Seidensticker

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Die Seidensticker, auch Seidennater oder Seidennäher, waren im Gegensatz zu anderen europäischen Städten in Salzburg nicht den Malern, sondern der Zunft der Goldschmiede angeschlossen. Ihr handwerklicher Beruf wurde von Männern ausgeübt und wies im 14. und 15. Jahrhundert bedeutende Werkstätten in Wien und Salzburg auf. Der erste namentlich bekannte Seidensticker Salzburgs war Seidlin (= Siegfried) von Pettau zur Zeit Erzbischof Friedrichs von Leibnitz (1315–38). Von ihm stammt das Antependium aus dem mittelalterlichen Dom, heute im Österreichischen Museum für angewandte Kunst in Wien. Von Beginn des 15. Jahrhunderts bis zum Amtsantritt Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenaus, 1587, verzeichnete Salzburg 26 Seidensticker.

Der seit 1442 in Salzburg tätige Hans Goldfuss (Goldfuess) ist als Sticker von drei Mitren des Domschatzes bekannt. Aus Seekirchen stammten Hans, Jörg, Heinrich und Gabriel Breitfuss, eine Dynastie von Seidenstickern, die von der Mitte des 15. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts arbeitete. Von 1450 bis nach 1500 wurden die Stickereien, v.a. auf den Kaselkreuzen, immer mehr zur Reliefarbeit, ja manchmal zu freiplastisch gearbeiteten Teilen.

Peter der Seydenater (= Peter Schulthuß oder Schulthaiß) war ab 1556 in Salzburg tätig und schuf für Erzbischof Michael von Kuenburg (1554–60) u.a. einen perlenbestickten Ornat mit gesticktem Kreuz. Die berühmte Mitra des Abtes von St. Peter, Rupert Keutzl, aus dem dritten Drittel des 15. Jahrhunderts gilt als bedeutende Schöpfung eines Salzburger Seidenstickers, die unter großzügiger Verwendung aufgebrachter Steine die Grenzen zur Goldschmiedekunst zu verwischen vermag.

Lit.:

  • F. Wagner: Seidenstickerei. In: Kat. Spätgotik in Salzburg. Die Malerei. SMCA, Bd.17, 1972, S. 204ff.
  • F. Pirckmayer: Seidennater. In: MGSLK 44, 1904, S. 270ff.

Ch.S.