Aperschnalzen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Aperschnalzen''',
 
'''Aperschnalzen''',
  
Lärmbrauch zur ausgehenden Winterszeit (vom Stephanitag bis zum Faschingsdienstag): mit einer »Goaßl« (Peitsche mit kurzem Stiel und einer 3-6 m langen geflochtenen Schnur) wird mit Geschicklichkeit und großer Kraft mit beiden Händen so laut wie möglich in einem ganz bestimmten Rhythmus geschnalzt (geknallt). Bes. Ausprägung im bayerisch-salzburgischen Grenzraum entlang der Saalach und Salzach, ähnliche Formen im Pongau (Klöcken), in Nord- und Südtirol und in der Schweiz. Geschicklichkeitsspiel, Faschingsbrauch und Vertreibung des Winters, Wecken des Frühlings (aper: ahd. apir; vom Schnee befreit) mischen sich darin. Bis vor wenigen Jahren auf die Gegend um Salzburg und den Rupertiwinkel beschränkt, breitet sich dieser Brauch mit großer Schauwirkung neuerdings aus. Alljährlich treffen sich an einem Sonntag in der Faschingszeit Hunderte von Aperschnalzern an einem bestimmten, jedoch stets wechselnden Ort zum Wettkampf (sog. Rupertigau-Preisschnalzen), wobei in Passen (Gruppen zu sieben, neun oder elf Schnalzern) mit rund 1000 Teilnehmern geschnalzt wird; in einem Umkreis von rund 8 km zu hören.
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Geschicklichkeits- und "Lärmbrauch" im historischen Rupertiwinkel sowie im Alpenvorland, vom Stephanitag (26.12.) bis Faschingsdienstag. „Rupertiwinkel“ ist die relativ junge Bezeichnung für jene Salzburger Gebiete um Saalach und Salzach), die nach dem Napoleonischen Krieg, 1816 (bis 1972) zum bayerischen Landkreis Laufen, Tittmoning und Waging wurden.
 
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Mit einer »Goaßl« (Ross- bzw. Fuhrmanns-Peitsche mit kurzem Stiel und einem 3-6 m langen geflochtenen Hanfseil, an dessen Ende der "Bast" knallt) wird mit großer Kraft beidhändig ein bestimmter Rhythmus geschnalzt. Der Übergang zur Überschallgeschwindigkeit erzeugt das Knallen. Geschnalzt wird in Passen (Gruppen) bis zu 9 Personen. Davor steht der "Aufdreher" und leitet das
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Schnalzen ein mit dem Ruf „aufdrahi, oani, zwoa, drei, dahin geht’s“. Das A. ist aus der kunstvollen Handhabung der Peitschen
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entstanden, in Zeiten, in denen der Umgang mit Tieren den Alltag wesentlich bestimmte. Seit der Mitte des 20.- Jh.s finden Wettbewerbe statt sowie das Rupertigau-Preisschnalzen (2018 zum 61. mal) an dem ca. 1.600 Schnalzer und Schnalzerinnen beteiligt sind. Der Brauch ist auf verschiedene Weise interpretiert und für nationale Zwecke instrumentalisiert worden. Einzelne historische Belege weisen auf Hirten- und Fuhrsmannsbräuche im Frühling hin.
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U.Ka.
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Literatur:
  
 
* H. Roth: Das Aperschnalzen. In: Schönere Heimat. Erbe und Auftrag 75, H. 1, München 1986, S. 277 ff.
 
* H. Roth: Das Aperschnalzen. In: Schönere Heimat. Erbe und Auftrag 75, H. 1, München 1986, S. 277 ff.
* K. Zinnburg: 25 Jahre Schnalzervereinigung »Rupertiwinkel«. In: SH 6, H. 1, 1982, S. 95 ff.
 
* M. Becker: Das Salzburger Aperschnalzen. In: SH 1, H. 1, 1977, S. 59 ff.
 
 
R.A., U.K.
 
  
 
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Version vom 17. August 2017, 10:05 Uhr

Aperschnalzen,

Geschicklichkeits- und "Lärmbrauch" im historischen Rupertiwinkel sowie im Alpenvorland, vom Stephanitag (26.12.) bis Faschingsdienstag. „Rupertiwinkel“ ist die relativ junge Bezeichnung für jene Salzburger Gebiete um Saalach und Salzach), die nach dem Napoleonischen Krieg, 1816 (bis 1972) zum bayerischen Landkreis Laufen, Tittmoning und Waging wurden. Mit einer »Goaßl« (Ross- bzw. Fuhrmanns-Peitsche mit kurzem Stiel und einem 3-6 m langen geflochtenen Hanfseil, an dessen Ende der "Bast" knallt) wird mit großer Kraft beidhändig ein bestimmter Rhythmus geschnalzt. Der Übergang zur Überschallgeschwindigkeit erzeugt das Knallen. Geschnalzt wird in Passen (Gruppen) bis zu 9 Personen. Davor steht der "Aufdreher" und leitet das Schnalzen ein mit dem Ruf „aufdrahi, oani, zwoa, drei, dahin geht’s“. Das A. ist aus der kunstvollen Handhabung der Peitschen entstanden, in Zeiten, in denen der Umgang mit Tieren den Alltag wesentlich bestimmte. Seit der Mitte des 20.- Jh.s finden Wettbewerbe statt sowie das Rupertigau-Preisschnalzen (2018 zum 61. mal) an dem ca. 1.600 Schnalzer und Schnalzerinnen beteiligt sind. Der Brauch ist auf verschiedene Weise interpretiert und für nationale Zwecke instrumentalisiert worden. Einzelne historische Belege weisen auf Hirten- und Fuhrsmannsbräuche im Frühling hin. U.Ka. Literatur:

  • H. Roth: Das Aperschnalzen. In: Schönere Heimat. Erbe und Auftrag 75, H. 1, München 1986, S. 277 ff.