Familie Spängler

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Franz Anton Spängler, * Dietenheim bei Bruneck in Südtirol, 4.4.1705, † Salzburg 16.4.1784, Tuch- und Seidenhändler. Spängler kam 1729 nach Salzburg als Direktor und Buchhalter der Laimbrucherschen Faktorei, heiratete 1731 Maria Katharina Prötz (geb. Ingerl), übernahm dadurch die Ingerlsche Handlung. 1743 erwirbt er das Haus Alter Markt 2, nach Tod der Ehefrau 1743 Heirat 1744 mit der Betenhändlerin Anna Elisabeth Lang (geb. Egger), deren Handlung Spängler nach ihrem Tod (1754) erwarb. 1755 Heirat mit Maria Theresia Traunbauer aus Krems; zur Hochzeit komponierte Leopold Mozart zwölf Menuette. Die Tuch- und Seidenhandlung zählte zu den größeren Salzburger Unternehmen und unterhielt einen weitgreifenden Handel. Der Ehemann der Tochter Elisabeth (1737–77), Antoni Nicoladoni, trat als Sozius in die Handlung ein, und führte schließlich mit Franz Joseph Christian Spängler (1757–1819), dem ältesten Sohn aus der dritten Ehe, und Andre Franz Gorian (der 1783 Maria Leopoldina Spängler ehelichte) die Handlung nach Spänglers Tod 1784 weiter.

Das Verlassenschaftsinventar weist ein Vermögen von mehr als 200.000 Gulden aus, und Aufzeichnungen über Aktiva, Passiva, Warenlager, Textilien, Kleidung, Schmuck, Geschirr, Möbel u.a. geben Einblick in die materielle Kultur. Vier Haushaltsbücher verzeichnen für die Zeit von 1733 bis 1785 die Ausgaben des Haushalts und gewähren Einblick in den Konsum von Lebens- und Genussmitteln, Anschaffung, Pflege und Reparatur von Hausrat und Kleidung sowie die Versorgung mit Grundbedürfnissen wie Brennholz und Wasser. Sie geben Aufschluss über die Beschäftigung des häuslichen Personals und der Hauslehrer, den Bezug von Arzneimitteln sowie Honorare für die Ärzte, Bader und Hebammen. Geschenke, Meßstipendien, Almosen und Trinkgelder lassen die soziale Verflechtung und Netzwerke erkennen. Die Ausgabenbücher werden im Stadtarchiv Salzburg aufbewahrt und sind eine wirtschafts- und kulturgeschichtliche Quelle ersten Ranges. Das Quellenensemble wird ergänzt durch die überlieferten Porträts sowie Briefe und Urkunden aus dem Familienarchiv des Bankhauses Spängler.

Franz Joseph Christian Spängler (1757–1819), der 1785 Maria Theresia Metzger, eine Tochter des Kaufmanns und Bürgermeisters Johann Peter Metzger geheiratet hatte, führte die Handlung bis 1819 fort. 1820 schlossen die Söhne Joseph, Franz Xaver und Alois einen Handlunsgvertrag, der 1855 mit dem Trennungsvertrag zwischen Joseph und Aloys Spängler beendet wurde. Sohn Aloys (1800–75) gehörte ab 1848 dem Gemeinderat an, wurde 1856 Bürgermeister (bis 1861), Mitbegründer der Salzburger Sparkasse (1856) trat durch kulturelle Aktivitäten wie die Bemühungen um das Mozart-Denkmal hervor.

Das nachmalige Bankhaus Spängler war 1828 durch Johann Alois Duregger gegründet worden. Im Jahr 1854 stieg Carl Spängler in das Unternehmen ein und heiratete ein Jahr später die Tochter Dureggers.

Heute leitet die siebente Generation der Familie Spängler seit 1855 das Bankhaus, eng mit dem kulturellen Leben der Stadt verbunden: Rudolf Spängler (Sohn des Alois), hatte nach Studium in Graz und Wien zum Dr. der Naturwissenschaften in Erlangen promoviert, gehörte ab 1864 dem Gemeinderat an und war Vizebürgermeister. 1856 bis 1885 war er Provisor in der Apotheke am St. Johann Spital in Salzburg, und nicht nur als Obmann der städtischen Sanitätssektion beschäftigte er sich mit hygienischen Fragen und leistete einen wichtigen Beitrag zur Assanierung der Stadt Salzburg.

Carl Spängler, senior (1825–1902), kaiserlicher Rat und Bankier, war unter anderem Gründungsmitglied und Kassier der Internationalen Mozart-Stiftung und der Internationalen Stiftung Mozarteum.

Karl Spängler, junior (1864–1954), Bankier, war ebenfalls Kassier der ISM (1914 Mozarteumsgebäude vollendet). 1906 bezog das Bankhaus das von Jacob Ceconi erbaute Bazar-Gebäude (Schwarzstraße 1), das 1925 in den Besitz der Bank kam.

Richard Spängler (1906–1999), Bankier, war ab 1936 Inhaber des Bankhauses, entfaltete eine intensive Tätigkeit für die ISM (Mozart Wohnhaus am Makartplatz, Mozarteum, Mozarts Geburtshaus, Ausstellungen und Gedenkstätte in St. Gilgen).

Tochter Hanna Spängler heiratete Dr. Heinrich Wiesmüller (geb. 1936), Bankier, ab 1998 Vorsitzender des Aufsichtsrates, ebenfalls im kulturellen Leben engagiert, unter anderem in Funktionen im Salzburger Kunstverein, als Vorsitzender des Kuratoriums der Internationalen Stiftung Mozarteum, als Mitglied des Direktoriums und (1991–1995) Präsident der Salzburger Festspiele und schließlich 2001 bis 2007 Mitglied des Kuratoriums.

Heinrich Spängler, geb. 1945, Kommerzialrat und Bankier, ist Vorsitzender des Aufsichtsrates des Bankhauses Carl Spängler & Co. AG. Seit 1999 ist er Präsident des Vereins der Freunde und Förderer der Salzburger Festspiele sowie langjähriger Präsident der Österreichisch-amerikanischen Gesellschaft, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Salzburg Stiftung der American Austrian Foundation, langjähriger Vizepräsident und Schatzmeister der Deutschen Handelskammer in Österreich sowie Finanzreferent und Schatzmeister der Michael-Haydn-Gesellschaft.

Literatur:

  • P. Eigner/H. Fatschlehner/A. Resch: Geschichte der österreichischen Privatbanken. Von Rothschild bis Spängler. Wiesbaden 2018.
  • R. Reith et al.: Haushalten und Konsumieren. Die Ausgabenbücher der Salzburger Kaufmannsfamilie Spängler von 1733 bis 1785. Salzburg 2016.
  • R. Reith et al.: Das Verlassenschaftsinventar des Salzburger Tuch- und Seidenhändlers Franz Anton Spängler von 1784. Einführung und kommentierte Edition. Salzburg 2015.
  • R. Angermüller: Aloys Spängler (1800–1875), Bürgermeister von Salzburg (1854–1861). Erinnerungen (1800–1863). Salzburg 2008.
  • Nekrolog Dr. Rudolf Spängler. In: MGSLK 36, 1896, S. 412–420.

Reinhold Reith