Salzburger Kunstverein
Der Salzburger Kunstverein wurde 1844 auf Anregung von Kardinal Erzbischof Friedrich Fürst zu Schwarzenberg, von Honoratioren der Stadt Salzburg und den Malern Georg Pezolt, Johann Fischbach und Sebastian Stief gegründet. Nach den Kunstvereinen von Wien, Prag und Pest zählt er zu den ältesten im österreichischen Raum.
Die Statuten, die sich nach jenen des Wiener Vereins zur Beförderung der bildenden Künste von 1831 richteten, bestimmten ihn als „eine allerhöchst genehmigte Gesellschaft, deren Zweck darin liegt, durch andauernde Ausstellung von Gemälden, Zeichnungen, Kupferstichen, Lithografien und plastischen Werken von anerkannt artistischem Werthe und durch Ankauf und alljährliche Verlosung einiger Gemälde die Kunstliebe zu erwecken und den Kunstsinn zu bilden“. Damit wurde er zum Mittler zwischen freischaffenden Künstlern und kunstsinnigem wie kauffreudigem Publikum.
In den Anfangsjahren dienten die Residenz und dann der Anbau der Kollegienkirche als Ausstellungsraum. Die permanente Ausstellung mit ständig wechselnden Ausstellungsstücken war ein salzburgisches Spezifikum. Der Mitgliedsbeitrag berechtigte über einen Anteilschein (Aktie) zum Ausstellungsbesuch (gratis auch für Familienmitglieder), zu einem Prämienblatt als Jahresgabe und zur Teilnahme an der Jahresend-Verlosung der durch den Verein angekauften Kunstwerke. Prämienblätter erschienen seit dem Gründungsjahr als Druckgrafiken nach Vorlagen zumeist einheimischer Künstler. Auch Ausstellungen und Ankäufe durch den Verein bevorzugten in lokalpatriotischem Sinn Salzburger Künstler. Internationale Verbindungen reichten in alle Gebiete der Monarchie sowie nach Deutschland, Italien und Frankreich. Regelmäßige Jahresberichte brachten neben den Rechenschaftsberichten Verzeichnisse der Mitglieder und die Verlosungs-Gewinner.
Seit Errichtung eines eigenen Künstlerhauses an der Hellbrunner Straße im Jahre 1885 durch Architekt Hyazinth Julius Michael Michel (* 1846 in Wien, † 1904 in Öblarn, Steiermark) finden dort Einzelausstellungen statt, die von Katalogen begleitet werden (zwischen 1844 und 1885 keine Kataloge, da ständig wechselnde Jahresausstellungen). Als Art verspäteter Secession, die ein diplomatisches Arrangement mit dem bereits antiquierten Kunstverein einging, ist die 1918 gegründete Gruppe Wassermann zu bezeichnen. Sie löste sich 1921 wieder auf und hinterließ einen scheintoten Kunstverein, der 1938 aufgelöst und vom nationalsozialistischen Regime in eine Genossenschaft Salzburger Künstler umgewandelt und als solche zwischen 1939 und 1947 geführt wurde.
Erst 1947 konnte der Salzburger Kunstverein mit neuen Satzungen wieder gegründet werden und nahm sich in der Folge eine intensive Auseinandersetzung mit der Moderne zum Ziel, um sich dadurch auch international Anerkennung verschaffen zu können. Stadt und Land Salzburg sowie der Bund und private Sponsoren ermöglichten den nötigen finanziellen Rahmen: die Renovierung des Künstlerhauses 1951/52 schaffte endlich einen permanenten Ausstellungsraum für die Jahres-Ausstellung und weitere kleinere Sonderausstellungen, die auch in Räumen der Residenz und ab 1973 im Traklhaus stattfanden. 1973 Wiedereröffnung des renovierten Ausstellungssaals für eine verstärkte Ausstellungstätigkeit. Zu dieser Zeit wurde das Künstlerhaus aufgestockt und weitere Ateliers wurden geschaffen. Im Rahmen der Renovierungen 2001 wurde die Terrasse für den Restaurantbetrieb an der Salzachseite angebaut und 2010 die Fassade in kräftigem Rot gestrichen.
1951–69 schließen sich einheimische Künstler in losem Verband zur Salzburger Gruppe zusammen. Der Kunstverein ist um die „Förderung der modernen Kunst ohne Kunstströmungen bemüht und sieht seine Aufgabe in der Hilfestellung der einheimischen Künstler“. 1973 Wiedereröffnung des renovierten Ausstellungssaals für eine verstärkte Ausstellungstätigkeit. 1973–79 schließen sich die abstrakten Künstler*innen des Vereins zur Gruppe 73 zusammen; gleichzeitig bilden die Salzburger Künstlerinnen des Kunstvereins eine eigene Gruppe der Salzburger Naiven in loser Verbindung zum Kunstverein.
In den 70er-Jahren wird die Idee eines Kulturzentrums Kunstverein durch die Konzentration auf die Ausstellungstätigkeit zu einer Kunsthalle mit international renommierten Ausstellungen mit angeschlossenen Künstlerateliers realisiert.
Ab 1991 Wechsel der alten Selbstverwaltung mit Vorstand zu einem Direktoriumsmodell (erste Direktorin Hildegund Amanshauser). Der Salzburger Kunstverein sieht heute seine Aufgabe in der Förderung der kreativen Arbeit der zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler sowie in der Vermittler-Funktion als Kultureinrichtung mit Veranstaltungen und Ausstellungen zu aktuellen Tendenzen internationaler bildender Kunst.
Im Künstlerhaus befinden sich neben dem Salzburger Kunstverein weitere Institutionen wie das œnm (Österreichisches Ensemble für Neue Musik) und die Artgenossen, 24 Ateliers (die als Arbeitsateliers an Salzburger Künstler*innen vermietet bzw. als Wohnateliers des Landes, der Stadt und des Bundes Künstler*innen aus dem Ausland zur Verfügung gestellt werden), Ausstellungsräume sowie das Café Cult.
Lit.:
- 150 Jahre K., Kunst und Öffentlichkeitsarbeit. Hg. K. Salzburg, 1994.
- C. Svoboda: Der Salzburger K. 1844–1922. Diss. Univ. Salzburg 1977.
Ch.S., D.G.