Georg Jung: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. November 2016, 20:56 Uhr

Jung, Georg, * Salzburg 31. 12. 1899, † Wien 5. 12. 1957, Maler, Schriftsteller.

Konträr zur diesseitsverklärenden Macht der Farbe, die A. →Faistauers Vorbild für die Salzburger Kunst noch lange postulierte, sah J.s intellektuell bohrendes Naturell in der Malerei vor allem ein Medium geistiger Durchleuchtung der Erscheinungswelt. Seine finanzielle Unabhängigkeit als Hotelierssohn kam seinen künstlerischen Interessen zwar entgegen, stempelte ihn aber auch zum professionellen Außenseiter, zumal er bei seiner Naturbegabung auf eine akad. Schulung fast ganz verzichten konnte. Die ersten, ab 1922 in Wien entstandenen Ölbilder waren noch im Bann des Expressionismus, in dessen visionär übersteigerte Dynamik sich bald kubistische Zersplitterung mischte, um sich unter dem Einfluss der Neuen Sachlichkeit ab 1925 in eine von lautloser Bedrohung erfüllte gläserne Starre zu wandeln. Im Zusammenhang mit der Neuausstattung des Salzburger »Grand Hotel de l’Europe«, das er 1935 übernehmen musste, beschäftigte er sich in dieser Zeit hauptsächlich mit Fresko, Sgraffito und Möbelentwürfen. Er gestaltete zwei der bekanntesten österr. Briefmarkenserien. 1939 übersiedelte er endgültig nach Wien. Jetzt trat mit der Bevorzugung allegorisierender und mythologischer Darstellungen, begleitet von farbtheoretischen Spekulationen, die Farbe allmählich aus ihrem Schattendasein, um schließlich Alleinanspruch zu behaupten. Sie wird, frei von gegenständlicher Bindung, zum Akteur spannungsvoll bewegter »psychischer« Konstellationen. Die zyklische Aneinanderreihung solcher »Farbdramen« führt J. zuletzt in seinen »Colormobilen« zu Experimenten mit bewegten Bildern, so daß er als Pionier der kinetischen Kunst gelten kann. Rückblickend ergibt sich gerade aus der Teilhabe am jeweiligen Zeitstil - seine Lieblingsmotive (Abendmahl, Leda, Karneval) hat J. immer wieder seinem jüngsten malerischen Erkenntnisstand angepasst - eine erstaunliche Schaffenskonsequenz. Erst 25 Jahre nach seinem Tod wurde er als der wichtigste Salzburger Maler neben Faistauer erkannt.

Literatur:

  • P.Weibel (Hg.): Jenseits von Kunst. Graz 1997, S. 114 f.
  • J. Fleischer: G. J. Der Altar der Freundschaft. Diplomarbeit Salzburg 1997.
  • Ausstellungskat. Neue Sachlichkeit in Österreich. Kunstforum Bank Austria, Wien 1995.
  • Ausstellungskat. Jenseits des Realismus. ARGE Alpen- Adria, Graz 1988, S. 107 ff.
  • T. Fischer: G. J. Diss. Salzburg 1984.
  • Ausstellungskat. G. J. SMCA, Salzburg 1982.

N.Sch.