Joseph Anton Stranitzky

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Stranitzky, Joseph Anton, * Graz 10. 9. 1676, † Wien 19. 5. 1726, Schriftsteller, Dramatiker, Theaterleiter, Schauspieler.

Sohn eines Lakaien und einer Trödlerin. Mit 13 Jahren Vollwaise. Er wandte sich dem Puppenspiel zu. 1699 als Marionettenspieler in Augsburg; 1701 in Nürnberg, 1702 wieder in Augsburg, 1705 hielt er sich schon in Wien auf, 1706 erhielt er gemeinsam mit Johann Baptist Hilverding und Anna Maria Naffzerin eine Spielbewilligung in Wien. In dieser Zeit dürfte er sein Examen als Arzt gemacht haben: bürgerlicher Beruf Zahn- und Mundarzt (lt. Univ.-Matrikel Wien). Neben dem lebenden Theater scheint St. stets auch Marionetten gespielt zu haben. Seit 1707 hatte er ein ständiges Theater: das Ballhaus in der Teinfaltstraße. 1710 bezog er mit seiner Truppe »Die Teutschen Komödianten« das Kärntnertortheater. Dieser Erfolg gegen die Konkurrenz der engl. Komödianten und gegen die ital. Commedia dell’arte begründete die bodenständige Wiener Volkskomödie. Besonders in St.s »lustiger Figur« wird das augenfällig: Im Kontrast zu Pickelhering und Arlecchino trat St. als →Hanswurst in der bodenständigen Kleidung des Lungauer Sau- und Krautschneiders auf. Da er schon 1705 in Baecks »Neueingerichtetem Zwergenkabinett« abgebildet ist, liegt die Vermutung nahe, daß er sich im Salzburgischen aufgehalten habe. Man nimmt an, daß er 1707 bei der Einweihung der Kollegienkirche hier gewesen sei. Jedenfalls hat St.s Lungauer Hanswurst Theatergeschichte gemacht. Als Schriftsteller und Dramatiker verfaßte St. die Werke »Olla Potrida des durchtriebenen Fuchsmundi« (1722) und »Hanns Wursts Lustige Reyss- Beschreibung aus Salzburg in verschiedene Länder«, o. J., Neuausgabe 1787.

Literatur:

  • Hanswurstiaden. Ein Jahrhundert Wiener Komödie. Mit Texten v. J. A. Stranitzky u. a., hg. u. m. e. Nachwort v. J. Sonnleitner. Salzburg 1996 (= Eine österreichische Bibliothek).
  • M. Wölfel: Mundartkritische Untersuchung der Werke J. A. St.s. Diss.Wien 1963.
  • O. Rommel: J. A. St. In: Alt-Wiener Volkskomödie, Wien 1952.

A.Has.