Kulturinitiativen
Kulturinitiativen.
Neben der sogenannten »Hochkultur« bildete sich seit den 70er Jahren in Stadt und Land Salzburg eine lebendige Szene von kleinen, doch sehr engagierten Kulturinitiativen heraus, die trotz bescheidener Mittel bestimmend auf das regionale Kulturleben wirken. Heute sind rund 60 Kulturveranstalter im Land Salzburg in vielfältiger Weise tätig.
Im Flachgau wurde bereits 1978 der »Anifer Kulturkreis« gegründet, der neben zahlreichen Aktivitäten im Bereich der bildenden Kunst auch Kabarett- und Theaterabende, Konzerte und Lesungen veranstaltet. Ein Jahr später legte der Maler Beppo Pliem mit seiner Aktion »Galerie in der Schule« den Grundstein zur »Neumarkter Kulturvereinigung« (NKV), die es sich zur Aufgabe macht, mit Konzerten, Filmvorführungen, Vorträgen und Theaterabenden besonders die Schüler anzusprechen. Seit 1981 ist der Kulturförderungsverein St. Georgen tätig, der im historischen Siglhaus (erbaut 1835) Ausstellungen sowie Kultur- und Museumstage veranstaltet. Die »Kulturinitiative Flachgau« in Bürmoos ist seit 1983 mit diversen Veranstaltungen präsent, die vor allem Frauen und Jugendlichen kreative und kulturelle Anregungen bieten sollen. Anlässlich der Landesausstellung »Die Bajuwaren« (1988) entstand der »Kulturverein Mattsee«. Im November 1989 wurde in Seekirchen der »Kulturverein Schloß Seeburg« mit dem Ziel gegründet, einerseits das kulturelle Leben im Ort zu fördern (Herausgabe eines Veranstaltungskalenders, Organisation von Kammerkonzerten, Lesungen, Ausstellungen etc.), andererseits die Aktivitäten der rund siebzig Vereine vor Ort zu koordinieren. Der Musik (Pop, Jazz, Latin etc.) hat sich die 1993 gegründete »Kulturinitiative Seekirchen« verschrieben. 1991 schließlich trat in Thalgau das »Wartenfelser Kulturforum« (WACUUM) die Nachfolge des Kulturkreises »Wartenfels« an, um das zeitgenössische Kulturschaffen auch der Landbevölkerung näherzubringen. Die »Kulturinitiative Straßwalchen« (gegr. 1991) widmet sich besonders Ausstellungen, Konzerten und Workshops. Mit seiner »Dorfzeitung« (Internetzeitung, »4-8 mal jährlich erscheinende Kulturzeitung für das globale Dorf«) geht der 1997 gegründete Kulturverein »sKys« in Lamprechtshausen neue Wege der Kulturberichterstattung.
Im Tennengau hat sich neben dem »Tennengauer Kunstkreis« (1979), der sich vornehmlich der bildenden Kunst widmet, das 1983 gegründete »Kulturforum Hallein« mit seinem vielfältigen Angebot (jährliches Stadtfest, Jazzfestival, Kulturherbst, Frauenkulturtage etc.) große Verdienste um die Verankerung kulturellen Lebens in der Bevölkerung erworben.
Der »Kuchler Kunst- und Kulturverein« (KUKUK) konstituierte sich 1987 und sieht seine Aufgabe vornehmlich in der Organisation von Konzerten aller »Populär-Musik- Sparten«. In Golling sorgt der »Kulturverein Golling« für die Veranstaltung von Theater- und Kabarett-Abenden sowie von Open-Air- Festivals im Sommer. »Den Bereich Kultur im Ort durch ein zusätzliches Angebot erweitern« will mit einem vielfältigen Veranstaltungsangebot auch der »Dreschflegel«, der Kulturverein in Abtenau.
Auch im Pongau beleben zahlreiche Vereine und Kulturinitiativen das regionale Kulturleben: Der 1977 gegründete Kulturverein »Spektrum« St. Johann begann mit Lesungen in der Schule, weitete das Programm immer mehr aus und gab eine eigene Zeitschrift heraus. Das »St. Johanner Lesezeichen«, gegr. 1974, 1977-85 im Rahmen von »Spektrum– Pongauer Kulturvereinigung« tätig, wiederbegründet 1991, seit Beginn geleitet von Hans Witke, stellt sich erfolgreich die Aufgabe, auch »unbequeme« moderne Literatur im ländlichen Raum zu vermitteln. Während das Publikum dem »St. Johanner Lesezeichen« die besten Zeugnisse ausstellt, hat die Gemeinde die Zusage von Räumlichkeiten nicht eingehalten, weshalb die Kulturinitiative seit Jahresende 1999 »pausiert«. Der 1979 »zur Förderung des örtlichen kulturellen Schaffens« gegründete Bischofshofener Kulturverein »Pongowe« widmete sich neben einem breiten Musikangebot (von Klassik über Jazz bis zu Blues und Folk; jährliches Open Air im Juli) auch der Vermittlung von Kulturen fremder Völker (jährliches Festival im Oktober) und der Kinder- und Jugendarbeit. Der »Kulturverein St. Barbara« in Werfen, Ende der 70er Jahre aus der Initiative »Kultur im Betrieb« in einer Walzengießerei in Tenneck entstanden, leistet auch heute noch Basisarbeit und ist in seinen Aktivitäten (Ausstellungen, Kurse, div. Kulturveranstaltungen) eng mit der heimischen Bevölkerung verbunden. Auch der 1991 aus dem seit 1974 bestehenden »Wagrainer Heimatmuseumsverein« hervorgegangene »Wagrainer Verein für Heimat und Kultur Blaues Fenster« möchte in seiner Arbeit Kultur als ganzheitlichen Ausdruck menschlichen Zusammenlebens verstanden wissen. Für sein Konzept der offenen Kultur- und Bildungsarbeit, in deren Vordergrund »die Förderung von Kreativität und sozialem Lernen, die Förderung von Kommunikation und Öffentlichkeit« sowie »die Förderung bedarfs- und problembezogener Bildung und Entwicklung eines lebenswerten soziokulturellen Klimas« stehen, wurde dem Verein, repräsentiert von Elisabeth Kornhofer, 1997 der in diesem Jahr erstmals ausgeschriebene »Landespreis für Kulturinitiativen« zuerkannt. »Mehr auf einen traditionellen Kulturbegriff abgestimmt« ist die Zielsetzung des 1981 gegründeten Radstädter Kulturkreises »Das Zentrum«. Neben den seit 1987 in Zusammenarbeit mit der Universität Wien durchgeführten »Paul-Hofhaimer-Tagen« und den von der Hochschule →Mozarteum unterstützten »Radstädter Sommerkonzerten« bietet der Verein ein reichhaltiges Konzert-, Lesungs-, Theater- und Kabarettprogramm an und organisiert den jährlichen Kunsthandwerksmarkt. Ebenfalls einen musikalischen Schwerpunkt hat der Altenmarkter Kulturverein »Abraxas«. Er verdankt sein Entstehen einer »Demonstrationsbewegung gegen die Gemeinde und für einen von ihr abgesägten Baum«. Der ortsansässigen Bevölkerung ein möglichst vielfältiges Veranstaltungsprogramm zu bieten, ist Ziel des 1991 gegründeten Vereins »Kulturschmiede« in Schwarzach. Jazz- und Folkkonzerte zählen dazu genauso wie verschiedene Aktivitäten für Kinder, aber auch Lichtbildvorträge, Lesungen und »ehrliche Volksmusik«. Als »Verein für wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen« versteht sich der »Kulturverein Schloß Goldegg«.
Der Pinzgau zeichnet sich durch eine besonders intensive Pflege der Regionalkultur aus. Schon 1970 wurde der Kulturverein »Galerie Zell am See« gegründet, der sich die Präsentation zeitgenössischer Kunst zum Ziel gesetzt hat. Auch der »Kulturverein Rauris« besteht seit über 25 Jahren, die jährlich stattfindenden →»Rauriser Literaturtage« mit der Vergabe des »Rauriser Literaturpreises« und des »Rauriser Förderstipendiums« haben mittlerweile internationale Bedeutung erlangt. Der »Kulturkreis Maishofen« will mit breit gefächerten kulturellen Aktivitäten »die einheimische Bevölkerung zur Auseinandersetzung mit der Kultur anregen, Eigeninitiative fördern und ein reizvolles Zusatzangebot für die Gäste des Ortes bieten«. In Saalfelden bemüht sich der »Förderverein Saalfeldner Kulturzentrum Echo« um die professionelle Organisation anspruchsvoller Veranstaltungen, die »Neues, Aktuelles, Unübliches, An- und Aufregendes« zu bieten haben. Das »Zentrum zeitgenössischer Musik«, ebenfalls in Saalfelden beheimatet, ist neben zahlreichen anderen Aktivitäten Veranstalter des »Internationalen →Jazzfestivals Saalfelden«, eines der renommiertesten Festivals dieser Art in Österreich. »Kultur« wird von den Initiatoren des 1989 in Lofer gegründeten Kulturvereins »Binoggl« im »weitesten Sinne« verstanden: Das Programmangebot reicht von Kirchenmusik über Rock- und Jazzkonzerte bis zu Ausstellungen und Theatergastspielen.
Der 1985 entstandene Kulturverein »Naguna« in Uttendorf ist eine hauptsächlich von Lehrern getragene Kulturinitiative, die jährlich ca. zehn kulturelle Veranstaltungen verschiedenster Art anbietet. In der Tauernregion ist der »Hollersbacher Kulturverein« neben vielen anderen kulturellen Angeboten vor allem durch die alljährlich stattfindenden »InternationalenMalerwochen« bekannt, und der in Neukirchen beheimatete Kulturexpreß M2 (Veranstaltungsschwerpunkte sind Theater, Musik und Film) tätig. Nach Renovierung der Burg Kaprun wurde 1987 der Kulturverein →»Tauriska« gegründet, der mittlerweile von April bis Oktober ein vielfältiges Programm organisiert.
Die Kinderkulturtage in Leogang ermöglichten seit 1990 Kindern und Jugendlichen, Kultur und Kunst aktiv im Rahmen von Künstler-Werkstätten mitzugestalten.
Zentrum der kulturellen Aktivitäten im Lungau ist die »Lungauer Kulturvereinigung« mit Sitz in Tamsweg. Viele der Veranstaltungen finden in der 1982 zu einem Kulturzentrum ausgebauten Burg Mauterndorf statt. Vom Fremdenverkehrsverband Tamsweg werden alljährlich im September die »Tamsweger Kulturtage Artes« veranstaltet, wobei die verschiedenen Veranstaltungen unter einem jährlich wechselnden gemeinsamen Motto stehen. Neben einer »Jugendkulturinitiative Tamsweg« sorgt auch die »Jazzszene Hypo Lungau« für ein alternatives, auf die Bedürfnisse eines jungen Publikums abgestimmtes Kulturangebot. Seit 1991 lädt die im Lungau gegründete Literaturinitiative »freies lesen« zur Lektüre unter freiem Himmel ein. In Parks werden im Freien Stühle und Bücherschränke aufgestellt, die das Lesepublikum für zeitgenössische Literatur interessieren sollen (u. a. in Tamsweg, Radstadt, Stadt Salzburg, Flachgau). Ein Literaturpreis, Lesungen prominenter Autoren, Literaturwanderungen und Bücher als Ergebnis von Kinder- und Jugendschreibwerkstätten (u. a. in der Stadt Salzburg) belegen die Wirkung, die von dieser Idee ausgeht.
In der Stadt Salzburg bemühen sich vor allem die 1970 unter dem Namen »Szene der Jugend« gegründete →»Szene Salzburg«, der 1977 gegründete »Verein zur Förderung aktueller Musik →»Aspekte« sowie die Veranstaltungsreihe →»Zeitfluß« um einen Kontrapunkt zu dem durch die Salzburger →Festspiele während des Sommers dominierten kulturellen Stadtleben. Die →»Elisabethbühne« und das seit 1984 bespielte »Toi- Haus« bereichern das Theaterangebot, im »Kleinen Theater« bilden literarisches und gesellschaftskritisches Theater den Schwerpunkt des Spielplans. Das 1991 gegründete →»Rockhouse Salzburg« sowie das von Mitarbeitern der »Szene Salzburg« ins Leben gerufene »Foyer der Künste« bieten Musikern der verschiedensten Musikrichtungen (Rock, Pop, Jazz, Underground usw.) eine Plattform. Im 1985 erstrittenen »Kulturgelände Nonntal« finden mittlerweile über 50 kulturell, sozial, politisch und handwerklich engagierte Gruppen ihre Heimstatt. Um eine Förderung heimischer Künstlerinnen bemüht sich seit 1985 das Salzburger »Frauenkulturzentrum« (heute »Kultur-Spur«). Im 1991 gegründeten →Literaturhaus werden die Gegenwartsliteratur und der interdisziplinäre Diskurs über Literatur gefördert.
Literatur:
- L@and, 29 Positionen zu Kunst u. Kultur im Land Salzburg. Hg. v. Salzburger Landeskulturbeirat-Fachbeirat Kulturinitiativen Salzburg Land, Salzburg 2000.
- H. Holl: Literaturgeschichte Salzburgs von 1945 bis zur Gegenwart. In: E. Hanisch, R. Kriechbaumer (Hg.): Salzburg, Zwischen Globalisierung und Goldhaube, Wien 1997 (=Geschichte der österr. Bundesländer seit 1945, Bd. 1), S.671-734.
- W. Freitag, M. Pichelhofer, B. Scholz (Hg.): Zwischen Subversion und Subvention. Kulturinitiativen in Österreich, Wien 1991/92.
H.A, H. H.