Möbel

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Die älteste Handwerksordnung der Salzburger Tischler stammt aus dem Jahr 1561; Schutzpatrone sind Philippus und Jakobus.

Der erste namentlich genannte Tischler Salzburgs ist Velbert Partl (1407). Die Pistator-Werkstatt ist im Lungau im 15. Jahrhundert tätig. Das Möbelhandwerk ist im 15. und 16. Jahrhundert in Salzburg bedeutend, was die Nennung von 27 Tischlern zwischen 1443 und 1528 wie auch die kostbare und kunstvolle Ausstattung der Festung Hohensalzburg bezeugen.

Um 1600 Hochblüte der Möbelkunst (Kassettendecken des Residenz-Neugebäudes und intarsierte und geschnitzte Hallenschränke). Der erste Hoftischlermeister wird unter Erzbischof Markus Sittikus von Hohenems genannt: Simon Claner (Klaner). Zugehörige Tischlernamen sind vorwiegend nach kirchlichen Einrichtungsgegenständen zu identifizieren, nach Sakristeieinrichtungen oder Altären. Balthasar Kölbl leitet um 1690 die führende Werkstatt und arbeitet als Hoftischler für die erzbischöfliche Fürstenresidenz.

Gestühl und Kästen im Dom fertigt Kölbl oder sein Zeitgenosse Lorenz Windpichler, der auch für St. Peter arbeitet (Garnitur 1706). Von ihm könnte auch das fast vollständig erhaltene Ensemble der Vitrineneinrichtung der Kunst- und Wunderkammer (Dommuseum) stammen. Die zentrale Figur der Tischlerkunst im Salzburg des 18. Jahrhunderts ist Simon Thaddäus Baldauf; seine Spezialitäten sind die Intarsie, die Boulletechnik und feinste Schnitzerei. Während der Rokokostil in der Hauptstadt nicht Fuß fasst, bringen v.a. Pinzgau und Lungau zarte Zirbenholzmöbel (Bauernmöbel) in charakteristischer Ausprägung hervor. Klassizistische Salzburger Möbel stammen von Franz Rödl, auch von Mathias Wessiken (Ausstattung fürsterzbischöfliche Hofapotheke, um 1760).

Barschrank von Jakob Adlhart
und Lucas Suppin (1930-35)

Ein Höhepunkt der Salzburger Möbelkunst zeigt sich mit der neogotischen Ausstattung von Schloss Anif durch Josef I. Wessiken. Mitte des 20. Jahrhunderts zeichnet der Salzburger Bildhauer Jakob Adlhart verantwortlich für seine charakteristischen, archaisierenden Chorgestühle der Dome von Salzburg und Eisenstadt, aber auch für vereinzelte, riesige, derb geschnitzte figürliche Holzluster.

Ebenfalls zu erwähnen ist der Architekt Wunibald Deininger mit Entwürfen massiver Salon- und Büromöbel. Wie er haben auch andere Architekten des 20. Jahrhunderts sich der Gestaltung von Möbeln angenommen – meist ist es die Bestuhlung von eigener Architektur – hier sind v.a. Wilhelm Holzbauer zu nennen oder auch der Künstler Kay Krasnitzky, der für die intarsierten Brüstungselemente des kleinen Festspielhauses genannt wird. (1961, 2004 beim Umbau abgerissen; heute Teile davon im Salzburg Museum).

Dem Biotrend und Zwang zur Erneuerung folgend ändert die 1932 in Abtenau von Tischlermeister Sebastian Gschwandtner gegründete Firma Voglauer Möbelwerk als Familienbetrieb ihre Ideologie zur Erzeugung von v.a. Hoteleinrichtungen unter konsequenter Verwendung von Salzburger Naturholz. Seit 2002 gibt es an der Fachhochschule Salzburg am Standort Kuchl den Studiengang Design & Produktmanagement, aus dem einige Absolventen hervorgegangen sind, die sich alleine oder in Teams selbstständig gemacht haben und erfolgreich, materialbewusst und ideenreich zeitgemäße Möbel produzieren. Mario Siller, Matthias Lienbacher und Stefan Rehrl, die sich als Dreikant einen Namen gemacht haben, bevorzugen heimische Hölzer, die sie zu massiven Tischen verarbeiten.

Lit.:

  • R. Oberhofer, A. Hahnl: Ein ehrsames Handwerk der Tischler zu Salzburg. Salzburg 1978.

Ch.S., D.G.