Karl Heinrich Waggerl: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. November 2016, 14:59 Uhr

Waggerl, Karl Heinrich, * Badgastein 10. 12. 1897, † Schwarzach 4. 11. 1973, Schriftsteller, Maler, Zeichner.

Sohn eines Zimmermanns, ärmliche Jugend in Badgastein, Bürgerschule, Lehrerseminar in Salzburg. Offizier im 1. Weltkrieg, ital. Kriegsgefangenschaft bis 1920. Dann Lehrer in Wagrain. Wegen Lungenkrankheit schied er 1923 aus dem Schuldienst aus. Über verschiedene Berufe (Versicherungsbeamter, Zeichner, Buchbinder) kam er zum Schreiben; vorerst aber ohne Erfolg. 1930 veröffentlichte der Insel-Verlag seinen Romanerstling »Brot«, der von Adalbert Stifter und Knut Hamsun beeinflusst war. Der Roman »Schweres Blut« (1931) folgte.

Die sozialkritische Haltung W.s trat in den weiteren Werken zurück. »Das Jahr des Herrn« (1933) zeigt schon W.s schriftstellerische Eigenart: die Einfachheit des Erzählens, verbunden mit gütigem Humor, der die menschlichen Schwächen versteht. W.s Phantasie griff nie weit aus, sein Schreiben stammt aus der unmittelbaren, sinnenhaft erlebten dörflichen Umgebung seiner alltäglichen Welt; das »Wagrainer Geschichtenbuch« (1936) ebenso wie die Erzählungen des Bandes »Fröhliche Armut« (1948). W. engagierte sich auch in den öffentlichen Belangen der Gemeinde Wagrain, die ihn 1935 zum Ehrenbürger machte. Er setzte sich für Fremdenverkehr und Handwerk (→Hausindustrie) ein, wirkte bei öffentlichen Anlässen und Feiern gestaltend mit und war 1940-41 acht Monate lang Bürgermeister.

Gegen die Einvernahme seiner Werke durch den Nationalsozialismus hat sich W. nicht gewehrt. Nach dem 2. Weltkrieg machten ihn viele Lesereisen durch Österreich, die Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz weiter bekannt. Am Salzburger →Adventsingen wirkte er mit, indem er eigene Weihnachtsgeschichten (»Und es begab sich«, 1953) in seiner unverkennbaren Art las. Obwohl W. in allen seinen Werken eigentlich nur Charaktere, Szenen und Situationen seiner dörflichen Salzburger Alltagswelt gestaltete, wurde er im gesamten dt. Sprachraum berühmt, und zwar als Dichter des einfachen Lebens im naturverbundenen bäuerlichen Jahresablauf.W.s Bücher übersteigen die Wirkung von Provinzliteratur und widerlegen gleichzeitig damit den Verdacht, nur Blut-und-Boden-Literatur zu sein. Zunehmend wandte sich W. den kleinen Prosaformen zu: »Liebe Dinge« (1956), »Kleine Münze« (1957), »Die Traumschachtel« (1961,mit Bildern von A. →Muthspiel). Sein bekanntester Lyrikband heißt »Heiteres Herbarium« (1950, mit eigenen Aquarellen).

Ehrungen und Preise nahm W. zeitlebens gelassen hin: Er erhielt 1934 als erster den »Österreichischen Staatspreis«, den Adalbert-Stifter-Preis (1957) und die Würde des Ehrensenators der Salzburger →Univ. (1973). W. starb an den Folgen eines Verkehrsunfalles und liegt in einem Ehrengrab in Wagrain begraben. Seine »Sämtlichen Werke« erschienen 1970 (2 Bde. im Otto Müller Verlag). W. war - vor allem für deutsche Leser - der Inbegriff des gemütvollen Österreichers, der alles in der Welt, selbst wenn es zum Weinen ist, mit Humor betrachtet und dessen liebevoller Erzähler-Blick vor allem den kleinen Dingen gilt. Abschließend ein Beispiel dafür: »Wenn ein Salzburger in die Welt hinauskommt, findet er nicht leicht ein Ländchen, das kleiner ist als seines«. Der Kulturverein »Blaues Fenster«, Wagrain, betreut das K.-H.-Waggerl-Haus (Wohnhaus des Dichters) als öffentlich zugängliche literarische Gedenkstätte (Wohnräume, Werknachlass, Fotografien, Briefe).

Literatur:

  • K. Müller (Hg.): »Nichts Komplizierteres heutzutage als ein einfacher Mensch«. Beiträge des Int. K.-H.- Waggerl-Symposions 1997, Salzburg 1999.
  • K.Müller: K. H. Waggerl. Eine Biographie mit Bildern, Texten und Dokumenten, Salzburg 1997.
  • K. H. Waggerl: Frauenmantel. Fotografien v. K. H. W., Text v. Bodo Hell. Salzburg 1993.
  • K. H. W. genauer betrachtet. Hg. von L. Besch, Salzburg 1967.

A.Has.