Rundfunk: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Dezember 2016, 03:10 Uhr

Rundfunk.

Der seit 1908 in Salzburg lebende Rundfunkpionier O. →Nußbaumer übertrug am 15. 6. 1904 in Graz als erster auf drahtlosem Weg Musik und Sprache. Ein Jahr nach der Gründung der RAVAG (Österr. Radio-Verkehrs- AG) fand am 24. 8. 1925 die erste Radio-Übertragung von den Salzburger →Festspielen (»Don Giovanni«) nach Wien statt. In den Folgejahren wurden jeweils mehrere Opern und Konzerte übertragen. Im Frühjahr 1928 wurde das Fernkabel Wien-Innsbruck fertiggestellt. Ende der 20er Jahre experimentierten die Salzburger Radiotechniker L. Jenny und Richard Haas auf dem Gebiet der Kurzwellen-Telegraphie bzw. Telephonie (Sprechfunk) so erfolgreich, daß sich die Feuerwehren für die neuen Entwicklungen interessierten. Um einen eigenen Sender in Salzburg bemühten sich die Landesregierung, der Radio-Klub und das SV. Im Jänner/Februar 1928 rief das SV zur »Subskription auf den Rundfunk« auf und erzielte binnen kurzem700 Anmeldungen. Damit konnte die Landesregierung die von der RAVAG geforderte Teilnehmergarantie für 2500 Empfangsstellen in Salzburg übernehmen. Am22. 3. 1930wurde die Hörspielaufführung »Wien–Salzburg« aus einem Eisenbahnzug gesendet. Am 3. 8. 1930 gelang mit einem Kurzwellen-(KW)-Auto als »wanderndes Mikrophon« die Großreportage »Das festliche Salzburg«. Eine Kurzwellen-Empfangsstation auf dem Mönchsberg übernahm die Sendung des KW-Autos und übertrug sie über Leitung nach Wien. Diese erfolgreiche Reportage hatte man zwar in ganz Österreich und in weiten Teilen Deutschlands hören können, nicht aber in Salzburg selbst. Am 21. 12. 1930 wurde dann in Salzburg der sechste Zwischensender der RAVAG eröffnet, es war der alte Grazer Sender (Leistung 500 W), der nach Salzburg kam. Er ermöglichte im Umkreis von ca. 10 km den Empfang mit Detektorgeräten und versorgte ein Einzugsgebiet von ca. 60.000 Einwohnern.

Rundfunkgroßereignisse waren die alljährlichen Übertragungen von den Festspielen, aber auch die heimische kulturelle Szene erfuhr durch den Rundfunk Förderung, so z. B. durch Konzerte, Lesungen, Autorenvorträge. Der Sender Salzburg wurde am 18. 2. 1935 fertiggestellt. Im Zuge der Neugliederung des »Ostmärkischen Rundfunkwesens« nach dem »Anschluß« Österreichs an Deutschland wurde der Sender Salzburg dem Reichssender München angeschlossen.

Nach dem 2. Weltkrieg begannen in Salzburg bereits am 6. 6. 1945 die Sendungen des Senders »Rot-Weiß-Rot« (RWR), zunächst nur zwei Stunden täglich. RWR versorgte Salzburg und das südöstliche OÖ. und bildete später mit den Sendern Linz und Wien (25. 10. 1946) die Sendergruppe RWR, die für die amerikanische Besatzungszone sendete. Bereits am 14. 8. 1945 wurde wieder von den Festspielen übertragen, dabei kam es zur ersten gemeinsamen Übertragung aller Sender in den vier Besatzungszonen. Am 27. 9. 1953 nahm der UKW-Sender Gaisberg den Betrieb auf. Die Anlagen der Sendergruppe RWR wurden am 15. 3. 1954 der öffentlichen Verwaltung übergeben, nur RWR-Wien blieb bis zum 26. 7. 1955 bei der amerikanischen Besatzungsmacht. Aus dem Salzburger →Festspielhauswurde am 27. 1. 1956 als erste Eurovisionssendung aus Österreich der Festakt zum 200. Geburtstag von W. A. →Mozart übertragen.

Am 22. 8. 1956 ging der UKW- und Fernsehgroßsender auf dem Gaisberg in Betrieb. Vom 27. 8. bis 2. 9. 1956 veranstalteten der Intern. Musikrat und der Österr. Rundfunk unter Patronanz der UNESCO und der österr. Regierung zum ersten Mal in Salzburg die intern. Tagung »Die Oper in Funk, Fernsehen und Film«. Gleichzeitig fand eine Festwoche des Opernfilms statt. Für die Rundfunk- und Fernsehübertragungen von den FIS-Weltmeisterschaften in Gastein (1. - 9. 2. 1958) wurde dem Österr. Rundfunk intern. ein gutes Zeugnis ausgestellt. Im selben Jahr fanden im Juli/August zum ersten Mal Eurovisionssendungen von den Salzburger Festspielen statt. Der Staatsakt zur Eröffnung des neuen Salzburger Festspielhauses (26. 6. 1960) wurde von Funk und Fernsehen übertragen. Mitte Februar 1964 forderte Paul Becker energisch eine Rundfunkreform. Die Salzburger Handelskammer legte einige Tage später ein stark beachtetes Konzept zur Neuordnung des Rundfunks vor, das in einer Reihe von Zielsetzungen durch die große Rundfunkreform 1966/67 erfüllt wurde. Paul Becker, seit Beginn von RWR in Salzburg, seit 1950 Salzburger Programmdirektor, wurde am 26. 6. 1967 zum Landesintendanten von Salzburg bestellt, ihm folgte von 1975 bis 1984 R. →Bayr, seit 1984 ist Friedrich Urban Intendant. Das neue Landesstudio Salzburg, nach Plänen des Wiener Architekten Gustav Peichl erbaut, wurde am 21. 7. 1972 eröffnet. Neben der Produktion eines eigenen Hörfunkprogramms für Stadt und Land Salzburg sowie von Fernsehbeiträgen hat das Landesstudio Salzburg vor allem durch die Festspiele zahlreiche überregionale Aufgaben. Dazu gehören im Bereich der Musik die Übertragungen von Festspielaufführungen, von Veranstaltungen der →Osterfestspiele und →Pfingstkonzerte sowie der →Mozartwoche. Im Bereich der Literatur (für die Zeit 1945-54 s. E. →Schönwiese) sind seit 1955 über 300 Hörspiele und über 1000 Lyriksendungen im Rahmen des »Literarischen Sommers im Landesstudio Salzburg« mit Künstlern der Festspiele produziert worden, u. a. mit Käthe Dorsch, Helene Thimig, Ewald Balser und Oskar Werner. Der »Literarische Sommer« bietet auch öffentliche Veranstaltungen im Funkhaus an.

Seit den 50er Jahren produziert die Abteilung »Kultur und Wissenschaft« des Landesstudios das »Salzburger Nachtstudio« (einmal pro Woche, begründet von Paul Becker, fortgesetzt von Oskar Schatz). Seit 1965 veranstaltet diese Abteilung auch das »Salzburger Humanismusgespräch«, 2000 zum 24. Mal, an dem bisher u. a. mitgewirkt haben: Erich Fromm, Helmut Plessner, Manès Sperber, Ernst Fischer, Arnold Gehlen, Ivan Illich, Helmut Gollwitzer, Karl Rahner, Herbert Marcuse, Franz König, Hans Küng. In Zusammenarbeit mit der Salzburger Ärztekammer, der Gemeinde und dem Kulturverein Schloß Goldegg finden seit 1982 die »Goldegger Dialoge« statt, die Fragen nach der Einheit von Körper, Seele und Geist und ihre Wechselwirkungen für unsere Gesundheit diskutieren. Außerdem veranstaltet das Landesstudio alljährlich den →Kabarett-Wettbewerb »Salzburger Stier«. In den 80er Jahren produzierte das ORF Landesstudio Salzburg gemeinsam mit der →Univ. Salzburg die vielbeachtete Reihe »Zeitzeugen«, in der Prominente anhand ihrer Biographie geschichtliche Zusammenhänge des 20. Jh.s aufzeigten. Im Jahr 2001 setzte der ORF mit zwölf Gesprächen aus der Zeit der »68er« (Zeitraum 1968 bis frühe 80er Jahre, Gesprächsleitung: Peter Huemer) die erfolgreiche Reihe fort.

Privatradio: Seit 1. 5. 1992 sendet »Radio Untersberg« (Freilassing, Bayern) auch für die Stadt Salzburg und den Flachgau, seit dem Fall des ORF-Radio-Sendemonopols betreibt der Sender auch zwei Sendestudios in der Stadt Salzburg. Nachdem durch das Regionalradiogesetz 1993 das Radio-Sendemonopol des ORF aufgehoben worden war, entstanden in Salzburg mehrere Privat-Radios, die einem schnellen Eigentümerwechsel unterworfen sind. Im Jahr 2001 senden folgende Privatradios: »Antenne Salzburg« (Regionalradio, landesweiter Sendebereich, früher »Radio Melody«); »Radio Arabella« (Lokalradio, Sendebereich Stadt Salzburg); »Welle 1 Salzburg - Music Radio« (Lokalradio, Sendebereich Stadt Salzburg); »Welle 1 Alpin Music Radio« (Lokalradio, Sendebereich Pinzgau, Pongau und Lungau); »Radiofabrik«, Salzburgs einziges Freies (nichtkommerzielles) Privatradio (Lokalradio, sendet jeweils mittwochs fünf Stunden, Sendebereich Stadt Salzburg), Live-Übertragung der Sendungen per Internet. Ab 1. 10. 2001 Ausweitung der Sendezeit auf täglich zwölf Stunden und das ganze Wochenende.

Literatur:

  • N. Mairhuber: Privatradio Melody FM. Die Umstrukturierung von Radio Melody zu Melody FM, Diplomarbeit Salzburg 1999.
  • Ch. Grabher-Meyer: Jeder vierte schaut zu
  • das Publikum von »Salzburg heute«. Diplomarbeit Salzburg 1998.
  • B. Ch. Strasser: Privatfernsehen in Österreich am Beispiel von Salzburg TV. Diplomarbeit Wien 1997.
  • Ch. Schweinöster: Wie Salzburg ein Fernsehland wurde. Diss. Salzburg 1995.
  • Ch. Schweinöster: Archäologie des Radios in Salzburg: vom Sprecherkabinett zum Landesstudio Salzburg (1925-1972), Diplomarbeit Salzburg 1989.
  • I. Stohl: Rundfunk in Salzburg von Juni 1945 bis 1954: der Sender Rot-Weiß-Rot in Salzburg während der amerikanischen Besatzungszeit, Diss. Salzburg 1988.
  • P. Dusek: Zeitzeugen. Wege zur 2. Republik, hg. v. der Univ. Salzburg, dem Landesstudio des ORF Salzburg in Zusammenarbeit mit dem Hist. Archiv des ORF, Wien 1987.
  • V. Ergert: 50 Jahre Rundfunk in Österreich. 4 Bde., Salzburg 1974-1985.
  • SV, 23. 9. 1927, Jänner/ Februar 1928.

H.H.