Frautragen: Unterschied zwischen den Versionen
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− | '''Frautragen''', auch Herbergsuche. | + | Das '''Frautragen''', auch Herbergsuchen, ist ein Nachempfinden der Herbergsuche der schwangeren Maria vor ihrer Niederkunft. |
− | + | Adventbrauch, der auf Ignatius von Loyola zurückgeht und in der Gegenreformation zur Förderung der Marienverehrung (Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Evangelischen) entstand (1548); 1566 im neuen Kathechismus für Priester empfohlen, bald darauf als Volksbrauch verbreitet; im 17. Jahrhundert wurde die Gebetsnovene vor Weihnachten, 16.–24. Dezember, eingeführt und das Herbergsuchen für diesen Zeitraum empfohlen; in Tirol, der Steiermark und Salzburg teilweise bis heute. | |
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− | Lit.: | + | In Salzburg werden im Advent Bilder der Maria Gravida, die zu Elisabeth geht, bzw. Bilder der Herbergssuche vor dem Wirt, tageweise – von der Kirche ausgehend – von Haus zu Haus getragen und an einem Ehrenplatz aufgestellt, wo eine gemeinsame Andacht verrichtet wird. In Salzburg sind im Pinzgau und Pongau (bes. zw. Pass Lueg und Bruck, Gasteinertal) und Lungau zahlreiche private Frautragbilder (Frautafeln) teils aus dem 17., vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten. Damals wurde für das Bild in der Stube ein Altar errichtet, mit den Nachbarn gebetet, danach gab es eine gemeinsame Jause der Frauen und ein Geschenk für die Trägerin des Bildes. Ab 1690 (Pinzgau) punktuelle Verbote, Generalverbot unter Erzbischof [[Colloredo, Hieronymus Graf|Hieronymus Colloredo]] wegen Unfug und nächtlicher Umtriebe. |
− | * U. Kammerhofer-Aggermann: Denn | + | |
+ | 1892–1914 erhielt das Frautragen, vom Münchner Servitinnenorden ausgehend, neue Impulse. Das typische Lied, ''Wer klopfet an'', wurde um 1870 von August Hartmann in Bayern, Tirol und Salzburg dokumentiert und von Raimund Zoder und Georg Kotek 1948 in Ein österreichisches Volksliederbuch aufgenommen. In Oberndorf entwickelte der Lehrer Hermann Rasp in den 1920ern eine neue, historisierende Form in der „Brauchtumspflege“. | ||
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+ | Das Frautragen wird seit den 1950er Jahren von katholischen Pfarren gefördert. Teils findet die Weitergabe der Bilder an jedem Adventsonntag statt, teils wird mit dem 8. Dezember (Mariä Empfängnis) ein individuell angepasster Rhythmus der Weitergabe der Bilder begonnen, der vom Platzangebot in den Wohnungen und der Zahl der Familien abhängt, die ein Bild aufnehmen. Dazu werden Gebets- und Liedblätter angeboten. | ||
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+ | Häufige Marienlieder beim Frautragen sind: ''Maria ging übers Gebirg'', ''Hiatz kimmt de heilig Weihnachtszeit'', ''Tauet Himmel den Gerechten'', ''Gegrüßet sei Maria'', ''Meerstern ich dich grüße'', ''Maria durch ein Dornwald ging''. | ||
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+ | * U. Kammerhofer-Aggermann: Denn sie hatten keinen Platz in der Herberge. In: L. Luidold, U. Kammerhofer: Bräuche im Salzburger Land. CD-ROM 1. (= SBzVK 13) Salzburg 2002. | ||
* M. Becker: Das Frautragen. In: SH 10, H. 3, 1986, S. 59ff. | * M. Becker: Das Frautragen. In: SH 10, H. 3, 1986, S. 59ff. | ||
* E. Hutter: Das Frautragen im Lande Salzburg anhand bildlicher Zeugnisse. In: SH 10, H. 3, 1986, S. 6. | * E. Hutter: Das Frautragen im Lande Salzburg anhand bildlicher Zeugnisse. In: SH 10, H. 3, 1986, S. 6. | ||
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Version vom 16. September 2020, 13:48 Uhr
Das Frautragen, auch Herbergsuchen, ist ein Nachempfinden der Herbergsuche der schwangeren Maria vor ihrer Niederkunft.
Adventbrauch, der auf Ignatius von Loyola zurückgeht und in der Gegenreformation zur Förderung der Marienverehrung (Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Evangelischen) entstand (1548); 1566 im neuen Kathechismus für Priester empfohlen, bald darauf als Volksbrauch verbreitet; im 17. Jahrhundert wurde die Gebetsnovene vor Weihnachten, 16.–24. Dezember, eingeführt und das Herbergsuchen für diesen Zeitraum empfohlen; in Tirol, der Steiermark und Salzburg teilweise bis heute.
In Salzburg werden im Advent Bilder der Maria Gravida, die zu Elisabeth geht, bzw. Bilder der Herbergssuche vor dem Wirt, tageweise – von der Kirche ausgehend – von Haus zu Haus getragen und an einem Ehrenplatz aufgestellt, wo eine gemeinsame Andacht verrichtet wird. In Salzburg sind im Pinzgau und Pongau (bes. zw. Pass Lueg und Bruck, Gasteinertal) und Lungau zahlreiche private Frautragbilder (Frautafeln) teils aus dem 17., vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten. Damals wurde für das Bild in der Stube ein Altar errichtet, mit den Nachbarn gebetet, danach gab es eine gemeinsame Jause der Frauen und ein Geschenk für die Trägerin des Bildes. Ab 1690 (Pinzgau) punktuelle Verbote, Generalverbot unter Erzbischof Hieronymus Colloredo wegen Unfug und nächtlicher Umtriebe.
1892–1914 erhielt das Frautragen, vom Münchner Servitinnenorden ausgehend, neue Impulse. Das typische Lied, Wer klopfet an, wurde um 1870 von August Hartmann in Bayern, Tirol und Salzburg dokumentiert und von Raimund Zoder und Georg Kotek 1948 in Ein österreichisches Volksliederbuch aufgenommen. In Oberndorf entwickelte der Lehrer Hermann Rasp in den 1920ern eine neue, historisierende Form in der „Brauchtumspflege“.
Das Frautragen wird seit den 1950er Jahren von katholischen Pfarren gefördert. Teils findet die Weitergabe der Bilder an jedem Adventsonntag statt, teils wird mit dem 8. Dezember (Mariä Empfängnis) ein individuell angepasster Rhythmus der Weitergabe der Bilder begonnen, der vom Platzangebot in den Wohnungen und der Zahl der Familien abhängt, die ein Bild aufnehmen. Dazu werden Gebets- und Liedblätter angeboten.
Häufige Marienlieder beim Frautragen sind: Maria ging übers Gebirg, Hiatz kimmt de heilig Weihnachtszeit, Tauet Himmel den Gerechten, Gegrüßet sei Maria, Meerstern ich dich grüße, Maria durch ein Dornwald ging.
Lit.:
- U. Kammerhofer-Aggermann: Denn sie hatten keinen Platz in der Herberge. In: L. Luidold, U. Kammerhofer: Bräuche im Salzburger Land. CD-ROM 1. (= SBzVK 13) Salzburg 2002.
- M. Becker: Das Frautragen. In: SH 10, H. 3, 1986, S. 59ff.
- E. Hutter: Das Frautragen im Lande Salzburg anhand bildlicher Zeugnisse. In: SH 10, H. 3, 1986, S. 6.
U.K.