Jazz: Unterschied zwischen den Versionen

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Jazz.

In der Zwischenkriegszeit kam es zu ersten Gastspielen ausländischer Jazzkapellen in Österreich. Ab ca. 1920 gab es diese Gastspiele in Wien, 1928 hielt auch in Salzburg der J. Einzug in den Konzertsaal. Obwohl das Publikum der neuen und noch fremden Musikrichtung eher ablehnend gegenüberstand, gab es neben überwiegend negativen Rezensionen von Zeit zu Zeit auch solche, die im J. eine neue wichtige Entwicklung sahen. 1934 gastierte mit Frank Fox die erste Jazzkapelle im Festspielhaus, doch schon in den folgenden Jahren machte das zunehmende nationalsozialistische Klima den raren Jazzkonzerten ein Ende.

Diese Jazzkonzerte der Zwischenkriegszeit boten nur selten authentischen J.; in den allermeisten Fällen war es vom J. beeinflusste Tanz- und Unterhaltungsmusik. Während sich in Wien bereits Jazzcombos mit ortsansässigen Musikern bildeten, blieb es in Salzburg bei den Gastspielen.

Das Verbot »angelsächsisch-jüdischer Hotmusik « im September 1939 und »amerikanischer Musik« im Jahre 1941 durch die Reichsmusikkammer galt auch für die Ostmark und unterband Jazzkonzerte in jeglicher Form. Lediglich in Wien gab es während des 2. Weltkriegs eine Szene, die im Untergrund den J. pflegte.

Der Nachholbedarf des eher tanz- und unterhaltungshungrigen als jazzinteressierten Publikums war nach sieben Jahren der Entbehrungen groß. Für die Musiker boten vor allem die Soldatenclubs der Besatzer Auftrittsmöglichkeiten, wobei in Salzburg bei den Amerikanern der J. natürlich besonders gefragt war. So erlebte der J. in Salzburg in den Jahren 1945-55 eine Blütezeit, als bis zu sieben Jazzclubs (die in dieser Zeit »Negerclubs« genannt wurden) in der Landeshauptstadt existierten. Neben den Gastspielen amerikanischer Musiker spielten in diesen Clubs auch einheimische Musiker, und so entwickelte sich in diesen Jahren auch eine kleine Jazzszene in Salzburg. Teilweise kamen auch Wiener Musiker wegen der russischen Besatzung im Osten nach Salzburg. Die »Rhythmische Sieben« mit ihrem Saxophonisten Jo Wagner und dem Schlagzeuger Meini Geppert war die herausragende Salzburger Jazzformation dieser Zeit und bot authentischen Swing.

Die amerikanische Kulturdiplomatie hatte vorgesehen, der österreichischen Bevölkerung die amerikanische »Hochkultur« näherzubringen, doch es waren gerade die auch in den USA umstrittene Popmusik und der J., die in Europa auf größeres Interesse bei der jüngeren Generation stießen. So bekam der J., wenn auch zum Missfallen vieler US-Kulturdiplomaten, ab Anfang der 50er Jahre seinen verdienten Platz im Repertoire der US-Armee und Propagandasender.

Nach dem Abzug der Amerikaner (1955) schloss ein Club nach dem anderen und für die Jazzmusiker gab es in Salzburg kaum mehr Auftrittsmöglichkeiten, abgesehen von ein paar rein kommerziellen Clubs. Viele Musiker gingen nach Wien oder nach Deutschland, und die kurze Blütezeit Salzburgs als zweite Jazzgroßstadt Österreichs war vorüber.

Die 60er und 70er Jahre wurden von kommerziellen Tanzmusikformationen geprägt, in denen teilweise ehemalige Jazzer in Ermangelung anderer Auftrittsmöglichkeiten mitwirkten. Nach einigen erfolglosen Versuchen, einen Jazzclub zu gründen, begann ab 1970 der »Jazzclub Salzburg« mit regelmäßigen Veranstaltungen. Einer der Höhepunkte war der Auftritt der »Peter Herbolzheimer Big Band« im Kongresshaus. Mitte der 70er Jahre gab es einen Sensationsauftritt von »Weather Report« in Salzburg, der durch die →»Szene der Jugend« organisiert wurde. Diese brachte auch andere internationale Jazzstars nach Salzburg. Daneben gab es ab 1973 das »Jazz- Gartl«, wo sich für einige Monate die kleine Salzburger Jazzszene fast täglich zu Jam Sessions traf. Ein anderer Treffpunkt war Ende der 70er Jahre der »Mexikano-Keller« im Hotel Blaue Gans. Anfang der 80er Jahre fanden die Salzburger Jazzmusiker dann im »Attila« in der Gaswerkgasse zusammen.

1981 wurde, aus den Sessions im »Attila« resultierend, »Jazzlife Salzburg« offiziell gegründet. Nach Schwierigkeiten, geeignete Räumlichkeiten für den Verein zu finden, wurde man schließlich im »Urbankeller« sesshaft. Neben Konzerten mit internationalen Jazzformationen ist es der Grundgedanke von »Jazzlife Salzburg«, dem J. in Salzburg eine Plattform zu geben und die Salzburger Szene zu fördern.

Ab 1983 etablierte sich in der Salzburger Jazzszene die »Lungau Big Band«, die neben Konzerten in Jazzclubs in ganz Österreich immer wieder mit internationalen Jazzmusikern zusammenarbeitet.

Im Mai 1987 gab es im Salzburger Landestheater ein eintägiges Festival, das einen Überblick über die Salzburger Jazzszene bieten sollte.

1986 wurde die ARGE Kulturgelände Nonntal eröffnet, wo es sporadisch Jazzkonzerte gab, bis 1992 »Jazz im Nonntal« ins Leben gerufen wurde. Diese Veranstaltungsreihe wendet sich neben traditionellen besonders zeitgenössischen Jazzströmungen zu und ist sowohl auf internationale als auch auf österreichische Gruppen ausgerichtet. Zu den Höhepunkten zählt der Auftritt von Don Cherry im Nonntal.

Vom 7.-10. Nov. 1996 fand der 1. Salzburger Jazz-Herbst statt. Diese von Johannes Kunz ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe soll internationale Jazzstars des Mainstream ins Große →Festspielhaus bringen. Als Nebenschiene gibt es im Stieglkeller die »Nightsessions«, die 1997 österreichischen Jazzformationen gewidmet waren.

Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es neben den jährlichen Festivals - dem Jazzherbst in Salzburg und dem Internationalen →Jazzfestival in Saalfelden - mit den oben genannten Veranstaltern eine zwar kleine, aber kontinuierliche und intakte Jazzszene in Salzburg.

Literatur:

  • E. Sensenig: Das Aufbegehren der Synkope. Die Salzburger Jazzszene in der Nachkriegszeit, in: Salzburger Kulturgespräche 7, Salzburg 1992.
  • R. Renger: Rock und Jazz in Salzburg. Die Szene und Konzepte ihrer Förderung, in: Salzburger Kulturgespräche 7, Salzburg 1992.
  • D. H. Kraner, K. Schulz: Jazz in Austria. Historische Entwicklung und Diskographie des Jazz in Österreich, Graz 1972.

H.G.