Militärische Anlagen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Die Bauten des Militärs und Wehrbauten umfassen eine Vielfalt von Bautypen und Bauaufgaben, neben den Türmen, Burgen, Stadtbefestigungen und Festungen auch die zur Sicherung des Landes befestigten Klausen und Pässe, Kasernen, Radaranlagen, Munitionsdepots und Bunker.

Frühgeschichtliche und frühmittelalterliche Beispiele, etwa Wallanlagen, wurden im Hochmittelalter durch Türme mit Bering aus Palisaden oder Mauern abgelöst (Festung Hohensalzburg). Neben Dynastenburgen der um Salzburg ansässigen Grafengeschlechter (z.B. Plain, Peilsteiner mit Karlstein, Tengling, Lebenau, Mittersill) übten eine Reihe von Ministerialengeschlechtern mit ihren Burgen die Herrschaft für die Salzburger Kirche aus. Diese Anlagen sind meist Höhenburgen wie Goldegg, Guetrat, Kalham, Kaprun, St. Pankranz (Haunsperger) und Moosham, aber auch einige Niederungsburgen (Wasserburgen Altentann, Abtsdorf/Bayern) wurden angelegt. Rund um diese größeren Burgen lagen kleinere Türme und mit einer Mauer umgebene Ansitze der Ritterschaft mit ihren Wirtschaftshöfen.

Mit der Ausbildung der erzbischöflichen Landesherrschaft im 13./14. Jahrhundert übernahmen die Hauptburgen (Hohensalzburg, Hohenwerfen, Friesach, Leibnitz, Pettau und Rann), die ummauerten Städte und die befestigten Pässe und Klausen die Aufgabe, das Land zu schützen (z.B. Radstadt, Tittmoning, Mandlingpass). Zentrale Burgen als Verwaltungsmittelpunkte wurden durch erzbischöflichen Pfleger verwaltet (Mittersill, Goldegg, Werfen, Golling, Glanegg, Mattsee). Eine letzte Blüte erlebten die Burgen unter Erzbischof Leonhard von Keutschach. Erste Reaktionen auf die immer wirkungvoller werdende Artillerie waren Rundtürme für Geschütze (Bürgermeisterturm) sowie Ausbau der Burgen zu Festungen mit Vorwerken, Sperrbögen und Basteien (Festung Hohenwerfen).

Im Dreißigjährigen Krieg ließ Erzbischof Paris Graf von Lodron Salzburg zur Festungsstadt mit Bastionen und Ravelins zwischen den zum Teil ummauerten und skarpierten Bergen ausbauen. An den Landesgrenzen legte er Fortifikationen an (1638 Schanze in Neumarkt, 1626–28 Schanze Straßwalchen). Das stehende Heer musste in Kasernen untergebracht werden (1641 Türnitz, 1695–97 Neue Türnitz). Das österreichische Militär übernahm Salzburg als Festungsstadt gegenüber Bayern. Eine spezielle Bauaufgabe war die Militärschwimmschule von 1829 neben Schloss Leopoldskron.

Das 19. und 20. Jahrhundert brachte eine Reihe von neuen Kasernenbauten, 1848 Franz-Josefs-Kaserne, Hellbrunner-, Lehener- und Riedenburgkaserne; die Rainerkaserne in Elsbethen ist die einzige militärische Anlage, die vollständig in der NS-Zeit (1938–1940) erbaut wurde und nun einer neuen Nutzung zugeführt wird. Das 1951/52 errichtete Camp Roeder (Schwarzenbergkaserne) entsprach einer US-amerikanischen Divisionskaserne und ist die größte Kaserne Österreichs. Die Einsatzzentrale Basisraum bei St. Johann, wie der amtliche Name für den 1978–82 errichteten Regierungsbunker lautet, dient auch der Luftraumüberwachung. Am Gipfel des Kolomansbergs befinden sich zwei Radarkuppeln des Flugsicherungsradarsystems Goldhaube.

Lit.:

  • P. Schicht: Bollwerke Gottes. Der Burgenbau der Erzbischöfe von Salzburg. Salzburg 2010.
  • T. J. Mitterecker: Die Soldatesca des Erzstiftes Salzburg unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung seit der Einführung des miles perpetuus im 17. Jahrhundert Wien 2010.
  • W. Mitterecker: Fürsterzbischöfliche Kasernen in der Stadt Salzburg. In: Bastei 58 (2009) H.1, S. 25–30 und H. 2, S. 22–26.
  • G.L. Fasching, O.H. Rainer: Die Dislokation der US-Streitkräfte 1945 bis 1955 in Salzburg. In: Jahresschrift des SMCA 40/41, Salzburg 1995, S. 289–321.
  • F. Zaisberger, W. Schlegel: Burgen und Schlösser in Salzburg. 1. Bd. Wien 1978. 2. Bd. Wien 1992.
  • Salzburger Militärgeschichte, Teil 1: Militär in Salzburg – ein historischer Überblick. Teil 2: ehemalige Kasernen in Salzburg. Teil 3: die Riedenburgkaserne. Vervielfältigtes Typoskript, hg. vom Militärkommando Salzburg. Salzburg [um 1989].

G.P.