Volkstanz

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Volkstanz. Neben dem geselligen Tanz, der im steten Austausch mit den Tänzen anderer Gesellschaftsgruppen stand (→Volksmusik), erhielten sich im Zusammenhang mit Festen und Bräuchen ältere Reigentänze im Bereich des Volkstanzes.

Generell gilt für sie, daß sie den Berichten der Chronisten zufolge im Laufe des 18. Jh.s zurückgedrängt wurden und durch die oberschichtlichen Altertums- und Pflegebewegungen seit der Mitte des 19. Jh.s neu bewertet und schließlich ab dem ausgehenden 19. Jh. erneuert und gepflegt wurden. Dazu zählen die Bandel- und Reiftänze, die seit dem 15. Jh. nachweisbar sind. Ebenso haben sich Ketten- und Schwerttänze der Handwerkerzünfte erhalten.

Der Salzburger Binder- oder Küfertanz stellt eine Neubearbeitung (1924 durch K. →Adrian, nach 100-jähriger Pause, am Vorbild des neubelebten Münchner Schäfflertanzes) eines historischen Zunfttanzes dar. Die älteste Nachricht darüber stammt aus dem 15. Jh., Tänzer waren die Gesellen der Zunft, die diese Tänze an Festtagen der Zunft und im Fasching öffentlich aufführten. Die Gesellen tanzten dabei in ihrer festlichen Standestracht. Für den Halleiner Küfertanz sind Beschreibungen des 19. Jh.s erhalten. Verbindendes Element bei diesem Männerreigen sind fichten- und girlandenumwundene Halbkreisbögen, die »Reifen«. Die einzelnen Tanzfiguren werden heute als Abstraktionen der Arbeitsvorgänge gedeutet, wiewohl sie einst quer durch Europa bei allen Berufsgruppen gleich waren und alle Möglichkeiten des Reigen- und Kettentanzes ausschöpfen. Diese Handwerkertänze waren im Spätmittelalter und der Renaissancezeit über alle europäischen Handelsstädte und Bergwerksregionen hin verbreitet und verlieren sich im 19. Jh. Gewerbe- und Stadtakten liefern Belege für die Aufführungstermine. Heute wird der Bindertanz von der Salzburger Brauchtumsgruppe »Jung Alpenland« zu besonderen öffentlichen Festen (z. B. Dult, Fest zur Festspieleröffnung etc.) aufgeführt. Die Binder und Küfer hatten als Lieferanten von Arbeitsgeräten (Bottiche, Schäffer), Bierfässern und Salzkufen große Bedeutung (Ende des 18. Jh.s belieferten sie zwölf Brauereien in der Stadt Salzburg). Der →Dürrnberger Schwerttanz ist archivalisch in Bild und Schrift besonders gut belegbar.

Der Lungauer Russentanz, heute durch die →Vereinigten in Tamsweg ausgeführt, soll nach mündlicher Überlieferung aus Weißrussland bzw. dem Kosakengebiet durch nicht nachweisbare Bergknappen eingeführt worden sein. Diese Ursprungslegende ist historisch nicht nachvollziehbar, doch fehlen zum Tanz alle Quellen. Tatsächlich dürfte der Russentanz eine Fehlinterpretation bei Wiederaufnahme eines einstigen Bergmannstanzes sein, der vielfach Verwandtschaft mit Zunft- und Standestänzen aufweist. Die roten »Kosakenblusen« könnten eine Fehlinterpretation der einstigen rot-weißen Salzburger Bergmannstracht darstellen. Auch eine Fehlinterpretation eines Faschingsbrauches des 18. oder 19. Jh.s ist denkbar.

Literatur:

  • M. T. Resch: Die »Vereinigten« in Tamsweg. Diss. Wien 1986.
  • I. Peter: Salzburger Tänze. Salzburg 1975.

U.K.