dem klassischen Bläserensemble Ventus Quintett bis zum Blechbläserquintett Blechlust, zum Jazzensemble Strings on Fire und zur Volksmusikgruppe Krauthügler Aufstreich (Volksmusik). Außerdem spielen Mitglieder des Orchesters in prominenten Ensembles wie oenm. österreichisches ensemble für neue musik oder dem stadler quartett führende Rollen.

Lit.:

  • G. F. Kasparek (Hg.): Das M. Salzburg. Salzburg 2016.
  • J. Schröcksnadel: Salzburgs musikalische Botschafter. Salzburg 1984.

G.K.