Maria Anna Mozart

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Mozart, Maria Anna Walburga Ignatia (»Nannerl«), * Salzburg 30. 7. 1751, † Salzburg 29. 10. 1829, Schwester W. A. →Mozarts.

Viertes (und erstes überlebendes) Kind des Hofviolinisten L. →Mozart; entwickelte sich sehr früh zu einer exzellenten Klavierspielerin, die ihrem um fünf Jahre jüngeren Bruder eine musikalisch hochbegabte Partnerin während der großen Europa-Reisen der Familie war und ebenso wie Wolfgang allerorts bewundert wurde. Seit 1769 stand sie jedoch zunehmend im Schatten ihres Bruders, der nun zumeist mit dem Vater Reisen unternahm.

Völlig an Salzburg gebunden, hatte Nannerl nach dem Tod der Mutter (1778) nicht nur den Haushalt der Familie zu führen, sondern trug auch durch Klavierunterricht dazu bei, das nicht gerade üppige Einkommen eines Salzburger Hofbeamten aufzubessern. Mozart selbst blieb seiner Schwester zeitlebens in inniger und zärtlicher Anhänglichkeit verbunden, wenngleich sich nach seiner Heirat (1782) Spannungen einstellten, die nach dem Tode des Vaters (1787) auf Seiten Nannerls zu Verbitterung führten. Da beide nach 1787 kaum noch brieflichen Kontakt hatten, kam die Nachricht vom Tod ihres Bruders für sie völlig überraschend und traf sie sehr. Tatkräftig förderte sie nach 1791 Mozarts Biographen.

N.s nie betont herzliche Beziehungen zur Schwägerin C. →M. wurden 1827 wegen Auseinandersetzungen um die Familiengrabstätte zu St. Sebastian gänzlich abgebrochen. Andererseits hegte sie große Zuneigung zu ihren beiden Neffen Karl →M. und F. X. →M. (W. A. Sohn). Im Alter von 33 Jahren schloss sie eine Vernunftehe mit dem fast 50jährigen Gerichtspfleger zu St. Gilgen, J. B. →Berchtold von Sonnenburg, nachdem der Vater 1781 eine ersehnte Verbindung mit Hauptmann Franz Diepold verhindert hatte. Fünf Stiefkinder, drei eigene Kinder und der oft mürrische Gemahl machten ihr viel zu schaffen, worüber ein reger Briefwechsel (über 120 Briefe) mit dem Vater Aufschluss gibt.

Nach dem Tod ihres Gatten (1801) zog sie nach Salzburg; 74jährig erblindete sie. Auf ihren Wunsch hin bestattete man sie nicht im väterlichen Grab zu St. Sebastian, sondern in der Kommunegruft zu →St. Peter. N. M.s Reisenotizen aus den Jahren 1763-66 und ihre Tagebuchblätter (1775-77, 1779-80 und 1783) bieten wertvolle Hinweise für die Mozart-Forschung. L. M. schrieb für N. ein »Notenbuch« (1759), W. A. M. u. a. das Capriccio für Klavier KV 395 und Kadenzen zu den Klavierkonzerten KV 175 und 271. 1983 wurde von der Internationalen Stiftung →Mozarteum in St. Gilgen ein Gedenkraum eingerichtet, in dem Porträts und Dokumente zur Familie M. gezeigt werden.

Literatur:

  • G. Geffray (Hg.): M. A. M. meine tag ordnungen. Bad Honnef 1998.
  • W. Hummel: Nannerl, W. A. M.s Schwester. Zürich 1952.

E.H.