Hans Makart: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. November 2016, 22:16 Uhr

Makart, Hans, * Salzburg 28. 5. 1840, † Wien 3. 10. 1884, gefeierter »Malerfürst« der Wiener Ringstraßenära.

Schon durch seinen äußeren Aufstieg vom unbedeutenden Zeichentalent aus bescheidenen Provinzverhältnissen zur Kultfigur und zum Geschmacksdiktator einer Metropole verkörpert M. den Typus des gründerzeitlichen Kunst-Titanen. Um Selbststilisierung nie verlegen, erfüllen seine an kolportagehaften Zügen reiche Biographie sowie die wechselvolle Geschichte seines Nachruhms geradezu perfekt das Klischee vom Glanz und Elend der Meister. Der junge M. geriet zunächst ganz nach der biedermeierlichen Fasson, die ihm Vater Johann M. (1815-49) und Vormund Johann Rüssemayer (1817-90), beide begabte Sonntagsmaler, sowie seine ersten Lehrer J. →Fischbach und J. →Mayburger fürsorglich mitgaben. Bis zum 20. Lebensjahr spann er die Fäden einer vertrocknenden Ritterromantik weiter und strebte die Laufbahn eines Urkundenmalers und Ornamentzeichners an. Ein Intermezzo an der Wiener Akad. blieb folgenlos.

Den Umschwung brachte erst der durch Eb. Maximilian Tarnóczy finanziell ermöglichte Eintritt in die Klasse K. Pilotys an der Münchner Akad. (1861), dem eine Vorbereitungszeit bei J. →Schiffmann vorausging. Erst jetzt erwachte in ihm der »Magier der Farbe«, der mit Virtuosität auf riesigen Leinwänden malerische Energien entfesselte. Den Geschichtsreportagen-Stil seines Lehrers tauschte M. bald gegen eine historisch- allegorisch-erotische Scheinwelt ein. Der von Skandalen begleitete Durchbruch gelang mit Gemälden wie »Moderne Amoretten« und »Pest in Florenz« (1868) und wurde durch die Berufung nach Wien (1869) und Ernennung zum Akad.-Prof. (1878) offiziell beglaubigt.

M.s Erscheinen leitete die Kulminationsphase des Historismus ein, die Ingredienzien vergangener Kunststile zu düster-rauschendem Schaugepränge häuft. Seine mehr inszenierten als komponierten Kolossalgemälde ließ M. in Kostümfesten und dem berühmt gewordenen Festzug anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares (1879) lebendig werden. Die absichtsvolle Unordnung seines legendären Ateliers, gemischt aus kostbaren Antiquitäten und exotischem Plunder, wurde verbindlich für den Ausstattungsstil der »Makartzeit«, später ein Synonym für ungesunde, plüschene Überladenheit. Doch behauptete sich bei all dem M.s vitales Malertum nicht nur gegen das Odium des Gesellschafts- und Modemalers, sondern überstieg auch noch den zeitgeschichtlichen Stellenwert eines schillernden Sammelpunktes großbürgerlicher Fluchtbewegungen. Seine phantasmagorische Übersteigerung des Illusionismus führt bis an die Grenze der dekorativen Flächenkunst eines Klimt und nimmt die Emanzipation farblicher und malerischer Werte vorweg.

Zahlreiche Werke im →SMCA und in der →Residenzgalerie.

Literatur:

  • Ausstellungskat. H. M. Malerfürst, Hist. Museum. StadtWien 2000.
  • Ausstellungskat. H. M. Gemälde aus Salzburger Sammlungen, Residenzgalerie Salzburg 1987.
  • Ausstellungskat. H. M. Zeichnungen und Entwürfe, Salzburg 1984.
  • G. Tolzien in: Kindlers Malerei-Lexikon. Bd. 8 der Taschenbuchausgabe, München 1982.
  • G. Frodl: H. M. Salzburg 1974.

N.Sch.