Jakob Haringer: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. November 2016, 02:48 Uhr

Haringer, Jakob (eigentlich: Johann Franz Haringer) * Dresden 16. 3. 1898, † Zürich 5. 4. 1948, Lyriker.

Pflicht- und Realschule in Salzburg und Traunstein, Schulabbruch, Lehrling, Gelegenheitsarbeiter. 1916 Soldat in Flandern, Lazarett, Sympathisant der Münchner Räterevolution 1918/19, Haft. Gedichte in zahlreichen expressionistischen Publikationen. Erste Gedichtsammlung »Hain des Vergessens« (1919) im Dresdner Expressionistenkreis. Neben H. Hesse förderte ihn vor allem A. Döblin, er erreichte eine Werkausgabe beim Gustav Kiepenheuer Verlag (1925). H. lebte als Vagant, Autorenkollegen unterstützten ihn. Gerhart-Hauptmann-Preis 1925 (nicht ausbezahlt), zweimal Kandidat des angesehenen Kleist-Preises. Ab 1929 gab H. die Zeitschrift »Die Einsiedelei. Ein Stundenblatt« heraus. Sein wütender Angriff auf den Literaturbetrieb, »Leichenhaus der Literatur oder über Goethe« (1929), und die drei Bände »Das Schnarchen Gottes« (1931) verschreckten viele Freunde. Zahlreiche Prozesse, u. a. wegen Gotteslästerung. Ende der 20er Jahre in Reichenhall, Morzg, Anif, Hellbrunn, Aigen; 1931 kaufte H. ein kleines Haus in Ebenau bei Salzburg. Sein Freund G. →Rendl vermittelte die Veröffentlichung der »Vermischten Schriften« (1935) im Salzburger Pustet Verlag. 1936 Ausbürgerung durch die Nationalsozialisten aus Deutschland, staatenlos. Befreundet mit dem Salzburger Maler J. →Schulz. März 1938 Flucht über Prag und Frankreich in die Schweiz, dort längere Zeit interniert, Hilfe durch angesehene Schweizer Familien. 1946 letzter Gedichtband »Das Fenster «. H.s Thema ist seine Person, sein Leben, der Verlust der Kindheit. Erst spät gelang ihm Distanz zur eigenen Biographie, die Gespanntheit und Aggressivität der expressionistischen Gedichte machte sehr musikalischen, ruhigen, auch volksliedhaften Gedichten Platz. Arnold Schönberg vertonte drei Gedichte H.s (op. 48), Peter Härtling, Ludwig Fels, Jürgen Serke u. a. setzten sich für H.s Werk ein. H. ist in F. →Hochwälders Märchendrama »Der verschwundene Mond« die Hauptfigur (UA bei den →Rauriser Literaturtagen 1985).

Literatur:

  • J. H. Aber des Herzens verbrannte Mühle tröstet ein Vers. Ausgewählte Lyrik, Prosa und Briefe, hg. v. H. Holl, Nachwort v. W. Kirsten, Salzburg 1988.
  • J. H.: In die Dämmerung gesungen. Ausgew. Gedichte, hg. und Nachwort v. W. Kirsten, Berlin-Weimar 1982.
  • J. H.: Das Schnarchen Gottes und andere Gedichte. Hg. und Nachwort v. J. Serke, München 1979.

H.H.