Theater: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Dezember 2016, 03:10 Uhr

Theater (Hoftheater, seit 1775; Nationaltheater, seit 1880; Stadttheater, seit 1893; Landestheater, seit 1940, →Theater-Spielorte).

Geschichte des Musiktheaters

Eb. →Markus Sittikus machte Salzburg zum ersten außerital. Zentrum der gegen Ende des 16. Jh.s in Florenz geschaffenen neuen Kunstform »Oper«. Die erste Opernaufführung nördlich der Alpen, der »Orfeo« eines namentlich unbekannten Komponisten, fand am 10. 2. 1614 in dem nach ital. Vorbild in der fe. →Residenz errichteten Theater statt. Weitere Opernaufführungen (»Andromeda«) sowie Aufführungen von Rappresentazioni Sacre (z. B. »Repräsentation von Marter und Tod der heiligen Jungfrau Christina«) lassen sich für dieses Theater sowie für das ebenfalls durch Markus Sittikus im Park von →Hellbrunn angelegte Steintheater, die älteste Naturbühne im deutschsprachigen Raum, nachweisen. Der Tod Markus Sittikus’ setzte der ersten Blütezeit der Opernkultur in Salzburg ein Ende. Im Verlauf des 17. Jh.s fanden opernartige Elemente in immer stärkerem Umfang Eingang in die Darbietungen des Univ.-Theaters (→Theater der Benediktineruniv.). Ab Mitte des 17. Jh.s wurden die Grenzen zwischen Hof- und Univ.-Theater immer fließender: Hofmusiker wirkten in Univ.-Aufführungen, Studenten in Aufführungen des Hoftheaters mit. Eine neuerliche Blüte erlebte die Oper im höfischen Musik- und Theaterleben des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jh.s. Während der Regierungszeit der beiden Eb. Max Gandolf von Kuenburg und →Johann Ernst Thun wirkten zwei der bedeutendsten Barockkomponisten am Salzburger Hof: H. I. F. →Biber und G. →Muffat. Der Großteil ihrer Opernkompositionen für das Hof- und Univ.-Theater ist leider verschollen. Nur Bibers Oper »Chi la dura la vince« (eine Oper über den »Arminius«-Stoff, ca. 1687) ist in einer Widmungs-Hs. erhalten (heute →SMCA). Die vorhandenen Quellen (die Partitur der »Arminius«-Oper, Libretti, Szenarien) lassen erkennen, daß Bibers und Muffats musikdramatische Werke dem venezianischen Operntypus angehören, bei dem es zu einer Vermischung ernster und komischer Handlungsebenen kam. Nach Muffats Fortgang nach Passau (Ende der 80er Jahre) und nach Bibers Tod (1704) drohte die Opernpflege in Salzburg mangels entsprechender Talente zu stagnieren. Eb. Franz Anton von Harrach gelang es jedoch, den in Wien als Vizekapellmeister wirkenden A. →Caldara zu Auftragskompositionen für den Salzburger Hof zu gewinnen. In den Jahren 1716-27 entstanden auf diese Weise ca. 15 Opern und szenische Oratorien. Ein Großteil der Partituren zu Caldaras Salzburger Opernkompositionen ist erhalten geblieben. Diese Werke zeigen bereits deutliche Spuren der um 1700 durch Apostolo Zeno u. a. in Gang gesetzten Opernreform: In ihrer gestraffteren operndramaturgischen Konzeption gehören sie dem spätbarocken Operntypus an. Nach dieser letzten Blütezeit der Barockoper in Salzburg nahm die Qualität und Quantität musikdramatischer Produktionen merklich ab. Das Theaterleben wurde zu dieser Zeit fast ausschließlich vom Universitätstheater und von wandernden Theatertruppen bestimmt. Auf dem Programm der Wandertruppen, die bis ins späte 17. Jh. in Salzburg nachweisbar sind, standen Oper, →Ballett, Pantomime neben Schauspiel, Stegreifkomödie und Puppenspiel.Während der Regierungszeit von Eb. Sigismund Schrattenbach erfreute sich vor allem das Kindertheater besonderer Beliebtheit. Die auch in der Mozart-Korrespondenz erwähnte Truppe der »Bernerschen Kinder«, die zu dieser Zeit in Salzburg nachweisbar ist, war auf Ballettpantomimen und opernartige Darbietungen spezialisiert. Ab 1775 trat das Salzburger Theaterleben in eine neue Entwicklungsphase: Ganz im Sinne der →Aufklärung wurde das Hoftheater durch Eb. →Hieronymus Colloredo in eine öffentlich zugängliche Institution umgewandelt. Das für diesen Zweck adaptierte ehemalige Lodronsche Ballhaus bot ab Herbst 1775 den Wandertruppen, die nunmehr in der Regel für eine ganze Spielzeit (September/Oktober bis Februar/März; gelegentlich auch im Sommer) verpflichtet wurden, den entsprechenden Rahmen. Von den hier wirkenden Wandertruppen, die zumeist nach ihrem Prinzipal benannt wurden, sind vor allem zu nennen: Die Wahrsche Schauspielergesellschaft (1775/ 76), die mit W. A. →Mozart in Verbindung stehende Böhmsche (1779/80) und Schikanedersche (1780/81) Truppe, die Webersche Schauspielergesellschaft (1795/96; geleitet von C.M. v. →Webers älterem Bruder E. v. Weber) sowie die von dem Salzburger Publizisten L. →Hübner und dem Hoftenoristen G. →Tomaselli geleitete »deutsche Hofschauspielergesellschaft« (1796-98). Diese Truppen boten ein für gehobene Provinzansprüche repräsentatives musikalisches Repertoire, das die zu dieser Zeit gängigen Formen der ital. Opera buffa, der frz. Opéra comique, des dt. Singspiels, der Ballett-Pantomime und des Melodrams umfasste. Die Mitwirkung des fe. Hoforchesters sicherte den Aufführungen ein beachtliches Niveau.

Um die Jahrhundertwende tendierte der Publikumsgeschmack immer mehr zur leichteren Muse. Die Wiener Zauberopern (F. Kauer, W. Müller, F. X. Süßmayr, P. Wranitzky) dominierten den Spielplan. In einem zeitgenössischen Bericht von 1803 heißt es: »Den Geschmack des hiesigen Publikums hat der Eigennutz der Unternehmer seit mehreren Jahren durch Schikaneders Sinn und geschmacklose Opern und Farcen, und durch die trivialsten Ritterschauspiele verdorben . . . Für Mozarts Opern scheint man mehr Geschmack zu affektieren, als richtig zu fühlen.« Eine Untersuchung des Repertoires bezeugt die Richtigkeit dieser Behauptung. Immerhin wurde Mozarts »Entführung aus dem Serail« von 1784 bis 1803 20mal gespielt; insgesamt kamen sechs Opern Mozarts während dieser Zeit mehr oder weniger oft zur Aufführung: »Don Giovanni« (erstmals 18. 1. 1797); »Entführung« (17. 11. 1784); »Figaro« (18. 9. 1798); »Der Schauspieldirektor« (3. 11. 1797), »Titus« (2. 3. 1803); »Die Zauberflöte« (19. 5. 1797). Echte romantische Tendenzen zeigen die Werke der Michael-Haydn-Schüler A. Brunnmayer und A. J. Emmert (1768-1812). Auch der erste musikdramatische Versuch des jungen C. M. v. →Weber, »Peter Schmoll und seine Nachbarn« (1802), stammt aus dieser Zeit. Nach Säkularisation des Erzbistums und Auflösung des Hofstaates und damit der Hofkapelle versank das Theater in Provinzialität. Dennoch versuchte Theaterdirektor A. Ferrari während seiner Amtszeit (1804-22), trotz widriger äußerer Umstände (feindliche Invasionen, oftmaliger Regierungswechsel), das Opernrepertoire nach Möglichkeit auf dem aktuellen Stand zu halten (Salieri, Spontini, Cherubini, Boildieu, Rossini). Als neue Spielstätte für Opernaufführungen wurde 1806 die Sommerreitschule (die heutige Felsenreitschule) einbezogen, ebenso fand das Heckentheater im Mirabellpark ab 1811 Verwendung. Hier wurde 1825 Webers »Freischütz«, der bereits 1822 (ein Jahr nach der Berliner Uraufführung) in Salzburg zu sehen war, aufgeführt. Ab der Jahrhundertmitte trat das Musiktheater während der Direktion G. Denemy und C. Clement (1851-57) wieder stärker in den Vordergrund. Theaterkapellmeister war zu dieser Zeit der seit 1839 in einer Vielzahl musikalischer Funktionen in Salzburg wirkende A. →Taux. Auf dem Opernrepertoire finden sich nunmehr die Großen Opern Meyerbeers sowie die dt. Singspielopern Kreutzers, Lortzings und Flotows. Eine kurze Blütezeit erlebte die Oper nochmals während der Direktion H. Jenkes (1872-79). Erstmals gelangten zu dieser Zeit Opernwerke R. →Wagners zur Aufführung (1876 »Der Fliegende Holländer«, 1877 »Lohengrin«). Mangels entsprechenden Personals war man in der Folgezeit bestrebt, Konzessionen an den Publikumsgeschmack zu machen und die Oper weitgehend durch die Operette (Offenbach, Planquette, Lecocq, Genée, Millöcker, Suppé, J. Strauß) zu ersetzen. Bemerkenswert ist, daß zu dieser Zeit zwei bedeutende Musiker am Theater wirkten: Der später intern. renommierte Dirigent C. Muck (1859-1940) war 1. Kapellmeister während der beginnenden achtziger Jahre, 2. Kapellmeister war für kurze Zeit (1881/82) der damals 22jährige H. →Wolf. - Auch nach Eröffnung des nach Plänen Helmers & Fellners gestalteten Theaterneubaus am 1. 10. 1893 (mit der Ouvertüre zu Mozarts »Titus«) blieb die Opernpflege auf die alljährlich im Frühjahr mit auswärtigen Gästen veranstaltete »Monatsoper« beschränkt. Der neue Bau - nunmehr als Stadttheater bezeichnet - nimmt vor allem mit seinem von A. D. Goltz gestalteten Mozart-Vorhang (eine Apotheose Mozarts inmitten seiner berühmtesten Operngestalten) auf den Genius loci Bezug. Die Operette blieb bis weit ins 20. Jh. spielplanbestimmend. In der Spielzeit 1902/03 versuchte sich der als 2. Kapellmeister tätige R. →Stolz erstmals als Operettenkomponist. Im Rahmen der Salzburger Musikfeste, die als unmittelbare Vorläufer der →Festspiele zu gelten haben, fanden gegen Ende des 19. Jh.s Aufführungen von Mozart-Opern im Nationalbzw. Stadttheater statt. Hier war bereits am 26. 1. 1856 »Don Giovanni« im Rahmen des Mozart-Säkularfestes zur Aufführung gelangt. Die Aufführungen der Musikfeste kamen durch Zusammenwirken einheimischer Kräfte (→Dom-Musikverein und Mozarteum bzw. Salzburger →Liedertafel stellten Orchester und Chor) und Solisten der Wiener Hofoper zustande. Opernaufführungen der Musikfeste: 1887 (100 Jahre »Don Giovanni«) »Don Giovanni«, 1891 »Die Hochzeit des Figaro«, 1901 »Don Giovanni«, 1906 (150. Geburtstag Mozarts) »Don Giovanni«, »Figaro«, 1910 (Grundsteinlegung →Mozarteum) »Zauberflöte«, »Don Giovanni«. - Ab 1918 kam es dank der Zusammenarbeit zwischen dem Stadttheater und der Opernschule des Mozarteums unter B. →Paumgartner zu einer neuerlichen Intensivierung der Opernpflege (u. a. Mozart-Opern, »Fidelio« und »Hänsel und Gretel«). 1920 wurde durch einen Vertrag zwischen Mozarteum und Stadtgemeinde die sog. »Mozarteums-Oper« institutionalisiert. Unter der ehrenamtlichen künstlerischen Oberleitung B. Paumgartners kam es allein 1920/21 zu 85 Opernaufführungen, darunter »Freischütz«, »Walküre«, »Otello«. Infolge zu hoher Kosten musste diese Unternehmung eingestellt werden, und die Oper räumte wieder der Operette das Feld. Als 2. Kapellmeister wirkte 1923-25 der junge N. →Dostal in Salzburg. Zum 70. Geburtstag von Wilhelm Kienzl, 1927, sang Richard Tauber den Mathias im »Evangelimann«, es dirigierte der Komponist.

Ab 1922 bis zur entsprechenden Adaptierung des Festspielhauses (1927) fanden die Opernaufführungen der Festspiele im Stadttheater statt. Das 1939 neuerlich umgebaute Theater wurde am 7. 8. 1939 durch eine Festspielaufführung von Mozarts »Entführung« eröffnet (Dirigent: K. →Böhm; Hauptrollen: Maria Cebotari, Helge Rosvaenge). Durch den am 24. 4. 1940 erreichten Status eines Landestheaters bot sich nunmehr wieder der entsprechende finanzielle Rückhalt für die Opernpflege. Während der Intendanz H. Furregs und E. Kerbers, der dank seiner Funktion als Direktor der Festspiele dem Landestheater die Bespielung des Festspielhauses während der Saison erstmals ermöglichte, wurde dem Opernspielplan besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Nach einer durch Kriegsereignisse und amerikanische Besatzung bedingten Unterbrechung nahm mit Wiederaufnahme des Spielbetriebs die Operette wieder die Hauptposition im Spielplan ein. Erst ab der Intendanz P. Stanchinas (1951-57) konnte die Oper endgültig als feste Größe im Spielplan verankert werden. Gemeinsames Bestreben der Theaterleiter war es von nun an, dem Salzburger Publikum auch außerhalb der Festspiele einen mit den bescheidenen Mitteln einer Provinzbühne realisierbaren Opernspielplan zu bieten. Hervorzuheben ist das Bestreben einzelner Intendanten, im Rahmen dieser Möglichkeiten auch das Nicht-Alltägliche zu wagen: H. Matiasek eröffnete seine erste Salzburger Spielzeit (1962) mit Hofmannsthals Bearbeitung von Molières »Bürger als Edelmann« mit der Musik R. Strauss’, er führte Rossinis lange verschollene »Liebesprobe« und →Orffs Bearbeitung von Monteverdis »Orfeo« auf; E. Buschbeck nahm die Gluck-Opern »Orpheus und Eurydike« und »Iphigenie auf Tauris«, Rossinis »Cenerentola«, Brittens »Raub der Lukrezia« und »Albert Herring«, Strawinskys »Rake’s Progress« und Kreneks »Johnny spielt auf« in den Spielplan auf (unterstützt von den zu dieser Zeit am Theater wirkenden Dirigenten Paul Angerer, Th. Guschlbauer und L. →Hager); Federik Mirdita gelang es, N. →Harnoncourt für einen Purcell-Abend zu gewinnen; beachtliche Aufführungen der Mozart-Opern »Idomeneo« und »Titus« im Großen und Kleinen Festspielhaus, von Händels »Jephtha« in der Kollegienkirche, von »Wozzeck« und »Jenufa« sowie Opernuraufführungen, wie F. Hummels »König Übü« (1984), machen deutlich, daß der Opernspielbetrieb einer spärlich dotierten Landesbühne sich selbst neben der drückenden Übermacht von Festspielen zu profilieren vermag.

Geschichte des Sprechtheaters

Das Sprechtheater am Hof-, National-, Stadt- und Landestheater ist in Wechselwirkung zur jeweiligen dt.-sprachigen Theatergeschichte zu verstehen. Sie ist einmal durch ihre Funktion als regionales Theater bestimmt, zum andern spiegelt dieses Salzburger Theater die Strömungen der Gesamtentwicklung. Man kann aber keinesfalls von einem systematischen Programm zur Aufführung älterer (klassischer) Stücke und/oder zeitgenössischer Theaterstücke sprechen. Auch lässt sich unter den wechselnden Direktoren keine durchlaufende Programmlinienführung erkennen. Sicher ist seit 1920 die Beziehungsnähe zu den Salzburger →Festspielen zu beachten. Seit der im Sinne der →Aufklärung erfolgten Theatergründung 1775 haben 69 Prinzipale, Direktoren und Intendanten die künstlerischen und organisatorischen Geschicke des Theaters bestimmt. Verschiedene bauliche Veränderungen haben wesentlich daran mitgewirkt (→Theater-Spielorte). Wenn keine durchlaufenden Programmlinien darzustellen sind, so lässt sich wohl Wichtiges in Bezug auf Intendanten, Stückinszenierung oder Schauspielerpersönlichkeit hervorheben: Am längsten leiteten Anton Ferrari (1804-22) und Katharina Hain (1823-30, 1837-47) die Geschicke des Hauses. Emanuel Schikaneder (1751-1812), der Textdichter der »Zauberflöte«, war von Herbst 1780 bis Fasten 1781 Prinzipal. An 97 Abenden brachte er 13 Singspiele und 22 Ballette, an den übrigen Schauspiele. Er ließ als erster auch ein zeitgenössisches Stück aufführen, nämlich »Der englische Spion« von F. M. →Vierthaler. Schikaneder gewährte der Familie Mozart freien Eintritt ins Theater. Ein homogener Ensembleaufbau und ein kontinuierlicher Spielplan kamen aber noch nicht zustande. Eben dieses erwartete man sich vom Doppeldirektorium des Aufklärers L. Hübner und des fe. Kammersängers G. Tomaselli. Sie brachten zwar 238 Vorstellungen im Zeitraum von zwei Jahren (1796-98), mussten aber auch erkennen, daß ein Theater ein hartes Geschäft ist. Unter den Schauspielern, die hier auftraten, gab es prominente, etwa Katharina Schratt, die Freundin Kaiser Franz Josephs I. (mehrmals zwischen 1879 und 1887), oder Alexander Girardi, der hier 1870/71 debütierte, oder M. →Reinhardt, der hier seine erste fixe Spielzeit, 1893/94, verbrachte. Am 1. 10. 1893 war das Salzburger Stadttheater mit dem dramatischen Märchen »Der Talisman« von Ludwig Fulda eröffnet worden; M. Reinhardt spielte den Oberfeldherrn Berengar. Reinhardt war mit einem umfangreichen Rollenrepertoire nach Salzburg gekommen, er spielte u. a. auch Operettenrollen. In der Ära Anton C. Lechners 1890-99 gab es über 100 Neuinszenierungen, darunter auch zeitgenössische Werke von Gerhart Hauptmann und Arthur Schnitzler. Theaterskandale gab es mehrmals, und zwar aus wechselnden Gründen. Am 7. 2. 1904 wurde die Lokalposse »Die Glockenspielkinder« von H. →Demel-Seebach uraufgeführt. Der Autor karikierte darin die Salzburger als Kulturbanausen, was den lauten Unwillen des Publikums erregte. Zwei uraufgeführte Einakter von G. →Trakl, »Der Totentag« und »Fata Morgana« (1906), wurden von der heimischen Presse als Talentproben bezeichnet, waren aber keine Theatererfolge. Bemerkenswert war das Wirken des heimischen Dramatikers H. →Demel-Seebach, der als der Salzburger Vertreter der »modernen« Dramatik der Jahrhundertwende galt und dessen Stücke fast ausschließlich im Stadttheater uraufgeführt wurden. Allerdings war den psychologisch meist umsichtig motivierten Dramen wenig Erfolg beschieden (z. B. »Bauernrechte«, 1899; »Allotria«, 1900; u. a.). Vielseitige Impulse gingen von der Theaterarbeit Paul Blasels aus, der 1899-1901, 1909-21 und 1922-32 das Stadttheater leitete. Als Neuerungen führte er literarische Abende ein, an denen junge Autoren lesen konnten. Er bemühte sich damals schon um eigene Vorstellungen für Schüler und Arbeiter. In seiner zweiten Direktionsphase spielte Blasel viele Zeitgenossen: H. →Bahr, Gerhart Hauptmann, H. v. →Hofmannsthal, Henrik Ibsen, Karl Schönherr, Hermann Sudermann, August Strindberg, Anton Wildgans und Frank Wedekind. Man sieht daraus, wie genau sich die dramatischen Strömungen von Naturalismus, Symbolismus und Expressionismus in den Autorennamen widerspiegeln. Dem Stadttheater erwuchs 1920 in den Festspielen ein Konkurrent, denn jahrelang hatteman durch gängige Stücke für Sommertouristen das Defizit abgedeckt. Neben den Sprechtheater-Uraufführungen von G. Trakl und H. Demel-Seebach sind noch folgende bemerkenswert: Der Priesterdichter Alois Außerer schuf in »Dido« (1912) ein damals vielgelobtes Beispiel der nachklassischen Tragödienform. In der Zeit zwischen den Weltkriegen ereigneten sich etwa 30 Uraufführungen, darunter wieder Stücke von Alois Außerer, H. Demel-Seebach, J. A. →Lux u. a. F. →Lösers Volksstücke (etwa »Das Kriegerdenkmal«, 1919) lassen Thoma und Anzengruber als Vorbilder erkennen und waren beachtliche Erfolge. Löser übertrug auch Hofmannsthals »Jedermann« ins Salzburgisch-Bairische. Die Uraufführungen nach 1945 stammen einmal von Dramatikern, die schon vor dem Krieg geschrieben hatten: G. →Rendl: »Bleiben Sie bei uns, Vianney« (1955) und »Savonarola« (1957), und Felix Braun: »Rudolf der Stifter« (1952). Daneben gab es die Entdeckung dramatischer Erstlinge: W. →Schneyders »Till bevor er hing« (1963) im Kaisersaal der Residenz und Hans Gigachermit seinem Gastarbeiterstück »Milan« (1974) sowie »Inquisitenspital« (1976). Man sieht, wie auch ein Regionaltheater durch Uraufführungen fruchtbare Impulse setzen kann. In letzter Zeit ist das Landestheater unter Federik Mirdita (bis 1986) und dem derzeitigen Intendanten Lutz Hochstraate (seit 1986) mit Erfolg bemüht, Landestheater und Kammerspiele zu einem wichtigen Bestandteil des Salzburger Kulturlebens zu machen.

Literatur:

  • 200 Jahre Landestheater Salzburg (FS. zum 200-Jahr-Jubiläum eines ständigen Theaters in Salzburg. Redaktion: H. u. V. Kutschera). Salzburg 1975.
  • A. Kutscher: Vom Salzburger Barocktheater zu den Salzburger Festspielen. Düsseldorf 1939.
  • C. Schneider: Geschichte der Musik in Salzburg von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart. Salzburg 1935.